Rollandtaucher
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Rollandtaucher (Rollandia rolland) | ||||||||||
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| Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
| Rollandia rolland | ||||||||||
| (Gaimard, 1823) |
Der Rollandtaucher (Rollandia rolland) ist eine Art aus der Familie der Lappentaucher. Es handelt sich um einen verhältnismäßig kleinen, dunkel gefärbten Lappentaucher mit auffällig verlängerten, weißen Federbüscheln an den Kopfseiten. Der Rollandtaucher kommt ausschließlich in Südamerika und auf den Falklandinseln vor. Es werden drei Unterarten unterschieden.
Die IUCN stuft den Rollandtaucher wegen seines großen Verbreitungsgebietes als
(=least concern – nicht gefährdet) ein.[1]
Erscheinungsbild
Der Rollandtaucher erreicht eine Körpergröße zwischen 24 und 36 Zentimeter. Die Nominatform ist die größte Unterart und erreicht eine Körperlänge zwischen 33 und 36 Zentimeter.[2] Die Flügellänge beträgt 12,9 bis 14,5 Zentimeter. Rollandtaucher wiegen zwischen 262 und 269 Gramm. Männchen sind tendenziell etwas größer und haben einen etwas längeren Schnabel als die Weibchen.[3]
Der Rollandtaucher ist auf der Körperoberseite überwiegend schwarz, wobei das Gefieder flaschengrün schimmert. Die Körperunterseite ist kupferbraun, die Flanken sind kastanienfarben mit vereinzelten schwarzen Flecken. Die verlängerten weißen Federn am Kopf verlaufen vom Auge bis zum Hinterkopf und bilden an den Kopfseiten ein weißes Dreieck. Einzelne schwarze Federn dazwischen verleihen diesem Dreieck ein etwas gestreiftes Aussehen. Gegen Ende der Fortpflanzungszeit ist das Gefieder meist etwas verblasst, die schwarzen Körperpartien wirken dann bräunlicher, der Bauch eher zimtfarben. Die Augen sind leuchtend dunkelviolett, der Schnabel ist schwarz. Die Füße und Beine sind schwärzlich mit gelben Pünktchen auf der Oberseite.[4]
Im Schlichtkleid ist die Kehle weißlich, der Hals ist matt rotbraun und der Bauch ist hell zimtfarben. Die Kopfseiten sind nach wie vor weißlich. Noch nicht geschlechtsreife Vögel haben bräunliche Kopfseiten, einen weißlichen Bauch und einen mehr gelbbraunen Hals.
Stimme
Der Rollandtaucher ist ein wenig ruffreudiger Lappentaucher, der während des Winterhalbjahres meist nicht zu vernehmen ist. Krächzende und knurrende Rufe sind für den Menschen nur aus geringer Entfernung wahrnehmbar. Zum Lautrepertoire gehört ein scharfes jarrh oder jrrh, der zu hören ist, wenn die Rollandtaucher aufgeschreckt werden. Fühlen sie sich bedroht ist ein chourrh oder hrrr zu hören. Während der Paarung ist ein summendes jrrmmmmm zu vernehmen.[5] Die Jungvögel haben ein ähnliches Rufrepertoire wie die adulten, allerdings ist die Tonlage etwas höher.[6]
Verbreitung
Das Verbreitungsareal des Rollandtauchers ist 4,8 Millionen Quadratkilometer groß.[1] Es erstreckt sich vom Nordwesten Perus, Boliviens, Paraguays und dem Süden Brasiliens bis nach Tierra del Fuego. Die Art kommt außerdem in geringer Zahl auf den Falklandinseln vor. Der Rollandtaucher ist häufig an Seen des südamerikanischen Hochlands in Höhen zwischen 2.500 und 4.500 Metern anzutreffen.
