Rufius Varenus

Rufius Varenus war ein römischer Politiker und Statthalter (Prokonsul) in der Provinz Bithynia zur Zeit des Kaisers Trajan.

Eine 2012 veröffentlichte Inschrift aus Nikaia bezeugt,[1] dass er das Amt innehatte, als Trajan bereits den Titel „Dacicus“ (Sieger gegen die Daker) führte und im sechsten Jahr seiner tribunizischen Gewalt stand – also im Jahr 103 n. Chr. Damit lässt sich Varenus’ Prokonsulat wahrscheinlich in die Jahre 102/103 datieren, während man zuvor von 105/106 ausgegangen war.

Die Inschrift ist außerdem bemerkenswert, weil sie seinen Namen als Rufius Varenus überliefert, während er in der Überlieferung der Briefe Plinius des Jüngeren[2] häufig als „Varenus Rufus“ erscheint. Tatsächlich zeigt die Handschriftenlage, dass die Form Rufium Varenum ursprünglich war und erst von humanistischen Gelehrten zu „Rufum“ verändert wurde.

Politisch tritt Varenus in den Quellen mehrfach in Erscheinung. Kurz vor dem Jahr 103 klagten die Bithynier den Statthalter Gaius Iulius Bassus an und baten Plinius, als Anwalt aufzutreten – was er auch tat.[3] Wenig später übernahm Varenus selbst die Statthalterschaft in Bithynia. Während seiner Amtszeit hielt Dion Chrysostomos in Prusa, wo Varenus residierte, seine „Politische Ansprache in der Volksversammlung.“[4] Varenus erlaubte den Prusensern, ein Volkskonzil abzuhalten, das zuvor verboten gewesen war.[5]

Bald darauf wurde Varenus jedoch von denselben Bithyniern angeklagt. Er verteidigte sich mit Hilfe von Plinius.[6] Unter seinen Anklägern befand sich Fonteius Magnus; für ihn traten Plinius und ein gewisser Homullus als Verteidiger auf, während Gaius Avidius Nigrinus als Ankläger auftrat.[7] Schließlich gaben die Bithynier ihre Anklage auf und schickten einen Gesandten nach Rom, um ein Beschlussdokument zugunsten des Varenus dem Kaiser Trajan vorzulegen.[8] In den Beratungen verteidigte der Gesandte Varenus, während Fonteius Magnus erneut gegen ihn auftrat. Trajan entschied daraufhin, den Willen der Provinz selbst zu erkunden.[9]

Literatur

Einzelnachweise

  1. AE 2012, 1419.
  2. Plinius, Epistulae 5,20,1.
  3. Plinius, Epistulae 5,20,1; vgl. 4,9.
  4. Dion Chrysostomos, Oratio 48.
  5. Dion Chrysostomos, Oratio 48,1.
  6. Plinius, Epistulae 5,20; 6,5; 6,13; 6,29; 7,11.
  7. Plinius, Epistulae 5,20,6.
  8. Plinius, Epistulae 7,6,1–14.
  9. Plinius Epistulae 7,10,1–3.