Sabine Herpertz
Sabine C. Herpertz (* 16. April 1960 in Oberhausen)[1] ist eine deutsche Psychiaterin.
Leben und Wirken
Herpertz studierte von 1978 bis 1985 Medizin an der Universität Bonn. Nach der Approbation als Ärztin wurde sie 1986 an der Goethe-Universität Frankfurt promoviert und habilitierte sich 1997 in Psychiatrie und Psychotherapie an der RWTH Aachen. Sie ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, Neurologie sowie Psychotherapeutische Medizin.[1]
Nach Stationen als Assistenzärztin in Bonn, Bochum und Aachen wirkte sie von 1993 bis 2003 als Oberärztin bzw. leitende Oberärztin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der RWTH Aachen. Zwischen 2002 und 2003 bekleidete sie eine Professur für Experimentelle Psychopathologie an der RWTH Aachen, bevor sie von 2003 und 2009 den Lehrstuhl für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Rostock übernahm. Seit 2009 ist sie Lehrstuhlinhaberin für Allgemeine Psychiatrie am Universitätsklinikum Heidelberg und Ärztliche Direktorin der gleichnamigen Klinik.[1] Von Oktober 2018 bis September 2023 war sie Studiendekanin der Heidelberger Medizinischen Fakultät.[2]
Herpertz war zwischen 2016 und 2017 Präsidentin der International Society for the Study of Personality Disorders (ISSPD) und von 2015 bis 2018 Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Biologische Psychiatrie.[2] Von 2014 bis 2018 war sie Sprecherin der Ständigen Konferenz ärztlicher psychotherapeutischer Verbände (STÄKO).
Forschungsschwerpunkte
Herpertz’ Forschungsschwerpunkt ist die Erforschung von Emotionen und interpersonellem Verhalten bei Menschen mit psychischen Erkrankungen, vor allem Persönlichkeitsstörungen, Depressionen und stress-assoziierten Erkrankungen, mittels detaillierter Beobachtung, experimenteller Psychopathologie und neurowissenschaftlichen Methoden. Die umfassende Erforschung der psychopathologischen und neurowissenschaftlichen Grundlagen der Borderline-Persönlichkeitsstörung zählt ebenfalls zu ihren Forschungsschwerpunkten und trug dazu bei, die Ursachen dieser Persönlichkeitsstörung besser zu verstehen und betroffene Patienten spezifischer zu behandeln. Dafür erhielt sie 2014 den Distinguished Achievement in the Field of Severe Personality Disorders Award[2] des New Yorker Weill Cornell Medical College.
Ein weiterer Forschungsfokus liegt auf der Psychotherapieforschung; hier untersucht sie modulare psychotherapeutische Techniken, die auf die Veränderung von psychologischen und biologischen Systemen abzielen. Schließlich zielt ihre Forschung auf die Prävention psychischer Erkrankungen durch positive Beeinflussung des Elternverhaltens. Zu dieser Thematik untersucht sie die Wirksamkeit von Elterntrainings, die darauf abzielen, dass Eltern hinter schwierigem Verhalten ihrer Kinder deren Gefühle und Motive besser verstehen.
Herpertz ist Editor-in-Chief der internationalen Fachzeitschrift Psychopathology und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats weiterer internationaler Zeitschriften auf dem Gebiet der Persönlichkeitsstörungen.[2]
Schriften (Auswahl)
- Impulsivität und Persönlichkeit. Zum Problem der Impulskontrollstörungen. Kohlhammer, Stuttgart 2001, ISBN 3-17-016683-2.
- mit Birger Dulz, Otto F. Kernberg, Ulrich Sachsse: Borderline Handbuch. Schattauer Verlag, Stuttgart 2010.
- als Hrsg. mit Knut Schnell, Peter Falkai: Psychotherapie in der Psychiatrie. Störungsorientiertes Basiswissen für die Praxis. Kohlhammer, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-17-021983-0.
- mit Peter Fiedler: Persönlichkeitsstörungen. 8. aktualisierte Auflage, Beltz Verlag, Weinheim 2023, ISBN 978-3-621-28893-4.
- als Hrsg. mit Franz Caspar, Klaus Lieb: Psychotherapie: Funktions- und störungsorientiertes Vorgehen. Elsevier Verlag, München 2017, ISBN 978-3-437-23731-7.
- mit Babette Renneberg: Persönlichkeitsstörungen. Hogrefe, Göttingen 2021, ISBN 978-3-8017-2508-2.
- mit Christian Schmahl: Translational Research in Borderline Personality Disorder. In: John M. Oldham, Andrew E. Skodol (Hrsg.): Textbook of Personality Disorders. The American Psychiatric Publishing, Arington 2021, doi:10.1176/appi.books.9781615379699.lg25
Literatur
- Uwe Groenewald: Heilende Worte. In: Welt am Sonntag vom 27. November 2005 (online).
- Thomas Darnstädt, Beate Lakotta: Von Menschen und Monstern. In: Der Spiegel Nr. 19 vom 5. Mai 2008 (online)
- Christian Weber: Nur jeder zehnte Patient erhält eine Psychotherapie. In: Süddeutsche Zeitung vom 8. März 2016 (online).
Weblinks
- Literatur von und über Sabine Herpertz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Veröffentlichungen von und über Sabine Herpertz auf dem Dokumentenserver Researchgate
- Sabine Herpertz auf der Website des Universitätsklinikums Heidelberg
- Eintrag zu Sabine Herpertz im Catalogus Professorum Rostochiensium
- DFG-Forschungsprojekte
Einzelnachweise
- ↑ a b c Eintrag zu Sabine Herpertz im Catalogus Professorum Rostochiensium, abgerufen am 25. August 2025
- ↑ a b c d Sabine Herpertz auf der Website des Universitätsklinikums Heidelberg, abgerufen am 25. August 2025