Rainer Schubert (Philosoph)

Rainer Schubert (* 27. Juni 1948 in Wien; † 28. Juli 2025 ebenda[1]) war ein österreichischer Philosoph und Hochschullehrer sowie Diplomat.
Leben
Nach der Matura 1966 in Wien studierte Schubert in seiner Heimatstadt Psychologie, Philosophie und Logistik (1967–1977). Mit der Dissertation Heidegger und das Problem der Technik wurde er 1977 an der Universität Wien zum Dr. phil. promoviert. Von 1978 bis 1994 war er Kursleiter für Philosophie in der Erwachsenenbildung. An der Universität Wien lehrte er als Forschungs- und Vertragsassistent am Institut für Philosophie (1979–1989), Lektor für antike Erkenntnistheorie (1982–1983) und Lektor für Erkenntnistheorie (1992–1993). 1989 lernte er während eines Heidegger-Symposiums seine spätere Ehefrau Astrid Meyer kennen. 1993 wurde ihre gemeinsame Tochter Karoline geboren. Von 1994 bis 1999 war er Lektor an der Polytechnischen Universität Temeswar. Als Kulturattaché an der Österreichischen Botschaft Bukarest war er gleichzeitig Leiter des Österreichischen Kulturforums Bukarest. Unterdessen hielt er Gastvorlesungen an der Universität Bukarest. An der Babeș-Bolyai-Universität Cluj war er als Universitätsprofessor für Philosophie von 2007 bis 2009 tätig. Ab 2011 lehrte er als Professor an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI. in Heiligenkreuz.
Rainer Schubert starb im Juli 2025 im Alter von 77 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit.[2]
Wirken
Zentrales Thema der Schriften Schuberts ist die Konfrontation der modernen Technik mit der christlichen Religion. Er vertritt die Auffassung, dass die christliche Religion die entscheidende geistige Orientierung in der globalisierten Welt darstellt. Nach langjähriger Beschäftigung mit der Sichtweise Heideggers über die Technik in Konfrontation mit der Vernunftphilosophie Kants behandelte Schubert zentral die neue und bislang ungeklärte Frage, welche rechtlichen Konsequenzen die Tatsache hat, dass der Mensch von der Schwerkraft auf der Erde gehalten wird. Die Schwerkraft ist Gegenstand der Physik, steht aber nicht im Zentrum der menschlichen Lebenswelt.
Zu bedenken sei, warum der Mensch ausgerechnet auf der Erde und vermutlich sonst nirgendwo anders existiert. Aus dieser Fragestellung ergebe sich die weitere Frage nach den technischen Möglichkeiten des Menschen, in den Weltraum auszugreifen. Eine entsprechende Reflexion über die Technik[3] setze dann eine Technikphilosophie voraus, deren Möglichkeit zu thematisieren sei. Zur Gewinnung der nötigen geistigen Distanz zur alles beherrschenden Technik sei ein neues Verständnis von Transzendenz nötig. Schubert vertritt den Standpunkt, dass diese Transzendenz am besten durch die christliche Religion vermittelt wird.[4]
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Die Atombombe in uns. Zur Kritik der Philosophie der Selbstverwirklichung (= Genealogica. Bd. 5). Verlag Die Blaue Eule, Essen 1985, ISBN 3-924368-89-9.
- Zur Möglichkeit von Technikphilosophie. Versuch einer modernen Kritik der Urteilskraft. Passagen-Verlag, Wien 1989, ISBN 3-900767-23-8.
- Das Problem der Zuhandenheit in Heideggers „Sein und Zeit“ (= Europäische Hochschulschriften. Reihe 20, Band 451). Lang, Frankfurt u. a. 1995, ISBN 3-631-44839-2.
- Was heißt sich im Denken orientieren? Eine christlich-philosophische Abhandlung (= Europäische Hochschulschriften. Reihe 20, Band 455). Lang, Frankfurt u. a. 1995, ISBN 3-631-44838-4.
- Der minimale Weltstaat. Zur politischen Interpretation der Schwerkraft. Lang, Frankfurt u. a. 2003, ISBN 3-631-50719-4.
- Räumlichkeit online. Der Mensch im Internet. Passagen-Verlag, Wien 2009, ISBN 978-3-85165-910-8.