Lebensraum
Der Rollandtaucher nutzt eine große Bandbreite an Feuchtgebieten, kommt aber bevorzugt an solchen Gewässern vor, die ein enges Mosaik von dicht mit Wasserpflanzen bewachsenen Stellen und offenen Wasserflächen aufweisen. Zum typischen Lebensraum gehören unbewachsene Kanäle zwischen mit Riedpflanzen bewachsenen Sümpfen. Er ist außerdem häufig an Seen und Teichen zu finden, die eine dichte Schwimmpflanzenvegetation aufweisen. Dort wo er mit dem flugunfähigen Titicaca-Taucher um geeigneten Lebensraum konkurriert, hält er sich bevorzugt in diesen Schwimmpflanzenzonen auf.[7] In Regionen, in denen kleine Seen und Teiche während der Trockenzeit austrocknen, versammeln sich Rollandtaucher außerhalb der Fortpflanzungszeit gelegentlich zu tausenden auf größeren Seen.[8]
Lebensweise
Der Rollandtaucher ist bezüglich seiner Nahrung sehr anpassungsfähig. Er frisst gewöhnlich Wasserinsekten und deren Larven sowie kleine Fische. Seine Nahrung sucht er bevorzugt in den Dämmerungsstunden am Abend und am Morgen.
Während der Fortpflanzungszeit ist der Rollandtaucher sehr territorial und verteidigt energisch sein Revier. Er hält sich in dieser Zeit überwiegend im Pflanzengürtel auf und sucht dort auch den größten Teil seiner Nahrung. Rollandtaucher, die sich verunsichert fühlen, lehnen typischerweise den Hals leicht zurück und beäugen dann unter Kopfwenden ihre Umgebung. Der Schwanz ist dabei aufgestellt. Häufig verharren sie halb untergetaucht und bewegungslos in der Schwimmpflanzenvegetation.
Rollandtaucher gehen nach jetzigem Erkenntnisstand eine mehrjährige Paarbindung ein. Sie bauen ihre Nester bevorzugt in der Riedgürteln entlang offener Gewässer. In Peru können Rollandtaucher ganzjährig zur Brut schreiten, in der Regel werden jedoch die meisten Gelege im Zeitraum Oktober bis Dezember gelegt. Das Gelege besteht normalerweise aus zwei Eiern. Die Eier sind anfangs elfenbeinfarben, werden jedoch im Verlauf der Brut sehr schnell fleckig.[9] Die Küken bleiben während der ersten Woche überwiegend im Nest und werden dann allmählich von den adulten Elternvögel mitgenommen. Die Brutzeit und die Nestlingsdauer sind bis jetzt nicht genau untersucht.[10]
Innere Systematik
Es werden drei Unterarten unterschieden.[11] Die auf den Falklandinseln endemische Nominatform[12] ist zweimal schwerer als Individuen der Unterart Rollandia rolland chilensis (Lesson, RP, 1828)[13]. Von dieser kommen noch etwa 750 bis 1.400 auf den Falklandinseln vor.[14] Die Unterart Rollandia rolland morrisoni (Simmons, 1962)[15] ist etwas schwerer als R. r. chilensis und hat einen kräftiger ausgebildeten Schnabel. Sie kommt ausschließlich am Junín-See in Zentralperu vor. Die Unterart R. r. chilensis ist auf das übrige südamerikanische Festland begrenzt.[16]
Etymologie und Forschungsgeschichte
Die Erstbeschreibung des Rollandtauchers erfolgte 1823 durch Joseph Paul Gaimard unter dem wissenschaftlichen Namen Podiceps rolland. Als Verbreitungsgebiet gab er die Falklandinseln an.[12] 1856 führte Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte die Gattung Rollandia für den Rollandtaucher ein.[17] Der Begriff ehrt wie der Artname den Meisterschützen Thomas Pierre Rolland (1776–1847), der auf der Korvette Uranie seinen Dienst absolvierte.[12] Chilensis bezieht sich auf Chile.[13] Morrisoni ehrt Alastair Robin Gwynne Morrison (1915–2009).[15] Alfred Laubmann betrachtete für Paraguay nur die Unterart R. r. chilensis. Für Paraguay sah er in der Literatur nur einen Nachweis durch John Graham Kerr vom Río Pilcomayo.[18] Laubmann selbst lag ein Balg von Adolf Neunteufel (1909–1979) gesammelt in Encarnación vor.