Przyborze (Kołczygłowy)

Przyborze
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Przyborze (Polen)
Przyborze (Polen)
Przyborze
Basisdaten
Staat: Polen Polen

Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Bytów
Gmina: Kołczygłowy
Geographische Lage: 54° 9′ N, 17° 16′ O
Einwohner:

Przyborze (deutsch Lindenbusch) ist ein Dorf in der Landgemeinde Kołczygłowy (Alt Kolziglow) im Powiat Bytowski (Bütower Kreis).der polnischen Woiwodschaft Pommern.

Geographische Lage

Das Dorf liegt in Hinterpommern, etwa 26 Kilometer nordöstlich von Miastko (Rummelsburg i. Pom.), 14 Kilometer westsüdwestlich von Bytów (Bütow), zehn Kilometer südsüdöstlich des Kirchdorfs Kołczygłowy (Alt Kolziglow) und drei Kilometer östlich des Dorfs Łubno (Lubben).

Östlich des Dorfkerns fließt das Flüsschen Camenz, das früher die Gemarkungsgrenze des Dorfs bildete.

Geschichte

Landwirtschaftliches Anwesen mit dem zu einem Wohnhaus umgebauten ehemaligen Schulgebäude von Lindenbusch (2019)
Lindenbusch, nordöstlich von Rummelsburg und südsüdöstlich des Kirchdorfs Alt Kolziglow, auf einer Landkarte von 1915
Kuhweide (2019)

Auf dem Gut Lindenbusch, einem alten Puttkamerschen Lehen, saß um 1782 Anton Ludwig von Puttkamer.[1] Laut Vasallen-Tabelle befand sich um 1804 der 56 Jahre alte Jacob Georg Gottlieb von Puttkamer (1748–1823) im Besitz von Lindenbusch.[2] Um 1856 befand sich das Lehen Lindenbusch im Besitz eines Herrn Maass, Kaufmann in Köslin.[3] Vor 1861 gehörte das Rittergut Lindenbusch mit Charlottenthal und Neufeld dem Heinrich Werner von Lettow-Vorbeck (1821–1876), vormals auf Klein Schwirsen (bis 1852), vermählt seit 1842 mit Ottilie von der Goltz (1821–1878).[4] Nach den Verzeichnissen der Pommerschen Ritterschaft gehörte das Gut Lindenbusch am 1. Januar 1862 einem Herrn Holz auf Manow (Kreis). 1860 gehörte das Lehen Lindenbusch einem Herrn Holz in Manow.[5] Um 1884 besaß das Rittergut Lindenbusch mit Mühle ein Herr Neumann,[6] 1892 ein Herr Schröder,[7] dann ein Herr Melchert. Es wurden anschließend Rentengüter gebildet. Das Restgut erwarb August Grützmacher, der es bis 1945 besaß.[8]

Am 15. Mai 1905 wurden Teile des Gutsbezirks Lindenbusch zur Bildung der Landgemeinden Franzdorf und Neufeld herangezogen, und das Restgut Lindenbusch wurde in die Landgemeinde Lindenbusch eingegliedert.[9]

Am 1. Dezember 1913 wurden auf der 399,3 Hektar großen Gemarkungsfläche der Landgemeinde Lindenbusch 26 viehhaltende Haushaltungen gezählt, die zusammen 39 Pferde, 141 Stück Rindvieh, 15 Schafe und 206 Stück Borstenvieh hielten.[10]

Am 1. April 1927 hatte der Forstgutsbezirk Krummbach eine Flächengröße von 1580 Hektar, und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk elf Einwohner.[11] Am 1. Januar 1929 wurde der Forstgutsbezirk Krummbach in die Landgemeinde Lindenbusch eingegliedert.[9]

Anfang der 1930er Jahre hatte die Landgemeinde Lindenbusch eine Flächengröße von 19,8 km². Innerhalb der Gemeindegrenzen standen insgesamt 26 bewohnte Wohnhäuser an vier verschiedenen Wohnstätten:[12]

  1. Adolfshof
  2. Forsthaus Barkotzen
  3. Lindenbusch
  4. Poltermühle (ehemalige Wassermühle nördlich von Lindenbusch)

Um 1935 gab es im Dorf Lindenbusch unter anderem einen Gemischtwarenladen, eine Mühle und eine Schmiede.[13]

Die Landgemeinde Lindenbusch gehörte im Jahr 1945 zum Landkreis Rummelsburg im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs und war dem Amtsbezirk Lubben zugeordnet. Das Standesamt befand sich in Lubben.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Lindenbusch Anfang März 1945 von der Roten Armee besetzt. Anschließend wurde Lindenbusch zusammen mit ganz Hinterpommern von der Sowjetunion der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus Lindenbusch vertrieben. Der Ortsname Lindenbusch wurde zu „Przyborze“ polonisiert.

