Quaidenkmal

Das Quaidenkmal in Olten (2019)

Das Quaidenkmal (zur Zeit der Entstehung auch Quaimonument) ist ein 1905 eingeweihter Obelisk, der am Amthausquai in Olten im Schweizer Kanton Solothurn steht. Es ist vier bedeutenden Söhnen der Stadt aus dem 19. Jahrhundert gewidmet: dem Bundesrat Josef Munzinger (1791–1855), dem Förderer des Eisenbahnbaus Johann Jakob Trog (1807–1867), dem Maler Martin Disteli (1802–1844) und dem Historiker Pater Ildefons von Arx (1755–1833).

Name

Das Denkmal hat keinen einheitlichen Namen. In der zeitgenössischen Berichterstattung war entweder allgemein von einem «Denkmal» oder dem «Quaimonument» die Rede. Frühe Postkarten bezeichnen es als «Quaidenkmal».[1]

Geschichte

Hintergrund

Zwei der auf dem Quaidenkmal geehrten Personen besassen bereits vor seiner Errichtung eine Gedenkstätte. Martin Disteli war in Olten 1860 ein schlichter Gedenkstein auf seinem Grab gewidmet worden, der 1864 an seinen heutigen Standort am Hausmattrain versetzt wurde.[2] 1879 liessen die Töpfergesellschaft und die Naturforschende Gesellschaft in Solothurn einen Obelisken zu Ehren von Josef Munzingers Sohn Werner Munzinger, einem renommierten Afrikaforscher, errichten. Das im Stadtpark östlich der Reformierten Kirche stehende Denkmal wurde zu einem späteren Zeitpunkt um die Namen von Josef Munzinger und seinem anderen Sohn Wilhelm, einem Rechtswissenschaftsprofessoren, ergänzt.[3]

Olten war bis ins 19. Jahrhundert hinein «nicht mehr als ein kleiner, befestigter Brückenort». Noch 1850 zählte es lediglich 1'634 Einwohner. Nach Eröffnung des Bahnbetriebs der Schweizerischen Centralbahn 1856 vervielfachte sich die Bevölkerungszahl binnen weniger Jahrzehnte und erreichte 1900 bereits 6'969.[4] Der Wunsch nach einem repräsentativen Denkmal entsprang wesentlich diesem neuen Selbstverständnis als «aufstrebende Stadt». Die Wahl eines Viererdenkmals ohne herausragende Einzelfigur machte es zum eigentlichen Stadtdenkmal:

«Olten, die aufstrebende Stadt, ehrt sich damit selbst und schafft sich eine neue und bedeutungsvolle Zierde.»

Neue Zürcher Zeitung[5]

Projektierung und Einweihung

Das Quaidenkmal auf einer Postkarte von 1910

Das Quaidenkmal geht auf die Initiative des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Olten zurück, der im Jahre 1898 erstmals einen Spendenaufruf erliess. Die Pläne erarbeiteten der Vereinspräsident Constantin I. von Arx und sein Sohn Paul von Arx sowie der Zeichenlehrer Cäsar Bucher.[6] Geplant war zunächst eine Aufstellung auf dem Platz vor dem Postgebäude beim Bahnhof Olten. Da die Wirkung «auf dem unregelmäßigen Platze mit der architektonisch wenig sprechenden Fassade des Postgebäudes als Hintergrund vollständig verloren gegangen» wäre, entschied man sich jedoch um.[7] Im September 1900 wurde zusammen mit dem Entwurf publik, dass das Monument am Amthausquai zu stehen kommen sollte.[8][9] Finanzielle Probleme verzögerten die Realisierung erheblich. Erst im Oktober 1904 konnte die Kommission verkünden, dass der Ausführung nun nichts mehr im Wege stehe. Um Kosten einzusparen, wollte man auf die projektierten Bronzemedaillons verzichten und stattdessen nur die Namen der Geehrten in Bronzelettern anbringen.[5] Die Bauleitung oblag Otto Ehrensperger aus Olten.[6] Letztlich kamen die Medaillons doch zustande und langten Ende Juni aus Basel an.[7]

