Robin White (Künstlerin)

Robin White, 2022

Dame Robin Adair White (Ngāti Awa) DNZM (geb. 12. Juli 1946 in Te Puke) ist eine neuseeländische Malerin und Grafikerin. Sie gilt als Schlüsselfigur der regionalistischen Bewegung der neuseeländischen Kunst des 20. Jahrhunderts.[1]

Frühes Leben und Ausbildung

White wurde am 12. Juli 1946 in Te Puke geboren und wuchs als jüngstes von sieben Kindern in Epsom, einem Aucklander Vorort, auf. Ihr Vater, Albert Tikitu White, war Bauarbeiter und Veteran des Ersten Weltkriegs und stammte von den Ngāti Awa ab.[2]

1967 beendete White ihr Kunststudium an der Elam School of Fine Art. Neben ihren Zeitgenossen Richard Killeen und Ian Scott wurde White an der Elam von Colin McCahon unterrichtet und bezeichnete ihn auch später als wichtigen Einfluss auf ihre Entwicklung und ihr Engagement als Künstlerin.[3][4]

Leben und Werk

Nach dem Kunststudium zog White 1969 nach Bottle Creek, Paremata, und unterrichtete Kunst am Mana College. Hier brachte sich White das Siebdrucken selbst bei, motiviert von dem Wunsch, ihre Kunst zugänglicher und erschwinglicher zu machen. So hat sie viele ihrer Ölgemälde als Drucke reproduziert, wie beispielsweise Mangaweka (1973), ein Werk, das sich heute in der Sammlung des Museum of New Zealand Te Papa Tongarewa befindet. Während ihres Aufenthalts in Bottle Creek freundete sich White mit Schriftstellern aus der Region an, darunter Sam Hunt, Fleur Adcock, Alistair Te Ariki Campbell, sowie dem Historiker Michael King.[2]

White gehört, wie bereits ihre Eltern zuvor, dem Baháʼí-Glauben an.[5] 1972 zog White nach Portobello in der Nähe von Dunedin, wo sie ihren Mann kennenlernte, der ebenfalls ein Mitglied dieser Glaubensgemeinschaft ist. Hier arbeitete sie hauptberuflich als Künstlerin und zog gleichzeitig ihre Kinder groß.

1982 gingen White und ihre Familie in die Republik Kiribati, wo sie auf der Insel Tarawa lebten und mit der dortigen Baháʼí-Gemeinde zusammenarbeiteten. Dort setzte sie ihre künstlerische Tätigkeit fort und arbeitete fast ausschließlich mit Holzschnitten, da die Materialien für diese Ausdrucksform auf den entlegenen Inseln am leichtesten verfügbar waren.

White kehrte 1999 nach Neuseeland zurück und lebt heute in Masterton, wo sie weiterhin mit Webern und bildenden Künstlern aus der gesamten Pazifikregion zusammenarbeitet. 2011 war White eine von neun neuseeländischen und australischen Künstlern, die für die Teilnahme an der vom Pew Research Center organisierten Forschungsreise und Ausstellung „Kermadecs“ ausgewählt wurden.[6] Whites Gemeinschaftsausstellung monumentaler Ngatu-Werke, die sie mit der tongaischen Künstlerin Ruha Fifita und einer Gruppe tongaischer Frauen schuf, wurde 2014 im Pataka Art + Museum gezeigt.[7]

Während ihres Aufenthalts in Bottle Creek entwickelte White ihren charakteristischen Malstil, als sie „begann, die lokale Landschaft mit klaren, rhythmischen Umrissen, starkem Licht und flächigen Farbblöcken zu malen“, wie die Kunsthistorikerin Jill Trevelyan bemerkte.[8] Dieser Stil prägte einen großen Teil von Whites malerischem Werk, das oft Szenen und Alltagsgegenstände des pazifischen Kleinstadtlebens zeigt, wie zum Beispiel Pritschenwagen und Fish-and-Chips-Läden, wobei die Mentalitäten der Bewohner häufig nicht durch ihre direkte Darstellung, sondern durch ihre Arbeits- und Lebensumgebung dargestellt werden. Zudem schuf White aber auch Porträts, darunter eine Reihe von Selbstporträts, die vielfach als Halbfiguren oder Hüftbilder gestaltet sind und einen Einblick in die Psychologie verschiedener neuseeländischer Generationen geben.

Whites Landschaftsbilder zeigen oft ausgedehnte Küsten-, Gebirgs-, und Weideregionen und strahlen Ruhe, Heiterkeit, aber auch Melancholie aus, die mit der Weite und dem Licht der Pazifiknähe in Verbindung gebracht wurden. Viele von Whites Bildern sind ikonisch geworden und finden sich als Reproduktion oder Zitat in Buchillustrationen und -umschlägen sowie auf Gebrauchsgegenständen.

Auch als Zeichnerin und mit Holzschnitten hat sich White international einen Namen gemacht. Ihre Zusammenarbeit mit polynesischen Künstlerinnen wie Ruha Fifita und Tamari Cabeikanacea im Bereich der Tapa-Kunst (Malerei auf großformatigen Bast-Malgründen) führte auch zu mehreren Serien zeitgenössischer Tapa-Arbeiten, in denen z. T. politische Themen wie die Klimakrise und der konsumistische Materialismus kritisiert werden.

Ehrungen und Dokumentarfilm

Anlässlich der Queen's Birthday Honours (Ehrentitelverleihung zum Geburtstag der Königin) im Jahr 2003 wurde White für ihre Verdienste um Malerei und Druckgrafik zur Distinguished Companion des New Zealand Order of Merit ernannt. Im Jahr 2009, nach der Wiederherstellung der Titularauszeichnungen durch die neuseeländische Regierung, nahm sie die Ernennung zur Dame Companion des New Zealand Order of Merit an.[9]

2012 wurde White mit dem Distinguished Alumni Award der University of Auckland und 2017 dem Laureate Award der Arts Foundation of New Zealand ausgezeichnet.[10]

Im Dezember 2022 erhielt White den New Zealand Arts Icon Award, der sie zu einer von zwanzig 'lebenden Kulturikonen' macht.