Zu Kampfhandlungen war es in Lindenbusch im Zweiten Weltkrieg nicht gekommen. Das Dorf wurde in den Nachkriegsjahren mit Ausnahme des Schulgebäudes vollständig abgebrochen. Heute wird das Dorfgelände von einem einzigen polnischen Landwirt bewirtschaftet, der in dem ehemaligen Schulgebäude wohnt, das zu einem Wohnhaus umgebaut wurde. Er züchtet Rinder, die hier weiden.[8]

Demographie

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1782 adliges Gut mit einer Wassermühle, vier Bauernhöfen, auf der Feldmark dem Vorwerk Neuenfeld (Neufeld) und den Siedlungen Charlottenthal und Antonswalde, 16 Feuerstellen (Haushaltungen) sowie Fichten-, Buchen- und Eichenholzungen, zu Lubben in der Stolpschen Synode eingepfarrt[1]
1818 086 Dorf, adlige Besitzung, und Mühle, zum Kirchspiel Alt Kolziglow gehörig[14][15]
1852 189 Dorf[16]
1864 451 am 3. Dezember, Gemeindebezirk mit 58 Einwohnern und einem Fächenihhalt von 364,30 Morgen sowie Gutsbezirk mit 393 Einwohnern und einem Flächeninhalt von 4721,38 Morgen[17]
1867 438 am 3. Dezember, davon 56 im Gemeindebezirk und 382 im Gutsbezirk[18]
1871 382 am 1. Dezember, davon 38 im Gemeindebezirk (sämtlich Evangelische) und 344 im Gutsbezirk (sämtlich Evangelische)[18]
1885 402 am 1. Dezember, Gemeindebezirk mit einem Flächeninhalt von 93 Hektar und 53 Einwohnern (sämtlich Evangelische) und Gutsbezirk mit einem Flächeninhalt von 993 Hektar und 349 Einwohnern (345 Evangelische, vier Katholiken).[19]
1895 428 am 2. Dezember, Gemeindebezirk mit einem Flächeninhalt von 93,2 Hektar und 45 Einwohnern (sämtlich Evangelische) sowie Gutsbezirk mit einem Flächeninhalt von 990,6 Hektar und 383 Einwohnern (sämtlich Evangelische)[20]
1910 188 am 1. Dezember, davon in der Landgemeinde und im Gutsbezirk[21]
1925 212 darunter 209 Evangelische und drei Katholiken[12]
1933 184 [22]
1939 161 [22]

Kirche

Kirchspiel bis 1945

Die vor 1945 in Lindenbusch anwesenden Dorfbewohner waren größtenteils evangelischer Konfession. Die evangelischen Einwohner gehörten zum evangelischen Kirchspiel Alt Kolziglow im Kirchenkreis Schlawe in der Kirchenprovinz Pommern der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union.

Ds katholische Kirchspiel war in Rummelsburg i. Pom.

Kirchspiel seit 1946

Die seit 1945 und Vertreibung der Einheimischen hier lebende polnische Dorfbevölkerung ist größtenteils römisch-katholisch und gehört der Römisch-katholischen Kirche in Polen an.

Hier lebenden evangelische Kirchenglieder werden von der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen betreut. Das zuständige Pfarramt ist das der Kreuzkirche in Słupsk (Stolp).

