René Sentuc

René Alphonse Camille Sentuc alias Capitaine Bernard (* 20. August 1900 in Paris; † 27. Dezember 1984) war ein französischer Taxifahrer, Beteiligter in der französischen Résistance, Mitglied in der kommunistischen Gewerkschaftsbewegung und Vorsitzender eines Volkstribunals, tribunal populaire, wo er in Willkürprozessen (Commission d’Épuration) in Paris Urteile fällte.[1]

Leben

René Sentuc war seit 1925 Mitglied der kommunistischen französischen Gewerkschaftsbewegung, Confédération Générale du Travail Unitaire (CGTU) und der Section française de l’Internationale communiste (SFIC).[2][3] So engagierte er sich gewerkschaftlich für die Kutscher und Chauffeure, die cochers und chauffeurs. Im Jahr 1929 war er als Ratsherr, conseiller municipal, der Stadt Malakoff tätig.

Unter deutscher Besatzung im Vichy-Regime wurde er am 1. Mai 1941 verhaftet und in den Internierungslagern Châteaubriant und Voves arrestiert. Aus dem Internierungslager Voves gelang ihm am 9. Januar 1943 als Gendarm verkleidet die Flucht. Erneut gefangen genommen, entkam er schließlich am 5. Mai 1944 durch einen Tunnel. Hierzu gruben Gefangene ab dem 19. Februar 1944 einen 148 m langen Tunnel, der die Flucht von 42 Gefangenen in der Nacht vom 5. zum 6. Mai 1944 ermöglichte. Danach übernahm die Schutzstaffel (SS) die Leitung des Lagers Voves. Es folgte die Deportation der übrigen 406 Gefangenen durch die SS über Compiègne (KZ Royallieu) ins KZ Neuengamme. Nur wenige Überlebende kamen nach dem Krieg zurück.

Nach seiner Flucht schloss er sich der Francs-tireurs et partisans (FTPF) an und wurde Assistent von Pierre Georges, genannt „Colonel Fabien“. Er kämpfte gegen die deutsche Besetzung Frankreichs während des Zweiten Weltkrieges durch das nationalsozialistische Deutschland.

In Paris vollstreckte Sentuc Todesurteile ohne Einhaltung rechtsstaatlicher Prinzipien. Dabei wies sein Handeln brutale und gewissenlose Züge auf. So wurden im ehemaligen Militärhospital Institut dentaire George-Eastman 1944 eine Reihe von willkürlichen Urteilen gesprochen und vor Ort vollstreckt. Vom 20. August bis 15. September 1944 wurden zwischen 40 und 44 Personen auf diese Weise abgeurteilt und erschossen.[4][5][6] Zu Unrecht beschuldigt und hingerichtet wurden u. a. Madeleine Goa, Berthe Verley, Lucienne Cordier und Pierre Pescadère.[7][8] Ein Strafverfolgungsverfahren in der Vierten Französischen Republik zur Aufklärung der Umstände wurde am 7. Juli 1955 veranlasst, aber nicht weiter verfolgt.

Das Institut dentaire George-Eastman in Paris (zeitgenössisches Bild) (Parc de Choisy).

Nach der Befreiung wurde er einer der Leiter der Vereinigung von Chateaubriant, l’Amicale de Châteaubriant. Sentuc war später stellvertretender Bürgermeister, Adjoint au maire, von Malakoff. Ein Amt, das er bis zum Jahre 1971 innehatte. Er blieb weiter auch gewerkschaftlich aktiv und setzte sich für die Belange der Taxifahrer ein.

Literatur

  • Jean-Marc Berlière, Franck Liaigre: Ainsi finissent les salauds. Séquestrations et exécutions clandestines dans Paris libéré. Robert Laffont, Paris 2012, ISBN 978-2-221-12998-2
  • Jean-Marc Berlière, F. Le Goarant de Tromelin: Liaisons dangereuses : miliciens, truands et résistants (été 1944). Librairie académique Perrin, Paris 2013
  • Henri Amouroux: Kollabos, Helden und Verräter. In: Der Spiegel, 23/1990 [4]
  • Matthew Cobb: Eleven Days in August: The Liberation of Paris in 1944. Simon & Schuster UK, London / New York / Sydney / Toronto 2013, ISBN 978-0-85720-317-5, S. 353
  • Malakoff : Résistance et Libération, deux récits [5]
  • Eleven Days in August, by Matthew Cobb – review Lewis Jones, The Spectator, 4. Mai 2013 [6]

Einzelnachweise

  1. Amicale Châteaubriant-Voves-Rouillé-Aincourt, amicale-chateaubriant.fr Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 9. August 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.amicale-chateaubriant.fr
  2. (dt.: Französische Sektion der Kommunistischen Internationale); die 1922 zur Parti communiste français (dt. Kommunistischen Partei Frankreichs) wurde
  3. Communisme, Ausgabe 90, L’âge d’homme, 2007, ISSN 0751-3496, S. 172.
  4. Jean-Marc Berlière, Franck Liaigre: Ainsi finissent les salauds. Séquestrations et exécutions clandestines dans Paris libéré. Robert Laffont, Paris 2012, ISBN 978-2-221-12998-2.
  5. Dominique Lapierre, Larry Collins: Paris brule t'il. Pocket, 2001, ISBN 978-2-266-11501-8
  6. Nicolas Jacquard: Les purges aveugles de la Libération. In: Le Parisien, 15. September 2013.[1]
  7. Les purges aveugles de la Libération. In: Le Parisien, 15. September 2013 [2].
  8. Dominique Richard: Une balle dans la tête et une corde de soie au cou. In: Sudouest, 5. Mai 2012 [3].