Prischwitz
Prischwitz Prěčecy Gemeinde Göda
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|---|---|
| Koordinaten: | 51° 12′ N, 14° 18′ O |
| Höhe: | 175 m ü. NHN |
| Einwohner: | 159 (31. Dez. 2022)[Ohne Beleg] |
| Eingemeindung: | 1. März 1994 |
| Postleitzahl: | 02633 |
| Vorwahl: | 035937 |
![]() Das Schwarzwasser in Prischwitz
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Prischwitz, sorbisch , ist ein Ort im sächsischen Landkreis Bautzen. Er gehört seit 1994 zur Gemeinde Göda, die westlich an Bautzen grenzt und liegt im sorbischen Siedlungsgebiet.
Geographie
Lage
Der Ort liegt in der Oberlausitz und wird von den Ortschaften Muschelwitz im Nordosten, Döbschke im Südosten, Pietzschwitz im Süden, Zischkowitz im Südwesten, Liebon im Westen und Zscharnitz im Nordwesten umgeben.
Geomorphologie
Das Relief ist wellig und weist eine Abdachung nach Norden auf. Die sächsische Naturraumgliederung ordnet den Landstrich dem Oberlausitzer Gefilde zu. Es handelt sich dabei um einen Teil der Naturregion Sächsisches Lössgefilde, die in der Gegend von Prischwitz nur noch eine Nord-Süd-Ausdehnung von etwa 15 Kilometern aufweist und sich nach Osten hin weiter verschmälert. Nördlich grenzt das relativ ebene Oberlausitzer Heide- und Teichgebiet an, südlich das Oberlausitzer Bergland.

Der heutige Formenschatz entstand überwiegend im Quartär insbesondere unter dem Einfluss der letzten Eiszeiten. Er beinhaltet unter anderem Rinnen, Muldentäler und Lößplatten und -rücken. Prischwitz liegt im Tal des Schwarzwassers zu beiden Seiten des Flüsschens, welches zum Einzugsgebiet der Elbe gehört und hier seit den 1970er Jahren weitgehend reguliert ist. 2023 wurde der Flussabschnitt zwischen Prischwitz, Sollschwitz und Dreikretscham aufwendig renaturiert. Im Ort befindet sich seit 1907 ein Pegel, nach welchem die Hochwasserwarnungen und -entwarnungen durch das Schwarzwasser für die Gemeinde Göda herausgegeben werden.[1][2]
Geologie
Die jüngsten Ablagerungen sind Auensedimente des Schwarzwassers, welche sich in der Tiefelinie von dessen Tal finden lassen.[3] Sie setzen etwa 350 m nordwestlich der Autobahnunterführung (K7278) zwischen Prischwitz und Pietzschwitz ein. Ihr Alter dürfte holozän sein. Im Westen und Norden steht Löß bzw. Lößlehm an, welcher unter den periglazialen Bedingungen der letzten beiden Eiszeiten gebildet wurde. Im Süden und Osten finden sich Schmelzwasserablagerungen des sich zurückziehenden Eises der Elsterkaltzeit. Das Prischwitzer Gebiet wurde von den Eismassen der Elster- und der Saalekaltzeit bedeckt. Diese aus geologischer Sicht sehr jungen Sedimente überlagern einen cadomisch-kambrischen Granodiorit. Diese Lagerverhältnisse kennzeichnen eine ausgeprägte Schichtlücke zwischen dem Kambrium und dem Quartär, welche in dieser Form erst mit den Abtragungsvorgängen der Eiszeiten entstanden ist. Der Granodiorit wurde früher in einem Steinbruch im Ort gewonnen, dieser ist jedoch heute völlig zugewachsen und nur noch als steile Geländekante erkennbar. Zwischen Prischwitz und Liebon wird ein Bentonitvorkommen vermutet.[4]
Klima
Die Region liegt in der kühlgemäßigten Übergangszone zwischen Ozeanischem und Kontinentalem Klima (nach Troll und Paffen) bzw. der gemäßigten Klimazone mit Übergangsklima nach Neef. Die Jahresmitteltemperatur von 8,5 °C für Bautzen dürfte derjenigen von Prischwitz etwa entsprechen. Dabei ist der Juli mit durchschnittlich 18,2 °C der wärmste und der Januar mit −1,2 °C der kälteste Monat. Bei einer entsprechenden Großwetterlage können, durch einströmende kalte Luft aus dem Böhmischen Becken, auch Temperaturen bis −15 °C erreicht werden. Im Volksmund wird dieses Phänomen „Böhmischer Wind“ genannt. Der mittlere Jahresniederschlag liegt, bedingt durch den Regenschatten des Oberlausitzer Berglandes, zwischen 670 und 690 mm. Damit ist das Gebiet relativ Niederschlagsarm. Der niederschlagsreichste Monat ist im langjährigen Mittel der Juli mit 80 bis 90 mm, der niederschlagsärmste Monat ist der Januar mit etwa 40 mm.
