Rajon Auch

Rajon Auch

Rajon Auch auf der Karte von Dagestan
Basisdaten
Staat Sowjetunion
Hauptstadt Jarykssu-Auch
Einwohner 14,5 (1944[1])
Politik
Regierungschef Osman Schowchalbijewitsch Baschanow[2]

Der Rajon Auch (tschetschenisch Ӏовхойн кӀошт Owchojn kosht,[3] russisch Ауховский район Auchowski rajon) war eine administrativ-territoriale Einheit innerhalb der Dagestanischen Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik, gegründet im Oktober 1943. Er stellte das Gebiet einer kompakten Siedlungsstruktur der tschetschenischen Auch-Bevölkerung dar.[4]

Ende Februar 1944 wurden die Auch-Tschetschenen – gemeinsam mit den übrigen Tschetschenen und Inguschen aus der Tschetscheno-Inguschischen ASSR – nach Zentralasien deportiert. Der Rajon wurde in der Folge in Nowolakski rajon umbenannt (laut anderer Quellen aufgelöst.[5][6][7][8][9]) Ein Teil des ehemaligen Rajons wurde dem benachbarten Kasbekowskij Rajon zugeschlagen und mit Awaren aus dem Dorf Almak neu besiedelt.[10][4] Am 23. Februar 1944 wurden aus dem Rajon Auch 14,5 Tsd. Tschetschenen deportiert.[1]

Im Jahr 1991 wurde beschlossen, den Rajon Auch in den Grenzen von 1944 wiederherzustellen, einschließlich der Dörfer Leninaul und Kalininaul.[11] Die lakische Bevölkerung sollte in das Gebiet „Nowostroj“ nördlich von Machatschkala umgesiedelt werden, wo ein neuer Nowolakskij Rajon entstehen sollte.[12]

Im Jahr 2017 verabschiedeten die Behörden der Republik Dagestan ein neues Programm zur Wiederherstellung des Auch Rajons, dessen Umsetzung bis 2025 vorgesehen ist. In einem Zeitraum von sieben Jahren sollten dafür 12,4 Mrd. Rubel aufgewendet werden, wobei der Großteil der Finanzierung aus dem föderalen Haushalt stammt.[13]

Geschichte

Vorgeschichte

Auch auf einer deutschen Karte von 1854, Autor: Dietrich Reimer
Besiedlung des nördlichen Teils des Auch-Bezirks durch Laks im Jahr 1944 (moderne Karte von Dagestan)

In Dokumenten aus dem 16. Jahrhundert wird die Region unter dem Namen „Okotskaja Semliza“ erwähnt – ein feudales Besitztum, das zu jener Zeit von den Murzas der Familie Ischerimow beherrscht wurde. Die Hauptsiedlung war „Alt-Okoch“ (Schirtsch-Auch).[14]

Im 19. Jahrhundert gehörte das Gebiet zum Nordkaukasischen Imamat, innerhalb dessen eine Verwaltungseinheit – das Auch-Naibat – gebildet wurde.[15] Nach dem Ende des Kaukasuskrieges bestand in den Siedlungsgebieten der Auch-Tschetschenen für kurze Zeit eine weitere Verwaltungseinheit – der Auch-Bezirk.[16]

Auf einer deutschen Karte aus dem Jahr 1854 befindet sich Auch im Gebiet Tschetscheniens und ist als Awuch bezeichnet.[17]

Später wurde Auch in den neu gebildeten Chassawjurt-Bezirk des Tersker Gebiets eingegliedert, zu dem auch andere tschetschenisch-inguschische Territorien gehörten. Laut der Volkszählung von 1897 lebten im Chassawjurt-Bezirk etwa 20.000 Auch-Tschetschenen.[18]

Durch die Eingliederung des Chassawjurt-Bezirks in Dagestan wurde die mehrtausendköpfige Auch-Bevölkerung künstlich von ihren Stammesverwandten – den übrigen Tschetschenen – getrennt, was sich nachteilig auf die weitere Entwicklung der Auch-Gemeinschaft auswirkte. Die Angliederung der Auch-Gebiete an Dagestan wurde über lange Zeit verschwiegen.[18]

Als bekannt wurde, dass der Bezirk der Dagestanischen ASSR angeschlossen worden war, protestierten die Auch-Führer und einfache Bürger entschieden dagegen, woraufhin Verfolgungen gegen die Auch-Tschetschenen begannen. Die Repressionen betrafen zunächst Geistliche, ehemalige „Kommandeure“ und „Partisanen“, weiteten sich jedoch bald auf breite Bevölkerungskreise aus.[18]

