Pustowo (Kępice)

Pustowo
?
Hilfe zu Wappen
Pustowo (Polen)
Pustowo (Polen)
Pustowo
Basisdaten
Staat: Polen Polen

Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Słupsk
Gmina: Kępice
Geographische Lage: 54° 10′ N, 16° 49′ O
Einwohner:

Pustowo (deutsch Püstow) ist ein Dorf in der Stadt- und Landgemeinde Kępice (Hammermühle) im Powiat Słupski (Stolper Kreis) der polnischen Woiwodschaft Pommern.

Geographische Lage

Das Dorf liegt in Hinterpommern, etwa 21 Kilometer nordnordwestlich von Miastko (Rummelsburg i. Pom.) und 4 ½ Kilometer südwestlich des Kirchdorfs Biesowice (Beßwitz).

Östlich grenzt die Gemarkung des Dorfs an die Stüdnitz. Westlich und nordwestlich des Dorfkerns befindet sich der Püstower Forst.

Geschichte

Püstow, nordnordwestlich von Rummelsburg und südwestlich des Kirchdorfs Beßwitz, auf einer Landkarte von 1915

Das alte Lettowsche Lehen Püstow befand sich um 1782 im Besitz der Gebrüder Ernst Friedrich Wilhelm und Franz Martin George von Zitzewitz.[1] Schon 1529 war die Familie Zitzewitz in Püstow begütert gewesen.[2] Laut Vasallen-Tabelle besaß um 1804 der 36 Jahre alte Franz Martin von Zitzewitz, Lieutenant a. D., zu Techlipp das Gut Püstow nebst Ackerwerk Vonzog.[3] Nach den Verzeichnissen der Pommerschen Ritterschaft gehörte das Gut Püstow am 1. Januar 1862 dem Franz Gustav Adolf von Zitzewitz, Major a. D., auf Beßwitz, der das Lehen 1842 geerbt hatte.[4] Die Familie Zitzewitz auf Beßwitz befand sich auch noch 1884[5] und 1892[6] im Besitz des Ritterguts Püstow. Von 1937 bis 1945 besaß das Gut Püstow Hanneliese Gräfin von Borcke-Stargordt (1900–1990), geb. von Zitzewitz, auf Stargordt bei Regenwalde.[7]

Am 1. Dezember 1913 wurden auf der 191,1 Hektar großen Gemarkungsfläche der Landgemeinde Püstow 29 viehhaltende Haushaltungen gezählt und auf dem 966,0 umfassenden Gutsbezirk Püstow 23 viehhaltende Haushaltungen.[8]

Am 1. April 1927 hatte der Gutsbezirk Püstow eine Flächengröße von 966 Hektar und 02 Ar, und am 16. Juni 1925 hatte dieser Gutsbezirk 143 Einwohner.[9] Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Püstow in die Landgemeinde Püstow eingegliedert.[10]

Anfang der 1930er Jahre hatte die Landgemeinde Püstow eine Flächengröße von 11,6 km². Innerhalb der Gemeindegrenzen, wo Püstow der einzige Wohnort war, standen insgesamt 34 bewohnte Wohnhäuser.[11] Um 1935 hatte Püstow u. a. einen Gasthof, eine Branntweinbrennei, eine Schlosserei, eine Schmiede, eine Stellmacherei und einen Zimmermeister.[12]

Am 1. Juli 1936 wurde die Gemeinde Püstow aus dem Amtsbezirk Beßwitz in den Amtsbezirk Pritzig eingegliedert.[13]

Die Landgemeinde Püstow gehörte im Jahr 1945 zum Landkreis Rummelsburg im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs und war dem Amtsbezirk Pritzig zugeordnet. Das Standesamt befand sich in Beßwitz.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Püstow Anfang März 1945 von der Roten Armee besetzt. Nennenswerte Kampfhandungen hatten nicht stattgefunden. Das Gutshaus Püstow, auch „Schloss Püstow“ genannt, wurde zwei Wochen nach der Besatzung von Soldaten der Roten Armee durch Feuer zerstört. Anschließend wurde Püstow zusammen mit ganz Hinterpommern von der Sowjetunion der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. In der Folgezeit wurden die allermeisten einheimischen Dorfbewohner von der polnischen Administration aus Püstow vertrieben, die letzten verließen 1957 den Ort. Der Ortsname Püstow wurde zu „Pustowo“ polonisiert.

