Prisma (Frankfurt)

Prisma
Basisdaten
Ort: Frankfurt am Main-Niederrad
Bauzeit: 1997–2001
Eröffnung: 2001
Baustil: Postmoderne
Architekt: Auer + Weber + Assoziierte
Koordinaten: 50° 4′ 48,5″ N, 8° 38′ 6,1″ O
Prisma (Frankfurt) (Hessen)
Prisma (Frankfurt) (Hessen)
Nutzung/Rechtliches
Nutzung: Bürogebäude
Eigentümer: Patron Capital, Sonar Real Estate (seit 2022)
Bauherr: Hochtief
Technische Daten
Höhe: 45 m
Etagen: 11 (oberirdisch)
2 (unterirdisch)
Nutzungsfläche: 42.500[1]
Geschossfläche: 67.500[1]
Baukosten: 102,3 Mio. Euro
Anschrift
Anschrift: Hahnstraße 55
Postleitzahl: 60528

Das Prisma ist ein Bürogebäude des Lyoner Quartiers im Frankfurter Stadtteil Niederrad. Das 2001 fertiggestellte Hochhaus wurde von den Stuttgarter Architekten Auer + Weber + Assoziierte entworfen und gilt als wegweisendes Beispiel für energieeffiziente Büroarchitektur.[2][3]

Lage und Verkehrsanbindung

Das Prisma befindet sich in der Hahnstraße 55 in Frankfurt-Niederrad, unmittelbar am S-Bahnhof Niederrad. Das Gebäude, ein Solitär auf dreieckiger Grundfläche, liegt inmitten des Lyoner Quartiers, das bis 2017 als Bürostadt Niederrad bekannt war. Dort, wo die westlich vor dem Gebäude verlaufende Hahnstraße auf die Lyoner Straße trifft, befindet sich die Südspitze des Gebäudes. Die Lyoner Straße verläuft am Gebäude entlang von Südwest nach Nordost. In unmittelbarer Nachbarschaft des Prisma befinden sich weitere Hochhäuser, darunter die Olivetti-Türme und der Access Tower.

Die Anbindung des Prisma an das öffentliche Verkehrsnetz ist durch seine Lage direkt am S-Bahnhof Niederrad günstig. Die S-Bahn-Linien S7, S8 und S9 verbinden das Gebäude sowohl mit der Frankfurter Innenstadt als auch mit dem Flughafen Frankfurt Main. Der Hauptbahnhof Frankfurt ist eine Station entfernt, der Flughafen drei; die Fahrzeiten betragen jeweils wenige Minuten.[4]

Entwurf und Bau

Architektur

Das Prisma wurde vom Stuttgarter Architekturbüro Auer + Weber + Assoziierte unter der Leitung von Fritz Auer[5] und Carlo Weber[6] entworfen. Der Name des Gebäudes leitet sich von seiner charakteristischen dreieckigen Grundrissform ab, die in Verbindung mit der durchgehenden Glasfassade an ein optisches Prisma erinnert.[7]

Das elfgeschossige Gebäude besteht aus drei Gebäudeteilen, die um ein zentrales, glasüberdachtes Atrium angeordnet sind. Die längsten Abmessungen des dreieckigen Grundrisses betragen 105 m, 131 m und 156 m.[8] Einen architektonischen Akzent bildet die sogenannte Himmelsleiter. Sie ist in der voll verglasten Doppelfassade entlang der Lyoner Straße angebracht. Die Stufen der Freitreppe, die als Blickfang der Südostfassade gilt,[9] führen über 125 m nach oben. Alternativ können gläserne Aufzüge genutzt werden, um obere Stockwerke zu erreichen.[10] Diese beziehungsweise das Dach bieten nach Norden Ausblick auf das Stadtpanorama und nach Südosten auf Stadtwald und Stadion.[11]

Das 3000 Quadratmeter[12] große Atrium bildet das Herzstück des Gebäudes und dient nicht nur der Erschließung, sondern auch als zentraler Treffpunkt. Stählerne Verbindungsstege, die sich im Raum kreuzen, verbinden die verschiedenen Gebäudeteile in den oberen Etagen miteinander.[2]