Im Jahr 1943 wurde unter Berücksichtigung der ethnischen Zusammensetzung der Bevölkerung im Vorgebirgsgebiet des Chassawjurt-Bezirks der Auch-Rajon gebildet. Ziel war es, die nationalen Entwicklungsbedürfnisse der Bevölkerung zu berücksichtigen, Schulen mit Unterricht in der Muttersprache zu eröffnen und eine Presse aufzubauen. Der Auch-Rajon wurde de jure zu einer administrativ-territorialen Einheit Dagestans.[18]

„Am 1. Dezember 1943 wurde Osman Schowchalbijewitsch Baschanow zum Vorsitzenden des Exekutivkomitees des Auch-Bezirksrats der Arbeiterdeputierten ernannt“.[2]

Nach der Deportation der Auch-Bevölkerung aufgrund des Erlasses des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 7. Juni 1944 wurde der Auch-Rajon in Nowolakskij-Rajon umbenannt, und ein Teil seines Territoriums dem benachbarten Kasbek-Rajon angeschlossen. Alle Ortschaften wurden ebenfalls umbenannt, und das Verwaltungszentrum wurde vom Dorf Jarykssu-Auch ins Dorf Banai-Aul verlegt, das in Nowolakskije umbenannt wurde.[18]

Territoriale Struktur

Selsowet Verwaltungszentrum Russischer
Name
Tschetschenischer
Name
Besiedelte Gebiete Bevölkerung,

1939[19]

Aktash-Auchowski Selsowet Aktash-Auch[20] Акташ-Аух,
Пхарч-Аух
Пхьарч-Ӏовх,
Пхьарчхошка[21]
Aktash-Auch[22], Bursun[23] 2519
Alty-Mirsa-Jurtovski Selsowet Alty-Mirsa-Jurt[20] Алты-Мирза-Юрт,
Алтмазюрт
Алтмирз-Йурт[21] Alty-Mirsa-Jurt 423
Banai-Aulski Selsowet Banai-Aul[20] Банай-Аух,
Банай-Аул
Бони-Ӏовх,
Бони-Эвла[21]
Banai-Aul[24], Banai-Jurt[25], Jamanssu[26] 2590
Bilt-Aulsky Selsowet Bilt-Aul[20] Билт-Аух,
Билт-Аул
Билт-Ӏовх,
Билт-Эвла[21]
Bilt-Aul 707
Kishen-Auchowski Selsowet Kisheni-Auch[20] Кешин-Аух,
Кешин-Аул
Кешен-Ӏовх,
Кешен-Эвла[21]
Kisheni-Auch 1113
Minai-Tugaisky Selsowet Minai-Tugai[20] Минай-Тугай,
Мини-Атаги
Мини-АтагӀа[21] Minai-Tugai[27], Zandach[28], Dzuri[29], Bartschchoi[30] 1105
Jurt-Auchowski Selsowet Jurt-Auch[20] Юрт-Аух,
Ширча-Аух
Ширча-Ӏовх[21] Jurt-Auch 1560
Jarykssu-Auchowski Selsowet Jarykssu-Auch[20] Ярыксу-Аух,
Гачалка-Аух
ГӀачалкъа[21] Jarykssu-Auch 2056

