Renate Tewes
Renate Tewes ist eine deutsche Pflegewissenschaftlerin, Hochschullehrerin, Autorin[1] und Coachin. Sie ist Professorin für Pflegewissenschaft und Pflegemanagement an der Evangelischen Hochschule Dresden[2] sowie Geschäftsführerin der Unternehmensberatung Crown Coaching International.[3][4] Ihre wissenschaftlichen und praktischen Schwerpunkte liegen insbesondere in der Förderung von Führungskompetenz, professioneller Kommunikation, emotionaler Intelligenz und interprofessioneller Zusammenarbeit im Gesundheitswesen.[5]
Leben und Wirken
Renate Tewes wuchs in Nordrhein-Westfalen auf. Nach ihrer Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin war sie zunächst in verschiedenen Bereichen der klinischen Praxis tätig, darunter Chirurgie, Onkologie und Psychiatrie in München sowie später auf der urologischen und HNO-Intensivstation in Bremen.
Diese berufliche Erfahrung sensibilisierte sie früh für die Bedeutung gelingender Kommunikation im Klinikalltag, da sie wiederholt beobachten konnte, dass Fehlkommunikation häufig die Ursache für Behandlungsfehler war. So wurde das Thema zu einem zentralen Bestandteil ihrer wissenschaftlichen Arbeit.
Tewes absolvierte ein Studium der Psychologie an der Universität Bremen. Ihre Dissertation befasste sich mit der Frage, welche Rolle Verantwortung und Sozialkompetenz in der pflegerischen Praxis spielen. Ihre wissenschaftliche Karriere begann als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Studiengang Pflegewissenschaft an der Universität Bremen, wo sie von 1994 bis 1999 tätig war. 2001 übernahm sie dort interimsweise die Geschäftsführung des Studiengangs. Seit 2002 ist sie Professorin für Pflegewissenschaft und Pflegemanagement an der Evangelischen Hochschule Dresden. Im Jahr 2007 hatte sie eine Gastprofessur an der University of Minneapolis in den USA inne, wo sie zu interprofessioneller Zusammenarbeit und Führungskompetenz forschte und lehrte.
Wissenschaftliche Arbeit
Tewes befasst sich in ihrer wissenschaftlichen Arbeit mit Fragestellungen an der Schnittstelle von Pflegewissenschaft, Psychologie und Organisationsforschung.[2][6] Ein zentrales Thema ihrer Forschung ist die Übernahme von Verantwortung im beruflichen Kontext, insbesondere im Gesundheitswesen. Ihre Habilitationsschrift widmete sie der Pflegeverantwortung in der somatischen Krankenhauspflege.[7] Ihre empirische Promotionsforschung zeigte, dass die Bereitschaft von Teammitgliedern, Verantwortung zu übernehmen, in hohem Maße davon abhängt, ob die jeweilige Führungskraft über ausgeprägte Sozialkompetenzen verfügt.[8]
In ihren Publikationen befasst sich Tewes auch mit Konzepten der emotionalen Kompetenz und psychodynamischen Ansätzen im professionellen Handeln.[9] In ihrer Dissertation befasste sich Tewes mit psychodynamischen Konzepten im professionellen Handeln und beschrieb dabei das Abspalten von Emotionen (Isolierung) als einen Mechanismus, der Fachkräften in Notfallsituationen Handlungssicherheit geben kann.[8] Darüber hinaus greift sie in ihrer Arbeit auch Themen der Organisationspsychologie auf.