[19] Oft findet man in der Literatur Jean René Constant Quoy und Joseph Paul Gaimard als Erstautoren aus dem Jahr 1824.[20] Da Gaimard den Vogel bereits 1823 beschrieben hatte, hat diese Beschreibung Vorrang nach den Internationalen Regeln für die Zoologische Nomenklatur. Paul Louis Oudart lieferte die Tafel zur Beschreibung von Quoy & Gaimand, Jean Louis Denis Coutant (1776–1863) den Kupferstich.[21] Lange wurde Podiceps speciosus Arribálzaga, 1877[22] als Synonym zur Schwarzkopf-Zwergtaucher-Unterart (Tachybaptus dominicus brachyrhynchus (Chapman, 1899)) betrachtet. Speciosus leitet sich von lateinisch speciosus, species, specere ‚großartig, schön, brillant, Schönheit, Ausstrahlung, zum Anschauen‘.[23] Es war schließlich Robert Winthrop Storer der herausarbeitete, dass Arribálzaga hier in Wirklichkeit ein Synonym für die Rollandtaucher-Unterart Rollandia rolland chilensis beschrieben hatte.[24]
Bestand
Der Bestand wird von der IUCN auf 100.000 bis 110.000 geschlechtsreife Individuen geschätzt.[1]
Belege
Literatur
- Enrique Lynch Arribálzaga: Descripción de una especie del género Podiceps. In: Diario La Ley. Band 1, 1877 (biodiversitylibrary.org – Link ist en Nachdruck der sehr selten Originalpublikation).
- Peter H. Barthel, Christine Barthel, Einhard Bezzel, Pascal Eckhoff, Renate van den Elzen, Christoph Hinkelmann, Frank Dieter Steinheimer: Die Vögel der Erde – Arten, Unterarten, Verbreitung und deutsche Namen. 3. Auflage. Deutsche Ornithologen-Gesellschaft, Radolfzell 2022 (do-g.de [PDF]).
- Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte: Espèces nouvelles d'Oiseaux d'Asie et d'Amerique. et tabeaux paralléliques de Pélagiens ou Gaviae. In: Comptes rendus hebdomadaires des séances de l’Académie des sciences. Band 42, 1856, S. 764–776 (biodiversitylibrary.org).
- Jon Fjeldså: The Grebes. Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-850064-5.
- Joseph Paul Gaimard: Description de quelques nouvelles espèces d'oiseaux. In: Bulletin General et Universel des Annonces et de Nouvelles Scientifiques. Band 3, 1823, S. 52–53 (biodiversitylibrary.org).
- Josep del Hoyo, Andrew Elliott & Jordi Sargatal (Hrsg.): Handbook of the Birds of the World. 1: (Ostrich to Ducks). Lynx Edicions, Barcelona 1992, ISBN 84-87334-10-5.
- John Graham Kerr: On the Avifauna of the Lower Pilcomayo. In: The Ibis (= 6. Band 4). Nr. 13, 1892, S. 120–152 (biodiversitylibrary.org).
- Alfred Laubmann: Die Vögel von Paraguay. Band 1. Strecker und Schröder, Stuttgart 1939, S. 66 (google.de).
- René Primevère Lesson: Manuel d'ornithologie, ou Description des genres et des principales espèces d'oiseaux. Band 2. Roret, Paris 1828 (biodiversitylibrary.org).
- Paul Louis Oudart, Jean Louis Denis Coutant in Jean René Constant Quoy, Joseph Paul Gaimard: Voyage autour du monde, entrepris par ordre du roi, sous le ministère et conformément aux instructions de S. Exc. M. Le Vicomte du Bouchage, secrétaire d'état au département de la marine, exécuté sur les corvettes de S.M. l'Uranie et la Physicienne, pendant les années 1817, 1818, 1819 et 1820; Publié sous les Auspices de S. E. M. Le compte Corbière, Secrétaire d'état de l'intérieur, sou las partie historique et de sciences naturelles, et de S. E. M. le Marquis de Clermont-Tonnerre, Secrétaire d'état de la marine des colonies, sous la partie nautique; par M. Louis de Freycinet, Capitaine de vaisseau, Chevalier de Saint-Louis et de la Légion d'honneur, Correspondant de l'Académie royal des sciences de l'Institut de France; Commandant de l'expédition. 3 (Atlas). Chez Pillet aîné, Paris 1824 (biodiversitylibrary.org).
