Renate Schüler-Lamert

Renate Schüler-Lamert (* 28. Februar 1939 in Niesky; † 2. Januar 2006 in Dortmund) war eine deutsche Malerin.[1]
Leben
Die Eltern waren der Kunsterzieher Felix Lamert und seine Ehefrau Ruth Lamert geborene Steinke. Ihr Vater befand sich bis 1947 im Kriegsgefangenenlager Featherstone Park in Nordengland (siehe dort Dokumente der Kriegsgefangenschaft von Felix Lamert). Nach seiner Rückkehr siedelte die Familie Ende der 1940er Jahre nach Dortmund über, wo Felix Lamert eine Anstellung als Kunstlehrer am Stadtgymnasium erhielt. 1956 lernte Schüler-Lamert auf einem Zeichenkurs Peter Sorge kennen, mit dem sie bis 1960 liiert war.[2] Zum Dortmunder Freundeskreis des Paares gehörten u. a. die Fotografin Annelise Kretschmer[3], der Musiker Irmin Schmidt und der Fotograf Erhard Wehrmann.[4]
Von 1959 bis 1962 studierte Schüler-Lamert Malerei an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin und an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz. 1962 heiratete sie den Buchhändler Gideon Schüler und zog nach Gießen. 1963 wurde der Sohn Jan, 1964 die Tochter Saskia geboren. Nach der Geburt der Kinder nahm sie die Malerei wieder auf und beendete ihr Studium an der Justus-Liebig-Universität. Von 1975 bis 2000 unterrichtete sie die Fächer Deutsch und Kunst am Albert-Schweitzer-Gymnasium in Alsfeld. Ab 1983 folgten Ausstellungen. 1988 wurde eine Personalausstellung, zusammen mit der Malerin Gisela Denninghoff, im Oberhessischen Museum ausgerichtet.[5] Schüler-Lamert war Mitglied im Oberhessischen Künstlerbund. Sie starb 2006 an den Folgen einer Krebserkrankung.
Werk
Der Themenkreis von Schüler-Lamerts Gemälden umfasst Biografisches wie ihre Fluchterlebnisse aus Oberschlesien gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, den RAF-Terrorismus der 1970er Jahre, Ängste vor Krebs, Krieg, Unfällen oder Vereinsamung. Manche Themen entstanden aus der Beschäftigung mit der Frauenbewegung. „Vieles existiert als Bildertagebuch immer auch mit dem Anspruch, neben dem Privaten Allgemein-Gesellschaftliches zu erfassen“.[6]
Gelegentlich bezog sie sich auf historische Bildvorlagen wie die Medici-Tochter von Agnolo Bronzino. Einige Motive kommen in ihren Arbeiten immer wieder vor wie Schmetterlinge oder Fische als Symbol für Leben und Leichtigkeit. Wesentlich für ihre Arbeitsweise war das Prinzip Collage bzw. Montage. Neben den figürlichen Darstellungen begann sie Mitte der 1980er Jahre Landschaften zu zeichnen und zu malen, Holzstapel mit Planen bedeckt, Katafalke und Mahnmale zerstörter Natur.
Illustrationen
- von 1962 bis 1964 für den Gießener Anzeiger
- Willem Brandt, Wilde Pfade nah und weit. Mit Linolschnitten von Renate Schüler. Verlag Gideon Schüler, Gießen 1962.
Literatur (Auswahl)
- ey, Schüler malen "ihre" Wirklichkeit. Ausstellung spiegelt die Welt der Jugend wider. Vom Spiel mit Farben bis zur Gesellschaftskritik. In: Dortmunder Stadtanzeiger, Nr. 276, 28. November 1957.
- Arbeiten von Renate Schüler-Lamert in der Galerie Remmele. In: Express. Giessener Magazin, Juli 1985, S. 34.
- Dr. P., Im Banne des Surrealismus. Ölbilder und Farbzeichnungen von Renate Schüler-Lamert bei Remmele. In: Gießener Allgemeine Zeitung, 18. Juni 1985.
- bk, Klares Nein gegen den schönen Schein. Renate Schüler-Lamert stellt bei Remmele aus. In: Gießener Anzeiger, Nr. 137, 18. Juni 1985, S. 9.
- Helga Kämpf-Jansen, Kolleginnen. In: Kunst + Unterricht. Zeitschrift für Kunstpädagogik, Heft 120/Februar, Seelze 1988, S. 7–16, ISBN 3-617-01120-9.
