Ralf Höcker

Ralf Höcker (* 4. März 1971 in Köln) ist ein deutscher Rechtsanwalt und Sachbuchautor.
Leben
Ralf Höcker studierte Rechtswissenschaften an der Universität zu Köln, erhielt ein Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung und promovierte 1999 in Köln zum Dr. jur. Anschließend absolvierte er am King’s College London ein Master-of-Laws-Studium (LL.M.) in Intellectual Property Law. Daneben arbeitete er von 1999 bis 2000 als Foreign Lawyer/Rechtsanwalt bei der Londoner Sozietät Willoughby & Partners / Rouse & Co., Int. Von 2001 bis 2003 war er als Rechtsanwalt bei der Wirtschaftskanzlei Linklaters Deutschland an deren damaligem Standort in Köln (nach Fusion von Oppenhoff & Rädler mit Linklaters, England) tätig.[1]
2003 gründete er die Kanzlei Höcker Rechtsanwälte mit Fokus auf Marken- und Medienrecht.[1]
Außerdem war er an der privaten CBS tätig. Ab 2009 hatte Höcker dort eine Professur für Deutsches und internationales Marken- und Medienrecht inne, von 2009 bis 2014 als angestellter Professor und danach bis 2023 Honorarprofessor.[1]
Höcker ist ständiger Mitarbeiter der Zeitschrift Der IP-Rechts-Berater aus dem Verlag Dr. Otto Schmidt.[2] Beim Debattenforum Vocer schrieb er sporadisch bis 2015 die Kolumne Fünfte Gewalt.[3][4] Er ist Autor zahlreicher Bücher und Aufsätze zum Medienrecht.[5]
Politische Tätigkeit
Höcker war ab 2019 Mitglied der CDU und des Vereins Werteunion e. V. Am 15. Juni 2019 wurde Höcker zum ehrenamtlichen Pressesprecher des Vereins Werteunion gewählt.[6][7] Am 26. September 2019 wurde er zum neuen Vorsitzenden des CDU-Ortsverbands Köln Innenstadt-Süd gewählt.[8] Vom 1. Oktober 2019 bis zum 25. Januar 2021 arbeitete Hans-Georg Maaßen, Werteunion-Vereinsmitglied und ehemaliger Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, als Of counsel für das Managing Board von Höckers Medienrechtskanzlei.[9][10] Als Pressesprecher des Werteunion e. V. äußerte er, „der öffentlich-rechtliche Rundfunk [gehöre] in seiner jetzigen Form abgeschafft.“[11]
Am 13. Februar 2020 teilte Höcker auf Facebook seinen „Austritt aus sämtlichen politischen Organisationen“ mit und begründete dies mit einer am selben Tag erhaltenen Drohung.[12][13]
Kritik
Höcker wird wegen seiner politischen Ansichten und seiner „robusten“ Mandatsausübung gegenüber Journalisten kritisiert.[14][15][16] Hinsichtlich seines Vorgehens gegen journalistische Berichterstattung kommentierte Höcker: „Bevor ein Bericht erscheint, versuche ich zu ergründen, wie der Bericht aussehen wird und was da an Rechtswidrigem drinstehen könnte. Und dann versuche ich zu verhindern, dass das passiert.“[17]
Laut einem im Juni 2015 erschienenen Bericht der Welt am Sonntag war Höcker unter anderem Aufsichtsratsvorsitzender der Internetone AG, die unter anderem am Betrieb von Datingportalen beteiligt sein soll, welche von den Verbraucherschutzzentralen regelmäßig kritisiert werden.[18][19] Höcker bestritt die in diesem Zusammenhang gegen ihn gemachten Feststellungen. Er sei als Aufsichtsratsmitglied nicht in das operative Geschäft der Internetone eingebunden gewesen. Gleichwohl trat er von seinem Posten im Aufsichtsrat zurück.