Riedersteinkapelle


Die Riedersteinkapelle ist eine kleine neugotische Kapelle auf dem 1207 m hohen Felssporn Riederstein über dem Tegernsee. Der Sporn ragt etwa 150 Meter nahezu senkrecht über den als Galaun bekannten Aussichtspunkt mit Gasthof am Hang der Baumgartenschneid. Von der Kapelle hat man einen weiten Blick auf den Tegernsee und in das Tal der Weissach.[1]



Beschreibung
Das Bauwerk bietet mit einer Länge von knapp fünf Metern bei unter zwei Metern Breite Platz für etwa zehn bis zwölf Personen. Der einfache Saalbau hat ein Satteldach und einen kleinen spitzen Dachreiter nach Westen und zum Abhang. Der Eingang weist ein Portal mit einem Spitzbogen und einem Bildnis der Maria über der Tür auf. Sie ist als Himmelskönigin mit Zepter und blauem Mantel dargestellt. Darüber ein schmiedeeisernes Vordach.
Der Boden der Kapelle ist mit rotem Tegernseer Marmor belegt, die Seitenwände sind im unteren Drittel mit hellen Steinplatten versehen, darüber waren sie ursprünglich gekalkt. In jede Seitenwand ist eine Gedenktafel eingelassen. Im Raum stehen sechs Kniebänke.
Der Altar ist farblich so gefasst, dass sich sein Holz an den rot-marmorierten Marmor anlehnt. Die Pietà wurde von Johann Wirth, einem Schüler Joseph Schlotthauers, gefertigt, daneben hängen Medaillons mit einer Mater Dolorosa und einem Schmerzensmann. Über dem Altar hängen eine Darstellung der Madonna von Altötting, sowie eine einzelne Votivtafel. Vor dem Altar ist ein schmiedeeisernes Gitter mit Ornamenten und Ringen angebracht.
Immer wieder lassen sich Paare an diesem besonderen Ort trauen. Jährlich werden am Mittwoch der Karwoche eine Kreuzwegandacht und im Oktober ein Rosenkranz gebetet.[2]
Baugeschichte
Ausweislich einer Tafel im Inneren der Kapelle errichtete Josef Hupfauer, Schlossdiener im Schloss Tegernsee, im Jahr 1841/42 einen Vorgängerbau und erweiterte die Kapelle bereits 1850/51. Der heutige Bauzustand wurde 1863/64 erreicht. Damals hat ein Grundbesitzer in Tegernsee namens Altmann die Kosten für das Bauwerk getragen, Joseph Schlotthauer stiftete den Altar.
Eine weitere Tafel im Inneren der Kapelle erzählt davon, dass 1897 Bürger aus Tegernsee den „Verein Riederstein“ gründeten, um den Unterhalt der Kapelle zu sichern.[3] Der Verein betreut bis heute die Kapelle, den Weg und die Treppen zur Kapelle.[4]
Besondere Gäste
In der Chronik des „Vereins Riederstein“ sind besondere Gäste der Kapelle festgehalten. So musste der spätere König Johann von Sachsen noch als Kronprinz 1829 vom Riederstein gerettet werden, als er sich beim Sammeln von Pflanzen im Fels verstieg und nicht mehr weiterkam. Im Herbst 1932 kam Adolf Hitler mit „drei engen Parteifreunden“. Aus dem Jahr 1968 sind Julius Kardinal Döpfner und der damalige Münchner Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel bekannt.
Kreuzweg
Zur Kapelle führt vom Galaun ein Kreuzweg mit 14 Stationen aus gusseisernen Reliefs im Stil der Volkskunst auf steilem Weg, großteils auf über 500 Treppenstufen[3].
Das Eisen der Kreuze stammt aus den Eisengewerken Achthal im Rupertiwinkel[5]. Bemalt wurden sie vom Malermeister Babl aus Tegernsee. Am 15. August 1898 wurden sie vom Frater Odoricus Röder vom Tölzer Franziskaner-Kloster ein geweiht[6]. 1902 wurden die Kreuzweg-Tafeln renoviert[7].
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Kreuzwegstation I -
Kreuzwegstation II -
Kreuzwegstation III -
Kreuzwegstation IV -
Kreuzwegstation V -
Kreuzwegstation VI -
Kreuzwegstation VII -
Kreuzwegstation VIII -
Kreuzwegstation IX -
Kreuzwegstation X -
Kreuzwegstation XI -
Kreuzwegstation XII -
Kreuzwegstation XIII -
Kreuzwegstation XIV


