SU(2)-Hauptfaserbündel

-Hauptfaserbündel (auch -Hauptfaserbündel) sind im mathematischen Teilgebiet der Differentialgeometrie spezielle Hauptfaserbündel mit der zweiten speziellen unitären Gruppe (isomorph zur ersten symplektischen Gruppe ) als Strukturgruppe. Topologisch hat diese die Struktur der dreidimensionalen Sphäre, dadurch sind -Hauptfaserbündel insbesondere Sphärenbündel, jedoch mit einer zusätzlichen Gruppenwirkung.

-Hauptfaserbündel finden Anwendung in vielen Teilgebieten der Mathematik, etwa im mit der Fields-Medaille ausgezeichneten Beweis des Donaldson-Theorems[1][2] oder der Instanton-Floer-Homologie. Da die Eichgruppe der schwachen Wechselwirkung ist, sind -Hauptfaserbündel auch in der theoretischen Physik von Bedeutung. Insbesondere können -Hauptfaserbündel über der vierdimensionalen Sphäre (wozu die komplexe Hopf-Faserung gehört) zur Beschreibung hypothetischer magnetischer Monopole in fünf Dimensionen, genannt Wu-Yang-Monopole, verwendet werden, siehe auch vierdimensionale Yang-Mills-Theorie und Wu-Yang-Korrespondenz.

Definition

-Hauptfaserbündel sind Verallgemeinerungen von kanonischen Projektionsabbildungen für topologische Räume , nämlich sodass der Quellenraum nicht ein globales, sondern nur lokales Produkt ist. Konkret ist eine stetige Abbildung mit einer stetigen Rechtsgruppenwirkung , welche alle Urbilder einzelner Punkte erhält, also für alle und erfüllt, sowie frei und transitiv auf allen Urbildern einzelner Punkte wirkt, also sodass diese alle jeweils homöomorph zu sind, ein -Hauptfaserbündel.[3][4]

Da Hauptfaserbündel insbesondere Faserbündel sind, bei denen genau die Gruppenwirkung fehlt, können deren Benennungen übertragen werden, also wird auch Totalraum und auch Basisraum genannt. Urbilder einzelner Punkte sind dann die namensgebenden Fasern. Da insbesondere eine Lie-Gruppe ist, also insbesondere eine glatte Mannigfaltigkeit, wird für den Basisraum oft auch eine glatte Mannigfaltigkeit gewählt, was den Totalraum automatisch zu einer glatten Mannigfaltigkeit macht.

Klassifikation

-Hauptfaserbündel können mithilfe des klassifizierenden Raumes der zweiten speziellen unitären Gruppe , welcher genau der unendliche quaternionische projektive Raum ist, vollständig klassifiziert werden. Für einen topologischen Raum sei der Raum der Isomorphieklassen von -Hauptfaserbündeln, dann gibt es eine Bijektion mit Homotopieklassen:[5]

ist ein Zellkomplex mit dem -Skelett für die größte natürliche Zahl mit .[6] Für einen -dimensionalen Zellkomplex lässt sich nach dem zellulären Approximationssatz[7] jede stetige Abbildung in eine zelluläre Abbildung homotopieren, welche insbesondere über die kanonsiche Inklusion faktorisiert. Entsprechend ist die induzierte Abbildung surjektiv, aber nicht unbedingt injektiv, da die höheren Zellen von zusätzliche Homotopien erlauben. Insbesondere für maximal siebendimensionale Zellkomplexe mit ergibt sich dadurch mit eine Verbindung zu Kohomotopiemengen mit einer surjektiven Abbildung:

Ist eine 4-Mannigfaltigkeit gilt tatsächlich sogar Injektivität und dadurch Bijektivität, da sich alle Homotopien sich sogar in das -Skelett von verschieben lassen. Ist eine 5-Mannigfaltigkeit gilt das nicht mehr aufgrund von möglicher Torsion in der Kohomologie.[8]

ist unter Rationalisierung der rationalisierte Eilenberg-MacLane-Raum , aber selbst nicht der Eilenberg-MacLane-Raum ,[9] mit welchem singuläre Kohomologie dargestellt wird,[10] vergleiche mit dem Brownschen Darstellungssatz. Durch den Postnikov-Turm[11] gibt es eine kanonische Abbldung und dadurch durch Nachkomposition eine kanonische Abbildung:

(Die Komposition is die Hurewicz-Abbildung.) Eine entsprechende Abbildung wird durch die zweite Chern-Klasse beschrieben. Ist wieder eine 4-Mannigfaltigkeit, ist die Klassifikation eindeutig.[12] Zwar sind charakteristische Klassen für Vektorbündel definiert, können jedoch auch auf spezielle Hauptfaserbündel übertragen werden.

