Rhäzüns

Rhäzüns
Wappen von Rhäzüns
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Graubünden Graubünden (GR)
Region: Imboden
BFS-Nr.: 3723i1f3f4
Postleitzahl: 7403
Koordinaten: 749715 / 185075
Höhe: 657 m ü. M.
Höhenbereich: 593–1999 m ü. M.[1]
Fläche: 13,37 km²[2]
Einwohner: 1612 (31. Dezember 2024)[3]
Einwohnerdichte: 121 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
21,2 %
(31. Dezember 2024)[4]
Website: www.rhaezuens.ch
Rhäzüns
Rhäzüns
Lage der Gemeinde
Karte von RhäzünsGigerwaldseeHeidseeCaumaseeCrestaseeKanton GlarusKanton St. GallenRegion AlbulaRegion ViamalaRegion LandquartRegion PlessurRegion SurselvaBonaduzDomat/EmsFelsberg GRFlimsRhäzünsTaminsTrin
Karte von Rhäzüns
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Rhäzüns ([rɛˈtsyns], rätoromanisch Razén [ʁɐˈtsen]) ist eine politische Gemeinde und ein Dorf im Schweizer Kanton Graubünden. Rhäzüns gehört zur Region Imboden.

Geographie

Rhäzüns liegt am Unterlauf des Hinterrheins vor dessen Zusammenfluss mit dem Vorderrhein.

Geschichte

Wappen der Herren von Rhäzüns, Fresko aus Sogn Gieri
Luftbild aus 500 m von Walter Mittelholzer von 1928

Rhäzüns wird 840 als Raezunne erstmals urkundlich erwähnt. Mit Bonaduz bildete Rhäzüns ursprünglich eine Pfarrei mit der St.-Georg-Kirche als Pfarrkirche. Von 1529 bis 1667 erfolgte schrittweise die Trennung der beiden Gemeinden und ihre Weiden, Alpen und Wälder wurden ausgeschieden. Im Hoch- und Spätmittelalter Teil der Herrschaft der Freiherren von Rhäzüns bildete Rhäzüns 1424 seit der Gründung des Oberen oder Grauen Bundes mit den Gemeinden Bonaduz, Domat/Ems und Felsberg ein Gericht. Mit der gleichnamigen Herrschaft Rhäzüns kam die Gemeinde nach 1497 im Tausch mit der Herrschaft Haigerloch von den Zollern an Habsburg, blieb aber Teil der Drei Bünde. Der neue Herrscher Maximilian I. und seine Nachfolger vergaben die Herrschaft zuerst als Pfandbesitz an verschiedene einheimische Familien wie die Marmels, die Planta, die Stampa oder die Travers. Ab dem Jahr 1696 wurde die Herrschaft direkt von den Habsburgern verwaltet. Nach dem Wiener Kongress kam Rhäzüns 1819 endgültig zum Kanton Graubünden.

Rhäzüns blieb zur Reformationszeit beim katholischen Glauben. Die Kirche S. Gieri/St. Georg dürfte die alte Pfarrkirche von Rhäzüns und Bonaduz gewesen sein. Der älteste Bau wird archäologisch in das 6./7. Jahrhundert datiert. Im zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts wurde der Chor neu gebaut, hernach die Kirche in zwei Etappen vollständig ausgemalt; als Auftraggeber sind die Freiherren von Rhäzüns anzusehen. Von einer ersten Hand stammen die Dekoration des Chors, der Ostwand mit der Georgs­legende sowie der Drachenkampf und das Stifterbild an der nördlichen Langseite. Von einer anderen Hand sind der Rest der Nordwand, die West- und Südwand mit Szenen aus dem Alten und Neuen Testament sowie mit Heiligengeschichten bemalt. Die 1701 geweihte Barockkirche Nossadunna (St. Mariä Geburt) löste erst 1777 St. Paul als Pfarrkirche ab.[5] Sie wurde 1702 mit Beiträgen des Herrn von Rhäzüns, des deutschen Kaisers Leopold I., errichtet.

Das Dorf lag früher an einer wichtigen Weggabelung und Durchgangsstrasse Richtung Süden nach Reichenau. Um die Wende zum 20. Jahrhundert zerstörten mehrere Brände das ursprüngliche Dorfbild. Seit 1850 wird das Wasser der bekannten Mineralquelle genutzt. 2000 waren 67 Prozent der erwerbstätigen Rhäzünser Pendler, vor allem nach Chur, Bonaduz und Domat/Ems (Ems-Chemie AG).[5]

Wappen

Wappen von Rhäzüns
Wappen von Rhäzüns
Blasonierung: «Gespalten von Rot und Blau, in Blau zwei silberne (weisse) Balken»

Übernahme des Wappens der Freiherren von Rhäzüns

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1850 1900 1950 1980 1990 2000 2005 2010 2012 2014 2019 2022
Einwohner 508 495 774 958 1018 1201 1220 1300 1344 1371 1557 1638

