Ronny Whyte

Ronald „Ronny“ Whyte (eigentlich Ronald Bangerter, * 12. Mai 1937 in Seattle; † 19. August 2025 in Fredon Township, Sussex County, New Jersey[1]) war ein US-amerikanischer Jazz- und Unterhaltungsmusiker (Piano, Gesang, Arrangement) und Songwriter, der sich auch als Tänzer und Schauspieler betätigte.

Leben und Wirken

Whyte verbrachte seine ersten sechs Lebensjahre in einer Blockhütte, die sein Vater am Stadtrand von Seattle erbaut hatte. Mit acht Jahren erhielt er Klavierunterricht. Später spielte er die Orgel in der Kirche. In der High School sang und spielte er in Musiktheaterproduktionen. Während seines Wehrdienstes konnte er in einem Tanzorchester spielen. Ein Stipendium an der Juilliard School nahm er nicht wahr, sondern ließ sich am The American Theatre Wing ausbilden.[2]

Whyte nahm ab den 1960er-Jahren unter eigenem Namen mehrere Alben für die Plattenlabel Band Box (The Songs and Piano of Ronny Whyte, 1967), Monmouth Evergreen (Like a Gershwin Tune, 1973) und ab 1978 elf Alben für Audiophile Records auf, mit Musikern wie Harry Allen, Lisle Atkinson, Gene Bertoncini, John Bunch, Warren Chiasson, Joe Cocuzzo, Boots Maleson, Butch Miles, Eddie Monteiro, Jack Six und Richard Sudhalter; außerdem arbeitete er mit Christopher Gines und Frank Tate zusammen. Whyte war zudem mit Cy Coleman befreundet; der Komponist schenkte ihm Notenmaterial vieler seiner Songs. Darauf aufbauend hat Whyte sein Album Whyte Witchcraft: Songs of Cy Coleman zusammengestellt, das sich hauptsächlich auf Colemans Zusammenarbeit mit Carolyn Leigh konzentriert.[3]

Zwei Jahre lang trat Whyte im Off-Broadway-Musical „Our Sinatra“ auf; er nahm auch an den darauf aufbauenden beiden nationalen Big-Band-Tourneen teil, die über 90 Städte besuchten. Zudem konzertierte er zweimal beim JVC Jazz Festival in New York.[1]

Whyte hatte zudem Engagements in New York im Café Carlyle, Rainbow & Stars, im Oak Room des Algonquin Hotel und im Feinstein’s im Regency. Mit dem Ronny Whyte Trio gab er Konzerte in der Carnegie/Weill Hall, der New Yorker Town Hall, der Corcoran Gallery in Washington und beim Mellon Jazz Festival in Philadelphia. International gastierte er zudem in Paris, Tokio, Tel Aviv, São Paulo, Caracas und Johannesburg. Außerdem trat er häufig mit Sinfonieorchestern auf und spielte seine Bearbeitungen von Porgy and Bess für Jazz-Trio und Orchester sowie andere Werke George Gershwins. Im Theater spielte er verschiedene Rollen wie in Company, Ein Sommernachtstraum, Pal Joey und in They’re Playing Our Song. Whyte kuratierte außerdem jahrzehntelang die wöchentliche Konzertreihe Midday Jazz in der Saint Peter’s Lutheran Church in Manhattan.[1] Im Bereich des Jazz war Whyte laut Tom Lord zwischen 1974 und 2020 an 27 Aufnahmesessions beteiligt, auch mit der Sängerin Betty Comora und zuletzt mit Erik Leuthäuser (In the Land of Ronny Whyte).[4] Auf dem Album von Leuthäuser singt er mit „My Heart Has a Mind of Its Own“ auch eine eigene Vertonung eines Textes seines verstorbenen Mannes Jack Burns.[5]

Würdigung

Whyte galt als führender Interpret klassischer amerikanischer Popsongs, als außergewöhnlicher Jazzpianist und versierter Songwriter. Er wurde von Marian McPartland in ihrer Sendung „Piano Jazz“ auf NPR vorgestellt. Als Songwriter wurde er mit dem ASCAP Award ausgezeichnet; sein Liedtext „Forget the Woman“ wurde von Tony Bennett aufgenommen, und seine Musik für „The Party Upstairs“ gewann 2006 den MAC Award als bester Song des Jahres 2006. Zudem wurde er in die Cabaret Jazz Hall of Fame aufgenommen.[1]

Laut Allmusic war Whytes Gesangsstil großartig, und er hätte die Texte mit meisterhafter Interpretationsgabe und kristallklarer Diktion vorgetragen, wobei er stets ein tiefes Verständnis für die Intentionen der Songwriter gezeigt hätte. Sein Klavierspiel wäre von ebenso hoher Qualität, und seine Darbietungen stets schön gestaltet, ausgefeilt und äußerst professionell. James Gavin (JazzTimes) sah Whyte in der Tradition eines „verlorenen Idioms“ des Songwritings, das ihre großen Interpreten – Blossom Dearie, Sylvia Syms, Mabel Mercer, Bobby Short – verkörpert hätten. Doch ihre Urbanität und Musikalität hätten in Ronny Whyte weitergelebt, der in der großen Tradition New Yorker Sänger/Pianisten gestanden hätte.[3]

Diskographische Hinweise

  • Ronny Whyte Featuring Eddie Monteiro: Walk on the Weill Side (Audiophile, 1996)
  • Ronny Whyte – Travis Hudson: The Songs of Rodgers & Hart (Audiophile, 1998)
  • Whytewolf – The Songs of Tommy Wolf (Audiophile, 1999)
  • By Myself (Audiophile, 2008)
  • Whyte on Whyte (Audiophile, 2009), mit Lou Caputo
  • Ronny Whyte Featuring Warren Vaché: Nevertheless... The Kalmar & Ruby Songbook (Audiophile, 2014)
  • Whyte Witchcraft: Songs of Cy Coleman (Audiophile, 2019), mit Joe Randazzo

Einzelnachweise

  1. a b c d Nachruf. In: Knight Auchmmody Funeral Home. 21. August 2025, abgerufen am 21. August 2025 (englisch).
  2. Alix Cohen: Ronny Whyte: Genteel, Urbane Jazzman. In: Cabaret Scenes. 6. Juni 2018, abgerufen am 21. August 2025 (englisch).
  3. a b James Gavin: Whyte Witchcraft: Songs of Cy Coleman (Audiophile). In: JazzTimes. 8. August 2021, abgerufen am 21. August 2025 (englisch).
  4. Tom Lord The Jazz Discography (online, abgerufen am 21. August 2025)
  5. Erik Leuthäuser - In the Land of Ronny Whyte. In: jazz-fun.de. 2022, abgerufen am 21. August 2025.