Ein 2025 auch im Rahmen des neuseeländischen Internationalen Filmfestivals (Whānau Marama/New Zealand International Filmfestival) gezeigter Dokumentarfilm von Gaylene Preston unter dem Titel ‘Grace. A Prayer for Peace’ dokumentiert Whites Leben und Werk und ihren Einsatz für Frieden und Völkerverständigung.[11]

Wichtige Ausstellungen

White hat Neuseeland auf zahlreichen internationalen Ausstellungen vertreten, darunter auf der 6. Internationalen Biennale in Sydney und der ersten Asien-Pazifik-Triennale für zeitgenössische Kunst in Brisbane.[12]

2009 wurden ihre Arbeiten mit Leba Toki und Bale Jione auf der 6. Asien-Pazifik-Triennale für zeitgenössische Kunst gezeigt.[13]

Im Jahr 2021 war White eine der 16 Künstlerinnen, die in der Ausstellung „Another Energy – Power To Continue Challenging; 16 Künstlerinnen aus aller Welt“ im Mori Art Museum in Tokio vertreten waren. Ein wichtiges Auswahlkriterium war, dass die Künstlerin seit mindestens 50 Jahren professionell tätig sein musste. Die Ausstellung lief vom 22. April bis 26. September 2021.

White war eine von vier zeitgenössischen Künstlern, die eingeladen wurden, an der Ausstellung „Matisse Alive“ 2021 in der Art Gallery of New South Wales teilzunehmen. Die Ausstellung entstand als Reaktion auf Henri Matisses Besuch im Pazifik im Jahr 1930.

2022 zeigte das neuseeländische Nationalmuseum Museum of New Zealand Te Papa Tongarewa eine große Solo-Ausstellung unter dem Titel „Robin White: Te Whanaketanga Robin White: Something Is Happening Here“. Die Ausstellung umfasste über 50 Werke aus Whites 50-jähriger Karriere, die, wie die Künstlerin es beschreibt, ein „Familientreffen“ bilden und Werke aus 22 Galerien und Wohnzimmern im ganzen Land zusammenbrachten. Die Ausstellung lief vom 4. Juni bis 18. September 2022 in Te Papa in Wellington und wurde anschließend in der Auckland Art Gallery gezeigt.

Ausstellungen der vergangenen 20 Jahre (Auswahl)

  • 2005: Island Life (Inselleben): Robin White, Hocken Collections, Dunedin, Auckland Art Gallery und Christchurch Art Gallery
  • 2011: Robin White, City Gallery Wellington
  • 2014: Ko e Hala Hangatonu: The Straight Path (mit Ruha Fifita), Pataka Art + Museum
  • 2016: Siu I Moana (mit Ruha Fifita), National Gallery of Victoria
  • 2021: Another Energy – Power to Continue Challenging (mit fünfzehn weiteren Frauen), Mori Art Museum, Tokio
  • 2021: Matisse Alive (mit drei weiteren Künstlerinnen), Art Gallery of New South Wales
  • 2022: The Perfect Silence of the Hour, Ausstellung mit Tapa-Werken mit Ebonie Fifita in der Two Rooms Gallery, Auckland.
  • 2022: Robin White: Something is happening hier (Hier geschieht etwas), Te Papa Tongarewa[3]

Schlüsselwerke in bedeutenden neuseeländischen Sammlungen

  • Mangaweka, 1973. Oil on canvas, 1016 × 1016 mm. First exhibited at Barry Lett Galleries, Auckland, August 1973 $475.00. Purchased by Te Papa in 1994. Original collection of Alister Taylor.[14]
  • Fish and chips, Maketu, 1975. Oil on canvas, 609 × 914 mm. Collection of Auckland Art Gallery.
Commons: Robin White – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. White, Robin. Abgerufen am 31. August 2025.
  2. a b Stuff. Abgerufen am 31. August 2025.
  3. a b Robin White: Something Is Happening Here | Te Papa. Abgerufen am 31. August 2025.
  4. Dame Robin White | Arts Foundation Laureate. Abgerufen am 31. August 2025 (amerikanisches Englisch).
  5. Playing Favourites with artist Dame Robin White. 21. Mai 2022, abgerufen am 31. August 2025 (neuseeländisches Englisch).
  6. Global Ocean Legacy. Abgerufen am 31. August 2025 (englisch).
  7. Robin White and Ruha Fifita - Pataka. In: Pataka. 27. August 2014 (org.nz [abgerufen am 31. August 2025]).
  8. ‘If she can do it, so can I’ - Ngā Toi Arts Te Papa - Museum of New Zealand Te Papa Tongarewa. Archiviert vom Original am 2. April 2015; abgerufen am 31. August 2025.
  9. The Queen's Birthday Honours List 2003. Department of the Prime Minister and Cabinet (DPMC), abgerufen am 31. August 2025.
  10. Stuff. Abgerufen am 31. August 2025.
  11. Whānau Mārama: GRACE A Prayer For Peace. Abgerufen am 31. August 2025 (britisches Englisch).
  12. The 1st Asia Pacific Triennial of Contemporary Art (APT1). Abgerufen am 31. August 2025 (englisch).
  13. The 6th Asia Pacific Triennial of Contemporary Art (APT6). Abgerufen am 31. August 2025 (englisch).
  14. Mangaweka. Abgerufen am 31. August 2025 (englisch).