Bauausführung

Die Bauarbeiten für das Prisma begannen 1997; das Gebäude wurde 2001 fertiggestellt.[13] Die Gesamtbaukosten beliefen sich auf umgerechnet 102,3 Mio. Euro.[13] Bauherr war die Hochtief Projektentwicklung GmbH, die das Gebäude ursprünglich als neue Frankfurter Zentrale für etwa 1.000 Mitarbeiter des Baukonzerns konzipiert hatte.[14][15] Die Tragwerksplanung übernahm das Stuttgarter Ingenieurbüro Mayr + Ludescher.[16][11]

Technische Ausstattung

Das Prisma war zum Zeitpunkt seiner Errichtung wegweisend für energieeffiziente Büro- und für Low-Tech-Architektur.[9] Das von Transsolar entwickelte Klimakonzept verzichtete weitgehend auf mechanische Klimaanlagen[13] und nutzte stattdessen natürliche Lüftungsprinzipien.[17]

Das System basierte auf mehreren Komponenten:[2][18]

  • Ein 216 Meter langer und 15 Meter breiter Erdkanal in etwa zehn Metern Tiefe, in dem ganzjährig Temperaturen von 12 bis 13 Grad Celsius herrschen
  • Das zentrale Atrium, das als Klimapuffer und für den Kamineffekt sorgt
  • Eine Doppelfassade an der Südostseite mit umkehrbarer Luftströmung für Sommer- und Winterbetrieb
  • Sogenannte „Solarkamine“ zur natürlichen Entlüftung

Im Winterbetrieb wurde kühle Außenluft über den Erdkanal erwärmt, die über das Atrium in die Büros gelangte. Geheizt wurde zusätzlich mit einer herkömmlichen Heizung. Im Sommer wurde warme Frischluft durch den Erdkanal gekühlt. Die verbrauchte Luft wurde über die Doppelfassade und Solarkamine natürlich entlüftet. Zusätzlich sorgte eine nächtliche „Spülung“ des Gebäudes mit Nachtluft für weitere Kühlung.[17][18]

Revitalisierung und Modernisierung

ESG-konforme Sanierung (2023–2025)

Nach dem Eigentümerwechsel begannen umfassende Revitalisierungsmaßnahmen unter Nachhaltigkeitsaspekten.

Die Modernisierung umfasste:

Durch diese Maßnahmen soll der Primärenergiebedarf um 55 Prozent und der CO₂-Ausstoß über den gesamten Lebenszyklus um 42 Prozent reduziert werden, was einer Einsparung von etwa 50.486 Tonnen CO₂ entspricht.[12]

Nach den Maßnahmen werden Zertifizierungen nach DGNB Platin und BREEAM Excellent angestrebt.[12]

Verändertes Nutzungskonzept

Mit der Sanierung wurde das Prisma von einem Einzelmieter- zu einem Multi-Mieter-Gebäude umkonzipiert.[20] Die 44.000 Quadratmeter Bürofläche können flexibel in Einheiten von 800 bis 4.200 Quadratmetern pro Etage aufgeteilt werden.[12] Außerdem sind Konferenzräume und Coworking-Flächen eingerichtet.[21]

Ein zentraler Aspekt der Neukonzeption ist die Öffnung des Gebäudes für die Öffentlichkeit. Das Atrium dient auch als Veranstaltungsort für Ausstellungen, Messen und Konzerte. Zusätzlich sind ein öffentlich zugängliches Restaurant und ein Fitnessstudio berücksichtigt.[21][22]

Facility Management

Seit 2025 ist Strabag Property and Facility Services für das technische und infrastrukturelle Facilitymanagement des Prisma verantwortlich. Kernaufgaben sind die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele und der ESG-konforme Betrieb des Gebäudes.[23][19]

Asset Management

Das Asset Management für den angelsächsischen Investor Patron Capital[24] mit seiner luxemburgischen Gesellschaft Patron Astra S.à.r.l. erfolgt durch Sonar Real Estate, Frankfurt.[25]

