Sühnekapelle

Sühnekapelle

Die Sühnekapelle, auch als Armensünderkapelle bekannt, ist eine Kapelle in Leobendorf (Niederösterreich) an der Kreuzung Stockerauer Straße und Kreuzensteiner Weg.

Beschreibung

Die Kapelle ist ein kleiner Saalbau mit Satteldach. Über der spitzbogigen Eingangstür ist ein Reliefstein mit einem steigenden Löwen.

Der kleine Innenraum wird beherrscht von einem modernen Altarbild, das ein goldenes Dreieck im Strahlenkranz vor einem bestirnten Nachthimmel zeigt; am unteren Rand strecken sich Menschen aus dem Dunkel dem Licht entgegen, in ihrer Mitte eine größere Gestalt mit Heiligenschein.

Am Altartisch ist eine hölzerne Tafel angebracht, in die in Frakturschrift ein Gedicht von Friedrich Wilhelm Weber eingeschnitzt ist:

Leben magst du hundert Jahre;
Einst, wie Dampf im Berggelände,
Gehst du hin. – Wo kannst du bleiben?
Gott ist aller Dinge Ende.

Ward dir Kraft, von allen Kräften
Hast du Rechenschaft zu geben.
Wirke recht! Du wirst gerichtet,
Magst du hundert Jahre leben.

Denn die Kreatur ist Gottes,
Und sie kann ihm nicht entfliehen;
Einmal, morgen oder später,
Liegst du doch vor seinen Knien.[1]

Geschichte

Gemäß der Darstellung auf einer Website der Kultur.Region.Niederösterreich GmbH (marterl.at) ließ die ortsansässige Familie Reisinger die Kapelle in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts als Sühneleistung aufführen, weil eine Magdalena Reisinger 1733 der Brandstiftung in Leobendorf beschuldigt und hingerichtet worden war. Die Website beruft sich dabei auf die Ortschronik von Johann Göttinger: Leobendorf unter der Kreuzenstein (1983). Wie der niederösterreichische Historiker Franz Xaver Schweickhardt 1834 berichtete, soll Leobendorf tatsächlich im Jahre 1733 „durch Feueranlegung eines böswilligen Weibes“ eingeäschert worden sein, wobei auch die Pfarrkirche zerstört wurde.[2]

Die Kapelle wird von der Katholischen Österreichischen Studentenverbindung Kreuzenstein Wien betreut. Ein Gedenkstein neben der Kapelle trägt das Wappen und die Inschrift

Die katholische
Studentenverbindung
Kreuzenstein
aus Wien-Floridsdorf
widmet diesen Gedächtnisstein
dem Andenken
aller Bundesbrüder
die nach einem Leben der Treue
zu ihrem Burscheneid
uns vorangegangen sind
bezeichnet mit dem Siegel
des Kreuzes.
Fiducit!

Alljährlich findet bei der Kapelle das Gedenken an verstorbene Bürgermeister von Leobendorf verbunden mit dem Gedenken an verstorbene Mitglieder der Studentenverbindung statt.

Literatur

  • Johann Göttinger: Leobendorf unter der Kreuzenstein. Hrsg. anlässlich der 850-Jahr-Feier und der Markterhebung. Gemeinde Leobendorf 1983.
Commons: Armensünderkapelle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Dreizehnlinden, XVII.15
  2. Franz Xaver Schweickhardt: Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens, durch umfassende Beschreibung aller Burgen, Schlösser, Herrschaften, Städte, Märkte, Dörfer, Rotten etc. etc., topographisch-statistisch-genealogisch-historisch bearbeitet und nach den bestehenden vier Kreis-Vierteln alphabetisch gereiht. Viertel unterm Manhartsberg, 4. Band: Leis bis Neusiedl. Sollinger, Wien 1834, S. 25 (google.de).

Koordinaten: 48° 22′ 17,5″ N, 16° 18′ 42,6″ O