Region Adrar

Adrar (arabisch ولاية أدرار, DMG Wilāyat Adrār) ist eine Verwaltungsregion im nördlichen Zentrum des westafrikanischen Landes Mauretanien. Sie wird geographisch geprägt vom Hochland des Adrar-Plateaus. Die Hauptstadt ist Atar.[1]
Adrar bedeutet in Berbersprachen „Berggebiet“; die Bezeichnung Adrar Temar dient zur Unterscheidung des weiter östlich in der Sahara gelegenen Bergmassivs Adrar des Ifoghas.[2]
Geografie
Das Gebiet von Adrar umfasst im Kern das im nördlichen Zentrum Mauretaniens sich erhebende Adrar-Plateau, eine im Südwesten, Westen und Nordwesten von den vielfach zergliederten steilen Abbruchkanten einer Geländestufe begrenzte vegetationsarme Hochfläche der Sahara. Der Westteil der Verwaltungsregion erstreckt sich darüber hinaus über die westmauretanische Tieflandwüste, deren Südteil als Erg Amatlich bekannt ist, bis zur Grenze von Westsahara. Nach Nordosten hin, wo das Plateau an Höhe abnimmt und zunehmend von den Dünen der Sandwüste El Djouf überlagert wird, dehnt sich Adrar bis zur Grenze zwischen Mali und Mauretanien bei Agueraktem aus, insgesamt eine Südwest-Nordost-Ausdehnung von 995 Kilometer. Die Verwaltungsregion hat eine Fläche von 222.107 km².[3] Benachbarte Verwaltungsregionen sind im Uhrzeigersinn Tiris Zemmour im Norden, Hodh Ech Chargui im Osten, Tagant, Brakna und Trarza im Süden und im Westen Inchiri sowie Dakhlet Nouadhibou.
Bevölkerung

Die Bevölkerungszahl der Region hat in den Jahren 2000 bis 2023 von 69.542 auf 71.623 Einwohner zugenommen.[3]
Verwaltungsgliederung
Trarza gliedert sich in vier Moughataa genannte Départements, benannt nach den jeweiligen Hauptstädten:
- Département Atar (Atar)
- Département Aoujeft (Aoujeft)
- Département Chinguetti (Chinguetti)
- Département Ouadane (Ouadane)
Geschichte
Ab der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde erstmals über Dörfer im Adrar berichtet. Das Gebiet lag im Zentrum des Siedlungsraumes der Sanhadscha, der sich von Südmarokko bis zum Flusstal des Senegal erstreckte. Der Portugiese Duarte Pacheco Pereira berichtete 1506–08, dass es neben dem, nach der Legende bereits Mitte des 12. Jahrhunderts gegründeten Ort Wādān (Ouadane) die Dörfer Šinqīt (Chinguetti), Tynyguuhy (Tinigi, das bis ins 17. Jahrhundert bestand) und Marzy gegeben habe. Der letztgenannte Ort konnte bisher nicht identifiziert werden.[4]

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts entstand das Emirat von Adrar aus der politischen Einheit der zwei Stämme Awlād Ammani und Awlād Agchar. Es ist auch als Emirat von Ahya min Uthman bekannt, benannt nach der Gruppe der Stämmen Hassans, die das Emirat bildeten. Der kriegerischste Stamm dieses Emirates, den man oft im Zentrum der Macht wiederfindet und der die emiratischen Hinterlassenschaften regelt, ist der Stamm Awlād Gaylan. Der Adrar war bis ins 20. Jahrhundert eines der stärksten Emirate der Region und lange Zeit die unerreichbare Burg der Mauren und das Zentrum der Unabhängigkeitskämpfer um Ma el-Ainin gegen die französischen Kolonialmacht.
Neben den kriegerischen Stämmen spielten religiöse Stämme in der Bildung, der Politik, der Landwirtschaft und im Handel wichtige Rollen u. a. die Idawali, Idawalhaj, Ismacid, Kenta, Ahel Shayh Mohamed Fadel und andere, die größtenteils in den Oasen ihren Aktivitäten nachgingen.
Das Emirat hatte seinen Höhepunkt im 19. Jahrhundert unter Ahmed Ould M'Hammed und wurde im Jahre 1933 von den französischen Kolonialisten aufgelöst.
Meteoriten
In der Region wurden seit 1920 drei Meteoriten gefunden. Sie wurden unter den offiziellen Bezeichnungen Chinguetti, NWA 1717 und Zerga registriert. Hinzu kommt der rund drei Millionen Jahre alte Einschlagkrater Aouelloul.[5]
Persönlichkeiten der Region
- Al-Imam al-Hadrami (11. Jahrhundert); vollständig Abu Bakr ibn al-Hasan al-Muradi al-Hadrami; Denker, Theologe, Dichter und Mitbegründer der Almoraviden, war Richter und Gouverneur von Azougui (ausgestorbene Stadt bei Atar) und schrieb mehrere Bücher über Religion und Politik. Sein bekanntestes Werk as-Siyāsa au al-Ischāra fī Tadbīr al-Imāra (السياسة أو الإشارة في تدبير الإمارة) war die Grundlage für die Politik der Almoraviden und der späteren Dynastien in Nord- und Westafrika.
- Emir Ahmed Ould M'hammed: der gerechte Emir, wie ihn seine Untertanen nannten, regierte 1871 bis 1891.
- Emir Sid'Ahmed Ould Aida: Er regierte 1905 bis 1932 und war der letzte offizielle Emir von Adrar. Er wurde mehrfach von den Franzosen abgesetzt, kam dank seines Verhandlungsgeschicks aber immer wieder zurück. Er führte mehrere Operationen gegen die Kolonialisten (Tidjikja, L'Amessaga, Amatil, Hamdoun, Kseir Torchane, Ouadane etc.) und wurde von Oberst Pateys Armee am 13. Januar 1912 in Tichitt gefangen genommen. Er setzte seine Auseinandersetzungen mit den Franzosen bis zu seiner Hinrichtung nach einer langen Verfolgungsjagd am 18. März 1932 in Wedjan El-Kharroub fort.
- Maouya Ould Taya (* 1941 (nach anderen Angaben 1943)): Präsident der Republik vom 12. Dezember 1984 bis zum 3. August 2005.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Adrar bei Geonames
- ↑ Adrar. In: The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Brill, Leiden 1986, Bd. 1, S. 210
- ↑ a b Citypopulation: Mauretanien: Verwaltungsgliederung
- ↑ Rainer Oßwald: Die Handelsstädte der West-Sahara. Die Entwicklung der arabisch-maurischen Kultur von Šinqīt, Wādān, Tīšīt und Walāta. Marburger Studien zur Afrika- und Asienkunde. Bd. 39. Dietrich Reimer, Berlin 1986, S. 172
- ↑ Adrar. Meteoritical Bulletin, abgerufen am 16. Oktober 2020.
Koordinaten: 20° 31′ N, 13° 3′ W