Reuber (Adelsgeschlecht)

Stammwappen der Reuber im Österreichischen Staatsarchiv

Reuber (niederdeutsch auch: Rover, Röver o. ä.) ist der Name eines erloschenen westfälischen Patrizier- und Briefadelsgeschlechts.

Geschichte

Das Geschlecht erscheint erstmals im Jahr 1300 mit Arnold I Röver (urkundlich 1300–1321), Ratsherr in Büren. Auch Arnold II Röver (urkundlich 1338) war Bürener Ratsherr. Mit Gottfried Röver, der 1375 als verstorben erscheint, tritt das erste Familienmitglied als Warburger Bürgerschaftsmitglied auf.[1] Aber noch 1407 waren Mitglieder der Familie Leibeigene oder unfreie Ministerialen des Paderborner Bischofs Wilhelm von Berg-Ravensberg. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts stieg eine Linie der Familie in das Warburger Patriziat auf, eine andere verblieb dort im Handwerkerstand. Beide Linien wohnten in der Warburger Neustadt. Die patrizische Linie jedoch in den besseren Stadtteilen Papenheim und Mülhausen.[2] Diese Linie stellte zwischen 1436 und 1533 sieben Warburger Ratsherren:[3]

  • Konrad I Röver, Warburger Ratsherr 1436–1438
  • Konrad III Röver, viermaliger Warburger Ratsherr zwischen 1440 und 1447
  • Konrad IV Röver, viermaliger Warburger Ratsherr zwischen 1452 und 1458
  • Heinrich Röver, 16-maliger Warburger Ratsherr zwischen 1455 und 1489
  • Konrad VII Röver, 10-maliger Warburger Ratsherr zwischen 1491 und 1515
  • Arnold III Röver, Warburger Ratsherr 1450
  • Liborius II Röver († 1533), Warburger Ratsherr 1531–1533

Die gesellschaftliche Stellung der Familie, die sich aus ihrem Grundbesitz (überwiegend Lehen- und Pachtbesitz) und der Landwirtschaft im Warburger Raum ergab, wird besonders durch die um 1470 geschlossene Ehe des Liborius I Röver mit Margarethe von Horhausen aus einem ehemaligen Edelherrengeschlecht deutlich. Auch mit Söhnen und Töchtern der Steinheim und Spiegel, Adelsfamilien des Hochstifts Paderborn, waren Familienmitglieder der Reuber im 15. und 16. Jahrhundert verheiratet.[4]

Bereits im 14. Jahrhundert besaß die Familie Lehengut des Stifts Corvey bei Daseburg. Ab 1433 kamen umfangreiche Besitzungen in Altenwelda, Ossendorf und Warburg als Afterlehen des Adelsgeschlechts von Papenheim aus dem Besitz des Stifts Corney und des Hochstifts Paderborn hinzu. Ferner erbte die Familie von den von Horhausen die Pfandschaft über die landesherrliche Burg zu Warburg, inkl. anhaftende Gerichts- und Verwaltungsrechte, sowie ein Burglehen zu Warburg.[5] Neben dem genannten umfangreichen Lehenbesitz verfügte die Familie auch über große Acker- und Wiesenflächen in der Engarer Mark als Eigengut. Der wertvollste Allodialbesitz der Familie war jedoch der Schenckhof zu Großeneder, der erstmals 1552 im Familienbesitz belegt ist.[6] In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts gründete die Familie das adelig-freie Landgut Engar, heute ein Ortsteil von Willebadessen, Kreis Höxter.[7]

Mit Jobst I Röver, Sohn von Ratsherr Konrad VII Röver, kam eine Familienlinie an den Oberrhein. Jobst I Röver erhielt dort einen Teil des Guts Westheim.[6] Das bedeutendste Familienmitglied der Reuber war dessen Sohn Jobst II Reuber (1542–1607), der zunächst in Frankreich und Italien studierte und nach seiner juristischen Promotion in Valence zu Beginn als Advokat am Reichskammergericht in Speyer arbeitete. 1574 wurde er Hochgerichtsrat in kurpfälzischen Diensten. 1579 wurde er in den Oberrat und 1587/1588 zum kurpfälzischen Kanzler während der Zeit Johann Kasimirs berufen. Am 24. März 1589 wurden Jobst II (Jodok), Dietrich und Georg Wilhelm Reuber, Vettern, mit einer Wappenbestätigung, einer gleichzeitigen Wappenbesserung in den rittermäßigen Adelsstand erhoben. Gleichzeitig wurde ihnen die Lehenberechtigung, das Recht Schlösser und Burgen zu bauen und zu besitzen, der kaiserliche Schutz und Schirm, Salva Guardia, sowie das Recht zu vidimieren und transumieren verliehen.[8] Jobst II Reuber besaß 1584 ein Haus in Heidelberg und kaufte 1589 einen Landsitz in Odernheim. Das Haus in Westheim, das er von seinem Vater geerbt hatte, verkaufte er an Otto von Callenberg.[9] Nach dem Regierungsantritt des Kurfürsten Friedrich III. am 4. Januar 1592 wurde Jobst II abgesetzt. Danach war er von 1592 bis 1595 als Advokat für das Straßburger Domkapitel tätig und stand von 1598 bis 1604 als Rat und Obervogt zu Ettlingen im Dienst des Markgrafen Ernst von Baden-Durlach. Nach dessen Tod 1604 zog sich Jobst II Reuber auf seine Güter zurück. Jobst II Reubers Sohn, Jobst Konrad Reuber († 1618), heiratete 1602 die Goda Reuber, einzige noch lebende Erbin des zu Engar sitzenden Familienzweigs. Ziel war es offensichtlich, das hochverschuldete Gut Engar in der Familie zu halten.[9] Von den Kindern der Eheleute Jobst Konrad und Goda Reuber war der früh verstorbene Sohn Jobst Dietrich Reuber († 1635) der Letzte im Mannesstamm. Dessen Schwester Goda Katharina Reuber († 1667) war die letzte Reuber überhaupt.[10][11]

Persönlichkeiten

Wappen

Blasonierung des Stammwappens
In Rot ein silberner rechtsspringender Wolf. Auf dem Helm mit rot-silbernen Helmdecken ein goldener Greif, in der rechten Kralle eine eiserne Kugel haltend.
Blasonierung des gebesserten Wappens von 1589
In Rot ein silberner rechtsspringender Wolf. Auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Helmdecken ein goldener Greif, in der rechten Kralle eine eiserne Kugel haltend.[12]

Spießen dagegen, der sich auf einen Epitaph in der Warburger Oberstadtkirche bezieht, erwähnt fälschlicherweise im Schild einen goldenen „Flügellöwen“, hält die Helmzier ebenfalls für einen solchen (hier: wachsend) und nennt die Kugel nicht.[11] Bei Siebmacher wiederum ist der Wolf golden.[13]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Hoffmann (2001/2002), S. 284.
  2. Hoffmann (2001/2002), S. 262 f.
  3. Hoffmann (2001/2002), S. 265.
  4. Hoffmann (2001/2002), S. 266.
  5. Hoffmann (2001/2002), S. 267 f.
  6. a b Hoffmann (2001/2002), S. 272.
  7. Hoffmann (2001/2002), S. 259 f.
  8. AT-OeStA/AVA Adel RAA 342.31.
  9. a b Hoffmann (2001/2002), S. 275.
  10. Hoffmann (2001/2002), S. 282.
  11. a b Spießen (1901–1903), S. 104.
  12. Hoffmann (2001/2002), S. 273.
  13. Siebmacher (1772), Tfl. 155.