SS-Polizei-Gebirgsjäger-Regiment 18
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SS-Gebirgs-Polizei-Regiment 18 | |
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| Aktiv | |
| Staat | |
| Streitkräfte | Schutzstaffel |
| Typ | Ordnungspolizei |
| Gliederung |
Polizei-Bataillon 302 (I/18,) München |
| Standort | Innsbruck |
| Führung | |
| Ehemalige Kommandeure |
Hermann Franz |
Das SS-Polizei-Gebirgsjäger-Regiment 18 wurde ursprünglich 1942 als Polizei-Gebirgsjäger-Regiment aus bestehenden militärischen Einheiten der Ordnungspolizei aufgestellt. Es war das einzige Polizei-Gebirgsjäger-Regiment der Ordnungspolizei. Es wurde in Slowenien und Griechenland zur „Partisanenbekämpfung“ und in Finnland an der Karelienfront eingesetzt. In Griechenland kämpfte es auch gegen italienische Truppen und war an der Deportation der Athener Juden nach Auschwitz beteiligt.
Aufstellung und Gliederung
Im Juni 1942 wurde in Garmisch-Partenkirchen im Deutschen Reich die Aufstellung befohlen. Deren Gebirgsführer wurden an der neu gegründeten Hochgebirgsschule der Ordnungspolizei in Innsbruck ausgebildet. Das Polizei-Bataillon 302, das Polizei-Bataillon 312 und das Polizei-Bataillon 325 waren die ersten Bataillone, welche diesem Stab unterstellt wurden. Der Polizei-Hauptmann Hermann Franz wurde Regimentskommandeur und führte die Einheit bis August 1943[1], als er durch den Oberstleutnant der Polizei Hösl abgelöst wurde. Das Regiment war vollständig motorisiert und verfügte zusätzlich über 600 gebirgsjägertypische Maultiere. Es war ein kampfstarker Verband, der nicht nur für Polizeiaufgaben, sondern auch in schwierigstem Gelände gegen Partisanen eingesetzt werden konnte.[2] Alle Polizeiregimenter erhielten am 12. März 1943 den Namenszusatz SS. Dieser Zusatz wurde nur als Ehrenname vergeben und die Regimenter blieben Teil der Ordnungspolizei. Eine Zugehörigkeit zur Waffen-SS oder eine Unterstellung in die SS-Administration war hiermit nicht verbunden.
Einsätze
Slowenien
Da die Eroberung des Kaukasus noch nicht gelungen war, wurde das Regiment im Juli 1942 zur Partisanenbekämpfung in der Oberkrain stationiert, wo es dem Befehlshaber der Ordnungspolizei (BdO) Alpenland Karl Brenner unterstand. In der Aktion Enzian sollten gemeinsam mit weiteren Polizeieinheiten die „Bandentätigkeit“ von „Partisanen und sonstige Banditen“ in Oberkrain und Untersteiermark unterdrückt werden. Die Ordnungspolizei sollte Dörfer umstellen, Sachwerte sicherstellen und sämtliche Personen der Sicherheitspolizei übergeben. Das Niederbrennen von Dörfern und die Exekution von Personen sollte nach Auswahl durch die Sicherheitspolizei durch die Ordnungspolizei erfolgen. Das Regiment ging jedoch auch gegen die verdächtigte Bevölkerung vor, ohne Anweisungen der Sicherheitspolizei abzuwarten. Das Regiment führte in der Oberkrain einen grausamen „Partisanenkrieg“, wobei elf Dörfer niedergebrannt und einige hundert Slowen getötet wurden. Das Regiment hatte nur 20 Tote und einige Verwundete zu beklagen. Die Bevölkerung war danach eingeschüchtert und passiv und die Partisanen mussten sich zurückziehen. Das Regiment wurde im Bericht zur erfolgreichen Aktion Enzian vom Chef der Ordnungspolizei Daluege lobend hervorgehoben.[3]
Finnland
Im Oktober und November 1942 erfolgte noch ein Ausbildungsabschnitt unter winterlichen Bedingungen am Wendelstein als Vorbereitung zum geplanten Einsatz im Kaukasus. Es wurde aber nur ein Vorauskommando in den Kaukasus entsandt und das Regiment wurde wegen der absehbaren Niederlage der Wehrmacht bei Stalingrad stattdessen im Dezember via Danzig nach Finnland an die karelische Front verlegt. Dort unterstand das Regiment taktisch der 6. SS-Gebirgs-Division Nord, die Teil des XVIII. Gebirgs-Korps war in einem Stellungskrieg mit geringen Aktivitäten. Dies wurde für eine intensive Ausbildungsphase genutzt. Nur einmal wurden angreifende sowjetische Truppen abgewehrt und bei der Teilnahme an einer Vergeltungsaktion gegen Partisanen wurden von den Gebirgsjägern für fünf getötete Regimentsangehörige mindestens 110 Menschen aus Rache erschossen.[4]
Griechenland
Im Juli und August 1943 wurde das Regiment zur Verstärkung nach Griechenland verlegt, wo sich die Nationalsozialisten auf einen möglichen Abfall des Bündnispartners Italien („Fall Achse“) vorbereiteten. Weil Franz erkrankte übernahm Polizei-Oberstleutnant Hans Hösl das Regimentskommando. Am 8. September wurde das III. Bataillon der 11. Luftwaffen-Felddivision unterstellt, um italienische Soldaten zu entwaffnen. Dabei kam es am 23. September auf der Kykladeninsel Andros zu den einzigen Kämpfen mit italienischen Truppen.[5] Während des Einsatzes in Griechenland wurde dem Regiment eine Artillerieabteilung unterstellt.[6]