- Weltrecht. Ein neues globales Rechtsbewusstsein aus christlichem Geist. Be&Be, Heiligenkreuz 2015, ISBN 3-902694-72-6.
- Die Grenzen des Völkerrechts. Zur kommenden Sternstunde des Christentums. Be&Be, Heiligenkreuz 2021, ISBN 978-3903602182.
- Als Übersetzer
- Lucian Blaga: Die luziferische Erkenntnis. Lit, Wien u. a. 2012, ISBN 978-3-643-50405-0.
- Lucian Blaga: Das dogmatische Weltalter. Lit, Wien u. a. 2014, ISBN 978-3-643-50610-8.
- Lucian Blaga: Die transzendente Zensur. Frank & Timme, Berlin 2015, ISBN 3-7329-0161-0.
- Lucian Blaga: Über das philosophische Bewusstsein. Frank & Timme, Berlin 2016, ISBN 3-7329-0261-7.
- Lucian Blaga: Das Experiment und der mathematische Geist. new academic press, Wien 2017, 239 S., ISBN 978-3-7003-1993-1.
- Lucian Blaga: Wissenschaft und kreatives Denken. new academic press, Wien 2018, ISBN 978-3-7003-2057-9.
- Lucian Blaga: Die Entstehung der Metapher und der Sinn von Kultur. new academic press, Wien 2019, ISBN 978-3-7003-2113-2.
- Lucian Blaga: Horizont und Stil. new academic press. Wien 2021, ISBN 978-3-7003-2216-0
- Lucian Blaga: Die rumänische Seele. LIT Verlag Wien 2023, ISBN 978-3-643-51129-4
- Lucian Blaga: Göttliche Differentiale. LIT Verlag Wien 2024, ISBN 978-3-643-51192-8
- Lucian Blaga: Vom geschichtlichen Wesen. LIT Verlag Wien 2024, ISBN 978-3-643-51195-9
Rezeption in der Revista de traduceri literare
- "Die Chancen einer Rezeption von Lucian Blagas philosophischen Schriften im deutschen Sprachraum zu verbessern" – Interview mit Peter Șragher in: Revista de traduceri literare, 19. Oktober 2015.
- "Colocviile de traduceri literare 16" – in: Revista de traduceri literare, 24. September 2015
- (mit Mircea Flonta) "Lucian Blaga: Über das philosophische Bewusstsein" – in: Revista de traduceri literare, 29. Oktober 2016 (=Colocviile de traduceri literare, 24)
- "Bemerkungen zur Übersetzung von Blagas 'Spațiul mioritic' ins Deutsche" – in: Revista de traduceri literare, 30. November 2024
- Peter Șragher: "Un om nobil" – in: Revista de traduceri literare, 31. August 2025 (Nekrolog auf R. Schubert)
Weblinks
Anmerkungen
- ↑ Nachruf auf Rainer Schubert. LIT Verlag, abgerufen am 26. August 2025.
- ↑ Aktuelles, 28. Juli 2025: Trauer um Prof. Dr. Rainer Schubert auf hochschule-heiligenkreuz.at, 28. Juli 2025, abgerufen am 2. August 2025.
- ↑ Vgl. "Zu Heideggers Frage: Wie müssen wir denken?" - in: Heidegger. Technik-Ethik-Politik, hrsg. von R. Margreiter/K. Leidlmair. Würzburg 1991, ISBN 3-88479-607-0, S. 165–173
- ↑ „Es ist vorderhand unüblich, der Technik einen höheren Sinn zu geben, als es dem rationalen Mittel-Zweck-Denken entspricht. Jedes technische Produkt ist ein Mittel zu einem bestimmten Zweck. Als Gipfelpunkt der kalkulierenden Rationalität scheint die Technik selbst zu verbieten, sie in einen metaphysischen oder gar religiösen Zusammenhang einzubinden. Dass die Technik allerdings an den Menschen Fragen stellt, die er, obwohl Urheber der Technik, selbst nicht beantworten kann, regt freilich jederzeit dazu an, die Technik in einen Kontext zu bringen, der das bloße Mittel-Zweck-Denken übersteigt und von ihrem Sinn redet, den sie als geschichtsumwälzendes Phänomen haben könnte.“ Rainer Schubert: Weltrecht, S. 59.