Assoziertes Vektorbündel

Einem -Hauptfaserbündel kann über das balancierte Produkt ein komplexes Ebenenbündel zugeordnet werden. Anschaulich werden dabei die Sphären an jedem Punkt über die Inklusion aufgefüllt.

Da die Determinante von speziellen unitären Matrizen immer konstant ist, wird das Determinantenbündel dieses Vektorbündels durch eine konstante Abbildung klassifiziert und ist daher trivial. Da das Determinantenbündel zudem die erste Chern-Klasse erhält, ist diese immer trivial. Dadurch wird das Vektorbündel nur durch die zweite Chern-Klasse beschrieben.

Mit der kanonischen Inklusion lässt sich jedem -Hauptfaserbündel ein -Hauptfaserbündel zuordnen. Ist das assoziierte komplexe Geradenbündel von , dann ist das assoziierte komplexe Ebenenbündel von , genau wie von der kanonischen Inklusion beschrieben. Dabei sind die Chern-Klassen von gegeben durch:[13][14]

Ist ein -Hauptfaserbündel über einem Zellkomplex mit und für eine singuläre Kohomologieklasse , dann existiert ein -Hauptfaserbündel mit , da die erste Chern-Klasse von -Hauptfaserbündeln über Zellkomplexen ein Isomorphismus ist.[15] Daher haben und identische Chern-Klassen. Ist eine 4-Mannigfaltigkeit sind die beiden -Hauptfaserbündel daher isomorph aufgrund der eindeutigen Klassifikation durch die zweite Chern-Klasse.[8][16]

Adjungiertes Vektorbündel

Für das assoziierte Vektorbündel ist notwendig, dass eine Matrix-Lie-Gruppe ist. Daneben gibt es noch das adjungierte Vektorbündel, für welches das nicht notwendig ist, da die immer existierende adjungierte Darstellung mit induzierter Abbildung verwendet wird. Tatsächlich ist die adjungierte Darstellung sogar die doppelte Überlagerung .[17] Für ein -Hauptfaserbündel mit klassifizierender Abbildung mit ist das adjungierte Vektorbündel gegeben durch:

Da es wie gerade beschrieben eine Spin-Struktur hat, verschwinden dessen erste und zweite Stiefel-Whitney-Klasse. Die erste Pontrjagin-Klasse ist gegeben durch:[17]

Im Gegensatz zum assoziierten Vektorbündel, einem komplexen Ebenenbündel, ist das adjungierte Vektorbündel also ein orientierbares reelles Vektorbündel dritten Ranges. Auch da bei vorderem durch einfache Multiplikation und bei hinterem durch Konjugation wirkt, sind die Vektorbündel verschieden. Eine Anwendung des adjungierten Vektorbündels ist auf die Zusammenhänge oder allgemeiner Lie-algebrenwertigen Differentialformen auf dem -Hauptfaserbündel:

Beispiele

  • Per Definition des quaternionischen projektiven Raumes ist die kanonische Projektion ein -Hauptfaserbündel. Mit ist die komplexe Hopf-Faserung ein wichtiger Spezialfall. Im allgemeinen Fall ist die klassifizierende Abbildung einfach die kanonsiche Inklusion:
  • Es gilt , also gibt es -Hauptfaserbündel . Solche Hauptfaserbündel werden klassifiziert durch:[18]
ist das eindeutige nichttriviale Hauptfaserbündel, was etwa über die vierte Homotopiegruppe erfasst wird:
[19][20]
  • Es gilt , also gibt es (mit ) ein -Hauptfaserbündel . Solche Hauptfaserbündel werden klassifiziert durch:[18]

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Donaldson 1983
  2. Donaldson 1987
  3. Freed & Uhlenbeck 1984, S. 29
  4. Mitchell 2001, S. 2
  5. Mitchell 2011, Theorem 7.4
  6. Hatcher 2001, S. 222
  7. Hatcher 2001, Theorem 4.8.
  8. a b Freed & Uhlenbeck 1984, Theorem E.5.
  9. Hatcher 2001, Example 4.50.
  10. Hatcher 2001, Theorem 4.57.
  11. Hatcher 2001, S. 410
  12. Donaldson 1983, S. 282
  13. Donaldson 1983, S. 287
  14. Freed & Uhlenbeck 1984, S. 34
  15. Hatcher 2017, Proposition 3.10.
  16. Freed & Uhlenbeck 1984, Proposition 2.11.
  17. a b Freed & Uhlenbeck 1984, S. 180
  18. a b Mitchell 2011, Corollary 11.2
  19. Mamoru Mimura und Hiroshi Toda: Homotopy Groups of SU(3), SU(4) and Sp(2). In: Journal of Mathematics of Kyoto University. 3. Jahrgang, Nr. 2, 1963, S. 217–250, doi:10.1215/kjm/1250524818 (englisch, projecteuclid.org).
  20. Donaldson 1983, S. 295