Ein weiteres zentrales Thema ihrer Arbeit ist die interprofessionelle Zusammenarbeit im Gesundheitswesen.[9] Gemeinsam mit Kollegen entwickelte sie das RESPEKT-Programm, ein Trainingskonzept zur Förderung der interprofessionellen Zusammenarbeit im Gesundheitswesen. Das Akronym steht für Ressourcenorientiert, Persönlichkeit, Kostenorientiert und Teamwork. Es soll die interprofessionelle Kommunikation und Kooperation im klinischen Alltag unterstützen. Im Mittelpunkt stehen die Reflexion von Rollen, Kommunikation und Zusammenarbeit im Team.[10]
Beratung und Trainings
2008 gründete Tewes das Unternehmen Crown Coaching International. Als Coachin und Trainerin arbeitete sie seither mit Führungskräften und Teams in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien, Großbritannien und den USA. Ihre Schwerpunkte liegen in der Entwicklung von Führungskompetenzen, Resilienztraining und kommunikativer Weiterentwicklung.[11]
Tewes absolvierte unter anderem eine gruppendynamische Ausbildung (AGM Münster), eine Coaching-Ausbildung (CoreDynamik Freiburg), eine Zertifizierung als PerK-Trainerin (Denver, USA) sowie eine HeartMath-Ausbildung (HeartMath Deutschland).[11][12] Sie ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Care und Case Management (DGCC) und hielt dort 2016 einen Vortrag zur Kommunikation im Case Management.[13] Diese Qualifikationen fließen in ihre Trainings- und Beratungsangebote ein.
Tewes kooperiert mit der US-amerikanischen Organisation Creative Health Care Management (CHCM) und ist als Ausbilderin im Führungskräftetraining „LEO – Leading an Empowered Organization“ tätig. 2019 trat sie gemeinsam mit CHCM-Expertin Donna Wright bei einem Symposium zur beziehungsbasierten Versorgung in Bozen als Referentin auf und sprach über Leadership und Kommunikation im Gesundheitswesen. Das von CHCM entwickelte LEO-Programm wird seit 2019 im Südtiroler Sanitätsbetrieb für Führungskräfte angeboten; Tewes wirkt dort als Ausbilderin der LEO-Trainer. Im Mittelpunkt der Trainings stehen der Aufbau gesunder Beziehungen, Kompetenzentwicklung und das Führen von Veränderungsprozessen.[14]
Medienpräsenz
Eine Auswahl von Medienauftritten:
- ARD-Dokumentation Die innere Kraft: Können wir Resilienz lernen?, in der sie ab Minute 21:28 über Resilienztraining mit HeartMath® spricht[15]
- Interview in der Süddeutschen Zeitung zum Zusammenhang zwischen Selbstbewusstsein und Genesung[16]
- Zusammen mit Selpers in Österreich entwickelte sie den Onlinekurs Selbstbewusstes Auftreten als Patient*in[17]
- Lästern gefährdet die Gesundheit. Interview. Süddeutsche Zeitung, 2020[16]
Auszeichnungen
Tewes wurde 2021 als Fellow ad eundem der Faculty of Nursing and Midwifery des Royal College of Surgeons in Ireland (RCSI) ausgezeichnet.
Die Fellowship würdigt herausragende Leistungen bzw. außergewöhnliche Führung oder Engagement für die Verbesserung der Zusammenarbeit im Gesundheitswesen sowie Pflege- oder Hebammenwesen.[18]
Mitgliedschaften (Auswahl)
- Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK), seit 1982[2]
- Deutsche Gesellschaft für Case und Care Management (DGCC), seit 2004[19]
- Deutscher Pflegeverband (DPV) (seit 2003)[2]
- Global Nursing Exchange (GNE) (seit 2000)[2]
- Netzwerk Primary Nursing Deutschland (beratende Tätigkeit) (seit 1999)[2]
- International Learning Community (ILC) (seit 2004)[2]
- Wissenschaftlicher Beirat: Edition Sprache und Verstehen, Gilles & Franke Verlag (seit 2004)[2]
Werke (Auswahl)
Monografien
- Renate Tewes: Wie bitte? In: Top im Gesundheitsjob. 2023, ISSN 2625-9400, doi:10.1007/978-3-662-66738-5 (springer.com [abgerufen am 13. September 2025]).
- Innovative Personalentwicklung im In- und Ausland. In: SpringerLink. 2021, doi:10.1007/978-3-662-62977-2 (springer.com [abgerufen am 13. September 2025]).
- Innovative Staff Development in Healthcare. In: SpringerLink. 2022, doi:10.1007/978-3-030-81986-6 (springer.com [abgerufen am 13. September 2025]).
