Rittergut Frankleben


Das Rittergut Frankleben (auch Unterhof Frankleben oder Schloss Frankleben) ist ein denkmalgeschütztes Bauwerk im Ortsteil Frankleben der Stadt Braunsbedra im Saalekreis in Sachsen-Anhalt. Im örtlichen Denkmalverzeichnis ist das Rittergut unter der Erfassungsnummer 094 20720 als Baudenkmal verzeichnet.[1]
Allgemeines
Neben dem Rittergut Frankleben mit der Adresse Unterhof 1 befand sich noch ein vormaliges Herrenhaus Oberfrankleben,[2] das auch als Oberhof bezeichnet wird und seit 1958 abgängig ist. Beide Begüterungen waren Eigentum der uradeligen Familie von Bose. Den Oberhof wiederum erbaute Karl von Bose in der Zeit von 1570 bis 1600. Patronatskirche für beide Güter wurde St. Martini Frankleben.
Geschichte
An der Stelle des heutigen, inmitten des Orts gelegenen Rittergutes stand vorher eine Wasserburg, die sich im Jahr 1326 im Besitz des Adelsgeschlechts von Bose befand. Das heutige Bauwerk im Stil der Renaissance wurde im Auftrag derer von Bose zwischen 1597 und 1603 erbaut, wobei wahrscheinlich Teile des Vorgängerbauwerks in den Neubau integriert wurden. Während Umbauarbeiten im 18., 19. und 20. Jahrhundert wurden das äußere Erscheinungsbild wie auch die Aufteilung der Innenräume stark verändert.
Namhafte Grundbesitzer des Herrensitzes war u. a. Carl von Bose-Unterfrankleben (1807–1883), verheiratet mit Luise von Bose-Ober-Frankleben (1812–1886). Vom Rittergut Unter-Frankleben stammt ebenso der Generalmajor Georg von Bose (1842–1923).[3][4] In den 1920er Jahren umfasste das Rittergut etwa 253 ha.[5] Letzter Gutsherr war Oberstleutnant Dietrich von Bose (1883–1967), verheiratet mit Annaliese von Förster (1892–1976), Tochter eines Ingenieurs und Fabrikbesitzers.[6]
Das Rittergut blieb bis zur Enteignung während der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone im Jahr 1945 im Besitz der Familie, was über eine derartig lange Zeit eine Seltenheit ist.
Nach der Enteignung 1945/1946 verfiel das Gebäude, dann fanden von 2007 bis 2013 umfangreiche Sanierungsarbeiten statt. Das Herrenhaus des ehemaligen Rittergutes beinhaltet heute eine Außenstelle des Standesamts, Gästezimmer sowie Räumlichkeiten für Feiern.[7][8][9]
Beschreibung
Das vierflügelige Schloss zählt zu den bedeutendsten Schlössern in Sachsen-Anhalt. Das Bauwerk verfügt an der Westseite über einen mittig angeordneten dreigeschossigen Standerker, mit einer Freitreppe davor, und jeweils einen dreigeschossigen Turm an der nordwestlichen und südwestlichen Gebäudeecke. Das ursprüngliche Eingangsportal mit stark verwitterten Gaffköpfen und einer Giebelverdachung befindet sich neben dem südwestlichen Turm. Der von allen vier Flügeln umschlossene Innenhof wird von einem achteckigen Treppenturm mit einer geschweiften Haube dominiert. Aus dem 20. Jahrhundert stammt die umlaufende offene, flachbogige Arkade mit ihren toskanischen Säulen. Im Aufsatz des Sitznischenportals befinden sich ein Allianzwappen von Dietrich von Bose und seiner Ehefrau Magdalene von Berbisdorf aus dem Jahr 1602 und weitere Dekorationen. Der ehemalige Rittersaal verfügt über ein Sandsteinportal aus dem 16. Jahrhundert. In vielen Innenräumen sind sehenswerte Holz- und Stuckdecken erhalten. Zur Ausstattung des Bauwerkes gehört ebenfalls ein Verlies.
An der Süd- und Ostseite lässt sich aufgrund der Teichform der ehemalige Wassergraben nach vollziehen.[7][8]

Literatur
- Alexander Duncker (Hrsg.): Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie nebst den königlichen Familien-, Haus-, Fideicommiss- und Schattull-Gütern. Band 3, Selbstverlag, Berlin 1860, Text-Blatt 162.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Kleine Anfrage und Antwort Olaf Meister (Bündnis 90/Die Grünen), Prof. Dr. Claudia Dalbert (Bündnis 90/Die Grünen), Kultusministerium 19. 03. 2015 Drucksache 6/3905 (KA 6/8670) Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt. (PDF) Landtag von Sachsen-Anhalt, abgerufen am 8. Oktober 2019.
- ↑ Alexander Duncker (Hrsg.): Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie nebst den königlichen Familien-, Haus-, Fideicommiss- und Schattull-Gütern. Band 15, Selbstverlag, Berlin 1878, Text-Blatt 858.
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der D.A.G. Teil A (Uradel). 1941. Vierzigster Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1940, S. 62–64.
- ↑ Walter von Hueck, Hans Friedrich von Ehrenkrook, Erik Amburger, Friedrich Wilhelm Euler, Johann Georg von Rappard: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser. A (Uradel). 1966. Band VIII, Band 38 Gesamtreihe GHdA. Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke, Limburg/Lahn 1966, S. 135–137.
- ↑ Oskar Köhler, Gustav Wesche, H. Krahmer: Landwirtschaftliches Güter-Adreßbuch der Provinz Sachsen. [1922]. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter und Güter von ungefähr 20 ha herab mit Angabe der Gutseigenschaft, des Grundsteuerertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. Hrsg. Mit Unterstützung der Landwirtschaftskammer zu Halle a. S., In: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. Band V, (Paul Niekammer), 3. Auflage, Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1922, S. 166–167.
- ↑ Walter von Hueck, Klaus von Andrian-Werburg, Detlev Schwennicke, u. a.: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser. A (Uradel). 1990. Band XXI, Band 98 Gesamtreihe GHdA. Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke, Limburg/Lahn 1990, S. 15–18.
- ↑ a b Hans und Doris Maresch: Sachsen-Anhalts Schlösser, Burgen & Herrensitze. Husumer Verlagsgesellschaft, Husum 2015, ISBN 978-3-89876-776-7, S. 78–79.
- ↑ a b Schloss Frankeleben. Alleburgen.de, abgerufen am 11. Oktober 2019.
- ↑ Geschichte des Schlosses Frankleben. Abgerufen am 11. Oktober 2019.
Koordinaten: 51° 18′ 49,2″ N, 11° 55′ 54,3″ O