Persönlichkeiten

  • Franz Karl Ludwig A l e x a n d e r von Puttkamer (1787–1843), königl. preußischer Lieutenant a. D., war Gutsherr auf Reinfeld (verkauft 1839) und Lindenbusch[23]

Literatur

  • Lindenbusch, Dorf mit Restgut, Kreis Rummelsburg, Regierungsbezirk Köslin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Lindenbusch (meyersgaz.org).
  • Krummbach, Forstgutsbezirk, Kreis Rummelsburg, Regierungsbezirk Köslin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912 (meyersgaz.org).
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 796, Nr. 33 (Google Books).
  • P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reich, Band I: Provinz Pommern, Nicolai, Berlin 1884, S. 64–65 (Google Books).
  • Pommersches Güter-Adressbuch, Friedrich Nagel (Paul Niekammer), Stettin 1892, S. 136–137 (Google Books).
  • Der Kreis Rummelsburg – Ein Heimatbuch (Kreisausschuss des Kreises Rummelsburg, Hrsg.), Pommerscher Buchversand, Hamburg 1979.

Einzelnachweise

  1. a b Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 796, Nr. 33 (Google Books).
  2. Robert Klempin und Gustav Kratz: Matrikeln und Verzeichnisse der Pommerschen Ritterschaft vom XIV bis in das XIX Jahrhundert. Berlin 1863, S. 524, Ziffer 26 (Google Books).
  3. Karl Friedrich Rauer: Hand-Matrikel der in sämmtlichen Kreisen des Preussischen Staats auf Kreis- und Landtagen vertretenen Rittergüter, Berlin 1857, S. 143, Ziffer 25 (Google Books).
  4. Jahrbuch des Deutschen Adels, Zweiter Band, Bruer, Berlin 1898, S. 448–449, Ziffer 3 (Google Books).
  5. Robert Klempin und Gustav Kratz: Matrikeln und Verzeichnisse der Pommerschen Ritterschaft vom XIV bis in das XIX Jahrhundert. Berlin 1863, S. 637, Ziffer 33 (Google Books).
  6. P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reich, Band I: Provinz Pommern, Nicolai, Berlin 1884, S. 64–65 (Google Books).
  7. Pommersches Güter-Adressbuch, Friedrich Nagel (Paul Niekammer), Stettin 1892, S. 136–137 (Google Books).
  8. a b Lndenbusch (Heimatkreis Rummelsburg in Pommern)
  9. a b Amtsbezirk Lubben (Territorial.de)
  10. Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon über den Viehstand und den Obstbau für den Preußischen Staat, Heft 4: Provinz Pommern, Berlin 1915, 2. Regierungsbezirk Köslin, 23. Kreis Rummelsburg, S. 114–115, Ziffer 31 (Google Books).
  11. Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 399, 9. Kreis Rummelsburg, Ziffer 26 (Google Books).
  12. a b Die Gemeinde Lindenbusch im ehemaligen Kreis Rummelsburg in Pommern (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011)
  13. Klockhaus' Kaufmännisches Handels- u. Gewerbe-Adressbuch des Deutschen Reichs, Band 1 A, Berlin 1935, S. 1065 (Google Books).
  14. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats. Ausgearbeitet und herausgegeben von Alexander August Mützell. Band 3: Kr–O, Halle 1822, S. 108, Ziffer 2138–2139 (Google Books).
  15. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht, Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin 1827, S. 294, Ziffer 34 (Google Books).
  16. Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.). Berlin 1856, S. 353 (Google Books).
  17. Königliches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Köslin, 7. Kreis Rummelsburg, Berlin 1966, S. 10–17, Ziffer 53–54 (Google Books).
  18. a b Königl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, Regierungsbezirk Köslin, VIII. Kreis Rummelsburg, S. 144–145, Ziffer 13 (Google Books), und S. 146–147, Ziffer 87 (Google Books).
  19. Königliches statistisches Bureau: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen, IV. Provinz Pommern, Berlin 1888, Regierungsbezirk Köslin, 22. Kreis Rummelsburg, S. 158–159, Ziffer 25 (Google Books), und S. 160–161, Ziffer 91 (Google Books).
  20. Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 2. Dezember 1895 und anderer amtlicher Quellen. Band IV: Provinz Pommern, Berlin 1898, 2. Regierungsbezirk Köslin, 22. Kreis Rummelsburg, S. 162–163, Ziffer 24 (Google Books), und S. 166–167, Ziffer 87 (Google Books).
  21. Lindenbusch, Dorf mit Gut, Kreis Rummelsburg, Regierungsbezirk Köslin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Lindenbusch (meyersgaz.org).
  22. a b Michael Rademacher: Provinz Pommern – Landkreis Rummelsburg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  23. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel). Fünfter Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1904, S. 654, Ziffer 5) (Google Books).