Präsidentschaftswahl in der Ukraine 1999

‹ 1994 • UkraineUkraine • 2004
Präsidentschaftswahl in der Ukraine 1999
1. Wahlgang: 31. Oktober 1999
2. Wahlgang (Stichwahl): 14. November 1999

unabhängig
Leonid Kutschma
Stimmen 15,870,722
  
59,8 %
Kommunistische Partei der Ukraine
Petro Symonenko
Stimmen 10,665,420
  
40,2 %

Präsident der Ukraine
Vor der Wahl
Leonid Kutschma
Nach der Wahl
Leonid Kutschma
Standarte des Präsidenten der Ukraine

Präsidentschaftswahlen fanden in der Ukraine am 31. Oktober 1999 statt, die zugehörige Stichwahl am 14. November.[1] Gewinner war Leonid Kuchma, der sich in einer Stichwahl gegen Petro Symonenko durchsetzen konnte.[2]

Bislang ist dies die einzige Wiederwahl eines amtierenden Präsidenten in der Geschichte der unabhängigen Ukraine.

Wahlsystem

Zum Zeitpunkt der Wahl hatte die Ukraine 50.105.600 Einwohner, davon 34.017.400 in Städten. Die Oblast Donezk, die bevölkerungsreichste Oblast, umfasste mit 23 die meisten Wahlkreise. Die wenigsten Wahlkreise unter den Oblasten hatte die Oblast Czernowitz mit nur 4. Die Stadt Kiew hatte 12 Wahlkreise und Sewastopol 2. Für Wähler, die zum Zeitpunkt der Wahl nicht in der Ukraine wählen konnten, gab es außerdem einen speziellen „Auslandswahlkreis“.

Registrierung

Insgesamt 32 Personen bewarben sich um die Registrierung als Präsidentschaftskandidaten. 19 von ihnen wurden von der Zentralen Wahlkommission der Ukraine registriert; die Bewerbungen der anderen 13 wurden abgelehnt.

Seit Sommer 1999 herrschte ein starker Wettbewerb zwischen den Kandidaten. Vier Kandidaten, Jewhen Martschuk, Oleksandr Moros, Wolodymyr Oliynyk (Bürgermeister von Tscherkassy) und Oleksandr Tkatschenko (Sprecher der Werchowna Rada), trafen sich in Kaniw und riefen alle Kandidaten dazu auf, faire und ehrliche Wahlen zu gewährleisten. Die „Kaniw-Vier“ hatten die Absicht, einen einzigen Kandidaten aufzustellen, der bessere Erfolgschancen hätte. Dies gelang ihnen jedoch nicht, und niemand schloss sich ihnen an. Am 27. Oktober zog Olijnyk seine Kandidatur zugunsten von Jewhen Martschuk zurück, während Oleksandr Tkatschenko den Vorsitzenden der Kommunistischen Partei der Ukraine Petro Symonenko favorisierte.

Registrierte Kandidaten

Udowenko und Kostenko wurde die Registrierung zunächst verweigert, am 21. Mai 1999 wurden sie jedoch beide registriert.

Registrierung verweigert

  • Mykola Havrylov
  • Borys Holodyuk, von einer Wählergruppe (Monastyrets, Oblast Lemberg)
  • Wolodymyr Huba, von einer Wählergruppe (Kiew)
  • Valentyna Datsenko, von der Allukrainischen Partei der Fraueninitiativen
  • Tetyana Zadorozhna, von einer Wählergruppe (Shakhtarsk)
  • Oleh Kalaschnikow, von einer Wählergruppe (Kiew)
  • Valeriy Korotkov, von der Women National Party (vereinigt)
  • Dmytro Kortschynskyj, von einer Wählergruppe (Pohoriltsi, Oblast Tschernihiw)
  • Pawlo Lasarenko, von Hromada
  • Oleksandr Pukhkal, von einer Wählergruppe (Mykolajiwka, Oblast Kirowohrad)
  • Marian Roketsky, von einer Wählergruppe (Iwano-Frankiwsk)
  • Andriy Taranenko, von einer Wählergruppe (Kiew)
  • Wolodymyr Jurtschenko, von einer Wählergruppe (Kiew)

