Protestantische Kirche (Bellheim)
| Protestantische Kirche | ||
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![]() Blick von der Hauptstraße auf das Kirchengebäude, mit dem Turm der katholischen Pfarrkirche im Hintergrund | ||
| Daten | ||
| Ort | Bellheim | |
| Baumeister | Kreisbauassistent Emil Morgens | |
| Baustil | neugotische Backsteinsaalkirche | |
| Baujahr | 1870–1872 | |
| Koordinaten | 49° 11′ 28,8″ N, 8° 16′ 53,1″ O | |
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Die denkmalgeschützte Protestantische Kirche in Bellheim steht an der örtlichen Hauptstraße im Landkreis Germersheim (Rheinland-Pfalz). Sie ist die Kirche der gemeinsamen Kirchengemeinde Bellheim-Knittelsheim, die zum Kirchenbezirk Germersheim der Evangelischen Landeskirche der Pfalz gehört.
Lage
Das Kirchengebäude steht im Zentrum Bellheims an der Straßenecke, bei der die kleine Kirchstraße auf die Hauptstraße trifft. Parallel zur kleinen Kirchstraße verläuft die große Kirchstraße, an der sich unweit der Protestantischen Kirche, die katholische Pfarrkirche St. Nikolaus befindet.
Beschreibung
Bei dem Kirchengebäude handelt es sich um eine Saalkirche aus Backstein, die von 1870 bis 1872 im Stil der Neugotik errichtet wurde. Ihr Äußeres ist durch Lisenen und Bogenfriese gegliedert. Der Kirchturm ist Teil der Frontfassade und besteht aus Sandstein. Der auf einem Sockel stehende Turmaufbau ist achteckig. Die Kirche verfügt über einen eingezogenen Chor mit einem Kreuzrippengewölbe.
Der Innenraum wirkt durch seine umlaufenden Holzemporen hallenartig. Den Mittelteil überspannt eine Holzdecke, die von Gurten getragen wird. Am Chorborgen befindet sich eine neugotische Kanzel aus Holz.
Geschichte
Bereits seit mindestestens 1485 bestand die katholische Kirche an ihrem heutigen Standort. Im Zuge der Reformation führte der pfälzische Kurfürst Ottheinrich im Jahr 1556 die lutherische Lehre ein, der die Untertanen folgen mussten. In den folgenden Jahren, änderte sich die Konfession der Bellheimer entsprechend der amtierenden Fürsten mehrfach. Im Jahr 1563 wurden sie kalvinistisch, 1576 wieder lutherisch und 1583 schließlich wieder kalvinistisch. Während des Dreißigjährigen Kriegs wechselte die Konfession erneut mehrfach, diesmal zwischen protestantischen Lehren und dem Katholizismus. Nachdem dieser vorüber war, galt bis 1684 das kalvinistische Bekenntnis. Infolge jesuitischer Missionen während der Zugehörigkeit Bellheims zum Königreich Frankreich, gab es zwischen 1684 und 1705 keine evangelische Gemeinde.
Nachdem sich ab 1707 wieder eine reformierte Gemeinde in Bellheim entwickelt hatte, beschloss diese im Jahr 1756 den Bau einer eigenen Kirche, der im gleichen Jahr geweiht werden konnte. Auch die im Jahr 1755 nur 15 Bürger umfassende lutherische Gemeinde vor Ort, baute zu dieser Zeit eine eigene kleine Kirche, nachdem die zuvor provisorisch genutzte Scheune baufällig geworden war. Während der Französischen Revolution wurde die lutherische Kirche als Schlachthof und die reformierte Kirche als Brotmagazin verwendet. Im Jahr 1818 wurden beide Gemeinden uniert und die reformierte Kirche als Gottesdienststätte ausgewählt. Die lutherische Kirche wurde 1823 versteigert und anschließend abgerissen.
Wegen ihres schlechten Zustands wurde die Kirche 1848 für etwa 433 Gulden renoviert. In der Folgezeit wurde jedoch deutlich, dass das Kirchengebäude nicht über ausreichend Platz verfügte. Im September 1867 beschloss der Gemeinderat den Bau einer neuen katholischen und protestantischen Kirche aus Mitteln der politischen Gemeinde.
Im Jahr 1870 wurde schließlich der Grundstein für das heutige Kirchengebäude gelegt; die feierliche Weihung erfolgte 1872. Als Baumeister fungierte der Kreisbauassistent Emil Morgens. Die protestantische Gemeinde übernahm die Kirche 1900 in ihr Eigentum. Bis 1930 erfolgten mehrere Kirchenrenovierungen. Im Jahr 1928 wurden eine Dampfheizung und elektrisches Licht installiert. Zuletzt wurde das Gebäude 1989 umfassend renoviert.
Orgel
Die Orgel wurde 1894 von E. F. Walcker & Cie. (Ludwigsburg) als opus 692 mit pneumatischen Trakturen und Kegelladen gebaut. Sie ersetzte das zunächst aus der Vorgängerkirche übernommene Instrument und verfügt über 20 Register auf zwei Manualen und Pedal. Im Jahr 1917 mussten die Prospektpfeifen abgeliefert werden; sie wurden später in Zink ersetzt. Ernst Steuer aus Karlsruhe restaurierte die Orgel 1947 und ersetzte die Mixtur durch ein Terz. Dieser Umbau wurde im Jahr 1970 während Instandsetzungsarbeiten von Werner Owart (Neuhofen) wieder zurückgenommen. Die Disposition lautet:[1]
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- Koppeln: II/I, I/P, II/P
Glocken
Im Zuge der „Metallspende des deutschen Volkes“ wurden im Ersten Weltkrieg die drei ursprünglichen Kirchenglocken eingeschmolzen. Seit 1922 verfügt die Kirche über folgendes Geläut:
| Nr. | Gussjahr | Gießer, Gussort | Schlagton |
|---|---|---|---|
| 1 | 1922 | Bochumer Verein | d1 |
| 2 | f1 | ||
| 3 | a1 |
Literatur
- Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler. Kreis Germersheim. 6. November 2024, S. 3 (rlp.de [PDF; 6,7 MB; abgerufen am 12. September 2025]).
- Hans Caspary (Bearb.): Dehio-Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Rheinland-Pfalz, Saarland. 2., bearbeitete und erweiterte Auflage. Deutscher Kunstverlag, Berlin / München 1984, ISBN 3-422-00382-7 (dehio.org [abgerufen am 12. September 2025]).
Weblinks
- E. Melsbach: Beschreibung der Kirchen- und Gemeindegeschichte. In: Webauftritt der Prot. Kirchengemeinde Bellheim-Knittelsheim.
- Aufnahme des Geläuts auf YouTube, 31. Januar 2022, abgerufen am 12. September 2025.
Einzelnachweise
- ↑ Eintrag zur Orgel (Beschreibung Nr. 2072395). In: Orgeldatenbank orgbase.nl. Abgerufen am 12. September 2025.