Nutzungsgeschichte

Geplante Nutzung durch Hochtief

Obwohl das Prisma ursprünglich als Frankfurter Zentrale für Hochtief geplant war, bezog der Baukonzern das Gebäude nie. Stattdessen wurde bereits vor der Fertigstellung ein Mietvertrag mit der DGZ Deka Bank (später Deka Bank) geschlossen.[18][14]

Nutzung durch die Deka Bank (2001–2021)

Von 2001 bis 2021 nutzte die Deka Bank das Prisma als eine ihrer Hauptniederlassungen. Rund 1000 Mitarbeiter der Bank waren in dem Gebäude tätig.[10] Ende 2021 verließ die Deka Bank das Prisma[20] und bezog eine neue, eigens errichtete Zentrale im Lyoner Quartier.[26]

Nutzung ab 2026

Mieter werden das Prisma ab Frühjahr 2026 nutzen, erste Verträge sind im Sommer 2025 abgeschlossen worden.[27]

Eigentumsgeschichte

CFB-Fonds der Commerzbank (2001–2022)

Bereits während der Bauphase wurde das Prisma 1999 an den geschlossenen Immobilienfonds CFB 134 der Commerzbank-Tochter Commerz Real verkauft. Der Fonds war als ausschüttungsorientierte Kapitalanlage konzipiert und erzielte über seine Laufzeit kontinuierlich steigende Renditen für die Anleger.[28] Der Fonds erreichte über seine gesamte Laufzeit ein Gesamtergebnis von etwa 165 Prozent des eingesetzten Kapitals, wobei rund 91 Prozent auf den Verkaufserlös und 74 Prozent auf laufende Ausschüttungen entfielen.[29]

Verkauf an Patron Capital und Sonar Real Estate (2022)

Im April 2022 wurde das Prisma von Patron Capital Advisers und Sonar Real Estate in einem Joint Venture erworben. Der Kaufpreis betrug nach Medienberichten etwa 120 Millionen Euro. Mit dem Verkauf wurde der CFB 134 Fonds aufgelöst.[30]

Wirkung und Beurteilungen

Architekturführer bezeichnen das Gebäude als „einprägsame Großform“,[11] das das „Entrée“ des Lyoner Quartiers bilde[9] beziehungsweise dessen Eingang bestimme.[13]

Die Immobilien Zeitung ehrte das Gebäude im Rahmen ihres Immobilien Awards 2001, es zähle zu den Top 3 der Gewerbeimmobilien in Deutschland. Zwei Jahre später war das Prisma für den MIPIM Award nominiert.[31]

