Präsidentschaftswahl in der Ukraine 1999
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Präsidentschaftswahlen fanden in der Ukraine am 31. Oktober 1999 statt, die zugehörige Stichwahl am 14. November.[1] Gewinner war Leonid Kuchma, der sich in einer Stichwahl gegen Petro Symonenko durchsetzen konnte.[2]
Bislang ist dies die einzige Wiederwahl eines amtierenden Präsidenten in der Geschichte der unabhängigen Ukraine.
Wahlsystem
Zum Zeitpunkt der Wahl hatte die Ukraine 50.105.600 Einwohner, davon 34.017.400 in Städten. Die Oblast Donezk, die bevölkerungsreichste Oblast, umfasste mit 23 die meisten Wahlkreise. Die wenigsten Wahlkreise unter den Oblasten hatte die Oblast Czernowitz mit nur 4. Die Stadt Kiew hatte 12 Wahlkreise und Sewastopol 2. Für Wähler, die zum Zeitpunkt der Wahl nicht in der Ukraine wählen konnten, gab es außerdem einen speziellen „Auslandswahlkreis“.
Registrierung
Insgesamt 32 Personen bewarben sich um die Registrierung als Präsidentschaftskandidaten. 19 von ihnen wurden von der Zentralen Wahlkommission der Ukraine registriert; die Bewerbungen der anderen 13 wurden abgelehnt.
Seit Sommer 1999 herrschte ein starker Wettbewerb zwischen den Kandidaten. Vier Kandidaten, Jewhen Martschuk, Oleksandr Moros, Wolodymyr Oliynyk (Bürgermeister von Tscherkassy) und Oleksandr Tkatschenko (Sprecher der Werchowna Rada), trafen sich in Kaniw und riefen alle Kandidaten dazu auf, faire und ehrliche Wahlen zu gewährleisten. Die „Kaniw-Vier“ hatten die Absicht, einen einzigen Kandidaten aufzustellen, der bessere Erfolgschancen hätte. Dies gelang ihnen jedoch nicht, und niemand schloss sich ihnen an. Am 27. Oktober zog Olijnyk seine Kandidatur zugunsten von Jewhen Martschuk zurück, während Oleksandr Tkatschenko den Vorsitzenden der Kommunistischen Partei der Ukraine Petro Symonenko favorisierte.
Registrierte Kandidaten
Udowenko und Kostenko wurde die Registrierung zunächst verweigert, am 21. Mai 1999 wurden sie jedoch beide registriert.
- Oleksandr Bazylyuk, von der Slawische Partei
- Hennadiy Balashov, von einer Wählergruppe (Dnipro)
- Ivan Bilas, vom Kongress der Ukrainischen Nationalisten
- Natalija Witrenko, von Progressive Sozialistische Partei der Ukraine
- Mykola Haber, von der Patriotischen Partei der Ukraine
- Yuriy Karmazin, von der Motherland Defenders Party
- Witalij Kononow, von der Partei der Grünen der Ukraine
- Yuriy Kostenko, von einer Wählergruppe (Kiew)
- Leonid Kutschma, von einer Wählergruppe (Kiew)
- Yevhen Martchuk, vom Block „Unser Präsident – Yevhen Marchuk!“ (Sozialdemokratische Union, Christlich-Demokratische Union (Ukraine), Ukrainische Republikanische Partei, Ukrainische Bauerndemokratische Partei)
- Oleksandr Moroz, von der Sozialistischen Partei der Ukraine
- Hryhoriy Novodvorsky, von einer Wählergruppe (Dashiv, Oblast Winnyzja)
- Volodymyr Oliynyk, von einer Wählergruppe (Kropyvnytskyi)
- Vasyl Onopenko, von Ukraine – Vorwärts!
- Mykhailo Pavlovsky, von einer Wählergruppe (Khmelnytskyi)
- Oleksandr Rzhavsky, von der Allukrainischen Politischen Vereinigung „Eine Familie“
- Petro Symonenko, von der Kommunistischen Partei der Ukraine
- Oleksandr Tkachenko, von der Bauernpartei der Ukraine
- Hennadij Udovenko, von der Nationalbewegung von Ukraine
Registrierung verweigert
- Mykola Havrylov
- Borys Holodyuk, von einer Wählergruppe (Monastyrets, Oblast Lemberg)
- Wolodymyr Huba, von einer Wählergruppe (Kiew)
- Valentyna Datsenko, von der Allukrainischen Partei der Fraueninitiativen
- Tetyana Zadorozhna, von einer Wählergruppe (Shakhtarsk)
- Oleh Kalaschnikow, von einer Wählergruppe (Kiew)
- Valeriy Korotkov, von der Women National Party (vereinigt)
- Dmytro Kortschynskyj, von einer Wählergruppe (Pohoriltsi, Oblast Tschernihiw)
- Pawlo Lasarenko, von Hromada
- Oleksandr Pukhkal, von einer Wählergruppe (Mykolajiwka, Oblast Kirowohrad)
- Marian Roketsky, von einer Wählergruppe (Iwano-Frankiwsk)
- Andriy Taranenko, von einer Wählergruppe (Kiew)
- Wolodymyr Jurtschenko, von einer Wählergruppe (Kiew)
Kandidaten
Alle Kandidaten mussten Unterschriften sammeln, um Kandidat zu werden. Zehn Kandidaten konnten die erforderliche Anzahl an Unterschriften nicht erreichen, während sechs auf Beschluss des Obersten Gerichtshofs der Ukraine wieder zugelassen wurden. Zwei weitere registrierte Kandidaten zogen ihre Kandidatur später zurück.
