Ragnar Kjartansson (Bildhauer)

Ragnar Kjartansson, 1972

Ragnar Kjartansson (* 17. August 1923 in Snæfellsnes; † 26. Oktober 1988[1] in Reykjavík) war ein isländischer Bildhauer und Keramiker. Er gilt als einer der bekanntesten und wichtigsten Künstler des Landes.[2][1]

Leben und Werk

Ragnar Kjartansson, Sohn des Pfarrers Kjartan Kjartansson,[3] lernte Keramik bei Guðmundur Einarsson frá Miðdal (1895–1963) sowie an der schwedischen Keramikmanufaktur Upsala-Ekeby AB und absolvierte ein Kunststudium an der Myndlista- og handíðaskóli Íslands (Schule für bildende Kunst und Kunsthandwerk) und bei Ásmundur Sveinsson an der Myndlistaskólinn í Reykjavík (Schule für bildende Kunst in Reykjavík).[4] Er unterrichtete Kunst und war zeitweise Leiter der Kunstfachschule in Reykjavík.

1945 heiratete er die Bankangestellte Katrín Guðmundsdóttir. Das Paar hat vier Kinder. Seine in Kempten (Allgäu) lebende Tochter Inga Ragnarsdóttir (* 1955) ist ebenfalls Bildhauerin und Malerin. Sein ältester Sohn ist der Schauspieler, Regisseur und Theaterautor Kjartan Ragnarsson (* 1945), der die bekannte isländische Schauspielerin Guðrún Ásmundsdóttir (* 1935) heiratete. Ihr Sohn wiederum ist der Musiker, Performancekünstler und Bildhauer Ragnar Kjartansson (* 1976), der nach seinem Großvater benannt wurde.[1][5][6]

Als ein Pionier isländischer Keramik gründete er mit anderen 1947 Funi Keramik sowie 1958 Glit Keramik, die noch heute das von ihm entwickelte Lava-Dekor verwendet.[1][7][8][9] Bekannt war er auch mit Dieter Roth, der für Ragnars Keramikwerkstatt Dekormalerei fertigte.[10]

Ragnar Kjartansson hatte maßgeblich die Gründung der isländischen Bildhauervereinigung (Myndhöggvarafélagið í Reykjavík) im Jahr 1972 vorangetrieben, in deren Vorstand er über Jahre tätig war.[11]

Ragnar Kjartansson nahm an einer Vielzahl von Einzel- und Gruppenausstellungen teil.[4] Seine Arbeiten sind in zahlreichen Museen vertreten, und in ganz Island finden sich Reliefs und Statuen von ihm, viele davon in öffentlichem Besitz.[1] Darunter finden sich beispielsweise die Pferdestandbilder „Stóð“ („Pferdeherde“) in Reykjavík[12] und „Faxi“ („Schönmähne“) in Sauðárkrókur,[9] die mythologischen Skulpturen „Bárður Snæfellsás“ in Arnarstapi und „Auðumbla“ in Akureyri,[13] ferner mehrere Denkmäler zur Erinnerung an ertrunkene Seeleute, beispielsweise „Björgun“ („Rettung“) in Siglufjörður,[14] „Jöklarar“ („Gletschermenschen“) in Hellissandur[9][15] und ein weiteres „Bæn“ („Gebet“) genanntes an der Hauptstraße von Eskifjörður.[16][17] 2003 kam es anlässlich seines 80. Geburtstags zu einer großen Gedenkausstellung.[18]

Siehe auch

Commons: Ragnar Kjartansson – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. ↑ a b c d e Ragnar Kjartansson (Nachruf) In: Morgunblaðið, 2. November 1988, S. 20–21. Abgerufen am 9. September 2025 (isländisch). 
  2. ↑ Ragnar Kjartansson myndhöggvari látinn In: Morgunblaðið, 27. Oktober 1988, S. 2. Abgerufen am 9. September 2025 (isländisch). 
  3. ↑ Einar Haukur Kristjánsson: Lýsing Snæfellsness frá Löngufjörum að Ólafsvíkurenni. Reykjavík 1982, S. 34f. (isländisch)
  4. ↑ a b Ragnar Kjartansson. In: umm.is. upplýsingavef um myndlist og myndhöfunda á Íslandi (ehemalige Website über isländische bildende Künstler), archiviert vom Original am 18. Mai 2021; abgerufen am 7. September 2025 (isländisch).
  5. ↑ Raggi fer til Feneyja In: Fréttablaðið, 23. November 2007, S. 34. Abgerufen am 7. September 2025 (isländisch). 
  6. ↑ Auður Mikaelsdóttir: Ragnar Kjartansson. Þversögn leikarans í vídeóverkunum. Háskóli Íslands, Reykjavík (B.A.-Arbeit), Januar 2011, S. 5, abgerufen am 9. September 2025 (isländisch).
  7. ↑ Leirbrennslan Funi heldur sýningu á listmunum í Flóru þessa viku In: Alþýðublaðið, 26. November 1950, S. 8. Abgerufen am 7. September 2025 (isländisch). 
  8. ↑ David Revere McFadden (Hrsg.): Scandinavian Modern Design, 1880–1980. New York: 1982, S. 256.
  9. ↑ a b c Jón Óskar: Ragnar Kjartansson myndhöggvari sextugur In: Morgunblaðið, 21. August 1983, S. 40–41. Abgerufen am 9. September 2025 (isländisch). 
  10. ↑ Roth-Zeit. Baden/Schweiz 2003, S. 54.
  11. ↑ Ragnar Kjartansson (Nachruf) In: Þjóðviljinn, 2. November 1988, S. 8–9. Abgerufen am 7. September 2025 (isländisch). 
  12. ↑ Foto auf der Website Útilistaverk í Reykjavík (abgerufen am 5. Mai 2012).
  13. ↑ Foto auf flickr.com (abgerufen am 5. Mai 2012).
  14. ↑ Söfnun vegna kaupa á minnisvarða um drukknaða sjómenn á Siglufirði In: Fréttabréf Siglfirðingafélagsins í Reykjavík og nágrenni, April 1988, S. 8. Abgerufen am 7. September 2025 (isländisch). 
  15. ↑ Foto auf flickr.com (abgerufen am 5. Mai 2012).
  16. ↑ Christian Nowak: Island. (Baedeker-Allianz-Reiseführer). Ostfildern 2010, S. 218
  17. ↑ Foto auf flickr.com (abgerufen am 6. Mai 2012).
  18. ↑ Silja Björk Huldudóttir: Metnaðarfull hönnun og öflug tilraunastarfsemi In: Lesbók Morgunblaðsins, 9. August 2003, S. 6–7. Abgerufen am 7. September 2025 (isländisch). 
Anmerkung: Personen aus Island werden mit dem Vornamen oder mit Vor- und Nachnamen, jedoch nicht allein mit dem Nachnamen bezeichnet. Weiterführende Informationen finden sich unter Isländischer Personenname.
Dieser Artikel wurde von Wikipedia herausgegeben. Der Text ist verfügbar unter Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0, sofern nicht anders angegeben. Möglicherweise können weitere Bestimmungen für Mediendateien gelten.