[20] Höckers Kanzlei vertrat mindestens seit 2009[21] die Medusa United Media GmbH, Betreiberin des damals von Verbraucherschützern heftig kritisierten Datingportals Flirtcafe.de.[22] Der Bericht der Welt am Sonntag rechnet auch dieses Portal dem Netzwerk der Internetone AG zu. Das juristische Onlinemagazin Legal Tribune Online wurde in Folge der Berichterstattung über die Verstrickung Höckers in den Betrieb der Dating-Portale von einem Anwalt der Kanzlei im Namen des Portalbetreiber Ideo Labs GmbH abgemahnt, wehrte sich aber gegen diese Abmahnung.[23]
Im März 2017 wurde bekannt, dass Höcker zudem versuchte, die Stiftung Warentest an der namentlichen Nennung zweier Autark-Firmen wegen ihrer hochriskanten Anlageangebote zu hindern.[24] „Ralf Höcker hält es für seinen Job, Journalisten zu beeinflussen, indem er sie bedroht“, schreibt die Stiftung Warentest.[25] Im Gegenzug bezeichnete Höcker die Reaktion der Verbraucherorganisation als „schwarze PR“ und erwiderte auf dieses Zitat in einem Interview: „Sie hat einen rechtswidrigen Finanztest gemacht, und dagegen sind wir vorgegangen, und zwar erfolgreich.“[17]
Medien
Werke
- Das Grundrecht der Gewissensfreiheit und seine Auswirkungen im Strafrecht. Lang, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-631-35533-5 (= Dissertation, Universität Köln, 1999).
- Lexikon der Rechtsirrtümer., mit Carsten Brennecke, Ullstein, Berlin 2004, ISBN 3-548-36659-7.
- Neues Lexikon der Rechtsirrtümer. Ullstein, Berlin 2005, ISBN 3-548-36772-0.
- Lexikon der kuriosen Rechtsfälle., mit Carsten Brennecke, Ullstein, Berlin 2007, ISBN 3-548-36929-4.
- Das dritte Lexikon der Rechtsirrtümer. Ullstein, Berlin 2008, ISBN 978-3-548-36992-1.
- Anwalt–Deutsch/Deutsch–Anwalt. Langenscheidt, München/Berlin 2009, ISBN 978-3-468-73212-6.
- Lexikon der Internetfallen. Ullstein, Berlin 2010, ISBN 978-3-548-37322-5.
- Ein§pruch! Das große Buch der Rechtsirrtümer. Ullstein, Berlin 2010, ISBN 978-3-548-37346-1.
Fernsehen und Bühne
2006 trat Ralf Höcker als Rechtsanwalt in der pseudo-dokumentarischen Gerichtsshow Richterin Barbara Salesch beim Sender Sat.1 auf und war dort 2007 als Experte einer Reihe in Akte – Reporter decken auf zu sehen, in der er Rechtsirrtümer aufklärte. Im gleichen Jahr präsentierte er auf einer Deutschlandtournee seine Bühnenshow Ein§pruch. Im Juni 2009 moderierte Höcker mit Andrea Kiewel eine Pilotsendung der RTL-Sendung Einspruch – Die Show der Rechtsirrtümer,[26] die im Juli 2010 fortgesetzt wurde; im Februar 2011 wurde eine weitere Staffel ausgestrahlt.
Interview
- Moritz Küpper, «Der Medienanwalt Ralf Höcker – Rechtssuche, wo rechts ist», Deutschlandfunk vom 14. September 2017.
- Benedict Neff, «Ich schicke keine Killerkommandos in die Redaktionen, keine Sorge»., Neue Zürcher Zeitung vom 2. Oktober 2019
Weblinks
- Literatur von und über Ralf Höcker im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Ralf Höcker bei IMDb
- Ralf Höcker auf der Website seiner Anwaltskanzlei
Einzelnachweise
- ↑ a b c Gemäß eigenen Angaben auf der Website seiner Kanzlei: Prof. Dr. Ralf Höcker, LL.M. (IP) (London) >> Vita. In: hoecker.eu. Abgerufen am 18. Februar 2020.
