Reichsversammlung in Worms 1193

Kaiser Heinrich VI. im Codex Manesse, um 1300[1]
Kaiser Heinrich VI. im Codex Manesse, um 1300[1]
König Richard I., Buchmalerei[2]
König Richard I., Buchmalerei[2]

Die Reichsversammlung in Worms 1193 fand Ende Juni 1193 statt. Hier wurde der Vertrag über die Freilassung des gefangenen englischen Königs Richard I. (Löwenherz) und Kaiser Heinrich VI. ausgehandelt.

Vorgeschichte

Die inszenierte Versöhnung in Speyer: Richard I. küsst die Füße Heinrichs VI.[3]

König Richard I. wurde auf dem Rückweg vom Dritten Kreuzzug durch Herzog Leopold V. von Österreich kurz vor Weihnachten 1192 gefangen genommen und auf Burg Dürnstein bei Krems an der Donau festgesetzt. Zu Jahresanfang 1193 verhandelten Heinrich VI. und Leopold V. über die Auslieferung des englischen Königs an den Kaiser. Sie einigten sich mit einem Vertrag vom 14. Februar 1193 in Würzburg[4], der 100.000 Mark Silber als Lösegeld festlegte. Auf einer Reichsversammlung in Speyer im März 1193 verklagte Heinrich VI. den englischen König wegen einer Reihe von Vergehen.[5] Das Verfahren wurde durch eine inszenierte, demonstrative Geste beendet: Am 25. März 1193 warf sich Richard I. vor dem Kaiser zu Boden und bat um Gnade, Heinrich VI. gewährte das, indem er den knienden König an sich zog und ihm den Friedenskuss gab. Der englische König akzeptierte auch das in Würzburg festgelegte Lösegeld. Hintergrund war, dass Richard I. befürchtete, Heinrich VI. könnte von Richards Hauptgegner, König Philipp II. August von Frankreich, ein attraktiveres Angebot erhalten und der Kaiser ihn dafür im Gegenzug an Philipp II. August ausliefern.[6]

Richard I. blieb trotz der Unterwerfung in Speyer aber in Haft, zunächst bis Mitte April auf der Burg Trifels, anschließend befand er sich im Gefolge des Kaisers in der Pfalz Hagenau, während die Verhandlungen über seine Freilassung weiter liefen.

Die Angaben zu der Reichsversammlung Ende Juni 1193 in Worms beruhen zu einem erheblichen Teil auf den Angaben, die Roger von Hoveden in seiner Chronica macht.[7]

Inhalt

König Richard I. befand sich bereits in Worms, als Kaiser Heinrich IV. dort am 25. Juni 1193 eintraf. Sie verhandelten vier Tage lang über die Modalitäten der Freilassung, woran auch hochrangige Vertreter des Adels und des Klerus auf beiden Seiten beteiligt waren.[8] Als die Details ausgehandelt waren schlossen die Parteien am 29. Juni 1193 einen entsprechenden Vertrag.[9]

In dem Vertrag wurde festgelegt, dass der König dem Kaiser 100.000 Mark Silber nach Kölner Gewicht – das entsprach etwa 23,4 Tonnen Silber – zahlen werde, sowie die Zahlungsmodalitäten. Nach erfolgter Freilassung verpflichtete Richard I. sich, weitere 50.000 Mark Silber zu zahlen, was durch die Stellung englischer Geiseln abgesichert werden sollte.[10] Der Kaiser gewährte König Richard I. nach der Freilassung freies Geleit im Reich bis zu seiner Ausreise.[11]

Teilnehmer

Die Teilnehmer der Reichsversammlung in Worms sind nur insoweit bekannt, als sie in Urkunden oder als Zeugen von Urkunden genannt werden, die in diesen Tagen und bei dieser Gelegenheit ebenfalls in Worms ausgestellt wurden:

Folgen

Die Bereitstellung des Lösegeldes, das den dreifachen Jahreseinnahmen der englischen Krone entsprach, war eine immense Herausforderung an die Finanzen des Herrschaftsgebiets von König Richard I. Eine Vermögenssteuer von 25 % wurde eingeführt, die auch den Klerus betraf, und königlicher Besitz wurde verkauft. Es dauerte einige Zeit, bis ausreichend Mittel für das Lösegeld bereitstanden. Nachdem König Philipp II. August von Frankreich Kaiser Heinrich VI. nochmals 150.000 Mark für die Auslieferung Richard I. bot, ließ der Kaiser auf einer Reichsversammlung am 2. Februar 1194 darüber in Mainz beraten. Die Anwesenden befürworteten aber, die mit Richard I. vereinbarte Freilassung durchzuführen. Er leistete zusätzlich noch die Lehenshuldigung für seine gesamten Herrschaftsgebiete gegenüber Heinrich IV. Die 100.000 Mark Silber waren bezahlt und für weitere 50.000 Mark Geiseln gestellt worden. Am 4. Februar 1194 wurde Richard aus der Haft entlassen. Und von seiner Mutter Eleonore von Aquitanien, die extra angereist war, abgeholt.[15]

Siehe auch

Literatur

  • Robert-Tarek Fischer: Richard I. Löwenherz 1157–1199. Mythos und Realität. Böhlau, Wien 2006. ISBN 978-3-205-77544-7

Einzelnachweise

  1. Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. germ. 848, fol. 6r.
  2. Abbreviatio Chronicorum des Matthew Paris. Handschrift London, British Library, Cotton MS Claudius D VI, fol. 9v (1250–1259)
  3. Petrus de Ebulo: Liber ad honorem Augusti sive de rebus Siculis, Ende 12. Jahrhundert. Burgerbibliothek Bern, Cod. 120 II, fol. 129r.
  4. RI IV,3 n. 280. In: Regesta Imperii online; abgerufen am 28. April 2025.
  5. RI IV,3,2 n. N225. In: Regesta Imperii online; abgerufen am 28. April 2025.
  6. Fischer, S. 204.
  7. RI IV,3 n. 305. In: Regesta Imperii online; abgerufen am 28. April 2025. – William Stubbs (Hg.): Chronica Magistri Rogeri De Houedene = Rerum britannicarum medii aevi scriptores or chronicles and memorials of Great Britain and Ireland during the middle ages 51, 4 Bände. London 1868–1871. , Nachdruck: Kraus, Nendeln 1964. Digitalisate: Band 1, Band 2, Band 3, Band 4.
  8. RI IV,3 n. 302a. In: Regesta Imperii online; abgerufen am 28. April 2025.
  9. RIplus Regg. EB Mainz 2 (n. 485). In: Regesta Imperii online; abgerufen am 28. April 2025.
  10. Fischer, S. 205.
  11. RI IV,3 n. 305. In: Regesta Imperii online; abgerufen am 28. April 2025.
  12. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az RIplus URH 1 n. 555. In: Regesta Imperii online; abgerufen am 28. April 2025.
  13. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az RI IV,3 n. 303. In: Regesta Imperii online; abgerufen am 28. April 2025.
  14. a b c d e f g h i j k l m n RI IV,3 n. 304. In: Regesta Imperii online; abgerufen am 28. April 2025.
  15. Fischer, S. 210f.