Demographie

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1782 adliges Dorf mit zwei wirtschaftlich miteinander verbundenen Vorwerken, sechs Bauernhöfen, zwei Halbbauern und 12 Feuerstellen (Haushaltungen), zu Wussow eingepfarrtes altes Lettowsches Lehen, im Besitz der Gebrüder Ernst Friedrich Wilhelm und Franz Martin George von Zitzewitz befindlich[1]
1818 84 Dorf, adlige Besitzung, zum Kirchspiel Wussow gehörig[14][15]
1852 220 Dorf[16]
1864 227 am 3. Dezember, Gemeindebezirk mit 108 Einwohnern und Gutsbezirk mit 119 Einwohnern[17]
1867 275 am 3. Dezember, davon 146 in der Landgemeinde und 129 im Gutsbezirk[18]
1871 283 am 1. Dezember, davon 160 (sämtlich Evangelische) in der Langemeinde und 123 (sämtlich Evngelische) im Gutsbezirk[18]
1885 306 am 1. Dezember, davon 172 (166 Evangelische, sechs Juden) in der Landgemeinde und 134 (sämtlich Evangelische) im Gutsbezirk[19]
1895 318 am 2. Dezember, davon 136 (130 Evangelische, sechs Juden) in der Landgemeinde und 182 (181 Evangelische, ein Katholik) im Gutsbezirk[20]
1910 352 am 1. Dezember, davon 165 in der Landgemeinde und 187 im Gutsbezirk[21]
1925 314 darunter 313 Evangelische und ein Katholik[11]
1933 332 [22]
1939 282 [22]

Kirche

Kirchspiel bis 1945

Die vor 1945 in Püstow anwesenden Dorfbewohner waren größtenteils evangelischer Konfession. Die evangelischen Einwohner gehörten zum evangelischen Kirchspiel Beßwitz im Kirchenkreis Schlawe in der Kirchenprovinz Pommern der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union.

Das katholische Kirchspiel war in Rummelsburg i. Pom.

Kirchspiel seit 1946

Die seit 1945 und Vertreibung der Einheimischen hier lebende polnische Dorfbevölkerung ist größtenteils römisch-katholisch und gehört der Römisch-katholischen Kirche in Polen an.

Hier lebenden evangelische Kirchenglieder werden von der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen betreut. Das zuständige Pfarramt ist das der Kreuzkirche in Słupsk (Stolp).

Persönlichkeiten

  • F r a n z Gustav Adolf von Zitzewitz (1807–1885), 1825 bis 1842 Major im königlich preußischen Garde-Dragoner-Regiment, Rechtsritter des Johanniterordens und Mitglied des Preußischen Herrenhauses auf Lebenszeit, besaß das Rittergut Beßwitz mit Seehof, Püstow und Brotzen[23]
  • E r n s t Wilhelm Bernhard von Zitzewitz (1835–1899), königlich preußischer Oberst und Politiker, Mitglied des Preußischen Herrenhauses auf Lebenszeit seit 1896,[24] † 15. August 1899 auf Gut Beßwitz, war Erbherr auf Beßwitz mit Seehof und Püstow[23]
  • F r a n z Eduard Ferdinand Ernst von Zitzewitz (1860–1937), königl. preußischer Rittmeister der Reserve des Husarenregiments Nr. 5, Rechtsritter des Johanniterordens, war Erbherr auf Püstow und Plötzig, starb hier[23]

Literatur

  • Püstow, Dorf und Rittergut, Kreis Rummelsburg, Regierungsbezirk Köslin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Püstow (meyersgaz.org).
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 800, Nr. 45 (Google Books), und S. 883, Nr. 52 (Google Books).
  • P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reich, Band I: Provinz Pommern, Nicolai, Berlin 1884, S. 66–67 (Google Books).
  • Pommersches Güter-Adressbuch, Friedrich Nagel (Paul Niekammer), Stettin 1892, S. 138–139 (Google Books).
  • Der Kreis Rummelsburg – Ein Heimatbuch (Kreisausschuss des Kreises Rummelsburg, Hrsg.), Pommerscher Buchversand, Hamburg 1979.