- ↑ Das Autoren-Team, auf ip-rb.de
- ↑ Höcker auf Vocer, vocer.org/kolumnen/fuenfte-gewalt
- ↑ VOCER: Ralf Höcker schreibt seit 2015 nicht mehr für Vocer. In: @VoiceOfVocer. 20. Oktober 2019, abgerufen am 20. Oktober 2019.
- ↑ Interview mit Ralf Höcker. In: medienfische.de. 12. August 2012, abgerufen am 18. Februar 2020.
- ↑ „Mahnung an unseriöse Journalisten“: Medienanwalt Ralf Höcker zum Pressesprecher der Werte-Union gewählt. Meedia, 17. Juni 2019, abgerufen am 18. Juni 2019 (Archiv).
- ↑ Ehrenamt – Ralf Höcker wird Pressesprecher der Werte-Union. Legal Tribune Online, 17. Juni 2019.
- ↑ Innenstadt Süd. Abgerufen am 30. Dezember 2019.
- ↑ Endlich amtlich: Maaßen wechselt zu Höcker. hoecker.eu, 30. September 2019.
- ↑ Höcker und Maaßen beenden Zusammenarbeit. Pressemitteilung vom 25. Januar 2021, abgerufen am 26. Februar 2021.
- ↑ Klaus Staeck: Feindbild vierte Gewalt. In: fr.de. 2. Januar 2018, abgerufen am 22. Februar 2020.
- ↑ Sprecher der Werteunion legt sämtliche Ämter nieder ( vom 15. Februar 2020 im Internet Archive). Deutschlandfunk (deutschlandfunk.de), 14. Februar 2020.
- ↑ Morddrohungen und Beschimpfungen. Sprecher der Werteunion legt alle politischen Ämter nieder. Tagesspiegel (tagesspiegel.de), 13. Februar 2020.
- ↑ Vgl. z. B.: Moritz Küpper: Der Medienanwalt Ralf Höcker. Rechtssuche, wo rechts ist. In: deutschlandfunk.de. Deutschlandfunk, 14. September 2017, abgerufen am 18. Februar 2020.
- ↑ Vgl. z. B.: Stefan Niggemeier: Wie Ralf Höcker versucht, Journalisten einzuschüchtern. In: uebermedien.de. Übermedien, 21. Juni 2019, abgerufen am 18. Februar 2020.
- ↑ Caroline Schmidt: Groß gegen klein: Medienanwalt vs. Redaktion. NDR, 7. Januar 2020, abgerufen am 26. Februar 2021 (Archiv); Video NDR.
- ↑ a b Benedict Neff: Ich schicke keine Killerkommandos in die Redaktionen, keine Sorge. In: NZZ.ch. 2. Oktober 2019, abgerufen am 2. Februar 2022.
- ↑ Wie Sex- und Flirtportale ihre Nutzer abzocken. Die Welt, 28. Juni 2015.
- ↑ Wer verbirgt sich hinter dateformore.de und parwise.de?, auf aboalarm.de.
- ↑ Nähe zu dubiosen Dating-Portalen? Medienanwalt Höcker widerspricht Welt. Meedia, 29. Juni 2015 (Archiv).
- ↑ Beschwerdepapst.de: Medusa-Kanzlei Ralf Höcker
- ↑ Verbraucherzentrale warnt vor teuren Flirtfallen. T-Online, 26. November 2010.
- ↑ Warum Ideo Labs uns abmahnt. Legal Tribune Online, 6. Juli 2015.
- ↑ Stiftung Warentest: Berichterstattung über dubiose Anbieter: Kanzlei droht Journalisten
- ↑ Höcker Rechtsanwälte – Fiese Drohmethoden – Meldung – Stiftung Warentest. Stiftung Warentest, abgerufen am 25. Mai 2017.
- ↑ Einspruch! Die Show der Rechtsirrtümer. 26. Juli 2010, abgerufen am 16. März 2011.