Quenselit

Quenselit
Quenselit aus der Typlokalität Långban, Schweden (Bildbreite 0,5 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Qns[1]

Chemische Formel
  • PbMn3+O2(OH)[2]
  • Oxidformel: PbO·MnOOH[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

IV/F.05
IV/F.14-010[4]

4.FE.30
06.04.01.02
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe P2/a (Nr. 13, Stellung 3)Vorlage:Raumgruppe/13.3[2]
Gitterparameter a = 5,61 Å; b = 5,70 Å; c = 9,15 Å
β = 93,0°[2]
Formeleinheiten Z = 4[2]
Häufige Kristallflächen {100}, {010}, {011}, {101}, {103}, {111}[5]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2,5
Dichte (g/cm3) gemessen: 6,84; berechnet: 7,133[5]
Spaltbarkeit vollkommen nach {001}[5]
Bruch; Tenazität in dünnen Blättchen biegsam
Farbe pechschwarz, im Durchlicht dunkelbraun
Strichfarbe dunkelbräunlichgrau
Transparenz undurchsichtig
Glanz Metallglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 2,300[6]
Doppelbrechung δ = 2,300[6]
Optischer Charakter zweiachsig positiv

Quenselit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung PbMn3+O2(OH),[2] ist also ein Blei-Mangan-Oxid mit zusätzlichen Hydroxidionen.

Quenselit ist in jeder Form undurchsichtig (opak) und entwickelt nur sehr kleine, glimmerähnlich-blättrige bis tafelige Kristalle von pechschwarzer Farbe bei dunkelbräunlichgrauer Strichfarbe und metallischem Glanz.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Quenselit im „Amerika-Stollen“ bei Långban in Schweden und beschrieben 1925 durch Gustaf Flink,[7] (1849–1931)[8] der das Mineral nach dem schwedischen Mineralogen Percy Dudgeon Quensel (1881–1966)[5] benannte. Dieser beschäftigte sich vorwiegend mit der Mineralogie der Långbangruben und gründete in der Universität Stockholm eine Sammlung der Långbaner Typminerale an. In dieser Typensammlung hat Quenselit die Register-Nr. 333.

Klassifikation

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Quenselit zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung „Hydroxide“, wo er gemeinsam mit Aurorit, Chalkophanit, Hydrocalumit und Lithiophorit in der „Lithiophorit-Quenselit-Gruppe“ mit der Systemnummer IV/F.05 steht.

In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer IV/F.14-010. Dies entspricht der neu definierten Abteilung „Hydroxide und oxidische Hydrate (wasserhaltige Oxide mit Schichtstruktur)“, wo Quenselit als einziges Mineral eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer IV/F.14 bildet.[4]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[9] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Quenselit in die Abteilung „Hydroxide (ohne V oder U)“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit zusätzlicher Hydroxidionen und/oder Kristallwasser sowie der Kristallstruktur. Das Mineral ist hier entsprechend seiner Zusammensetzung und seinem Aufbau in der Unterabteilung „Hydroxide mit OH, ohne H2O; Lagen kantenverknüpfter Oktaeder“ zu finden, wo es als einziges Mitglied eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer 4.FE.30 bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Quenselit die System- und Mineralnummer 06.04.01.02. Das entspricht ebenfalls der Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort der Abteilung „Hydroxide und hydroxyhaltige Oxide“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Hydroxide und hydroxyhaltige Oxide mit verschiedenen Kationen“ in einer unbenannten Gruppe mit der Systemnummer 06.04.01, in der auch Lithiophorit eingeordnet ist.

Kristallstruktur

Quenselit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P2/a (Raumgruppen-Nr. 13, Stellung 3)Vorlage:Raumgruppe/13.3 mit den Gitterparametern a = 5,61 Å; b = 5,70 Å; c = 9,15 Å und β = 93,0° sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Bildung und Fundorte

An seiner Typlokalität Långban bildete sich Quenselit in metamorph veränderten Eisen-Mangan-Erzkörpern, wo er mit Baryt, Braunit, Calcit und Hausmannit vergesellschaftet auftrat.

Von Quenselit konnten bisher (Stand 2013) nur wenige Proben aus insgesamt vier Fundorten gefunden werden. Neben Långban in Schweden sind dies noch die „Shengli Pipes“ des Mengyin-Kimberlit-Feldes im chinesischen Gebirge Yimeng Shan, die „Mori Mine“ in der Präfektur Yamagata auf der japanischen Insel Honshū und die „Burgin Mine“ in den östlichen Tintic Mountains im Utah County in den USA.[10]

Siehe auch

Literatur

  • Gustaf Flink: Quenselite, ein neues Mineral von Långban. In: Geologiska Föreningens i Stockholm Förhandlingar. Band 47, 1925, S. 377–384 (rruff.info [PDF; 729 kB; abgerufen am 19. Mai 2025]).
  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 557 (Erstausgabe: 1891).
Commons: Quenselite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 19. Mai 2025]).
  2. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 240 (englisch).
  3. Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4., durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 408.
  4. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  5. a b c d Quenselite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 56 kB; abgerufen am 19. Mai 2025]).
  6. a b Quenselite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 19. Mai 2025 (englisch).
  7. Nordisk familjebok – Flinder’s river–Flintporslin. In: runeberg.org. Project Runeberg, abgerufen am 19. Mai 2025.
  8. Biographical & Label Archive: Flink, Gustav (1849–1931). The Mineralogical Record, abgerufen am 19. Mai 2025.
  9. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  10. Fundortliste für Quenselite beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 19. Mai 2025.