Robert Schirmer

Hermann Robert Schirmer (* 11. Juli 1850 in Berlin;[1]23. September 1923 ebenda) war ein deutscher Bildhauer.

Leben

Robert Schirmer war ein Sohn des Tischlermeisters und Bildhauers Albert Reinhard Hermann Schirmer (1822–1885),[2] der in Berlin Inhaber einer „Möbelfabrik und Holzschnitzerei“ war.[3] Nach seiner Ausbildung zum Bildhauer begann er bei der Königlichen Porzellanmanufaktur und nach Studien an den Schlössern des preußischen Königshauses und bei den Ornamentisten des 18. Jahrhunderts[4] gründete er um 1879 eine eigene Werkstatt, die in den Jahren 1880 bis 1914 in höchster Blüte stand. An der Spitze seiner für seine Werkstatt arbeitenden Bildhauer stand Otto Markert. Schirmers Werkstatt stattete einen großen Teil der in diesen Jahren entstandenen staatlichen und städtischen Gebäude und viele Privatbauten mit ornamentalem Schmuck aus. Auftraggeber waren u. a. die Architekten A. F. M. Lange, Kritzler & Tischer, Cremer & Wolffenstein, Karl Richard Henker, Alfred J. Balcke, Alfred Grenander. 1879 beteiligte sich Schirmer an einer Preisausschreibung des Dresdner Kunstgewerbevereins und erhielt ein Ehrendiplom.[5] Ein Hauptarbeitsfeld waren für ihn die großen Ausstellungen, zu deren Ausschmückungen er z. T. vom Reichskommissar beauftragt war.

Schirmer führte seine Werke nach den Wünschen seiner Auftraggeber aus, wie an seiner Angabe „Atelier für Bau- u Kunstgewerbe, Spez: angetragener Stuck im Barock- u Roccoco-Style, Stuck- und Cementgießerei“ zu sehen ist. Seine eigenen Entwürfe entsprachen aber dem Jugendstil. Seine Werkstatt befand sich ab 1893 in der Schaperstraße 32.[6] Um 1902 erwarb er auch das Haus Berliner Straße 163/164 in Wilmersdorf und um 1909 das Nachbargrundstück Babelsberger Straße 52. Um 1913 ließ er auf beiden Grundstücken Neubauten errichten.[7][8]

Ab 1909 war Schirmer auch als gerichtlicher Sachverständiger im Bezirk des Kammergerichts und Landgerichts I, II und III tätig.[9]

Familie

Schirmer heiratete 1880 Lucie Victoria Margarethe Funck.[10] Der Sohn Max (geb. 1881) wurde Architekt und Regierungsbaumeister in Breslau.[11]

Ausstellungen

Portal zur Jubiläumsausstellung des Vereins für deutsches Kunstgewerbe
Stuckelemente in der Jubiläumsausstellung des Vereins für deutsches Kunstgewerbe

Werke in Berlin

Iguanodon vor dem Aquarium
Löwentor am Zoologischer Garten

Die Werke entstammen seiner Werkstatt. Der eigene Anteil an den Ausführungen ist nicht immer eindeutig zuzuordnen.

