Russisch-Orthodoxe Kapelle (Weimar)

Russisch-Orthodoxe Kapelle (Ansicht von Westen, 2017)

Die russisch-orthodoxe Hl.-Maria-Magdalena-Kirche Weimar wurde 1860–1862 als Grabkapelle für die Großherzogin und geborene russische Großfürstin Maria Pawlowna errichtet. Sie steht auf dem Historischen Friedhof Weimar, direkt hinter der Fürstengruft, und ist mit dieser unterirdisch verbunden. Der Sarg Maria Pawlownas steht unmittelbar in der unterirdischen Verbindung zwischen Fürstengruft und Grabkapelle, der Sarg ihres Ehemanns, des Großherzogs Karl Friedrich direkt daneben. Von der Kapelle führt eine heute durch eine Metallplatte verschlossene Wendeltreppe in diese unterirdische Verbindung zur Fürstengruft.

Geschichte

Bild aus der benachbarten Fürstengruft: hinten im Übergangsbereich der Sarg von Maria Pawlowna, davor der des Großherzogs Karl Friedrich

Maria Pawlowna hatte verfügt, dass nach ihrem Tod eine russisch-orthodoxe Kapelle über ihrem Grab errichtet werden sollte. Die Grabkapelle wurde von 1860 bis 1862 nach Plänen des Architekten und großherzoglichen Oberbaudirektors Carl Heinrich Ferdinand Streichhan (1814–1884) im Auftrag von Großherzog Carl Alexander erbaut. Da Maria Pawlowna der russischen Zarenfamilie und somit dem russisch-orthodoxen Glauben angehörte, verlangte das Protokoll, dass sie in russischer Erde beerdigt werden müsse. Andererseits war sie auch die Regentin des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach und musste demzufolge in Weimar begraben werden. Man konnte beide Bedingungen erfüllen, indem mehrere Wagenladungen russischer Erde aus der Gegend um Sankt Petersburg nach Weimar gebracht wurden, die auf dem Weimarer Friedhof zu einem Hügel aufgeschüttet wurden, auf dem die Kapelle erbaut wurde. Während des Baus legte man einen Durchbruch in der südlichen Wand des unteren Gewölbes an. Der Sarg Maria Pawlownas wurde in diesem Übergangsbereich untergebracht. Erst auf diese Art war es möglich, ebenso dem Wunsch der Großherzogin Rechnung zu tragen, an der Seite ihres Mannes bestattet zu werden und dennoch auf geweihtem Boden ihrer eigenen Religion liegen zu können. Die Kapelle wurde am 24. November 1862 durch den russischen Erzpriester Stefan Sabinin der Hl. Maria Magdalena geweiht.

Genutzt wurde und wird die Kapelle von der russisch-orthodoxen Gemeinde Weimars für Gottesdienste und zu Beerdigungszeremonien. Seit der Bauzeit waren regelmäßig Instandsetzungsarbeiten z. B. aufgrund von Feuchtigkeit im Mauerwerk notwendig.

1953 kam die Kapelle in Rechtsträgerschaft der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar (NFG), die weitere umfassende Restaurierungsarbeiten an dem Gebäude durchführte.

Heute ist die Kapelle Teil der Klassik Stiftung Weimar.

Literatur

  • Paul Kahl: Die Weimarer Museen. Ein erinnerungskulturelles Handbuch. Sandstein, Dresden 2022, ISBN 978-3-95498-635-4, S. 93–96.
  • Archimandrit Makarij (Veretennikov): Die Kirche der Apostelgleichen Maria Magdalena zu Weimar. Studien zu ihrer Geschichte. Lehrstuhl für Geschichte und Theologie des Christlichen Ostens, Erlangen 1999, ISBN 3-923119-37-2. (Dissertation, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 1988)
Commons: Russisch-Orthodoxe Kapelle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 50° 58′ 21″ N, 11° 19′ 32″ O