Purzelbaum ins Leben

Film
Titel Purzelbaum ins Leben
Produktionsland Deutsches Reich, Sowjetische Besatzungszone
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1946
Produktions­unternehmen Deutsche Zeichenfilm (Berlin); DEFA (Berlin)
Stab
Regie Gerhard Fieber
Drehbuch Horst von Möllendorff,
Gerhard Fieber
Musik Friedrich Schröder

Purzelbaum ins Leben ist ein Zeichentrickkurzfilm von Gerhard Fieber von 1944/1946. Er war der einzige deutsche Trickfilm-Überläufer und der erste farbige Zeichentrickfilm der DEFA.

Inhalt

Der Welpe Purzel lebt mit seiner Mutter und seinen kleinen Geschwistern in einem Haus. Durch einen kräftigen Wind wird er auf einen Leiterwagen geweht und danach von einem Hundefänger gefangen. Seine kleinen Brüder geraten bei ihrer Suche ebenfalls in dessen Sack, und auch die Mutter nach einem Befreiungsversuch. Dem jüngsten Bruder gelingt es durch sein Gähnen, den Hundefänger schläfrig zu machen und seine Familie zu befreien.

Hintergründe

Anfang 1944 wurde mit den Arbeiten an dem Zeichentrickfilm Schnuff, der Nieser unter der Leitung von Gerhard Fieber begonnen. Er war der zweite Film für die Deutsche Zeichenfilm, die zwei Jahre zuvor durch Joseph Goebbels gegründet worden war, um deutsche Zeichentrickfilme auf dem Niveau von Walt Disney zu entwickeln. An ihm wirkten etwa 20 Zeichner unter der Leitung von Horst von Möllendorff im Ausweichatelier in München-Dachau (in der Nähe des KZ Dachau) mit.[1][2] Im August 1944 mussten die Arbeiten wie alle weiteren Aktivitäten der Deutschen Zeichenfilm eingestellt werden. Das Filmmaterial wurde nach Berlin gebracht, wo es leichte Brandschäden durch Kriegseinwirkungen erlitt.

Im Dezember 1945 schlug Gerhard Fieber in einem Initiativschreiben an die Zentralverwaltung für Volksbildung in Ost-Berlin vor, unter anderem auch diesen Film fertigzustellen. Dazu benötige er etwa 30.000 RM und 25 Zeichner.[3][4] Etwa im Mai 1946 konnte er bei der neu gegründeten DEFA mit geringen Mitteln damit beginnen. Mitte November 1946 kam der Film als Purzelbaum ins Leben in die Kinos der Sowjetischen Besatzungszone und wurde als erster farbiger DEFA-Zeichentrickfilm angepriesen, wobei die frühe Entstehungsgeschichte verschwiegen wurde.[5]

Noch im selben Monat wurde die Zeichenfilmabteilung der DEFA aufgelöst, Gerhard Fieber zog bald danach in die Britische Besatzungszone. Die nächsten DEFA-Zeichentrickfilme entstanden erst 1954. Neuere Aufführungen des Films in der Gegenwart sind nicht bekannt.

Literatur

  • Günter Jordan: Am Anfang war das Wort. Diskussionen um den Trickfilm 1946–1955. In: Ralf Schenk, Sabine Scholze (Hrsg.): Die Trick-Fabrik. DEFA-Animationsfilme 1955–1990. Bertz + Fischer, Berlin 2003. S. 63f., mit detaillierten Informationen

Einzelnachweise

  1. Chronologie zum Animationsfilm in Deutschland 1940–49 DIAF, zum August 1944, mit einigen Informationen, im Künstleratelier Moosschwaige
  2. Animation in der Region Berlin-Brandenburg. Eine Bestandsaufnahme (Memento vom 24. Oktober 2014 im Internet Archive; PDF; 2,29 MB) 2005, S. 10, von Dr. Rolf Giesen und anderen; dort wurden ca. 20 Zeichner erwähnt
  3. Rolf Giesen: Bienenstich und Hakenkreuz. Zeichentrick aus Dachau – die Deutsche Zeichenfilm GmbH, 2020, S. 102–103; mit ausführlichem Briefzitat und Erinnerungen von Gerhard Fieber, dazu seine ausführliche Inhaltsbeschreibung des Films
  4. Chronologie zum Animationsfilm in Deutschland 1940–49 DIAF, mit Zitaten aus diesem Schreiben
  5. Chronologie zum Animationsfilm in Deutschland 1940–49 DIAF, mit Zitat aus der Rezension im Neuen Deutschland vom 15. November 1946