Rudolf Graf von Spreti

Hochschloss Pähl
Vollblutgestüt Waldfried in Frankfurt-Niederrad, gegründet 1896

Rudolf Eduard Oskar Joseph Graf von Spreti (* 11. Februar 1883 in München; † 14. November 1955 in Hochschloss Pähl am Ammersee) war kgl. bayr. Offizier, Gutsbesitzer, erfolgreicher Reiter und dann Gestütsleiter des Vollblutgestütes Waldfried in Frankfurt-Niederrad mit Dependance in Neuenhagen bei Berlin.

Leben

1897 war Spreti am Königlich Humanistischen Gymnasium Amberg.[1] 1902 machte Rudolf Graf Spreti sein Abitur am Wilhelmsgymnasium München.[2] Dann ging er zum Militär, war als Leutnant[3] im Königlich Bayerisches 4. Chevaulegers-Regiment „König“ kgl. bayr. Kammerjunker.[4] 1911 erhielt er sein Patent als Oberleutannt und wurde bald kgl. bayr. Rittmeister.[5] Spreti wurde dann einer der erfolgreichsten Reiter unter den bayerischen Offizieren und gewann zweimal den Preis von Riem, eines der schwersten Jagdrennen im deutschen Kaiserreich.

Rudolf Graf Spreti wurde Leiter des bereits 1896 gegründeten Vollblutgestütes Waldfried in Frankfurt-Niederrad der Frankfurter Brüder Arthur und Carl von Weinberg mit Dependance in Neuenhagen bei Berlin, wohin er auch zeitweise seinen Wohnsitz verlegte. Auf dem großflächigen Gelände am Amselsteg in Neuenhagen bei Berlin war der Rennstall „Waldfried“ ansässig. Von 1913 bis zum Zweiten Weltkrieg wurden hier erfolgreich Galopprennpferde trainiert, die in Hoppegarten und deutschlandweit große Erfolge feierten. Im Jahre 1924 ließ Rudolf Graf von Spreti sein Herrenhaus auf dem Areal errichten, das fortan im Volksmund „Spreti-Villa“ genannt wurde.

Anfang der 1920er Jahre wurde Graf Spreti auch Gutsbesitzer, in der Altmark. Ihm gehörte das Rittergut Parishof-Wendemark, 326 ha. Verwalter war Hr. J. Rampe. Er wohnte zu diesem Zeitpunkt in Frankfurt am Main.[6]

1926 beteiligte sich Graf Spreti mit fünfzehn weiteren sehr namhaften Adeligen an einer vom DNVP-Politiker Rochus von Rheinbaben entworfenen Erklärung Aufruf an den deutschen Adel. Politische Betrachtungen zur Zeitgeschichte. Berlin 1926.[7]

1944 wurde das Gestüt bei Berlin durch 83 Sprengbomben zerstört. Nach dem Krieg wurde Spreti zunächst als Treuhänder in München-Riem eingesetzt. Zeitgleich versuchte er das Gestüt Waldfried nahe dem Hochschloss Pähl mit den vorhandenen Restbeständen an Zuchtpferden wiederzubeleben.

Die Spreti-Villa in Berlin-Hoppegarten ist ist bis heute als Gebäude in seiner ursprünglichen Anlage erhalten. Nach dem Krieg diente die Villa als Tuberkulose-Krankenhaus, ab 1981 als Dauerheim für geistig behinderte Kinder. Seit 1990 ist die „Spreti-Villa“ Domizil der Förderschule „Am Amselsteg“ für geistig behinderte Kinder und Jugendliche. Der Rennstall selbst war, allerdings unter einem anderen Namen, noch bis 1993 in Betrieb.

Familie

Rudolfs Eltern waren der bayrische Generalmajor Bernhard Karl Paul von Spreti, kurz Bernhard Graf von Spreti, (* 25. Juni 1849) und Gabrielle Maria geb. Avigdor (* 31. März 1856; † 20. März 1932) aus einer französisch-italienisch-britischen Bankiersfamilie. Sie hatten mehrere Kinder. Rudolf war das älteste. Sein Bruder Ludwig (1885–1916) fiel als Soldat während der Brussilow-Offensive in Toboly/Ukraine am Fluss Stochid.