Die Einweihung fand am 23. Juli 1905 als Auftakt des kantonalen Schützenfestes statt. Am Vormittag begab sich ein imposanter Festzug zum Denkmal. Der Ständerat Casimir von Arx übergab es im Namen des Verkehrs- und Verschönerungsvereins der Stadt. In deren Namen nahm es der Stadtammann Hugo Dietschi entgegen und äusserte den Wunsch, «Mit- und Nachwelt möge an den Verewigten ein hehres Beispiel nehmen».[10][11]

Beschreibung

Die Denkmalkanzel an der Aare, von der Bahnhofbrücke aus gesehen

Das Denkmal steht auf einer mit einem Geländer gesicherten Kanzel, die vom Amthausquai her betreten wird und in die Böschung hinausragt. Ihre Front schliesst an die Ufermauer der Aare an.

Der Obelisk wurde von den Tessiner Bildhauern Daldini und Rossi aus Osogna[6] aus dunklem Castione-Granit geschaffen, der dank seiner Weichheit «diverse Nuancierungen» ermöglichte.[5] Die an seinen vier Seiten eingesetzten Bronzemedaillons mit den Porträtreliefs der Geehrten sind Werke von Oskar Lippe aus Basel. In den darunter angebrachten Ädikulä sind jeweils Vor- und Nachname, Beruf und Lebensdaten angegeben. Die Stirnseite zur Strasse hin ist Martin Disteli gewidmet, der um 1900 weitaus bekannter und populärer war als etwa Munzinger, der immerhin dem ersten Bundesrat angehört hatte. Die Neue Zürcher Zeitung präsentierte in einem Bericht zum Denkmal ausführliche Biografien zu Munzinger, Trog und von Arx, bei Disteli vermerkte sie hingegen lediglich, dass «nähere Angaben unnötig» seien. Auf Disteli folgen links und rechts Pater Ildefons von Arx und Josef Munzinger und auf der Flussseite Johann Jakob Trog.

Literatur

Commons: Obelisk – Sammlung von Bildern
  • Obelisk auf Olten Tourismus
  • Obelisk auf Oltner Ansichten auf Postkarten von 1873–1975

Einzelnachweise

  1. Obelisk. In: Oltner Ansichten auf Postkarten von 1873-1975. Abgerufen am 12. September 2025.
  2. Lucien Rahm: Sie erzählen tragische Geschichten und Pioniertaten – dennoch denkt man kaum an diese neun Denkmäler. In: Oltner Tagblatt. 7. Oktober 2017.
  3. Benno Schubiger: Munzinger-Obelisk. In: Die Stadt Solothurn I (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 86). Wiese, Basel 1994, S. 265 (online).
  4. Olten (Gemeinde). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 16. September 2010, abgerufen am 12. September 2025.
  5. a b c Olten. In: Neue Zürcher Zeitung. Nr. 297, 25. Oktober 1904, S. 5 f. (online).
  6. a b c Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (Hrsg.): Inventar der neueren Schweizer Architektur: Montreux, Neuchâtel, Olten, Rorschach. Orell Füssli, Zürich 1982, S. 338.
  7. a b Quaimonument. In: Neue Zürcher Zeitung. Morgenblatt. Nr. 185, 6. Juli 1905, S. 6 (online).
  8. Der Verkehrsverein Olten. In: Neue Zürcher Zeitung. Nr. 260, 19. September 1900, S. 3 (online).
  9. Solothurn. In: Der Bund. Zweites Blatt. Band 51, Nr. 261, 20. September 1900, S. 2 (online).
  10. Korrespondenz aus Olten vom 23. Juli. In: Neue Zürcher Zeitung. Erstes Abendblatt Nr. 203, 24. Juli 1905, S. 2 (online).
  11. Denkmalenthüllung in Olten. In: Neue Zürcher Nachrichten. Zweites Blatt. Nr. 204, 25. Juli 1905, S. 1 (online).

Koordinaten: 47° 21′ 3,9″ N, 7° 54′ 17,2″ O; CH1903: 635221 / 244574