Vegetation
Die potentielle natürliche Vegetation besteht im Schwarzwasser-Tal aus Traubenkirschen-Erlen-Eschenwald, auf den Lößflächen aus typischem Hainbuchen-Traubeneichenwald und in den Rinnen der Lößflächen aus Waldziest-Hainbuchen-Stieleichenwald.[5] Die vorhandene Vegetation beschränkt sich auf einige kleine Waldstücke, welche überwiegend an den landwirtschaftlich nicht nutzbaren Hängen der Rinnen liegen.
Fauna
Im Raum Prischwitz kommen mindestens zwei Fledermausarten vor, eine davon ist das Große Mausohr (Myotis myotis),[6] die andere der Große Abendsegler (Nyctalus noctula).[7]
Geschichte
| Jahr | Einwohner |
|---|---|
| 1580 | 10 Bauern, 1 Häusler |
| 1730 | 8 Bauern, 1 Kleinbauer |
| 1777 | 8 Bauern, 2 Häusler |
| 1834 | 113 |
| 1871 | 121 |
| 1890 | 148 |
| 1910 | 121 |
| 1925 | 132 |
| 1936 | 320 |
| 1939 | 317 |
| 1946 | 394 |
| 1950 | 486 (Gemeinde) / 211 (Dorf) |
| 1964 | 750 |
| 1990 | 617 |
In frühslawischer Zeit existierte an der Stelle des heutigen Ortes wahrscheinlich ein Burgward, an den heute nur noch der Flurname Ratkow (= „Burgplatz“) erinnert. Auch das spätslawische Gräberfeld zwischen Liebon und Zscharnitz belegt, dass Prischwitz im alten slawischen Siedlungsland liegt.
Die Ersterwähnung erfolgte 1292, als das Bistum Meißen durch Bischof Withego I. in finanzielle Not geraten war und daher am 1. November 1292 die Dörfer „Prischewicz“ (Prischwitz) und „Luthewicz“ (Leutwitz) für 234 Mark an die Äbtissin Elisabeth und das Kloster St. Marienstern verkaufte.[11] Das 1228/1241 in der Oberlausitzer Grenzurkunde genannte „Prisez“ hatte Alfred Meiche aus philologischen Gründen als Prischwitz gedeutet.[12] Im Anschluss an Max Jäneckes historisch-geografische Untersuchungen[13] ordnet Gerhard Billig den Ort jedoch dem Dorf Prietitz zu, das heute nach Elstra eingemeindet ist.[14] Dem folgt auch das Historische Ortsverzeichnis von Sachsen.[15]
Im Jahr 1381 wurde Prischwitz nach Göda eingepfarrt, wobei der damalige Kirchenzehnt 19 Schock Getreide betrug. Außer dieser Steuer mussten weitere Abgaben und Frondienste an das Kloster gezahlt werden, die aber moderat waren, da es viele Besitzungen hatte. Eine Besonderheit war der „Honigzins“ von jährlich 31 Eimern, die durch Zeidlerei erbracht wurden. Das Kloster setzte auch den Richter für kleinere Rechtsfälle und dessen Schöffen ein, in andere Fällen hatte es selbst die Obergerichtsbarkeit. Prischwitz liegt an der einstigen Alten Straße, einem Abschnitt der Via Regia, die von Breslau über Görlitz, Bautzen, Kamenz nach Leipzig führte. Dadurch war der Ort an den größten Handelsweg Mitteldeutschlands und damit an den Verkehr zwischen Schlesien und dem Westen des Heiligen Römischen Reichs angeschlossen. Schon 1374 und 1382 wird im Zinsregister von St. Marienstern eine Mühle erwähnt, die bis 1967 in Betrieb war. Der Hussitensturm 1429 zog den Ort und das Kloster in Mitleidenschaft. Spätestens seit 1725 bestand auf der Alten Straße eine Reit- und Fahrpostlinie, eventuell mit Halt in Prischwitz, an die noch das Fragment eines Kursächsischen Viertelmeilensteines von 1725 an der S 100 in Richtung Bloaschütz erinnert. In den Jahren 1832 bis 1834 begann die Ablösung der Dienste, 1856 wurde die klösterliche Gerichtsbarkeit aufgehoben. Danach war das Dorf eine Landgemeinde im Landgerichtsbezirk Bautzen. Am 1. April 1936 wurden Muschelwitz und Sollschwitz nach Prischwitz eingemeindet. Seit 1994 gehört Prischwitz und ihm untergeordneten Dörfer zur Gemeinde Göda.