  • 1890: Figürliche und ornamentale Ausstattung des Zuschauerraums beim Umbau des Concordia-Theaters (ab 1892 Apollo-Theater), Friedrichstraße 218 (im zweiten Weltkrieg zerstört)[16]
  • 1894: Stuckarbeiten im Foyer des Neuen Theaters am Schiffbauerdamm.[17]
  • 1896–1904: Figürliche und ornamentale Bildwerke des Giebelfeldes und der Fensterverdachungen, Schlußsteinmasken und Konsolen beim Neubau des Kammergerichts (insbesondere durch Otto Markelt geschaffen).[18]
  • 1897–1898: Stuckverzierungen im Berliner Künstlerhaus, Architekt Karl Hoffacker.[19] (im zweiten Weltkrieg zerstört)
  • 1898–1902: Hochschule für bildende Künste, Hardenbergstraße 33 (Denkmalschutz)[20]
  • 1899: Reliefs am ehemaligen Verwaltungsgebäude der Deutschen Tiefbau-Gesellschaft, Babelsberger Straße 14–16, Waghäuseler Straße 11–12 (Denkmalschutz)[21]
  • 1899–1900: Kinderfries an der Villa Herter, Uhlandstraße 6 (Ausführung nach Entwurf von Ernst Herter)
  • 1901–1902: Eingangsfassade vom Logenhaus (heute Synagoge), Joachimsthaler Straße 13 (Denkmalschutz)[22]
  • 1901–1902: Reliefs am Gemeindehaus der Sophiengemeinde, Große Hamburger Straße 28 (Denkmalschutz)[23]
  • 1902: Trianon-Theater, Georgenstraße (nicht erhalten)
  • 1902–1903: Figürliche Kapitelle am Mietshaus Meinekestraße 12 (Denkmalschutz)[24]
  • 1902–1903: Vorwärts-Buchdruckerei und Parteizentrale der SPD, Lindenstraße 69. Architekten Kurt Berndt und A. F. M. Lange[25] (nicht erhalten)
  • 1902–1904: Industriepalast, Lindenstraße 3. Architekten Kurt Berndt und A. F. M. Lange[26] (1962 abgerissen)
  • 1902–1905: Vier Atlanten am Pelikan-Haus, Ritterstraße 9–10 (zusammen mit Markert, Denkmalschutz)[27]
  • 1903–1904: Wohnhaus Maaßenstraße 36[28] (nicht erhalten).
  • 1903–1904: Arbeiten im Festsaal des Dienst- und Wohngebäudes für den Handelsminister, Leipziger Platz 11a (Bildhauer Markert)[29] (nicht erhalten).
  • Nach 1903: Allegorische Fassadenfiguren für die Königliche Bibliothek (Staatsbibliothek) Unter den Linden[30]
  • 1904: Terrassen am Halensee (zusammen mit Carl Caspary,[31] 1910 zum Lunapark umgebaut und 1935 abgerissen).
  • 1905: Modellier- u Bildhauerarbeiten für die große Halle und den Plenarsaal des Amtsgerichts[32]
  • 1905–1907: Oberverwaltungsgericht, Hardenberstraße 31 (Otto Markert, Werkstatt Schirmer, Denkmalschutz)[33]
  • 1905–1910:Türverdachung der Kaiser-Wilhelm-Akademie, Invaliden-/Ecke Scharnhorststraße (Denkmalschutz)[34]
  • 1906–1907: Friese am Kaufhaus Hackescher Hof, Architekt A. F. M. Lange
  • 1906–1907: Umbau Weinhaus M. Kempinski, Leipziger Straße 21 (nicht erhalten)
  • 1907–1908: Internationale Schlafwagengesellschaft, Unter den Linden 40. Architekten Kurt Berndt und A. F. M. Lange (Denkmalschutz)[35]
  • 1907–1909: Modelle für die Zierteile des Dienstgebäudes für die Baupolizei, Magazinstraße 3–5[36] (Denkmalschutz)[37]
  • 1908: Pfosten mit Wildschweinköpfen im Zoologischen Garten (Zuschreibung)
  • 1908–1910: Paul-Gerhardt-Kirche in (Berlin-)Schöneberg (Denkmalschutz)[38]
  • 1908–1910: Türverdachung und Medaillons für die Festsäle des Brüdervereins, Kurfürstenstraße 115/116, Architekten Kritzler & Tischer. (1964 abgerissen).
  • 1908–1910: Reichsmilitärgericht, Witzlebenstraße 4–5 in Charlottenburg (Denkmalschutz)[39]
  • 1908–1910: Bauplastiken für die Höhere Mädchenschule (Cecilien-Lyzeum) in Lichtenberg, Architekten Johannes Uhlig und Wilhelm Grieme (Denkmalschutz)[40]
  • 1909: Löwen am Löwentor des Zoologischen Gartens (Denkmalschutz)[41]
  • 1910: Wandfüllungen für das Hohenzollern-Kunstgewerbe-Haus Friedmann & Weber, Königgrätzerstraße 8, Architekt Hermann Dernburg (nicht erhalten).[42]
  • 1910: Großer Fries, Ornamente und Bärenfiguren am Kerkau-Palast, Behrenstraße 48. Architekt A. F. M. Lange (nicht erhalten).
  • 1910: Plastischer Schmuck am Admiralspalast
  • 1910: Aula der alten Königlichen Bibliothek (nicht erhalten)
  • 1910–1911: Römischer Hof, Unter den Linden, Architekt A. F. M. Lange (Denkmalschutz)[43]
  • 1910–1911: Bauplastiken für die Höhere Knabenschule in Lichtenberg, Architekten Johannes Uhlig und Wilhelm Grieme (Denkmalschutz)[44]
  • Um 1911: Reliefs für den Erweiterungsbau des Kaufhauses Tietz (Halle für Nahrungsmittel) am Alexanderplatz. Architekten Cremer & Wolffenstein (nicht erhalten)
  • 1912: Saurierreliefs, Schlusssteine und Portalgestaltung am Berliner Aquarium (Ausführung nach Entwurf von Heinrich Harder unter Mitwirkung von Markert)
  • 1912: Iguanodon-Skulptur vor dem Aquarium (Ausführung nach Entwurf von Heinrich Harder unter Mitwirkung von Markert)
  • 1912: Deutsches Opernhaus, Bismarckstraße (nicht erhalten)
  • 1914–1916: Stadtansichten an der Schleusenbrücke (zusammen mit Markert, Denkmalschutz)[45]
  • 1915–1916: Buttbrunnen, Bodestraße, an der Eisernen Brücke (Denkmalschutz)[46]
  • 1917: Thielenbrücke (mit Markert)[47] (Denkmalschutz)[48]

