Rudolf Sigismund Blochmann



Rudolf Sigismund Blochmann (* 13. Dezember 1784 in Reichstädt; † 21. Mai 1871 in Dresden) war ein deutscher Ingenieur und Unternehmer. Blochmann zählt zu den Pionieren der Gasbeleuchtung in Deutschland.
Leben
Blochmann war das erste von acht Kindern[1] eines Pfarrers und wurde gemeinsam mit seinen Brüdern Karl Justus und Heinrich August zunächst von einem Hauslehrer unterrichtet. Im Jahr 1798 starb sein Vater. Die Mutter zog mit ihren Kindern nach Dresden und brachte sie mit Französisch-Unterricht und der Herstellung von Kunstblumen durch. Blochmann er begann eine Lehre bei einem Dresdner Mechaniker am Palaisplatz. Im Japanischen Palais gegenüber der Werkstatt befand sich die Königliche Bibliothek, in der Blochmann häufig zu finden war. Bibliothekar Beigel lehrte ihn in Mathematik, Physik und Chemie. Nebenher erhielt er Privatstunden in Mathematik.[1]
Die Lehrer wurden auf sein außerordentliches Talent aufmerksam und schickten ihn mit Empfehlungen 1806 nach München, um seine Kenntnisse im mechanischen Institut von Georg Friedrich von Reichenbach zu vervollkommnen. Über von Reichenbach erlangte er auch die Bekanntschaft zu Joseph von Fraunhofer, dessen Assistent Blochmann in der optischen Werkstatt in Benediktbeuern wurde. Außerdem übernahm er die Leitung einer Brauerei und einer Tabakfabrik und er errichtete in Tegernsee im Auftrag Reichenbachs eine Marmorschneidemühle. Auf dem Rückweg von Budapest, wo Blochmann große astronomische Instrumente installiert hatte, lernte er in Dresden seine spätere Frau Henriette kennen, die er 1810 in München heiratete.[1] Im Jahr 1818 kehrte er nach Dresden zurück und wurde dort Inspektor des Königlich Mathematisch-Physikalischen Salons und der Kunstkammer. In der Folge entwickelte Blochmann eine ganze Reihe von Einzelerfindungen, darunter Apparate zur Mineralwasseraufbereitung für Friedrich Adolph August Struve, eine Maschine zum Prägen von Gewehrkugeln, sowie eine weitere zum Justieren von Münzplatten und andere mehr. Im Jahr 1835 beschloss der Rat der Stadt Dresden, gemäß einem Vorschlag von Blochmann ein System von Sandsteinrohren zur Wasserversorgung der Stadt aufzubauen. Auf dem heutigen Sachsenplatz arbeitete von 1838 bis 1864 ein Steinröhrenbohrwerk mit einem von Blochmann entwickelten, selbst schärfenden Bohrer und einer Sechs-PS-Dampfmaschine. Ab 1841 wurden die ersten Sandsteinwasserröhren verlegt, 1858 waren 60 Kilometer Rohrleitung vor allem in der Altstadt geschafft. Außerdem ließ Blochmann ein 1851 vollendetes Kanalisationssystem errichten.[1]
Im Zentrum seines Interesses stand aber die Frage der Gasbeleuchtung. Nachdem zu Beginn des Jahrhunderts bereits einzelne Privatpersonen Steinkohle-Gas für Leuchtzwecke verwendet hatten, wurden in London 1814 erstmals Gaslaternen zur öffentlichen Straßenbeleuchtung verwendet. Blochmann engagierte sich nun dafür, diese Technik auch in Deutschland heimisch zu machen und sie nicht der englischen Konkurrenz zu überlassen. In seinem mechanischen Institut nutzte Blochmann die Gasbeleuchtung bereits seit Ende 1819. Städtische Behörden, die die Explosionsgefahr fürchteten, reagierten zunächst noch zögerlich auf die neue Erfindung. Erst der Erfolg des englischen Unternehmens Imperial Continental Gas Association, das Gaswerke in Berlin und Hannover gründete, führte zu einem Umdenken. Am 21. Februar 1821 erhielt Struve den Auftrag der Dresdner Polizei, einen Plan zur Stadtbeleuchtung mit Gas auszuarbeiten.[1] Im Mai 1828 nahm die erste öffentliche Gasanstalt in Deutschland, die vom Ausland unabhängig arbeitete, ihren Betrieb auf. Die ersten 36 Laternen standen auf dem Schloßplatz und vor dem Zwinger. Das Gaswerk stand an der Stelle der heutigen Oper.[1] Im gleichen Jahr war im benachbarten Dorf Burgk eine Gaserzeugungsanlage auf Basis des lokalen Steinkohlebergbaus in Betrieb genommen und eine Gasbeleuchtung eingeführt worden. Die ersten 36 Laternen wurden im April auf dem Schloßplatz und vor dem Zwinger aufgestellt. Die technische Leitung dieser Gasanstalt lag bis 1849 in seinen Händen. Es folgte die Einrichtung einer Gasanstalt in Leipzig im Jahr 1837 sowie die Schaffung weiterer Gaswerke in Berlin, Breslau und Prag in den Jahren ab 1844.
Blochmann überreichte am 1. Mai 1827 der königlichen Regierung ein Programm zur Gründung einer technischen Bildungsanstalt.[1] Ein Jahr später gehörte er zu den ersten Professoren an der 1828 gegründeten Technischen Bildungsanstalt, die als Vorläufer der TU Dresden gilt und bis 1833 ihren Sitz im Brühlschen Gartenpavillon hatte. Im Jahr 1868 beschloss die Stadtverordnetenversammlung, Blochmann bis an sein Lebensende einen „Ehrensold“ zu zahlen;[1] 1869 ging Blochmann in den Ruhestand. Die Leitung des Berliner Gaswerks übertrug er seinem Sohn Georg Moritz Sigismund. Er verstarb 1871 in Dresden und wurde auf dem Trinitatisfriedhof beigesetzt. 1920 wurde ihm zu Ehren in Leipzig-Gohlis die Blochmannstraße benannt.
Literatur
- Karl Karmarsch: Blochmann, Rudolf Sigismund. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 2, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 711 f.
- Friedrich Klemm: Blochmann, Rudolf Sigismund. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 308 f. (Digitalisat).
Weblinks
- Karin Fischer: Blochmann, Rudolf Sigismund. In: Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (Hrsg.): Sächsische Biografie.
- Rudolf Sigismund Blochmann auf geschichte.sachsen.de
- Rudolf Sigismund Blochmann im Stadtwiki Dresden