Für seine Statistik über die sorbische Bevölkerung in der Oberlausitz ermittelte Arnošt Muka in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts 131 Einwohner, davon waren 117 Sorben (89 %) und 14 Deutsche.[16] Ernst Tschernik zählte 1956 in der Gemeinde Prischwitz (mit Muschelwitz und Sollschwitz) einen sorbischsprachigen Bevölkerungsanteil von nur noch 13,4 %.[17] Heute wird in Prischwitz kaum noch Sorbisch gesprochen.
Anfang des 20. Jahrhunderts siedelte sich verschiedene Gewerbe an, darunter Brauerei, Molkerei, Schmiede, Stellmacherei, Sattlerei, Uhrmacher, Installateur sowie Gast- und Textilgewerbe. Heute besteht nur noch die Schmiede. Seit 1963 war Prischwitz der offizielle Betriebssitz einer Außenstelle des VEB Meliorationsbau Dresden, der am 1. Mai 1990 privatisiert und unter Treuhandverwaltung gestellt wurde.
Die Liste der Kulturdenkmale in Göda enthält unter anderem eine historische Steinbogenbrücke, die alte Mühle (Nr. 8) und ein altes Fachwerkhaus in Prischwitz.
Siedlungsstruktur und Landnutzung
Bei der Siedlung Prischwitz handelt es sich um einen erweiterten Rundweiler mit Blockflur. Diese ursprüngliche Struktur lässt sich ansatzweise noch auf dem Meilenblatt von 1804 erkennen. Die dominante Gehöftform ist der Vierseithof, dazu kommen noch einigen einzelne Häuser und ein Dreiseithof.
Die Landnutzung beschränkt sich auf Grund der guten Böden weitgehend auf die Landwirtschaft. Früher gab es noch vereinzelt die Jagd, wobei dazu bestimmte Flächen von ihren jeweiligen Eigentümern verpachtet wurden. Prischwitz gehört zum Revier 16 Burkau des Forstbezirks Oberlausitz.
Infrastruktur
Verkehr
Die Bundesautobahn 4 verläuft direkt südlich des Ortskerns, wobei die beiden nächstgelegenen Ausfahrten Salzenforst und Uhyst am Taucher sind. Westlich der Autobahnbrücke über die S100 (Bautzen–Kamenz) sollte ursprünglich die Anschlussstelle Prischwitz gebaut werden. Das Dorf ist an den ÖPNV durch die ZVON-Plusbuslinie 530 angebunden, die Prischwitz werktags stündlich mit Bautzen und Kamenz verbindet. Der nächste Bahnhof ist Seitschen (5,9 km).
Energie
Vor einiger Zeit waren zwei Windenergieanlagen unmittelbar südlich der Bundesautobahn 4 in der Gemarkung Prischwitz geplant.[6] Der Bau wurde jedoch aus Gründen des Tierschutzes im Jahr 2003 vom Verwaltungsgericht Dresden untersagt.
Kommunikation
Seit 1912 ist Prischwitz an das Telegrafen- bzw. Telefonnetz angeschlossen. Das „Amt Prischwitz“ arbeitet auch heute noch, die Vermittlungstechnik wurde jedoch nach Bautzen verlegt.