- Helga Kämpf-Jansen, Renate Schüler-Lamert. Künstlerin sein und Pädagogin sein. In: Kunst + Unterricht. Zeitschrift für Kunstpädagogik, Heft 120/Februar, Seelze 1988, S. 29–31, ISBN 3-617-01120-9.
- rw, Ausdrucksgebärden zweier Malerinnen. Bilder von Gisela Denninghoff und Renate Schüler-Lamert im Alten Schloß. In: Gießener Allgemeine Zeitung, April 1988.
- Oberhessischer Künstlerbund (Hrsg.), Katalog der Mitglieder zum 45jährigen Bestehen. Mit Texten von Dietrich Grünewald und Friedhelm Häring. Ehgart + Albohn, Fernwald 1989 (unpaginiert).
- Wetzlarer Kunstverein (Hrsg.), 25 Jahre Wetzlarer Kunstverein e.V. 1964–1989, Wetzlar 1989, S. 68–71.
- Oberhessischer Künstlerbund (Hrsg.), Oberhessischer Künstlerbund 1943–1993, Katalog der Mitglieder zum 50jährigen Bestehen. Druckkollektiv GmbH, Gießen 1993, S. 84, 85.
- Dagmar Klein, Renate Schüler-Lamert. In: Imaginäre Galerie. Zeitgenössische Künstlerinnen in Mittelhessen. Verlag FrauenKunstGeschichte, Marburg 1996, S. 78, 79, ISBN 3-929425-15-7.
- Dagmar Klein, Neue Ideen sind im Überfluß vorhanden. Renate Schüler-Lamert: Zwischen Fotografie und Traum – Als Dreijährige mit der Malerei begonnen. In: Gießener Allgemeine Zeitung, Nr. 125, 3. Juni 1997, S. 30.
- Dagmar Klein, Venus, Bücher, Wein und Tanz. "4 x 39": Gisbert Pupp, Renate Schüler-Lamert, Hella Nohl, Gisela Denninghoff. In: Gießener Allgemeine Zeitung, 6. September 1999.
- Dagmar Klein, Renate Schüler-Lamert: Neue Ideen sind im Überfluß vorhanden. In: 38 Portraits, Oberhessischer Künstlerbund, Gießen 1999 (unpaginiert).
- Jan Schüler, Renate Schüler-Lamert, Die Welt ist voll Licht. In: Jan Schüler. Die Welt ist voll Licht. Werkverzeichnis 1978–2008, Verlag der Galerie Peter Tedden, Düsseldorf 2008, S. 5–8, ISBN 978-3-940985-00-2.
- Dagmar Klein, Begabung und die Liebe für die Malerei vererbt. Erinnerung an die Malerin Renate Schüler-Lamert. In: Gießener Allgemeine Zeitung, Nr. 168, Samstag, 21. Juli 2012, S. 30.
- Jan Schüler, Deutsche Landschaft. Über meine Familie und die Nachkriegszeit. Über Caspar David Friedrich und Maina-Miriam Munsky. In: Jan Schüler. Deutsche Landschaft, POLLeditionen, Berlin 2023, S. 34–41, ISBN 978-3-9822971-9-4.
Weblinks
- Internetseite der Künstlerin
- Biografie von Renate Schüler-Lamert bei De Gruyter (Authentifizierung erforderlich)
- Porträt über die Malerin von Dagmar Klein vom 3. April 2019 in der Gießener Allgemeine Zeitung
Einzelnachweise
- ↑ Jan Schüler: Biogaphie. In: schueler-lamert.de. Abgerufen am 7. September 2025.
- ↑ Nana Poll, Editorial. In: Jan Schüler. Deutsche Landschaft, POLLeditionen, Berlin 2023, S. 10, ISBN 978-3-9822971-9-4.
- ↑ siehe Foto von Renate Lamert und Peter Sorge von Anneliese Kretschmer aus dem Jahr 1958 in: Jan Schüler. Deutsche Landschaft, POLLeditionen, Berlin 2023, S. 38, ISBN 978-3-9822971-9-4.
- ↑ Porträtaufnahme von Erhard Wehrmann von Renate Schüler-Lamert aus dem Jahr 1960. In: schueler-lamert.de. Abgerufen am 7. September 2025.
- ↑ Rückblick Sonderausstellungen im Museum für Gießen. Die Ausstellungen 2005 bis 1980 im Überblick. In: giessen.de. Abgerufen am 7. September 2025.
- ↑ Künstlerin sein und Pädagogin sein, Helga Kämpf-Jansen im Gespräch mit Renate Schüler-Lamert. In: Kunst + Unterricht, Heft 120/Februar 1988, S. 29–31, ISBN 3-617-01120-9.