Einzelnachweise

  1. a b Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 883, Nr. 52 (Google Books).
  2. Leopold von Ledebur: Adelslexicon der Preussischen Monarchie, Band 3: T–Z, Berlin 1854, S. 171, linke Spalte (Google Books).
  3. Robert Klempin und Gustav Kratz: Matrikeln und Verzeichnisse der Pommerschen Ritterschaft vom XIV bis in das XIX Jahrhundert. Berlin 1863, S. 526, Ziffer 41 (Google Books).
  4. Robert Klempin und Gustav Kratz: Matrikeln und Verzeichnisse der Pommerschen Ritterschaft vom XIV bis in das XIX Jahrhundert. Berlin 1863, S. 640, Ziffer 60 (Google Books).
  5. P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reich, Band I: Provinz Pommern, Nicolai, Berlin 1884, S. 66–67 (Google Books).
  6. Pommersches Güter-Adressbuch, Friedrich Nagel (Paul Niekammer), Stettin 1892, S. 138–139 (Google Books).
  7. Püstow (Heimatkreis Rummelsburg in Pommern)
  8. Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon über den Viehstand und den Obstbau für den Preußischen Staat, Heft 4: Provinz Pommern, Berlin 1915, 2. Regierungsbezirk Köslin, 23. Kreis Rummelsburg, S. 114–115, Ziffer 35 (Google Books), und S. 116–117, Ziffer 101 (Google Books).
  9. Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 399, 9. Kreis Rummelsburg, Ziffer 38 (Google Books).
  10. Amtsbezirk Varzin (Territorial.de)
  11. a b Die Gemeinde Püstow im ehemaligen Kreis Rummelsburg in Pommern (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011)
  12. Klockhaus' kaufmännisches Handels- und Gewerbe-Adressbuch des Deutschen Reichs, Band 1 A, Berlin 1935, S. 1093 (Google Books).
  13. Amtsbezirk Pritzig (Territorial.de)
  14. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 4: P–S, Halle 1823, S. 92, Ziffer 3317 (Google Books).
  15. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht, Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin 1827, S. 295, Ziffer 46 (Google Books).
  16. Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.). Berlin 1856, S. 489 (Google Books).
  17. Königliches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Köslin, 7. Kreis Rummelsburg, Berlin 1966, S. 10–17, Ziffer 70–71 (Google Books).
  18. a b Königl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, Regierungsbezirk Köslin, VIII. Kreis Rummelsburg, S. 144–145, Ziffer 28 (Google Books), und S. 146–147, Ziffer 99 (Google Books).
  19. Königliches statistisches Bureau: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen, IV. Provinz Pommern, Berlin 1888, Regierungsbezirk Köslin, 22. Kreis Rummelsburg, S. 158–159, Ziffer 31 (Google Books), und S. 162–163, Ziffer 105 (Google Books).
  20. Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 2. Dezember 1895 und anderer amtlicher Quellen. Band IV: Provinz Pommern, Berlin 1898, 2. Regierungsbezirk Köslin, 22. Kreis Rummelsburg, S. 162–163, Ziffer 30 (Google Books), und S. 168–169, Ziffer 101 (Google Books).
  21. Püstow, Dorf und Rittergut, Kreis Rummelsburg, Regierungsbezirk Köslin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Püstow (meyersgaz.org).
  22. a b Michael Rademacher: Provinz Pommern – Landkreis Rummelsburg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  23. a b c Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Uradeligen Häuser, Achter Jahrgang, Perthes, Gotha 1907, S. 858–859 (Google Books)
  24. Hermann A. L. Degener: Wer ist's?, Band 1, Leipzig 1905, S. 249 (Google Books).