Der Weg passiert einen größeren Felsblock, der in einer Nische eine Madonnenfigur enthält. Bei einer kleinen Grotte in dem Felsen wurden beim Bau des Kreuzwegs die Gebeine eines schon 1861 verschwundenen Wilderers namens Hartl Schittler – bürgerlich Leonhard Pöttinger – aus St. Quirin gefunden. An ihn erinnert heute eine Gedenktafel[8][9].
Ortslegende
Im Tegernseer Tal wird die Kapelle als Votivkirche interpretiert. Eine Ortssage berichtet, dass ein Jäger auf dem Felssporn einem Bären begegnete. Er konnte noch auf das Tier schießen, bevor dieser ihn angriff. Beide stürzten über die Klippe. Der Jäger überlebte, weil er auf den Körper des Bären fiel. Zum Dank gelobte er den Bau der Kapelle. Nach einer alternativen Variante hätte der Bauer des nahe gelegenen Leeberghofes die Kapelle errichten lassen, aus Dank, dass sein Vieh, das sich auf den Riedersteinsporn verirrt hatte, heil wieder herab kam.[10]
Bildergalerie
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Blick aus dem Fenster nach Südosten -
Blick aus dem Fenster nach Nordwesten -
Innenansicht mit Gitter vor Altar -
Eingangstüre nach Osten -
Riedersteinkapelle Dachstuhl -
Gedenktafel zum Riederstein-Verein -
Gedenktafel zur Errichtung der Kapelle -
Weihwasserschale aus Marmor -
Riedersteinkapelle Bild über Eingang -
Riedersteinkapelle seitlich von vorne Sicht nach Westen -
Westseite mit Turmspitz -
Kapelle von vorne nach Westen -
Postkarte Riedersteinkapelle und Galaun; 1920er-Jahre -
Postkarte Riedersteinkapelle und Tegernsee; 1920er-Jahre
Denkmalschutz
Die Riedersteinkapelle steht unter Denkmalschutz und ist unter dem Aktenzeichen D-1-82-132-79 in der Denkmalliste des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege erfasst[11]. Auch der Kreuzweg mit 14 gusseisernen, farbig gefassten Kreuzwegstationen steht unter Denkmalschutz und ist unter dem Aktenzeichen D-1-82-132-80 in der Denkmalliste des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege erfasst[12].
Literatur
- Jürgen Heid: Kapellen und Bildstöcke im Tegernseer Tal. In: Hans Halmbacher (Hrsg.): Das Tegernseer Tal in historischen Bildern. Band 2. Fuchs-Druck, Hausham 1982, Seiten 548–568.
Weblinks
- Riederstein-Kapelle und Blick auf den Tegernsee. Wanderbeschreibungen mit vielen Bildern und Karte inklusive GPS-Track. In: komoot.com. 29. August 2025.
- Riederstein (1207 m) und Galaun, Panoramarunde am Tegernsee. Wanderbeschreibung mit Bildern und Karte inklusive GPS-Track. In: gamssteig.de. 29. August 2025.
- Kreuzweg Riedersteinkapelle, Tegernsee. Text mit Bildern aller 14 Stationen. In: erzbistum-muenchen.de.
Einzelnachweise
- ↑ Soweit nicht anders angegeben, orientiert sich die Darstellung an Heid 1982.
- ↑ Riederstein: Gottes Haus auf Berges Höhe. In: erzbistum-muenchen.de. 29. August 2025.
- ↑ a b Tegernseer Stimme: 500 Stufen zur Glückseeligkeit, 28. September 2014
- ↑ Sandra Hefft: Riedersteinverein wählt neuen Vorstand. In: merkur.de.
- ↑ Bergbaumuseum Achthal. In: museen-in-bayern.de.
- ↑ Kreuzweg Riedersteinkapelle, Tegernsee. In: erzbistum-muenchen.de.
- ↑ 14 gusseiserne, farbig gefasste Kreuzwegstationen, um die Mitte 19. Jahrhundert, 1902 renoviert in Liste der Baudenkmäler in Tegernsee Aktennummer D-1-82-132-80
- ↑ Der Tafeltext lautet: Hier wurden am 28. August 1897 bei Wegbauarbeiten die Gebeine des Wildschützen Leonhard Oettinger Schittler in St. Quirin gefunden. Er war am 29. Okt. 1861 von einem Pirschgang nicht mehr zurückgekehrt P.I.P.
- ↑ Der Riederstein und das Skelett im Tegernseer Bräustüberl. In: gipfelfieber.com.
- ↑ Gisela Schinzel-Penth: Sagen und Legenden um Miesbach und Holzkirchen. Ambro Lacus Verlag, 2. Auflage 2004. ISBN 3-921445-24-8. Seiten 187 f.
- ↑ Riedersteinkapelle in der Online-Denkmalliste. Abgerufen am 31. August 2025.
- ↑ Der Kreuzweg mit 14 gusseisernen Kreuzwegstationen in der Online-Denkmalliste. Abgerufen am 31. August 2025.
Koordinaten: 47° 42′ 15″ N, 11° 47′ 33″ O
