Reichsversammlung in Worms 1195

Die Reichsversammlung in Worms 1195[Anm. 1] fand unter Kaiser Heinrich VI. im Dezember 1195 statt. Es war die letzte, die der Kaiser in Worms abhielt. Themen waren der anstehende Kreuzzug und die Nachfolge Heinrichs.

Vorgeschichte

Heinrich VI. hatte sich gegenüber Papst Coelestin III. zu einem Kreuzzug verpflichtet. Um zuvor die Nachfolge in seinem Sinne zu regeln, strebte er an, seinen Sohn, den späteren Kaiser Friedrich II., der damals aber erst ein Jahr alt war, von den Reichsfürsten als Nachfolger anerkennen zu lassen. Dem diente zunächst eine Reichsversammlung im Oktober 1195 in Gelnhausen, auf der er die thüringischen und sächsischen Fürsten von seinem Plan zu überzeugen suchte. Die Reichsversammlung in Worms im Dezember richtete sich an den Adel im Süden und Westen des deutschen Teils des Reiches.[1] Der Kaiser hielt sich mindestens seit dem 5. Dezember 1195 in Worms auf.[2]

Inhalt

Zentrales Thema war der anstehende Kreuzzug. Am 6. Dezember 1195 hielt der Kardinallegat Peter von Piacenza, Kardinalpriester von S. Caecilia,[3] eine Predigt vor den versammelten geistlichen und weltlichen Fürsten, von denen daraufhin viele erklärten, das Kreuz nehmen zu wollen.[4]

Angesichts des hohen persönlichen Risikos, das ein Kreuzzug für jeden Teilnehmer bedeutete, war es für Heinrich VI. ein dringendes Anliegen, zuvor seine Nachfolge sicher zu regeln. Ob Heinrich den „Erbreichsplan“ bereits in Worms vorlegte, wie ältere Literatur annimmt,[5] oder ob er ihn erst in der Folge entwickelte – so neuere Literatur[6] –, kann hier dahingestellt bleiben. In der Nachfolgefrage zugunsten seines Sohnes kam Heinrich in Worms jedenfalls nicht weiter: Eine Gruppe oppositioneller Fürsten – vornehmlich vom Niederrhein – unter Führung von Erzbischof Adolf I. von Köln verweigerte die Zustimmung zur Wahl und war in Worms erst gar nicht erschienen.[7]

Der Kaiser empfing eine Gesandtschaft von König Amalrich I. von Zypern, der ihm anbot, ihm für Zypern den Lehnseid zu leisten, und ihn bat, Erzbischöfe für seine Krönung zu entsenden. Einer der zyprischen Gesandten war Rainer Embriaco von Gibelet, der stellvertretend für Amalrich vor dem Kaiser den Lehnseid ablegte und die Insel von ihm zu Lehen nahm.[8] Weiter entsandte Heinrich von Worms aus die Erzbischöfe Samaro von Trani und Peter von Brindisi nach Zypern und gab ihnen als Zeichen seiner Belehnung ein Zepter mit.[9][Anm. 2]

Teilnehmer

Die Zeugenreihen dreier Urkunden[10][11][12] und eine Chronik (Annales Marbacenses)[13] bezeugen Personen, die in den Tagen der Reichsversammlung in Worms anwesend waren. Nicht unterscheiden lässt sich, ob die einzelnen Zeugen der Urkunden auch an der Reichsversammlung teilnahmen und unklar ist, wie präzise die Chronik hinsichtlich der dort genannten Teilnehmer ist. Aufgrund dieser Quellen anwesend waren:

Folgen

Nachdem der Plan Heinrichs VI., Friedrich (II.) als Nachfolger zu installieren, in Worms nicht vorangekommen war, begab sich der Kaiser wahrscheinlich in die Pfalz Hagenau, wo er zusammen mit einem Kreis von Beratern den Vorschlag zu einer Verfassungsreform ausarbeitete, die im Reich eine Erbmonarchie einführen sollte.[20] Dieser Plan wurde dann auf einer folgenden Reichsversammlung in Würzburg im März 1196 verhandelt.[21]

Siehe auch

Literatur

Anmerkungen

  1. Die begriffliche Unterscheidung zwischen Hof- und Reichstagen sowie Reichsversammlungen oder Synoden war im Mittelalter noch nicht ausgeprägt. Diese Versammlungen waren alle Treffen der Herrscher mit führenden Trägern politischer Macht im Reich.
  2. Vgl. dazu: Zepterlehen.
  3. Die Markgrafschaft Meißen war nach dem Tod des Markgrafen Albrecht I. im Sommer 1195 vom Kaiser als Reichslehen eingezogen worden und wurde erst 1198 an Markgraf Dietrich wieder ausgegeben. Im Dezember 1195 gab es also gar keinen Markgrafen von Meißen. Vermutlich liegt ein Fehler des Chronisten vor.
  4. Im Artikel Scharzfeld-Lauterberg (Adelsgeschlecht) als Burchard I. von Scharzfeld geführt.

Einzelnachweise

  1. Ehlers, S. 267.
  2. RI IV,3 n. 487 In: Regesta Imperii online; abgerufen am 11. Mai 2025.
  3. Toeche, S. 389.
  4. RI IV,3 n. 487a. In: Regesta Imperii online; abgerufen am 11. Mai 2025.
  5. Toeche, S. 413.
  6. Ehlers, S. 267f.
  7. Ehlers, S. 267.
  8. RI IV,3,2 n. N289. In: Regesta Imperii online; abgerufen am 11. Mai 2025.
  9. RI IV,3,2 n. N288. In: Regesta Imperii online; abgerufen am 11. Mai 2025. RI IV,3,2 n. N296. In: Regesta Imperii online; abgerufen am 11. Mai 2025.
  10. a b c d e f g h i j k l m n o p q r RI IV,3 n. 487 In: Regesta Imperii online; abgerufen am 11. Mai 2025.
  11. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v RI IV,3 n. 488. In: Regesta Imperii online; abgerufen am 11. Mai 2025.
  12. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y RI IV,3 n. 489. In: Regesta Imperii online; abgerufen am 11. Mai 2025.
  13. Reincke-Bloch (Hg.): Annales Marbacenses.
  14. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah Reincke-Bloch, S. 66.
  15. a b c Reincke-Bloch, S. 67.
  16. Reincke-Bloch, S. 66f u. Anm. 1 auf S. 67; vgl. Toeche, S. 390.
  17. Reincke-Bloch, S. 66f u. Anm. 1 auf S. 67; vgl. Toeche, S. 390.
  18. Reincke-Bloch, S. 67 und Anm. 2.
  19. Reincke-Bloch, S. 67 und Anm. 2.
  20. Ehlers, S. 267.
  21. Ehlers, S. 267.