Sprachen

Ursprünglich sprachen die Bewohner eine bündnerromanische Mundart. Obwohl dies eine mittelbündnerische Mundart war, wurde traditionell in allen Gemeinden des Bezirks Imboden das Surselvische als Schriftsprache gebraucht. In dieser Eigenschaft ähnelten sie den Gemeinden Bergün und Filisur, wo ebenfalls mittelbündnerische Mundarten in Gebrauch waren bzw. sind, als Schriftsprache aber das Oberengadinische (dort, historisch gesehen, hauptsächlich aus konfessionellen Gründen) in Gebrauch war.[6]

Trotz ständigem Anwachsen des Deutschen blieb Romanisch bis 1970 die Mehrheitssprache. Doch sank der Anteil von 1880 96 % über 1910 82 % und 1941 76 % auf 1970 52 % (oder 466 Personen). In den 1970er-Jahren erfolgte der Sprachwechsel hin zum Deutschen, das ständig dominanter wird. Dies belegt auch folgende Tabelle (die Werte für 1990 sind nicht genau):

Sprachen in Rhäzüns
Sprachen Volkszählung 1980 Volkszählung 1990 Volkszählung 2000
Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil
Deutsch 486 50,73 % ca. 615 ca. 60 % 953 79,35 %
Rätoromanisch 369 38,52 % ca. 313 ca. 31 % 121 10,07 %
Italienisch 82 8,56 % ca. 40 ca. 4 % 40 3,33 %
Andere 21 2,19 % ca. 50 ca. 5 % 87 7,24 %
Einwohner 958 100 % 1018 100 % 1201 100 %

Obwohl noch 23,5 % der Einwohnerschaft Romanisch verstehen, ist Deutsch heute einzige Behördensprache. Die Italienischsprachigen sind keine Italienischbündner, sondern Einwanderer aus Italien.

Katholische Pfarr­kirche Nossadunna (Mariä Geburt)

Herkunft und Nationalität

Dorfeinfahrt

Von den Ende 2022 1638 Bewohnern waren 1287 (= 79 %) Schweizer Staatsangehörige.

Verkehr

Rhäzüns ist durch eine Postautolinie, den Stadtbus Chur und eine Station der Bahnstrecke Landquart–Thusis der Rhätischen Bahn an den öffentlichen Verkehr angebunden. Eine Luftseilbahn führt über den Rhein nach Feldis/Veulden.

Wirtschaft

Bekannt ist der Ort vor allem durch sein Mineralwasser Rhäzünser. Der Werbespruch «Rhäzünser isch gsünser» war jahrelang in der Fernsehwerbung und auf den Lastwagen der Mineralwasserfirma zu lesen.

Sehenswürdigkeiten

Schloss Rhäzüns, Südseite
  • Kirche Sogn Gieri (St. Georg): bereits 960 erwähnt; romanische Kirche mit gotischem Chor; vollständige Ausmalung aus dem 14. Jahrhundert u. a. durch den Waltensburger Meister.
  • Ehemalige Pfarr- und heutige Friedhofskirche Sogn Paul
  • Pfarrkirche Nossadunna (Mariä Geburt): erbaut 1697, barock.[7][8]
  • Schloss Rhäzüns: im Mittelalter Stammburg der mächtigen Freiherren von Rhäzüns. Schloss Rhäzüns ist im Besitz der Ems-Chemie und dient Christoph Blocher als Zweitdomizil. Als Alternative zur heutigen privaten Nutzung gab es auch Ideen, die Anlage der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.[9]

Persönlichkeiten

Literatur

Commons: Rhäzüns – Album mit Bildern und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Geographische Kennzahlen - Suche Gemeindestand 06.04.2025. Bei späteren Gemeindefusionen Höhenbereich aufgrund Stand 1. Januar 2025 zusammengefasst. Abruf am 29. August 2025.
  2. Geographische Kennzahlen - Suche Gemeindestand 06.04.2025. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2025 zusammengefasst. Abruf am 29. August 2025.
  3. Bilanz der ständigen Wohnbevölkerung nach Bezirken und Gemeinden, 1991-2024. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 28. August 2025
  4. Ständige und nichtständige Wohnbevölkerung nach institutionellen Gliederungen, Staatsangehörigkeit (Kategorie), Geschlecht und Alter, 2010-2024. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 28. August 2025
  5. a b Linus Bühler: Rhäzüns (Gemeinde). In: Historisches Lexikon der Schweiz.
    Diese Abschnitte basieren weitgehend auf dem Eintrag im Historischen Lexikon der Schweiz (HLS), der gemäss den Nutzungshinweisen des HLS unter der Lizenz Creative Commons – Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0) steht.
  6. Lia Rumantscha (Hrsg.): Romanisch – Facts & Figures. 2., überarbeitete und aktualisierte Ausgabe. Chur 2004, ISBN 3-03900-034-9. S. 31.
  7. Katholische Kirche Pfarrkirche St. Mariä Geburt
  8. Armon Fontana: Die Kirchen in Rhäzüns. Nossadunna – Sogn Paul – Sogn Gieri. (Schweizerische Kunstführer, Nr. 755, Serie 76). Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 2004, ISBN 978-3-85782-755-6.
  9. Rhiiblatt, 20. August 2002: Schloss Rhäzüns bleibt geschlossen.