Renault RE50

Renault RE50
Derek Warwick im Renault RE50 in Dallas, 1984

Derek Warwick im Renault RE50 in Dallas, 1984

Konstrukteur: Frankreich Renault
Designer: Michel Tétu
Vorgänger: Renault RE40
Nachfolger: Renault RE60
Technische Spezifikationen
Chassis: Gepresstes Kompositmonocoque aus CFK
Motor: Renault-Gordini EF4 1.5 V6t
Reifen: Michelin
Benzin: Elf Aquitaine
Statistik
Fahrer: (15) Frankreich Patrick Tambay
(16) Vereinigtes Konigreich Derek Warwick
(33) Frankreich Philippe Streiff
Erster Start: Großer Preis von Brasilien 1984
Letzter Start: Großer Preis von Portugal 1984
Starts Siege Poles SR
16 1 2
WM-Punkte: 34
Podestplätze: 5
Führungsrunden: k. A.
Stand: Formel-1-Saison 1984
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Der Renault RE50 ist ein Formel-1-Rennwagen von Renault aus dem Jahr 1984. Er markierte den Abstieg des Herstellers von der Spitze ins Mittelfeld.

Der Wagen kam ausschließlich in der Saison 1984 zum Einsatz und es wurden keine RE50 an Kundenteams verkauft. Alle Fahrzeuge wurden von einem Renault-Gordini-EF4-Turbomotor angetrieben.

Geschichte

Hintergrund

Zum Beginn der 1980er-Jahre hatten sich die Renault-Formel-1-Wagen von kaum konkurrenzfähigen Experimenten im Jahr 1977 und 1978 zu Spitzenfahrzeugen entwickelt und durch das vom Hersteller erstmals in die Formel 1 eingeführte Konzept der Motoren mit Turboaufladung die weitere Entwicklungsrichtung auch bei der Konkurrenz vorgegeben. In der von Tragik überschatteten Saison 1982 verloren die Fahrer mit dem unzuverlässigen Renault RE30 insgesamt fünf potentielle Siege und viele WM-Punkte, die am Saisonende entscheidend fehlten. Mit dem RE40 hatte das Team in der Saison 1983 einen weltmeisterschaftstauglichen und zuverlässigen Wagen, verpasste beide Titel aber knapp unter unglücklichen Umständen. Insbesondere die Niederlage von Alain Prost gegen den mit den M11/12-Turbomotoren von BMW ausgestatteten Brabham-Fahrer Nelson Piquet sorgte bei Renault für Unbehagen, da BMW erst ein Jahr zuvor neu in die Formel 1 eingestiegen war und somit mit deutlich weniger Vorlauf- und Entwicklungszeit einen Titel gewonnen hatte. Prost wurde seitens Renault daran eine Mitschuld gegeben.[1] Dieser bezeichnete anschließend die Weiterentwicklung des RE40 als zu konservativ und dadurch ineffektiv, weshalb es wenige Tage nach Saisonende zur Trennung der Partner kam.[2]

Renneinsätze (1984)

Der RE50 war schon zum ersten Lauf der Formel-1-Weltmeisterschaft 1984, dem Großen Preis von Brasilien, rennbereit. Durch die Verpflichtung zweier neuer Fahrer sowie die Nutzung einer neuen Motorengeneration sollte ab 1984 ein Neuanfang eingeläutet werden. Als erster Fahrer wurde Alain Prost von Patrick Tambay abgelöst, der bereits einige Formel-1-Erfahrung hatte. Zweiter Fahrer wurde der hoch eingeschätzte Nachwuchs Derek Warwick, der in den Vorjahren für Toleman gestartet war. In den ersten Saisonrennen zeichnete sich bereits der Saisonverlauf ab; Die RE50 waren schnell, litten aber wie auch die Kundenteams Équipe Ligier und Team Lotus vor dem Hintergrund des zur Saison 1984 neu verabschiedeten Regelkataloges, der Nachtanken bei Boxenstopps verbot und den maximalen Tankinhalt aller Wagen auf 220 Liter begrenzte, unter den verbrauchsintensiven EF4-Motoren. Renault gelang erstmals seit der Saison 1978 kein Sieg, die besten Ergebnisse waren drei zweite Plätze, wovon Warwick zwei und Tambay einen erzielte. In Frankreich erzielte Tambay die letzte Pole-Position, verlor das Rennen aber durch einen strategischen Fehler an Niki Lauda. Das Saisonziel, WM-Titel zu gewinnen, war für Renault in weite Ferne gerückt. Mit dem fünften Platz in der Konstrukteurswertung fiel Renault sogar hinter das Kundenteam Lotus zurück, die Dritter wurden. Teamintern setzte sich Warwick mit 23 zu 11 Punkten gegen Tambay durch. Der zum letzten Saisonrennen in Portugal einmalig in einem Drittwagen gemeldete Testfahrer Philippe Streiff blieb punktelos.

