Priscilla Fairfield Bok

Priscilla Fairfield Bok (* 14. April 1896 in Spokane (Washington); † 19. November 1975 in Tucson) war eine US-amerikanische Astronomin.

Leben

Priscilla Fairfield wurde am 14. April 1896 als Tochter von Oliver J. Fairfield und Eulalie Guthrie Fairfield in Spokane im Bundesstaat Washington geboren. Zusammen mit ihrem älteren Bruder, ihrer älteren und ihrer jüngeren Schwester zog die Familie Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts nach Massachusetts, zunächst nach Ware, dann nach Littleton. An der dortigen Boston University erlangte sie 1917 ihren Bachelor-Abschluss. 1918 ging sie mit einem Stipendium an die University of California und das Lick-Observatorium.[1] 1921 erhielt Priscilla Faifield mit ihrer Dissertation Indeterminate Cases in the Orbit Problem über unbestimmte Fälle bei der Ermittlung von Umlaufbahnen unter William Wallace Campbell und Armin Otto Leuschner an der University of California einen Doktorgrad in Mathematik und Astronomie.[2][3] Ab 1923 arbeitete sie am Harvard-College-Observatorium und als Assistenzprofessorin am Smith College in Northampton (Massachusetts) und forschte über Sternspektren und Eigenbewegungen.[4] Hier stieg sie zur Associate Professorin auf.[5]

1928 nahm sie an der dritten Generalversammlung der Internationalen Astronomischen Union im niederländischen Leiden Teil, wo sie den um zehn Jahre jüngeren Astronomiestudenten Bart Jan Bok kennenlernte. Sie verliebten sich sofort, ein Jahr später kam Bart nach Havard und zwei Tage nach seiner Ankunft, am 9. September 1929, heirateten die beiden in Troy (New York).[6] Die Familie Bok hatte zwei Kinder, einen Sohn John (30. August 1930) und eine Tochter Joyce (28. Oktober 1933).[1][7]

Priscilla und Bart Bok waren von 1929 bis 1957 an der Harvard-Universität tätig und forschten gemeinsam. Der Astrophysiker Charles J. Lada schrieb in seinem Nachruf auf Bart Bok, dass die beiden seit ihrer Vermählung zeitlebens wissenschaftlich zusammen gearbeitet haben und dass es schwierig und zwecklos sei, seine von ihren Forschungsergebnissen zu trennen.[8] Der astronomische Forschungsschwerpunkt der Boks war die Milchstraße, darin Gas- und Staubwolken, Sternhaufen und die Sternentwicklung.[9] 1941 erschien ihr weitverbreitetes Buch „The Milky Way“ (Die Milchstraße), dass sie bis zur fünften Auflage 1981 aktualisierten und erweiterten.[10] In diesem Jahr erhielten sie auch eine Einladung von Luis Enrique Erro, um an der Errichtung des Tonantzintla-Observatoriums mitzuwirken.

1950/51 gingen die Boks für ein Jahr an das Boyden-Observatorium nach Bloemfontein in Südafrika, um die Milchstraße auch von der Südhalbkugel aus fotografisch erforschen zu können. Unzufrieden mit der politischen Atmosphäre in Harvard zur Zeit der McCarthy-Ära verließen die Boks Harvard.[4] Von 1957 bis 1966 waren sie am Mount-Stromlo-Observatorium der Australian National University in Canberra tätig, Bart als Direktor, wo sie ihre fotometrischen Arbeiten fortsetzten. Priscilla war besonders in der Erforschung des Magellanschen Wolken aktiv.[1] Anschließend gingen beide, wieder Bart als Direktor, an das Steward-Observatorium der University of Arizona in Tucson.[4]

1972 erlitt Priscilla einen Schlaganfall, der ihre Fähigkeiten zunächst nicht beeinträchtigte. Sie arbeitete noch am Index der vierten Auflage von „The Milky Way“, aber ihr Gesundheitszustand verschlechterte dann in den folgenden Jahren immer weiter. Priscilla Fairfield Bok erlag am 9. November 1975 im Alter von 79 Jahren in Tucson einem Herzinfarkt.[1]

Ehrungen

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Bart J. Bok: MIRA's Library Named in Honor of Priscilla Fairfield Bok. The Monterey Institute for Research in Astronomy, 1980, abgerufen am 8. Juli 2025 (englisch, hier finden sich mehrere Bilder).
  2. Priscilla Fairfield Bok. AstroGen, abgerufen am 5. Juli 2025 (englisch).
  3. Priscilla Fairfield: Indeterminate cases in the orbit problem. Touchladybirdlucky Studios, 2016, ISBN 978-1-356-01943-4 (englisch, archive.org).
  4. a b c Elizabeth Coquillette: Priscilla Fairfield Bok. The Harvard Plate Stacks, 2023, abgerufen am 2. Juli 2025 (englisch).
  5. Sheila Humphreys: Priscilla Fairfield (Bok) (1896-1975). UC Berkeley, abgerufen am 7. Juli 2025 (englisch, hier findet sich ein frühes Bild).
  6. J. A. Graham, C. M. Wade, R. M. Price: Bart J. Bok. In: National Academy of Sciences of the United States of America (Hrsg.): Biographical Memoirs. Band 64. National Academic Press, Washington, D.C. 1994, ISBN 0-309-04978-4, S. 75, Kap. Bart J. Bok, S. 72–97, doi:10.17226/4547 (englisch, nationalacademies.org).
  7. Die Quelle Coquillette nennt fälschlicher Weise die Geburtsjahre 1931 und 1934.
  8. Charles J. Lada: Obituary - Bart Jan Bok 1906–83. In: Quarterly Journal of the Royal Astronomical Society. Band 28, Nr. 4, Dezember 1987, S. 531–542, Seite 531 unten, bibcode:1987QJRAS..28..539L (englisch).
  9. 125. Geburtstag einer großen AstronominPriscilla Bok, ihr Mann und die Milchstraße. Deutschlandfunk, 2021, abgerufen am 6. Juni 2025 (hier befindet sich ein Bild von Priscilla und Bart Bok).
  10. Bart J. Bok; Pricilla F. Bok: The Milky Way. The Blakiston Company, Philadelphia, Toronto 1941 (englisch, archive.org – der Online-Link führt zur zweiten Auflage).
  11. Lutz D. Schmadel: Dictionary of Minor Planet Names. Springer, Heidelberg, New York, Dordrecht, London 2012, ISBN 978-3-642-29717-5, S. 166, doi:10.1007/978-3-642-29718-2 (englisch).
  12. Lutz D. Schmadel: Dictionary of Minor Planet Names. Springer, Heidelberg, New York, Dordrecht, London 2012, ISBN 978-3-642-29717-5, S. 153–154, doi:10.1007/978-3-642-29718-2 (englisch).
  13. Bok (Mondkrater) im Gazetteer of Planetary Nomenclature der IAU (WGPSN) / USGS
  14. Priscilla Fairfield Bok Prize. Australian National University, abgerufen am 2. Juli 2025 (englisch).
  15. Priscilla and Bart Bok Award. Astronomical Society of the Pacific, abgerufen am 8. Juli 2025 (englisch).