Werke außerhalb Berlins

  • 1901: Ornamente für den Ratskeller Danzig (Entwürfe auf der Weltausstellung Paris gezeigt)[49]
  • 1904: Altar für die Erlöserkirche in Breslau (im zweiten Weltkrieg zerstört)
  • 1908: Statue des Generalfeldmarschalls Gottlieb Graf von Haeseler als Roland am Bahnhof Metz
  • Bahnhof Husum, Bahnhof Görlitz, Standesamt und Sparkasse in Essen

Publikationen

  • 1888/1889: Entwürfe im Barock- und Rokoko-Stile, E. A. Seemann, Leipzig
  • 1890: Plastische Ornamente für Bau- und Kunstgewerbe, Max Spielmeyer, Berlin
  • 1896–1900: Aus meiner Kunstwerkstätte (5 Serien), B. Hessling, Berlin
  • 1903/1904: Decken und Deckenteile, B. Hessling, Berlin[50]
  • 1911: Berliner Bildhauerarbeiten. Otto Baumgärtel, Berlin 1912 (zlb.de).

Literatur

Commons: Robert Schirmer – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Luisenstädtische Kirche Berlin, Taufen 1847–1851, Seitennummer 341, Nr. 581
  2. Standesamt Berlin VI, Sterbe-Register 1885, Urkunde-Nr. 2091
  3. Schirmer, H., Tischler, Inh. e. Möbelfbrk. und Holzschnitzerei. In: Berliner Adreßbuch, 1880, Teil 1, S. 644.
  4. Moderne Stuckarbeiten. In: Karl von Lützow (Hrsg.): Zeitschrift für bildende Kunst. Band 24. E. A. Seemann, Leipzig 1889, S. 26–29 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  5. Ehrenbezeigungen für hervorragende Kunstleistungen. In: Karl Schröder (Hrsg.): Deutsche Monatshefte zur Beförderung der Erwerbstätigkeit unsrer Gewerbetreibenden. Band 1, Nr. 1. Franz Büching, Hof und Leipzig 1879, S. 138 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  6. Schirmer, Robert. In: Berliner Adreßbuch, 1893, Teil 1, S. 1177. „Bildhauer u. Inh. e. Atel. f. Bau- u Kunstgewerbe, Spez: angetragener Stuck im Barock- u Rococo-Style, Stuck u Cementgießerei, Lützow Ufer 31. ab Apr Schaperstr. 32“.
  7. Babelsberger Straße 52 Neubau, E. Schirmer, R., Bildhauer. In: Berliner Adreßbuch, 1913, Teil 5, S. 499.
  8. Berliner Straße 163/164 Neubau, E. Schirmer, R., Bildhauer. In: Berliner Adreßbuch, 1913, Teil 5, S. 502.
  9. Schirmer, Robert. In: Berliner Adreßbuch, 1909, Teil 1, S. 2358. „Bildhauer, Atel. f. dekorative Plastik, gerichtl. Sachverständ. i. Bezirk des Kammerger. u Landger. I., II. u III.“.
  10. Standesamt Berlin II, Heirats-Register 1880, Urkunde Nr. 441
  11. Schirmer, Max. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 30: Scheffel–Siemerding. E. A. Seemann, Leipzig 1936, S. 89 (biblos.pk.edu.pl).
  12. Die Jubiläums-Ausstellung des Vereins für deutsches Kunstgewerbe. In: Karl Hoffacker (Hrsg.): Kunstgewerbeblatt. 14. Jahrgang. E. A. Seemann, Leipzig 1903, S. 67, 68, 71, 72, 84 (wikimedia.org [PDF]).
  13. Vereinigung Berliner Architekten (Hrsg.): Berliner Architekturwelt. Band 6. Ernst Wasmuth, Berlin 1904, S. 143. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  14. Berlin auf der Weltausstellung in St. Louis 1904. In: Berliner Architekturwelt. Nr. 1, April 1904, S. 19–27 (zlb.de).
  15. Digitalisat in Arcinsys
  16. Deutsche Bauzeitung, 1891, Nr. 75, S. 453f.
  17. Hossfeld: Das Neue Theater in Berlin. In: Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 3, 1894, S. 21–24 (zlb.de).