Einzelnachweise

  1. a b Гусеев М. Ю. Черный февраль. — Грозный: Редакционно-издательский комплекс Ичкерия, 1994. — С. 13. — 200 с. — 5000 экз.
  2. a b Настоящий сын своего народа. In: gums-41.ru. (gums-41.ru [abgerufen am 9. Juni 2025]).
  3. Iовхойн кIошт юхаерзон еза аьлла, юха а карладаьккхина Дагестанан Iедалхошна. In: Маршо Радио. (radiomarsho.com [abgerufen am 9. Juni 2025]).
  4. a b Новицкий И.Я. Управление этнополитикой Северного Кавказа. — Краснодар: Здравствуйте, 2011. — 270 с. — ISBN 978-5-94945-030-7.
  5. Северный Кавказ, 1780—1995: история и границы Лицевая обложка Артур Аркадьевич Цуциев, Л. Б. Дзугаев Проект-Пресс, 1997
  6. Современная геополитическая ситуация на Кавказе Семед Абакаевич Семедов Экон-Информ, 2008
  7. Атлас этнополитической истории Кавказа: 1774—2004 Артур Аркадьевич Цуциев, Артур Аркадьевич Цуциев
  8. Три года «мира»: бюллетени Правозащитного центра «Мемориал» лето 2006 года--лето 2009 года Григорий Верный, Олег Орлов, Александр Черкасов Права человека, 2010
  9. Федерализм--внутреннее кредо демократии Мухаммед-Ариф Садыки Логос, 2001
  10. Адиев А.З. Конфликтный потенциал межэтнических отношений в Республике Дагестан (рус.) // Ойкумена. — 2016. — № 3.
  11. Ризванов Р.З. На стезе служения Дагестану: очерк жизни и политической деятельности Магомедсалиха Гусаева. — Махачкала: Юпитер, 2003. — С. 13. — 364 с. — ISBN 5-7895-0045-5
  12. Управление Правительства Республики Дагестан по вопросам переселения лакского населения Новолакского района на новое место жительства и восстановления Ауховского района. (e-dag.ru [abgerufen am 9. Juni 2025]).
  13. "Жить по-братски": в Дагестане вновь потребовали восстановить Ауховский район. 11. März 2024, abgerufen am 9. Juni 2025 (russisch).
  14. Ахмадов Я. З. Очерк исторической географии и этнополитического развития Чечни в XVI-XVIII веках. — Москва, 2009. — 422 с. — ISBN 978-5-91821-013-0.
  15. Линевич И. П. Карта горских народов, подвластных Шамилю (с примечаниями) : ст. // Сборник сведений о кавказских горцах : I. Исследования и материалы : [рус. дореф.] = Сборникъ свѣдѣній о Кавказскихъ горцахъ : сб. в 10 вып. — Тифлис : Типография Главного Управления Наместника Кавказского, 1872. — Вып. VI. — 1—4, [10 карт] с.
  16. Лаудаев У. Чеченское племя (с примечаниями) : ст. // Сборник сведений о кавказских горцах : I. Исследования и материалы : [рус. дореф.] = Сборникъ свѣдѣній о Кавказскихъ горцахъ : сб. в 10 вып. — Тифлис : Типография Главного Управления Наместника Кавказского, 1872. — Вып. VI. — 1—62 с. — (рукопись представлена в сборнике не полностью).
  17. Karte der Kaukasus-Länder und der angränzenden türkischen und persischen Provinzen Armenien, Kurdistan und Azerbeidjan : im Maasstabe von 1 :1,500000 / bearbeitet und gezeichnet von Dr. Heinrich Kiepert. Dietrich Reimer, 1854, abgerufen am 9. Juni 2025.
  18. a b c d e Айдаева. Антология. «Чеченская Республика и чеченцы. История и современность». — Москва: Наука, 2006. — 576 с. — ISBN 5-02-034016-2.
  19. Список населённых мест с указанием численности населения по переписи 1939 года по Дагестанской АССР — 1940.
  20. a b c d e f g h German map of the south of the USSR 1941, 1:200000. Abgerufen am 9. Juni 2025.
  21. a b c d e f g h ЧЕЧНЯ. Ауховский диалект чеченского языка. Abgerufen am 9. Juni 2025 (russisch).
  22. Nach Angaben aus dem Jahr 1939 beträgt die Einwohnerzahl des Dorfes Aktash-Auсh 2226 Personen.
  23. Laut Angaben aus dem Jahr 1939 beträgt die Einwohnerzahl des Dorfes Bursun 293 Personen.
  24. Nach Angaben von 1939 beträgt die Einwohnerzahl des Dorfes Banai-Aul 1736 Personen
  25. Nach Angaben von 1939 beträgt die Bevölkerung des Dorfes Banai-Jurt 591 Personen
  26. Nach Angaben von 1939 beträgt die Bevölkerung des Dorfes Jamanssu 263 Personen
  27. Nach Angaben von 1939 beträgt die Einwohnerzahl des Dorfes Minay-Tugai 541 Personen
  28. Nach Angaben von 1939 beträgt die Bevölkerung der Dörfer Dzuri und Zandak (Zandach) 202 Personen, siehe Zoriotar
  29. Nach Angaben von 1939 beträgt die Bevölkerung der Dörfer Dzuri und Zandak (Zandakh) 202 Personen, siehe Zoriotar
  30. Nach Angaben aus dem Jahr 1939 beträgt die Einwohnerzahl des Dorfes Bartschchoi 362 Personen.