- Renate Tewes: Führungskompetenz ist lernbar. In: SpringerLink. 2015, doi:10.1007/978-3-662-45223-3 (springer.com [abgerufen am 13. September 2025]).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Ina Welk: Grundlagen der Kommunikation und Gesprächsführung. In: Mitarbeitergespräche in der Pflege. Springer, Berlin, Heidelberg 2025, ISBN 978-3-662-71011-1, S. 11–39, doi:10.1007/978-3-662-71011-1_2.
- ↑ a b c d e f g h Mitarbeiter:innen - Profil. Abgerufen am 13. September 2025.
- ↑ Wibke Roth: Weniger Zeitdruck mit der Kraft der Herzensweisheit. In: Team Gesundheit. 24. Juni 2021, abgerufen am 13. September 2025.
- ↑ Führungstraining im Gesundheitswesen - Crown Coaching International. Abgerufen am 13. September 2025.
- ↑ Katja Kühlmeyer, Andreas Wolkenstein, Mathias Schütz, Verina Wild, Georg Marckmann: Kompetenzorientierte Ethik-Lehre im Medizinstudium. In: ResearchGate GmbH. ResearchGate GmbH, Mai 2022, abgerufen am 13. September 2025.
- ↑ Renate Tewes: Basics professioneller Kommunikation. In: Wie bitte? : Kommunikation in Gesundheitsberufen. Springer, Berlin, Heidelberg 2023, ISBN 978-3-662-66738-5, S. 3–41, doi:10.1007/978-3-662-66738-5_2.
- ↑ Dorothea Sauter, Michael Löhr, Stefan Scheydt, Brigitte AnderlDoliwa, Frank Vilsmeier: Die Tätigkeiten der Pflege in der klinischen Erwachsenpsychiatrie und Psychosomatik – ein Update. In: Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft e.V. German Society of Nursing Science. Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft e.V. (German Society of Nursing Science), April 2022, abgerufen am 13. September 2025.
- ↑ a b Renate Tewes: Pflegerische Verantwortung: eine empirische Studie über pflegerische Verantwortung und ihre Zusammenhänge zur Pflegekultur und zum beruflichen Selbstkonzept (= Reihe Pflegewissenschaft). 1. Auflage. Huber, Bern, Göttingen 2002, ISBN 978-3-456-83678-2.
- ↑ a b Innovative Staff Development in Healthcare. In: SpringerLink. 2022, doi:10.1007/978-3-030-81986-6 (springer.com [abgerufen am 13. September 2025]).
- ↑ RESPEKT Programm - Crown Coaching International. Abgerufen am 13. September 2025.
- ↑ a b Wibke Roth: Weniger Zeitdruck mit der Kraft der Herzensweisheit. In: Team Gesundheit. 24. Juni 2021, abgerufen am 13. September 2025.
- ↑ HeartMath® Methode - Crown Coaching International. Abgerufen am 13. September 2025.
- ↑ Jahrestagung der DGCC 2016. In: DGCC e.V. Abgerufen am 13. September 2025.
- ↑ Gesunde Beziehungen helfen heilen. In: Südtirol News. Abgerufen am 13. September 2025 (deutsch).
- ↑ alpha-doku: Die innere Kraft · Können wir Resilienz lernen? - hier anschauen. Abgerufen am 13. September 2025.
- ↑ a b Christina Berndt: Lästern: Warum man sich damit selbst schadet. 12. Juni 2020, abgerufen am 13. September 2025.
- ↑ Selbstbewusstes Auftreten als PatientIn. In: selpers. Abgerufen am 13. September 2025.
- ↑ RCSI TRAVEL DUBLIN: Celebrating 40 Years of our Annual International Nursing & Midwifery Research and Education Conference. ANNUAL REPORT 2022 01 JULY 2021 – 30 JUNE 2022. In: RCSI TRAVEL DUBLIN. RCSI TRAVEL DUBLIN, 1. Juli 2022, abgerufen am 13. September 2025 (englisch).
- ↑ Jahrestagung der DGCC 2016. In: DGCC e.V. Abgerufen am 13. September 2025.