Kandidaten

Alle Kandidaten mussten Unterschriften sammeln, um Kandidat zu werden. Zehn Kandidaten konnten die erforderliche Anzahl an Unterschriften nicht erreichen, während sechs auf Beschluss des Obersten Gerichtshofs der Ukraine wieder zugelassen wurden. Zwei weitere registrierte Kandidaten zogen ihre Kandidatur später zurück.

Wahlkampf

Während des Wahlkampfs wurde Kutschma vom Block „Unsere Wahl – Leonid Kutschma!“ unterstützt.

Am 27. Oktober 1999 zogen sich Olijnyk und Tkatschenko aus dem Wahlkampf zurück.

Durchführung

Laut dem Historiker Serhy Yekelchyk betrieb die Regierung von Präsident Kutschma während der Wahlen „in großem Umfang Wahlbetrug“.[3]

Ergebnisse

In der ersten Runde gewann Leonid Kutschma die meisten Oblaste und den Wahlkreis außerhalb des Landes. In sieben Oblasten, vor allem im Zentrum und Süden, war Petro Symonenko der Gewinner. Oleksandr Moros gelang es, in den eher agrarisch orientierten Gebieten Poltawa und Winnyzja die Führung zu übernehmen. Natalija Witrenko war in der Oblast Sumy erfolgreich.

Kandidat Partei 1. Wahlgang 2. Wahlgang
Stimmen % Stimmen %
Leonid Kutschma Unabhängig 9.598.672 37,99 % 15.870.722 57,70 %
Petro Symonenko Kommunistische Partei der Ukraine 5.849.077 23,15 % 10.665.420 38,77 %
Oleksandr Moroz Sozialistische Partei der Ukraine 2.969.896 11,75 %
Natalija Witrenko Progressive Sozialistische Partei der Ukraine 2.886.972 11,43 %
Jewhen Martschuk Unabhängig 2.138.356 8,46 %
Juri Kostenko Unabhängig 570.623 2,26 %
Hennadij Udowenko Die Bewegung–Partei Reformen und Ordnung 319.778 1,27 %
Wasyl Onopenko Vereinte Sozialdemokratische Partei der Ukraine 124.040 0,49 %
Oleksandr Rzhavskyj Eine Familie[4] 96.515 0,38 %
Juri Karmazin Motherland Defenders Party 90.793 0,36 %
Vitaliy Kononov Partei der Grünen der Ukraine 76.832 0,30 %
Oleksandr Bazyliuk Slawische Partei (Ukraine) 36.012 0,14 %
Mykola Haber Patriotische Partei der Ukraine 31.829 0,13 %
Gegen alle 477.019 1,89 970.181 3,53
Summe 25.266.414 100,00 27.506.323 100,00
Gültige Stimmen 25.266.414 96,05 27.506.323 97,50
Leere oder ungültige Stimmzettel 1.038.749 3,95 706.161 2,50
Stimmen insgesamt 26.305.163 100,00 28.212.484 100,00
Registrierte Wähler/Wahlbeteiligung 37.498.630 70,15 37.680.581 74,87
Quelle: Nohlen & Stöver

Einzelnachweise

  1. Dieter Nohlen & Philip Stöver (2010) Elections in Europe: A data handbook, p. 1976. ISBN 978-3-8329-5609-7
  2. Nohlen & Stöver, p1994
  3. The Conflict in Ukraine: What Everyone Needs to Know by Serhy Yekelchyk, Oxford University Press, 2015, ISBN 0190237287 (Seite 87)
  4. Offizielle Website der Einen Familie. Archiviert vom Original am 19. Dezember 2014; abgerufen am 29. Januar 2014.