Bildung
Die erste Schule für die Prischwitzer Kinder war Bolbritz, von 1884 bis 1946 Muschelwitz, danach bis 1980 das Schulkombinat Storcha/Bolbritz und seitdem Göda. Die Fahrbücherei der Stadtbibliothek Bautzen bedient das Dorf im 14-täglichen Rhythmus mit ausleihbaren Büchern, Zeitschriften, Kassetten, CDs, Videos und CD-ROMs.
Sonstiges
Seit 1906 existiert die Freiwillige Feuerwehr Prischwitz.
Veranstaltungen
Prischwitz war regelmäßig Durchgangsort der Sachsen-Tour. Außerdem gibt es das gemeinsame Adventssingen, welches jedes Jahr von einer anderen Familien organisiert wird, sowie das jährliche Hexenbrennen.
Besonderheiten
Auf Grund einer relativ hohen Anzahl von Personen katholischer Konfession in den ehemaligen Ortsteilen ist Prischwitz eine von 25 Ortschaften in der ansonsten eher evangelischen Oberlausitz, in denen gemäß Fronleichnamsverordnung Fronleichnam ein gesetzlicher Feiertag ist.
Weblinks
- Prischwitz im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
Literatur
- Schust, F. & Wasternack, J. (2002): Granitoid-Typen in postkinematischen Granitoidplutonen: Abbilder von autonomen Intrusionsschüben – Beispiele vom Nordrand des Böhmischen Massivs (Erzgebirge – Harz – Lausitz). – Z. geol. Wiss., 30: 77–117, Berlin.
- Lausitzer Bergland um Pulsnitz und Bischofswerda (= Werte unserer Heimat. Band 40). 1. Auflage. Akademie-Verlag, Berlin 1983.
- Chronik der Schule zu Muschelwitz – zum 50jährigen Jubiläum und Heimatfest. 1. Juli 1934.
- Gemeindeverwaltung Göda (Hrsg.): Göda – tausendjährig. Festschrift zum Jubiläum. 2. Auflage. Bautzen 2006, ISBN 3-936758-36-0.
Einzelnachweise
- ↑ Zustellungsplan für Hochwassernachrichten. (PDF) Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 6. Januar 2014; abgerufen am 6. Januar 2014. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Hydrologisches Handbuch. Teil 1: Pegelverzeichnis. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 6. Januar 2014; abgerufen am 6. Januar 2014. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Geol. Übersichtskarte des Freistaates Sachsen. Abgerufen am 6. Januar 2014.
- ↑ Karte oberflächennaher Rohstoffe 1 : 50.000 (KOR 50). Abgerufen am 6. Januar 2014.
- ↑ Potentielle Natürliche Vegetation in Sachsen. Abgerufen am 6. Januar 2014.
- ↑ a b Gutachterliche Stellungnahme zum Einfluss von Windenergieanlagen auf Fledermäuse. (PDF; 142 kB) Abgerufen am 6. Januar 2014.
- ↑
- ↑ Digitales Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen. Abgerufen am 23. November 2008.
- ↑ Chronik der Schule zu Muschelwitz – zum 50jährigen Jubiläum und Heimatfest. 1. Juli 1934.
- ↑ Gemeindeverwaltung Göda (Hrsg.): Göda – tausendjährig. Festschrift zum Jubiläum. 2. Auflage. Bautzen 2006, ISBN 978-3-936758-36-8.
- ↑ Hermann Knothe: Urkundliche Geschichte des Jungfrauenklosters Marienstern Cisterzienserordens in der Königl. Sächs. Oberlausitz. Dresden 1871, S. 22 (Digitalisat SLUB Dresden).
- ↑ Alfred Meiche: Die Oberlausitzer Grenzurkunde vom Jahre 1241 und die Burgwarde Ostrusna, Trebista und Godobi. In: Neues Lausitzisches Magazin. Band 84, 1908, S. 145–251 ([1] – hier S. 217).
- ↑ Max Jänecke, Die Oberlausitzer Herrschaften. Leipzig 1923 / Görlitz 2019
- ↑ Gerhard Billig: Die Burgwardorganisation im obersächsisch-meissnischen Raum. Berlin 1989, S. 153
- ↑ Prietitz im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- ↑ Ernst Tschernik: Die Entwicklung der sorbischen Bevölkerung. Akademie-Verlag, Berlin 1954, S. 58.
- ↑ Ludwig Elle: Sprachenpolitik in der Lausitz. Domowina-Verlag, Bautzen 1995, S. 244.

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