Technik

Der Renault RE50 war eine Weiterentwicklung des RE40 aus der Vorsaison und entstand wieder um den technischen Direktor Bernard Dudot, den Chefdesigner Michel Tétu und Chefaerodynamiker Jean-Claude Migeot.[3] Große Innovationen gab es nicht. Das Monocoque, in das der Motor als tragendes Teil einbezogen war, bestand aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff, erwies sich aber stellenweise als zu schwach konstruiert. Die Fahrer wurden bei Unfällen mehrmals durch seitlich ins Cockpit eindringende Teile der Vorderradaufhängung verletzt; Tambay brach sich in Monaco gar das linke Bein und musste ein Rennen aussetzen.[4]

Für die Motorisierung kam der Renault-Gordini-EF4-Sechszylindermotor mit 1,5 Litern Hubraum, Bi-Turbolader und 90° Zylinderbankwinkel zum Einsatz, der den seit 1977 verwendeten EF1-Motor ablöste. Gordini ist eine Hommage an Amédée Gordini, der lange Zeit die Motorsportaktivitäten Renaults verantwortete und in den 1950er Jahren ein eigenes Formel-1-Team unterhalten hatte.[5] EF nimmt Bezug auf den engen Entwicklungspartner Elf Aquitaine.[5] Der mit über 800 PS bzw. ca. 600 kW sehr leistungsstarke Motor konnte aufgrund seines hohen Benzinverbrauchs nie auf voller Leistung gefahren werden, was die Konkurrenzfähigkeit negativ beeinflusste. Die Antriebskraft wurde über ein von Renault modifiziertes Hewland-Getriebe an die Hinterräder übertragen. Reifenlieferant war Michelin.

Lackierung und Sponsoring

Die RE50 erschienen dem Corporate Design Renaults entsprechend in einem hellen Gelb mit schwarzen, roten und weißen Akzenten. Hauptsponsor war Elf Aquitaine, kleinere Nebensponsoren der Uhrenhersteller Longines, die Autovermietung Europcar und Facom. Das Farbschema der Renault-Rennwagen blieb während der gesamten Zeit des ersten Werksteams von 1977 bis 1985 größtenteils unverändert.

Galerie

Ergebnisse

Fahrer Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Punkte Rang
Formel-1-Saison 1984 34 5.
Frankreich Patrick Tambay 15 5 DNF 7 DNF 2 DNF DNS DNF DNF 8 5 DNF 6 DNF DNF 7
Vereinigtes Konigreich Derek Warwick 16 DNF 3 2 4 DNF DNF DNF DNF DNF 2 3 DNF DNF DNF 11 DNF
Frankreich Philippe Streiff 33 DNF
Legende
Farbe Abkürzung Bedeutung
Gold Sieg
Silber 2. Platz
Bronze 3. Platz
Grün Platzierung in den Punkten
Blau Klassifiziert außerhalb der Punkteränge
Violett DNF Rennen nicht beendet (did not finish)
NC nicht klassifiziert (not classified)
Rot DNQ nicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQ in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified)
Weiß DNS nicht am Start (did not start)
WD zurückgezogen (withdrawn)
Hellblau PO nur am Training teilgenommen (practiced only)
TD Freitags-Testfahrer (test driver)
ohne DNP nicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJ verletzt oder krank (injured)
EX ausgeschlossen (excluded)
DNA nicht erschienen (did not arrive)
C Rennen abgesagt (cancelled)
keine WM-Teilnahme
sonstige P/fett Pole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8 Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursiv Schnellste Rennrunde
* nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
() Streichresultate
unterstrichen Führender in der Gesamtwertung

Literatur

  • Mike Lang: Grand Prix! Race-by-race account of Formula 1. Haynes Publishing Group, Sparkford 1982, ISBN 0-85429-321-3.
  • David Hodges: Rennwagen von A bis Z nach 1945. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1994, ISBN 3-613-01477-7.
Commons: Renault RE50 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kampf am Limit. Die Formel 1 Chronik 1950–2000, hrsg. v. Willy Knupp, RTL Buchedition: Zeitgeist Verlag: Düsseldorf/Gütersloh 2000, ISBN 3-89748-277-0, S. 240
  2. Nigel Roebuck: Grand Prix Greats 1986, Seite 129. Book Club Associates ISBN 0-85059-792-7
  3. Renault RE50. In: www.statsf1.com. Abgerufen am 27. Mai 2025 (englisch).
  4. In the hot seat -- Derek Warwick. In: www.motorsportmagazine.com. 7. Juli 2014, abgerufen am 27. Mai 2025 (englisch).
  5. a b Renault RS01 - The Originals Museum. Abgerufen am 15. Dezember 2022.