Reuben Moulthrop
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Reuben Moulthrop (* 1763 in East Haven, Connecticut; † 1814 ebenda) war ein US-amerikanischer Maler des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Er wurde vor allem für seine Porträts und Wachsfiguren bekannt.[1]
Leben
Über die Ausbildung von Reuben Moulthrop ist nichts bekannt. Zunächst betätigte er sich als Modellierer von Porträts in Wachs sowie von Wachsfiguren historischer und zeitgenössischer Persönlichkeiten, die er als Besitzer eines Wachsfigurenkabinetts und in fahrenden Ausstellungen präsentierte. Solche Ausstellungen erfreuten sich im Nordamerika des späten 18. Jahrhunderts großer Beliebtheit. Besondere Bekanntheit erlangte Reuben Moulthrop mit seinen körpergroßen Wachsfiguren, die er als „Tableaux“ arrangierte. Diese wurden vor allem in Connecticut, in New York City sowie auf Reisen in die Britischen Westindischen Inseln gezeigt. Auf diesen Reisen begegnete er unter anderem den Malern Winthrop Chandler, Ralph Earl und John Durand (1731–1805), an deren Stil er sich in seinen späteren Gemälden orientierte. Keine seiner Wachsfiguren ist erhalten. Ab spätestens 1788 begann Reuben Moulthrop, autodidaktisch Gemälde anzufertigen, vornehmlich Porträts. Ein frühes Werk stellt das Doppelporträt von Mr. und Mrs. Samuel Hathaway dar (1788, New Haven, Colony Historical Society Museum). Ein weiteres signiertes und datiertes Werk ist das Doppelporträt von Job Perit und seiner Ehefrau Sally Sandford Perit (1790, Metropolitan Museum of Art, New York).[1]

Reuben Moulthrop zählt zu den zahlreichen Vertretern der sogenannten Limner Painters, wandernden Portraitisten, die vor allem Aufträge von der aufstrebenden Provinzelite Neuenglands erhielten, darunter Stadt- und Staatsbeamte sowie Universitätsprofessoren. Ihre Werke dienten der Darstellung genealogischer Kontinuität und des sozialen Status im häuslichen Umfeld. Stilistisch orientierten sich die Limner Painters am sogenannten Elizabethan Style, der durch eine steife Körperhaltung der Dargestellten, klare Linienführung, geringe Plastizität und fehlende Schattenwirkung gekennzeichnet ist.[1]

Charakteristisch für Reuben Moulthrop ist der Einsatz kräftiger dunkler Konturen bei geringer Plastizität. Die strenge Körperhaltung seiner Figuren hebt Würde, Wohlstand und soziale Stellung hervor. In der detaillierten Wiedergabe der falten- und rüschenreichen Kopfbedeckungen von Frauenporträts ist eine deutliche Anlehnung an die Bildsprache Winthrop Chandlers erkennbar. Die Qualität seiner Ausführung schwankt; von den etwa 50 erhaltenen Porträts, von denen nur wenige signiert und datiert sind, gelten jene um 1800 als seine besten Arbeiten. Exemplarisch hierfür sind die Porträts von Ezra Stiles, Präsident des Yale College (1794, Yale University Art Gallery), von Jonathan Edwards II (um 1795/1800, ebenda) und von The Reverend Thomas Robbins (1801, Connecticut Historical Society, Hartford). Diese Werke zeigen eine intensivere Wiedergabe der psychischen Verfasstheit der Porträtierten. In späteren Jahren näherte sich Reuben Moulthrop stilistisch den Arbeiten von William Jennys und John Durand an.[1]
Literatur
- Stacy C. Hollander: American Anthem: Masterworks from the American Folk Art Museum, Harry N. Abrams in association with the American Folk Art Museum, New York 2001.
- Stacy C. Hollander (Hrsg.): American Radiance: The Ralph Esmerian Gift to the American Folk Art Museum, The American Folk Art Museum in association with Harry N. Abrams, New York 2001.
- Heidrun Kurz: Moulthrop, Reuben, Allgemeines Künstlerlexikon Online / Artists of the World Online, De Gruyter, 2009.