Ruth Buendía

Ruth Buendía Mestoquiari ist eine peruanische Bürgerrechtlerin der Volksgruppe der Asháninka.[1] Internationale Bekanntheit erlangte sie durch die erfolgreiche Mobilisierung ihrer Gemeinschaft gegen großangelegte Wasserkraftprojekte im Tal des Río Ene, wofür sie 2014 mit dem Goldman Environmental Prize ausgezeichnet wurde.[2] Ihr Wirken gilt als wegweisend für die Durchsetzung des Rechts auf vorherige Konsultation indigener Völker in Peru.[1]

 Leben

Buendía wurde in der Asháninka‑Gemeinde Cutivireni in der zentralperuanischen Selva geboren und wuchs während des bewaffneten Konflikts der 1980er- und 1990er-Jahre auf.[3] Im Alter von zwölf Jahren verlor sie ihren Vater, der während dieses Konflikts ermordet wurde.[1] Die Familie musste zwischen Cutivireni, Satipo und Lima pendeln, um der Gewalt zu entkommen.[1] Buendía begann erst als Jugendliche mit der Grundschule und beendete die Sekundarschule im Alter von 25 Jahren.[1]

1995 verließ sie eine ausbeuterische Hausangestelltenstelle in Lima und zog für ein selbstbestimmtes Leben nach Satipo.[3] Kurz darauf wurde sie ungeplant schwanger und entschied sich zur Übernahme der Verantwortung als Mutter; heute hat sie fünf Kinder.[3]

Während ihrer Arbeit in einem Saftladen in Satipo kam sie 2003 erstmals mit dem Asháninka‑Dachverband CARE (Centro Asháninka del Río Ene) in Kontakt und begann ehrenamtlich zu arbeiten.[2] 2005 wählten die Mitgliedsgemeinden sie im Alter von 27 Jahren zur ersten Präsidentin von CARE – ein Erfolg, der vor allem von Asháninka‑Frauen getragen wurde, während viele Männer skeptisch waren.[2] Mit der Zeit gewann sie auch das Vertrauen der zunächst zweifelnden männlichen Führungspersonen ihrer Gemeinschaft.[3] Buendía beschreibt die Vereinbarkeit ihrer Rolle als Mutter und als indigene Führungskraft als ständige Herausforderung, die häufige Reisen zu Versammlungen erfordert.[3]

 Wirken

Als CARE‑Präsidentin vernetzte Buendía die rund 10.000 Asháninka am Río Ene und machte sie auf die geplanten Wasserkraftwerke Pakitzapango und Tambo 40 aufmerksam, die ihre Territorien überflutet hätten.[2] Sie nutzte zur anschaulichen Darstellung drohender Auswirkungen der Projekte vielfach Laptop‑Simulationen, regionale Versammlungen und Medienarbeit.[1] Ihr Hauptargument stützte sich auf das völkerrechtlich verankerte Recht indigener Völker auf vorherige, freie und informierte Konsultation, das Peru ratifiziert hat.[1] Gemeinsam mit ihrem juristischen Beraterteam reichte sie Klagen bei peruanischen Gerichten ein und wandte sich zur Erwirkung von Baustopps an die Interamerikanische Menschenrechtskommission.[1]

Im Dezember 2010 wies das peruanische Energieministerium einen entscheidenden Antrag des Unternehmens Pakitzapango Energy nach ihrem Einsatz zurück.[2] 2011 zog sich zudem der Hauptanteilseigner Odebrecht aus dem Projekt Tambo 40 zurück und verwies dabei auf die Position der lokalen Gemeinschaften.[2] Buendía reiste 2010 nach Washington, um den Fall der Asháninka vor der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte zu präsentieren.[3] Für diese Erfolge erhielt sie 2014 den Goldman Environmental Prize in der Kategorie Süßwasser.[2]

Heute arbeitet sie daran, kollektive Landrechte und einen Managementplan für das Asháninka‑Reservat zu sichern, um zukünftige Eingriffe zu verhindern.[2] Zugleich setzt sie sich für den Aufbau einer nationalen politischen Partei der indigenen Völker ein und kritisiert den peruanischen Staat als größte Bedrohung für ihre Gemeinschaften.[4] Buendía prangert an, dass staatliche Mittel oft an NGOs statt direkt an die Gemeinden fließen und dass Frauen in den indigenen Strukturen weiterhin mit Machismo konfrontiert sind.[4] Sie fordert verbindliche Sicherheitsgarantien für Umwelt‑ und Menschenrechtsverteidiger sowie eine faire wirtschaftliche Teilhabe der indigenen Bevölkerung.[4]

Commons: Ruth Buendía – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Uri Friedman: The Woman Who Breaks Mega-Dams. In: The Atlantic. (theatlantic.com [abgerufen am 25. Juli 2025]).
  2. a b c d e f g h Ruth Buendía. 18. März 2022, abgerufen am 25. Juli 2025 (amerikanisches Englisch).
  3. a b c d e f Anderson, Jeanine (2011). Mujer rural: cambios y persistencias en América Latina. Lima: CEPES. ISBN 978-9972-722-18-9. OCLC 775574335
  4. a b c Aramís Castro: Aktivistin über Indigene in Peru: „Der Staat ist die größte Bedrohung“. In: Die Tageszeitung: taz. 25. Juli 2025, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 25. Juli 2025]).