Robert Herlth

Paul Fritz Robert Herlth (* 2. Mai 1893 in Wriezen, Brandenburg; † 6. Januar 1962 in München, Bayern) war einer der bedeutendsten deutschen Szenenbildner (Filmarchitekten) des 20. Jahrhunderts. Er gilt als Pionier des künstlerischen Stummfilms.[1]

Leben

Robert Herlth studierte von 1912 bis 1915 Malerei an der Hochschule für die bildenden Künste zu Berlin.[2] Danach wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. Von 1916 bis 1918 war er als Bühnenbildner am Heerestheater in Vilnius tätig. Nach dem Krieg besuchte er zunächst eine Kunstgewerbeschule, brach aber diese Ausbildung ab und setzte ab 1920 die Arbeit beim Film fort.[3] Hermann Warm holte ihn zur Decla-Bioskop. Gemeinsam mit Walter Röhrig entwarf Herlth Kostüme und Dekorationen. Mit Warm schuf er die Ausstattung für Fritz Langs Der müde Tod (1921). In enger Zusammenarbeit mit Friedrich Wilhelm Murnau entstand Der letzte Mann (1924).[4]

Herlth und Röhrig wurden 1922 von der Ufa übernommen und verbanden in ihren Raumgestaltungen expressionistische Elemente mit den Einrichtungen des Kammerspielfilms. Besondere Kreativität entfalten Herlth und Röhrig für die Filme Friedrich Wilhelm Murnaus, der selbst aktiv am Entwurfsprozess mit teilhatte.

Die enge Zusammenarbeit mit Röhrig dauerte bis 1936. Gustav Ucicky ist der Regisseur, mit dem sie dabei am häufigsten zusammenarbeiteten, auch auf die Kameramänner Carl Hoffmann und Fritz Arno Wagner trafen sie mehrfach. Zu ihren Schülern damals gehörte u. a. Anton Weber. Die einzige Regiearbeit Herlths entstand 1936; in Ko-Regie mit Röhrig drehte er den Märchenfilm Hans im Glück. 1937 ging Robert Herlth zu Tobis, ab 1939 ist er Ausstatter von Unterhaltungsfilmen der Terra Film.

Nach Kriegsende arbeitete Herlth als Bühnenbilder an mehreren Berliner Theatern. Seine erste Filmarbeit der Nachkriegszeit entstand in München für Zwischen gestern und morgen (1947). Für die Thomas-Mann-Verfilmung Buddenbrooks (1959) erhielt Robert Herlth den Bundesfilmpreis. Nach 1961 war er ausschließlich für das Fernsehen tätig. Sein Bruder Kurt Herlth, mit dem er mehrfach zusammenarbeitete, war ebenfalls Szenenbildner.

1924 heiratete Herlth in Berlin Maria (Mania) Leibson (* 1895 Vilnius; † 1966). Die gemeinsame Tochter Helene wurde 1928 geboren.[5] Da seine Ehefrau Jüdin war, galt er nach nationalsozialistischer Definition als "jüdisch versippt" und konnte ab 1936 nur mit einer Sondergenehmigung arbeiten.[6]

Robert Herlth wurde auf dem Waldfriedhof Grünwald bei München beigesetzt.[7]

Filmografie

Literatur

  • Robert Herlth. Filmarchitektur und Filmbild. In: Gebrauchsgraphik, Jg. 12 (1935), Heft 4, S. 12–17 (Digitalisat)
  • Wolfgang Längsfeld (Red.): Filmarchitektur: Robert Herlth. Deutsches Institut für Film und Fernsehen, München 1965
  • Hans-Michael Bock: Robert Herlth – Filmarchitekt. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lieferung 1, 1984
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 3: F – H. Barry Fitzgerald – Ernst Hofbauer. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 644
  • Ron Schlesinger: Kühe, Käfer, hohe Tiere. Robert Herlths und Walter Röhrigs HANS IM GLÜCK (1936) zwischen experimentellem Märchenfilm und propagandistischem „Großlustspiel“. In: Filmblatt, 16. Jg., Nr. 46/47, Winter 2011/12, ISSN 1433-2051, S. 85–94.
  • Robert Herlth bei filmportal.de
  • Robert Herlth bei IMDb
  • Fünf Minuten hinter den Kulissen: Interview mit den Filmarchitekten Roberth Herlth und Walter Röhrig über ihr Arbeitsgebiet. In: Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse vom 10. Mai 1930, S. 17 [2]
  • Filmgestaltung Robert Herlth bei Movie College
  • Portrait über Leben und Werk in der Welt

Einzelnachweise

  1. Szenenbild: Robert Herlth. Abgerufen am 29. August 2023.
  2. Jahresberichte der Hochschule für Bildende Künste [1]
  3. Fünf Minuten hinter den Kulissen: Interview mit den Filmarchitekten Roberth Herlth und Walter Röhrig über ihr Arbeitsgebiet. In: Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse vom 10. Mai 1930, S. 17
  4. Auf den Spuren des Filmarchitekten Robert Herlth: Der Herr der Dinge. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 10. Mai 2023]).
  5. Standesamt Berlin-Charlottenburg I, Heiratsurkunde Nr. 758 vom 24. Oktober 1924
  6. Andreas Conrad: Der Herr der Dinge: auf den Spuren des Filmarchitekten Robert Herlth. In: Der Tagesspiegel vom 2. Mai 2023, S. B 18 f
  7. Robert Paul Fritz Herlth in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 21. Juli 2025.
  8. Masken: 1. Mister Rex - 2. Varieté - 3. Ein Trappistenkloster Eintrag auf filmportal.de. Abgerufen am 18. April 2023.
  9. Das Geheimnis von Bombay. Das Abenteuer einer Nacht Eintrag auf filmportal.de. Abgerufen am 18. April 2023.
  10. Die Intriguen der Madame de la Pommeraye Eintrag auf filmportal.de. Abgerufen am 18. April 2023.
  11. Schloß Vogelöd Eintrag auf filmportal.de. Abgerufen am 18. April 2023.
  12. Satansketten Eintrag auf filmportal.de. Abgerufen am 18. April 2023.