  18. C. Vohl: Der Neubau für das Kammergericht in Berlin. In: Zeitschrift für Bauwesen. Nr. 10, 1915, Sp. 519–548 (zlb.de).
  19. Berliner Neubauten. In: Deutscher Architekten- und Ingenieur-Verein (Hrsg.): Deutsche Bauzeitung. Band 32, Nr. 97. Kommissionsverlag, Berlin 1898, S. 621 ff. (Volltext in der Google-Buchsuche).
  20. Eintrag 09096193 in der Berliner Landesdenkmalliste
  21. Eintrag 09011527 in der Berliner Landesdenkmalliste
  22. Eintrag 09096213 in der Berliner Landesdenkmalliste
  23. Eintrag 09035236 in der Berliner Landesdenkmalliste
  24. Eintrag 09011548 in der Berliner Landesdenkmalliste
  25. Anke Hoffsten: Das Volkshaus der Arbeiterbewegung in Deutschland. Böhlau Verlag, Köln 2017, ISBN 978-3-412-50734-3, S. 345. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  26. Punktgerasterter Druck einer um 1904 aufgenommenen Fotografie aus einer mehrsprachigen Architekturzeitschrift
  27. Eintrag 09031226 in der Berliner Landesdenkmalliste
  28. Verlag von Max Spielmeyer (Hrsg.): Blätter für Architektur und Kunsthandwerk. 18. Jhrg., Nr. 11. Max Spielmeyer, Berlin 1905, S. 83. (Volltext in der Google-Buchsuche).
  29. Verlag von Max Spielmeyer (Hrsg.): Blätter für Architektur und Kunsthandwerk. 18. Jhrg., Nr. 3. Max Spielmeyer, Berlin 1905, S. 17 f. (Volltext in der Google-Buchsuche).
  30. Eintrag 09095953 in der Berliner Landesdenkmalliste
  31. Restaurant "Terrassen am Halensee". In: Berliner Architekturwelt. Nr. 5, August 1904, S. 163 (zlb.de).
  32. Verlag von Max Spielmeyer (Hrsg.): Blätter für Architektur und Kunsthandwerk. 18. Jhrg., Nr. 10. Max Spielmeyer, Berlin 1905, S. 74 f. (Volltext in der Google-Buchsuche).
  33. Eintrag 09020677 in der Berliner Landesdenkmalliste
  34. Eintrag 09011178 in der Berliner Landesdenkmalliste
  35. Eintrag 09030019 in der Berliner Landesdenkmalliste
  36. N. N.: Das neue Dienstgebäude für die Baupolizei in Berlin. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 15, 1910, S. 96 (zlb.de).
  37. Eintrag 09011056 in der Berliner Landesdenkmalliste
  38. Eintrag 09066530 in der Berliner Landesdenkmalliste
  39. Eintrag 09096500 in der Berliner Landesdenkmalliste
  40. Eintrag 09040264 in der Berliner Landesdenkmalliste
  41. Eintrag 09050439 in der Berliner Landesdenkmalliste
  42. Hohenzollern-Kunstgewerbehaus. In: Berliner Architekturwelt. Nr. 8, November 1912, S. 318–325 (zlb.de – Fassadenansichten, Grundrisse, Ausstattung).
  43. Eintrag 09030015 in der Berliner Landesdenkmalliste
  44. Eintrag 09040260 in der Berliner Landesdenkmalliste
  45. Eintrag 09030072 in der Berliner Landesdenkmalliste
  46. Eintrag 09030062 in der Berliner Landesdenkmalliste
  47. Eckhard Thiemann, Dieter Desczyk: Berliner Brücken. Lukas-Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-86732-099-3, S. 179.
  48. Eintrag 09031154 in der Berliner Landesdenkmalliste
  49. Weltausstellung Paris. In: Architekturmuseum TU Berlin. Abgerufen am 15. August 2025.
  50. Peter Geils und Willi Gorzny (Ltg.): Gesamtverzeichnis des deutschsprachigen Schrifttums. 126. Schim - Schl. K. G. Saur, München 1984, S. 72 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).