Literatur

  • Volker Albus: Architektur in Frankfurt am Main 1999–2003. Hrsg.: Jo. Franzke. Junius, Hamburg 2002, ISBN 3-88506-522-3, S. 82–85.
  • Sandra Pappe: Architekturführer Frankfurt am Main. DOM publishers, Berlin 2013, ISBN 978-3-86922-227-1, S. 266 f.
  • Christof Bodenbach (Hrsg.): Neue Architektur in Frankfurt am Main. Ein Architekturführer von Andrea Cünzer, Steffi Helm und Moritz Kleisinger. Junius, Hamburg 2008, ISBN 978-3-88506-583-8, S. 164 f.
Commons: Prisma – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Im Prisma setzt Patron auf Recycling. In: Immobilien-Zeitung, 12-2024, 21. März 2024, S. 22.
  2. a b c Prisma. In: KulturPortal Frankfurt. Abgerufen am 30. Juli 2025.
  3. Neues Bürohauskonzept in der Bürostadt Niederrad. In: Sat.1 Regionalmagazin für Rheinland-Pfalz und Hessen. 9. April 2025, abgerufen am 31. Juli 2025.
  4. DekaBank: Wegbeschreibung Prisma. In: deka.de. Abgerufen am 31. Juli 2025.
  5. Baukunst – Mitglieder: Fritz Auer. In: adk.de. Akademie der Künste, abgerufen am 31. Juli 2025.
  6. Prof. Carlo Weber. In: ArchInform. 2. Juli 2025, abgerufen am 31. Juli 2025.
  7. Ein Prisma für Hochtief. In: Baunetz. 8. Dezember 1999, abgerufen am 30. Juli 2025.
  8. PRISMA Haus – Hahnstraße 55, Frankfurt. In: Endreß Brandschutz. Abgerufen am 30. Juli 2025.
  9. a b c Sandra Pappe: Architekturführer Frankfurt am Main. Berlin 2013.
  10. a b Albert Engelhardt: Wohlfühl-Klima. In: Gebäudemanagement Nr. 3-2002. 4. März 2002.
  11. a b c Volker Albus: Architektur in Frankfurt am Main 1999–2003. Hamburg 2002.
  12. a b c d e f Franz Artner: Neubau-Standard durch Sanierung. In: Immobilien Magazin, 4-2025, 2. April 2025, S. 64–66.
  13. a b c d Christof Bodenbach (Hrsg.): Neue Architektur in Frankfurt am Main. Hamburg 2008.
  14. a b Grüne wollen das umstrittene Hochtief-Hochhaus retten. In: Frankfurter Neue Presse, 17. Juli 2001.
  15. Systemanbieterschaft mit Garantie statt Einzelvergabe und Gerichtstermin. In: Immobilien Zeitung Nr. 14-2000, 29. Juni 2000.
  16. Bürohochhaus „Prisma“, Frankfurt-Niederrad. In: Mayr + Ludescher. Abgerufen am 30. Juli 2025.
  17. a b Prisma - Haus. In: transsolar.com. Abgerufen am 30. Juli 2025.
  18. a b c Volker Schmidt: Mit der „Himmelsleiter“ zu immer neuem Wachstum. Die DGZ-Deka Bank hat das „Prisma“-Gebäude in Niederrad bezogen und stellt 250 weitere Beschäftigte ein. In: Frankfurter Rundschau (Ausgabe Region Frankfurt), 7. Februar 2002.
  19. a b c d Strabag betreut Prisma. In: Immobilien Zeitung, Nr. 17-2025, 24. April 2025, S. 11.
  20. a b Multi-Tenant im Prisma. In: Immobilien Zeitung, Nr. 15-2022, 14. April 2022, S. 21.
  21. a b Jannik Pflur: Bürogebäude Prisma öffnet mit grünem Atrium. In: faz.net. 8. April 2025, abgerufen am 31. Juli 2025.
  22. Sophie Usinger: „Prisma“ in Frankfurt Niederrad: Saniertes Bürogebäude ab Juli bezugsfertig. In: entwicklungsstadt.de. 11. März 2025, abgerufen am 31. Juli 2025.
  23. Strabag PFS übernimmt Green FM für Prisma in Frankfurt. 8. April 2025, abgerufen am 30. Juli 2025 (Pressemitteilung von Strabag Property and Facility Services).
  24. Daniel Cunningham: Patron expands into real estate debt with strategic hire. In: recapitalnews.com. 16. April 2025, abgerufen am 5. August 2025.
  25. Impressum. In: prisma-frankfurt.de. Abgerufen am 5. August 2025.
  26. Rainer Schulze: Umzug aus dem Bankenviertel: Deka-Bank zieht nach Niederrad. In: faz.net. 1. Februar 2020, abgerufen am 30. Juli 2025.
  27. Marie Neise: Bürogebäude „Prisma“: Neuer Mieter sichert sich 6.500 Quadratmeter Fläche. In: entwicklungsstadt.de. 22. August 2025, abgerufen am 25. August 2025.
  28. Gebaut, verkauft und anschließend angemietet. „Prisma“ in Niederrad als Fondsobjekt. Triple-net-Mietvertrag mit Hochtief. In: Immobilien-Zeitung, 23-1999, 4. November 1999, S. 4.
  29. Frankfurt: Commerz Real verkauft Bürokomplex „Prisma“. 4. April 2022, abgerufen am 30. Juli 2025.
  30. Frankfurt: Patron und Sonar kaufen „Prisma“ von Commerz Real. In: thomas-daily.de. 4. April 2022, abgerufen am 30. Juli 2025.
  31. Award-Nominierung: Frankfurter Prisma. In: Immobilien & Finanzierung – Der langfristige Kredit, Nr. 5, 1. März 2003, S. 159.