- Jean René Constant Quoy, Joseph Paul Gaimard: Voyage autour du monde, entrepris par ordre du roi, sous le ministère et conformément aux instructions de S. Exc. M. Le Vicomte du Bouchage, secrétaire d'état au département de la marine, exécuté sur les corvettes de S.M. l'Uranie et la Physicienne, pendant les années 1817, 1818, 1819 et 1820; Publié sous les Auspices de S. E. M. Le compte Corbière, Secrétaire d'état de l'intérieur, sou las partie historique et de sciences naturelles, et de S. E. M. le Marquis de Clermont-Tonnerre, Secrétaire d'état de la marine des colonies, sous la partie nautique; par M. Louis de Freycinet, Capitaine de vaisseau, Chevalier de Saint-Louis et de la Légion d'honneur, Correspondant de l'Académie royal des sciences de l'Institut de France; Commandant de l'expédition. 3 (Zoologie). Chez Pillet aîné, Paris 1824 (biodiversitylibrary.org).
- Hadoram Shirihai: A Complete Guide to Antarctic Wildlife. The Birds and Marine Mammals of the Antarctic Continent and Southern Ocean. Alula Press, Degerby 2002, ISBN 951-98947-0-5.
- Kenneth Edwin Laurence Ryder Simmons: A new race of the Grebe Podiceps chilensis from Lake Junin, Peru. In: Bulletin of the British Ornithologists' Club. Band 82, Nr. 2, 1962, S. 92–94 (biodiversitylibrary.org).
- Robert Winthrop Storer: The Status of the Least Grebe in Argentinia. In: Bulletin of the British Ornithologists’ Club. Band 95, Nr. 4, 1975, S. 148–151 (biodiversitylibrary.org).
- Robin Woods, Anne Woods: Atlas of Breeding Birds of the Falkland Islands. Anthony Nelson, Shorpshire 1997, ISBN 0-904614-60-3.
Weblink
- Rollandia rolland in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2024.2. Eingestellt von: BirdLife International, 2024. Abgerufen am 7. März 2025.
- Rollandtaucher (Rollandia rolland) bei Avibase
- Rollandtaucher (Rollandia rolland) auf eBird.org
- xeno-canto: Tonaufnahmen – Rollandtaucher (Rollandia rolland)
- White Tufted Grebe (Rollandia rolland) in der Encyclopedia of Life. (englisch).
Einzelbelege
- ↑ a b c Factsheet auf BirdLife International
- ↑ Fjeldså, S. 144
- ↑ Shirihai, S. 237
- ↑ Fjeldså, S. 144
- ↑ Fjeldså, S. 145
- ↑ Shirihai, S. 237
- ↑ Fjeldså, S. 145
- ↑ Fjeldså, S. 146
- ↑ Woods, S. 38
- ↑ Fjeldså, S. 146
- ↑ IOC World bird list Grebes, flamingos
- ↑ a b c Joseph Paul Gaimard (1823), S. 53
- ↑ a b René Primevère Lesson (1828), S. 358
- ↑ Woods, S. 39
- ↑ a b Kenneth Edwin Laurence Ryder Simmons (1962), S. 93.
- ↑ Shirihai, S. 237
- ↑ Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte (1856), S. 775
- ↑ John Graham Kerr (1892), S. 151
- ↑ Alfred Laubmann (1939), S. 66
- ↑ Jean René Constant Quoy u. a. (1824), S. 133–134.
- ↑ Paul Louis Oudart u. a. (1824), Tafel 36.
- ↑ Enrique Lynch Arribálzaga (1877), S. 1
- ↑ speciosus The Key to Scientific Names Edited by James A. Jobling
- ↑ Robert Winthrop Storer (1975), S. 148–151