In Boiotien (Mittelgriechenland) mussten drei wichtige Nachschubrouten vor Partisanenüberfällen gesichert werden. Dazu wurden kleinere Einheiten bis hin zu Kompanien auf Stützpunkte entlang der Straßen verteilt. Die Bataillons- und Kompanieführer mussten wegen des auseinandergezogenen Einsatzraumes oft eigeninitiativ handeln und ordneten auch ohne Regimentsbefehl Vergeltungsmaßnahmen an. In einem Hinterhalt bei Arachova wurden am 10. September 1943 nach Angaben von Franz fünfzig Gebirgsjäger der 5. Kompanie getötet. Als bei Vrastamites am 4. Januar 1944 zwei Regimentsangehörige von Partisanen erschossen worden waren, exekutierten Gebirgsjäger fünfzig willkürlich ausgesuchte Insassen des Gefängnisses von Livadia. Diesem Reaktionsschema folgend wurde die Bevölkerung der Region mit Exekutionen, Geiselhinrichtungen, Razzien, Brandstiftungen, Massenverhaftungen und Plünderungen terrorisiert.[7]
Im Juni 1944 wurden das II. und III. Bataillon sowie die mittlerweile hinzugekommene Polizei-Gebirgsjäger-Artillerieabteilung des Regiments wurden zu einem sechswöchigen Einsatz auf dem Peloponnes unter dem Befehl von General Le Suivre mit der 117. Jäger Division und griechischen Freiwilligenverbänden kommandiert. Im „Unternehmen Natter“ sollte das Taygetosgebirge durchquert und die dortigen starken Partisanen vernichtet werden. Die Partisanen vermieden jedoch die Konfrontation, die beiden Bataillone des Regiments hatten nur zwei Tote und fünf Verletzte zu verzeichnen, während ihre Angehörigen 72 Griechen erschossen und 63 gefangen nahmen (vermutlich ausschließlich Zivilisten).[8]
Im städtischen Bereich wurde das I. Bataillon in den Arbeitervierteln von Athen und Piräus Razzien zur Widerstandsbekämpfung (zuerst wegen des Streiks vom 3. bis 6. März 1944) durch. Mit griechischen Sicherheitskräften verstärkt wurden Bewohner von Stadtvierteln zusammengetrieben. Maskierte griechische Kollaborateure denunzierten angebliche und tatsächliche Kommunisten, die sofort erschossen oder ins KZ Chaidari gebracht wurden. Die Verhafteten wurden teils zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert oder dienten als Geiseln, die bei Vergeltungsmaßnahmen liquidiert werden konnten.[9]
Die Angehörigen der dritten und vierten Kompanie waren 1944 an der Verhaftung der Athener Juden beteiligt. Am 2. April wurden diese vom KZ Chaidari nach Auschwitz deportiert, wo sie am 11. April eintrafen. Angehörige der beiden Kompanien sowie der Polizei-Gebirgs-Artillerie-Abteilung begleiteten den Deportationszug.[10]
In Griechenland erlitt das Regiment erstmals deutliche Verluste und größere Erfolge gegen Partisanen wie in Slowenien blieben aus. Das Regiment konnte als eine Art „Feuerwehr“ nur reagieren und die Partisanentätigkeit nur noch behindern aber nicht verhindern. In Griechenland war das Regiment dreifach für Kriegs- und NS-Verbrechen verantwortlich: Wegen der Funktion im deutschen Besatzungsapparat, der Massaker und Rachemaßnahmen gegen die Zivilbevölkerung, sowie der Beteiligung an der Vernichtung der griechischen Juden.[10]
Rückzug und Kriegsende
Von griechischen und jugoslawischen Partisanen und der Roten Armee getrieben, zog sich das Regiment ab Oktober über den Balkan zurück. Am 23. März 1945 wurde ihm noch das Freiwillige Polizei-Bataillon 1 Kroatien unterstellt und am 3. Mai die Reste des SS-Polizei-Regiment 5 als III. Bataillon zugewiesen. Am 10. Mai löste sich das Regiment auf der Flucht vor der Roten Armee bei Celje in Slowenien auf.[11]
Gemäß der Wehrmachtsauskunftsstelle beliefen sich die Verluste im Zweiten Weltkrieg auf 277 getötete und 239 vermisste Regimentsangehörige. Gemäß den verklärenden Memoiren von Hermann Franz sollen 1200 von 3600 Regimentsangehörige nicht zurückgekehrt sein. Kameradschaftsschriften geben noch höhere Verluste an. Auch in anderen Polizeieinheiten wurden nach dem Krieg die Verlustzahlen maßlos übertrieben, um vor einer möglichen Strafverfolgung zu schützen.[12]
Aufarbeitung
Sämtliche Ermittlungsverfahren gegen Regimentsangehörige wurden eingestellt.[13] Zahlreiche Veteranen konnten im Polizeidienst bleiben, wobei der Grenzschutz in Bayern von ihren hervorragenden alpinen Fähigkeiten profitierte. Bei Kameradschaftstreffen sprach man sich auch zu juristischen Ermittlungen ab.[14] Der populäre DDR-Schriftsteller Erwin Strittmatter, ein ehemaliger Regimentsschreiber, verharmloste in seinem autobiographisch angehauchten Nachkriegsrealismus die Vorgänge in Griechenland, ohne seine Zugehörigkeit zu diesem außergewöhnlichen Regiment offen zu legen.[15][16]
Literatur
- Massimo Arico: Ordnungspolizei: Encyclopedia of the German Police Battalions. Leandoer and Ekholm, Stockholm 2010, ISBN 978-91-85657-99-5.
