Raffaele Lippi (Franziskaner)
Raffaele Lippi OFMObs (* 10. August 1800 in Pontecchio, Bologna; † 19. August 1870 in Rom) war ein italienischer Franziskaner-Observant und der 102. Generalminister der Franziskaner.
Leben
Raffaele Lippi, geboren am 10. August 1800 im kleinen Ort Pontecchio Marconi (Geburtsort des Funkpioniers Guglielmo Marconi) zwischen Bologna und Sasso Marconi war Mitglied der Bologneser Provinz der Franziskaner-Observanten. Er von 1862 bis 1869 Generalminister des gesamten Franziskanerordens, Examinator der Bischöfe und von Pius IX. für einen Bischofsstuhl vorgesehen. Diesen nahm er nicht an. Gestorben ist er am 19. August 1870 in Rom.
Nachdem auf dem Generalkapitel des Ordens in Rom 1862 im ersten Wahlgang kein Kandidat die erforderliche Mehrheit erhalten hatte, ernannte der präsidierende Kardinalprotektor, versehen mit einer Vollmacht Pius IX., den Kandidaten mit den meisten Stimmen, Raffaele Lippi, zum Generalminister. Er war Generalminister in der Zeit der italienischen Nationalstaatsgründung und der Unterdrückung der religiösen Orden durch die Piemontesen 1866. Die römische Provinz blieb vorerst noch verschont, musste aber 1873 ebenfalls das Schicksal der übrigen Provinzen teilen.
Obwohl seine Amtszeit auf zwölf Jahre festgesetzt war, resignierte Lippi 1869, „von Kummer und Alter niedergebeugt“ (Holzapfel). An seiner Stelle ernannte Pius IX., da ein Generalkapitel nicht möglich war, den Reformaten Bernardino dal Vago aus Portogruaro zum (103.) Generalminister, der den Orden zwanzig Jahre lang leitete.
Literatur
- Costantino da Valcamonica: Catalogo dei prelati francescani defunti in questo secolo. Piacenza: Tipografia fratelli Bertola, 1871, S. 20, Nr. 163
- Heribert Holzapfel: Handbuch der Geschichte des Franziskanerordens. Herder, Freiburg 1909, S. 372–373