Rolf Weidle

Rolf Weidle (* 12. September 1945 in Frankena) ist ein deutscher Arzt, Notfallmediziner und Kommunalpolitiker (Bürger für Görlitz). Er gilt als prägende Figur beim Aufbau der modernen Notfall- und Rettungsmedizin in der Oberlausitz und war Mitautor des in der DDR maßgeblichen Standardwerks Prähospitale Notfallversorgung. Seit den 1990er Jahren engagiert er sich in der Kommunalpolitik in Görlitz. 2021 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Leben

Weidle wuchs in Frankena (Südbrandenburg) auf. Als Jugendlicher gehörte er in der DDR zu den besten Stabhochspringern seiner Altersklasse, musste jedoch nach einem schweren Motorradunfall im Alter von 16 Jahren seine sportlichen Ambitionen aufgeben. Der lange Krankenhausaufenthalt führte zu seinem Entschluss, Medizin zu studieren.[1]

Er studierte Medizin an der Charité in Berlin und zog anschließend mit seiner Frau Ingeborg, ebenfalls Ärztin, nach Görlitz. Am dortigen Städtischen Krankenhaus absolvierte er eine sechsjährige Facharztausbildung in Allgemeinmedizin und ließ sich später als Hausarzt nieder.[1] Er führt den akademischen Grad Dr. med.; Angaben zu Dissertationstitel und Promotionsjahr sind bislang nicht öffentlich dokumentiert.[2]

Medizinisches Wirken

Seit den 1970er Jahren engagierte sich Weidle im Rettungswesen. 1976 bewarb er sich als Leiter der Schnelle Medizinische Hilfe (SMH) in Görlitz, die in enger Kooperation mit dem Deutschen Roten Kreuz der DDR organisiert war.[3] Zwei Jahre später richtete er den „Dringlichen Hausbesuchsdienst“ ein. Unter seiner Leitung entstand auf dem Gelände der „Goldenen Sonne“ am Demianiplatz ein hochqualifiziertes System der präklinischen Notfallrettung.[1]

Er organisierte zudem Erste-Hilfe-Kurse in Schulen und Betrieben und qualifizierte zahlreiche Notärzte. Bis 1993 blieb er Leitender Notarzt in Görlitz.[4]

Publikationen

1987 veröffentlichte Weidle gemeinsam mit Johannes Rentsch das Lehrbuch Prähospitale Notfallversorgung – Eine Anleitung zum Handeln in der SMH und im dringlichen Hausbesuchsdienst, das DDR-weit als Standardwerk für Rettungsdienste und Sanitäter diente.[5] 1990 erschien eine erweiterte Auflage, nun unter Mitwirkung von Gottfried Sterzel, im Johann Ambrosius Barth Verlag (Leipzig/Heidelberg).[6] Insgesamt war Weidle an vier praxisorientierten Handbüchern für Notfallmedizin beteiligt.[1]

Rettungswesen nach 1990

Nach der politischen Wende beteiligte sich Weidle am Umbau der Görlitzer Rettungsleitstelle und am Aufbau des Gesundheitsamtes. 1990 wurde er Mitinitiator der Gründung des Arbeiter-Samariter-Bundes Görlitz (ASB Görlitz), der ab 1991 am Rettungsdienst beteiligt war.[7] Von 1990 bis 1995 war er Vorsitzender der ersten Sächsischen Landesrettungsschule.[8] Parallel dazu führte er bis zum Ruhestand eine allgemeinmedizinische Praxis in Görlitz.

Kommunalpolitik

Weidle trat nach 1990 der SPD bei, inspiriert von Willy Brandt und Helmut Schmidt.[1] 1999 gründete er gemeinsam mit Mitstreitern die Wählervereinigung Bürger für Görlitz (BfG), deren Fraktionsvorsitzender er lange Jahre war.[9] Seitdem gehört er kontinuierlich dem Görlitzer Stadtrat an.[10]

Besonders engagierte er sich für den Europamarathon Görlitz–Zgorzelec, der 2004 erstmals stattfand, sowie für die Wiedereröffnung des historischen Helenenbades, das 2015 als Kinderbadelandschaft neu eröffnet wurde.[1] Nach gesundheitlichen Problemen kündigte Weidle an, sich Ende 2025 aus der Kommunalpolitik zurückzuziehen.[1]

Auszeichnungen

Werke

  • mit Johannes Rentsch: Prähospitale Notfallversorgung. Eine Anleitung zum Handeln in der SMH und im dringlichen Hausbesuchsdienst. Graphische Werkstätten Zittau-Görlitz, 1987.
  • mit Johannes Rentsch, Gottfried Sterzel: Prähospitale Notfallversorgung. Johann Ambrosius Barth, Leipzig/Heidelberg 1990.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Ines Eifler: Görlitzer Arzt, Stadtrat und Leichtathletik-Fan: Rolf Weidle wird 80. In: Sächsische Zeitung. 5. September 2025, abgerufen am 14. September 2025.
  2. Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an verdiente Persönlichkeiten. In: Ärzteblatt Sachsen. 2021, S. 299, abgerufen am 14. September 2025.
  3. Rettungsdienst in Görlitz – ein Rückblick. In: Sächsische Zeitung. 2021, abgerufen am 14. September 2025.
  4. Laudatio zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Dr. Rolf Weidle. In: Ärzteblatt Sachsen. 2021, S. 299, abgerufen am 14. September 2025.
  5. Prähospitale Notfallversorgung (1987). In: Deutsche Nationalbibliothek. Abgerufen am 14. September 2025.
  6. Prähospitale Notfallversorgung (1990). In: Deutsche Nationalbibliothek. Abgerufen am 14. September 2025.
  7. Rettungsdienst beim ASB Görlitz. In: ASB Görlitz. Abgerufen am 14. September 2025.
  8. Laudatio zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Dr. Rolf Weidle. In: Ärzteblatt Sachsen. 2021, S. 299, abgerufen am 14. September 2025.
  9. Bürger für Görlitz – Fraktion im Stadtrat. In: Bürger für Görlitz. Abgerufen am 14. September 2025.
  10. Amtliches Mitteilungsblatt der Stadt Görlitz. In: Stadt Görlitz. 2024, abgerufen am 14. September 2025.
  11. Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an verdiente Persönlichkeiten. In: Ärzteblatt Sachsen. 2021, S. 299, abgerufen am 14. September 2025.