- Antonio J. Muñoz: Hitler's Green Army: The German Order Police and Their European Auxiliaries, 1933–1945, Volume 2: Eastern Europe and the Balkans Verlag: Europa Books, Bayside (NY) 2006, ISBN 1-891227-67-X
- Ralph Klein: Das SS-Polizei-Gebirgsjäger-Regiment 18. In: Wolfgang Schulte (Hrsg.): Die Polizei im NS-Staat. Verlag für Polizeiwissenschaft, Frankfurt 2009, ISBN 978-3-86676-093-6.
- Stefan Klemp: „Nicht ermittelt“: Polizeibataillone und die Nachkriegsjustiz. 2. überarbeitete Auflage. Klartext, Essen 2011, ISBN 978-3-8375-0663-1.
- Georg Tessin, Norbert Kannapi: Waffen-SS und Ordnungspolizei im Kriegseinsatz 1939–1945: Ein Überblick anhand der Feldpostübersicht. Biblio Verlag, Osnabrück 2000, ISBN 3-7648-2471-9.
- Mark C. Yerger: Allgemeine-SS: The Commands, Units and Leaders of the General SS. Schiffer Publishing, Atglen (PA) 1997, ISBN 0-7643-0145-4 (englisch).
Einzelnachweise
- ↑ Yerger, S. 92
- ↑ Ralph Klein: Das SS-Polizei-Gebirgsjäger-Regiment 18. S. 203–205.
- ↑ Ralph Klein: Das SS-Polizei-Gebirgsjäger-Regiment 18. S. 205–208.
- ↑ Ralph Klein: Das SS-Polizei-Gebirgsjäger-Regiment 18. S. 209 f.
- ↑ Ralph Klein: Das SS-Polizei-Gebirgsjäger-Regiment 18. S. 211.
- ↑ Tessin & Kannapin, S. 557, 570, 623
- ↑ Ralph Klein: Das SS-Polizei-Gebirgsjäger-Regiment 18. S. 212.
- ↑ Ralph Klein: Das SS-Polizei-Gebirgsjäger-Regiment 18. S. 213 f.
- ↑ Ralph Klein: Das SS-Polizei-Gebirgsjäger-Regiment 18. S. 214 f.
- ↑ a b Ralph Klein: Das SS-Polizei-Gebirgsjäger-Regiment 18. S. 215.
- ↑ Ralph Klein: Das SS-Polizei-Gebirgsjäger-Regiment 18. S. 216.
- ↑ Stefan Klemp: „Nicht ermittelt“: Polizeibataillone und die Nachkriegsjustiz. S. 369.
- ↑ Stefan Klemp: „Nicht ermittelt“: Polizeibataillone und die Nachkriegsjustiz. S. 372.
- ↑ Ralph Klein: Das SS-Polizei-Gebirgsjäger-Regiment 18. S. 217.
- ↑ Werner Liersch: Geleugnete Wahrheit. Erwin Strittmatters Einsatz in der Ägäis und sein Nachkriegsrealismus. In: Chryssoula Kambas, Marilisa Mitsou (Hrsg.): Die Okkupation Griechenlands im Zweiten Weltkrieg: Griechische und deutsche Erinnerungskultur. Böhlau, 2015, ISBN 978-3-412-22467-7, S. 409 f.
- ↑ Frank Hoffmann, Silke Flegel: Autobiografie und Dichtung: Die Sommer-Debatte um Erwin Strittmatter. (PDF) Ruhruni Bochum, S. 973, abgerufen am 12. September 2025.