1911 heiratete er Marie Elisabeth von Weinberg (1892–1969). Sie war eine von zwei adoptierten Töchtern des Frankfurter Industriellen Arthur von Weinberg (Cassella, Farbwerke Hoechst) und dessen Ehefrau Willemine Peschel geb. Huygens, der aus einer niederländischen Familie stammenden leiblichen und verwitweten Mutter der beiden Mädchen. Marie Elisabeth und ihre Schwester Charlotte Frederike (1896–1973), ihr leiblicher Vater war der Ober-Ingenieur Alexander Peschel, wurden durch die Adoption zwei der reichsten Erbtöchter des Kaiserreichs und erhielten 1909 zu Potsdam im Neuen Palais den preußischen Adelsstand.

Das Ehepaar Maria und Rudolf Graf von Spreti hatte zwei Kinder. Sohn Arthur-Ludwig Graf von Spreti (* 27. Februar 1917; † 17. September 1942) fiel als 25-jähriger Soldat (Obergefreiter)[8] im Zweiten Weltkrieg bei Kissljakow/Stalingrad als Teil der 6. Armee. Die Tochter Alexandra-Beatrix Gräfin von Spreti (* 15. Januar 1929; † 23. Dezember 2020) setzte das Werk 1955 nach dem Tod ihres Vaters Rudolf auf Hochschloss Pähl fort. Sie heiratete den Pferderennsport-Spezialisten Joachim Ulrich (Uwe) Scherping (1916–1979), der 1961 Nachfolger seines Schwiegervaters und bis zu seinem Tode Stellvertretender Vorsitzender des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen blieb. Nach seinem Tode ging das Gestüt Waldfried 54 Jahre nach Gründung in das Gestüt Römerhof in Nordrhein-Westfalen ein. Die Witwe Alexandra-Beatrix heiratete Cesar Juan Gutierrez aus Montevideo/Uruguay und zog nach Südamerika.[9]

Ehrungen

Genealogie

Literatur

  • Angela von Gans, Monika Groening: Die Familie Gans 1350–1963. Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2006, ISBN 3-89735-486-1.
  • Jens Sorge, Kai Hildebrandt: Auf den Spuren des Galopprennsports in Neuenhagen. Hrsg. Gemeindeverwaltung Neuenhagen, Neuenhagen 2014.

Einzelnachweise

  1. Jahresbericht über das K. Humanistische Gymnasium und das Studienseminar in Amberg für das Schuljahr 1896/97. H. Böes, Amberg 1897, S. 27.
  2. Jahresbericht vom K. Wilhelms-Gymnasium zu München 1901/02. München 1902.
  3. Hof- und Staats-Handbuch des Königreichs Bayern. 1910. R. Oldenbourg / Bayr. Stat. Landesamt, München 1910, S. 152.
  4. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser. 1908. Jahrgang 81, Justus Perthes, Gotha 1907, S. 861.
  5. Vgl. Militär-Handbuch des Königsreich Bayern. 47. Auflage, Selbstverlag Kriegsministerium, München 1914, S. 297.
  6. Oskar Köhler, Gustav Wesche, H. Krahmer: Landwirtschaftliches Güter-Adreßbuch der Provinz Sachsen. 1922. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter und Güter von ungefähr 20 ha herab mit Angabe der Gutseigenschaft, des Grundsteuerertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen, Hrsg. Mit Unterstützung der Landwirtschaftskammer zu Halle a. S., in: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, Band V, (Paul Niekammer), 3. Auflage, Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1922, S. 64–65.
  7. Google Books: Eingeschränkte Vorschau., In: Stephan Malinowski: Vom König zum Führer. Sozialer Niedergang und politische Radikalisierung im deutschen Adel zwischen Kaiserreich und NS-Staat. 3. Auflage, Online-Ressource, Akademie Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-05-004070-X, S. 467. Anm. 568.
  8. Matthias Graf von Schmettow (Hrsg.): Gedenkbuch des deutschen Adels. (Hauptband), In: Aus dem Deutschen Adelsarchiv, Band 3, C. A. Starke Verlag, Limburg/Lahn 1968, S. 322.
  9. Vgl. Gottfried Graf Finck von Finckenstein, Christoph Franke: Gothaisches Genealogisches Handbuch. Gräfliche Häuser. Band II, Band 9 der Gesamtreihe GGH, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv/Selbstverlag, Marburg/Lahn 2019. ISSN 2364-7132