- Oleksandr Bazylyuk, die Registrierung wurde zunächst abgelehnt; Bazylyuk wurde durch Entscheidung des Oberstes Gericht der Ukraine vom 11. August 1999 der Kandidatenstatus zuerkannt.
- Mykola Haber, die Registrierung wurde zunächst abgelehnt; Haber wurde durch Entscheidung des Oberstes Gericht der Ukraine vom 9. August 1999 der Kandidatenstatus zuerkannt.
- Juri Karmazin, die Registrierung wurde zunächst abgelehnt; Karmazin wurde durch Entscheidung des Oberstes Gericht der Ukraine vom 16. August 1999 der Kandidatenstatus zuerkannt.
- Vitaliy Kononov, die Registrierung wurde zunächst abgelehnt; Kononov wurde durch Entscheidung des Oberstes Gericht der Ukraine vom 12. August 1999 der Kandidatenstatus zuerkannt.
- Juri Kostenko
- Leonid Kutschma
- Jewhen Martschuk
- Oleksandr Moros
- Wolodymyr Oliynyk
- Wasyl Onopenko: Die Registrierung wurde zunächst abgelehnt. Onopenko wurde mit Entscheidung des Oberstes Gericht der Ukraine vom 6. August 1999 der Kandidatenstatus zuerkannt.
- Oleksandr Rzhavsky: Die Registrierung wurde zunächst abgelehnt. Rzhavsky wurde mit Entscheidung des Oberstes Gericht der Ukraine vom 10. August 1999 der Kandidatenstatus zuerkannt.
- Petro Symonenko
- Oleksandr Tkatschenko
- Hennadij Udowenko
- Natalija Witrenko
Wahlkampf
Während des Wahlkampfs wurde Kutschma vom Block „Unsere Wahl – Leonid Kutschma!“ unterstützt.
Am 27. Oktober 1999 zogen sich Olijnyk und Tkatschenko aus dem Wahlkampf zurück.
Durchführung
Laut dem Historiker Serhy Yekelchyk betrieb die Regierung von Präsident Kutschma während der Wahlen „in großem Umfang Wahlbetrug“.[3]
Ergebnisse
In der ersten Runde gewann Leonid Kutschma die meisten Oblaste und den Wahlkreis außerhalb des Landes. In sieben Oblasten, vor allem im Zentrum und Süden, war Petro Symonenko der Gewinner. Oleksandr Moros gelang es, in den eher agrarisch orientierten Gebieten Poltawa und Winnyzja die Führung zu übernehmen. Natalija Witrenko war in der Oblast Sumy erfolgreich.
| Kandidat | Partei | 1. Wahlgang | 2. Wahlgang | |||
|---|---|---|---|---|---|---|
| Stimmen | % | Stimmen | % | |||
| Leonid Kutschma | Unabhängig | 9.598.672 | 37,99 % | 15.870.722 | 57,70 % | |
| Petro Symonenko | Kommunistische Partei der Ukraine | 5.849.077 | 23,15 % | 10.665.420 | 38,77 % | |
| Oleksandr Moroz | Sozialistische Partei der Ukraine | 2.969.896 | 11,75 % | |||
| Natalija Witrenko | Progressive Sozialistische Partei der Ukraine | 2.886.972 | 11,43 % | |||
| Jewhen Martschuk | Unabhängig | 2.138.356 | 8,46 % | |||
| Juri Kostenko | Unabhängig | 570.623 | 2,26 % | |||
| Hennadij Udowenko | Die Bewegung–Partei Reformen und Ordnung | 319.778 | 1,27 % | |||
| Wasyl Onopenko | Vereinte Sozialdemokratische Partei der Ukraine | 124.040 | 0,49 % | |||
| Oleksandr Rzhavskyj | Eine Familie[4] | 96.515 | 0,38 % | |||
| Juri Karmazin | Motherland Defenders Party | 90.793 | 0,36 % | |||
| Vitaliy Kononov | Partei der Grünen der Ukraine | 76.832 | 0,30 % | |||
| Oleksandr Bazyliuk | Slawische Partei (Ukraine) | 36.012 | 0,14 % | |||
| Mykola Haber | Patriotische Partei der Ukraine | 31.829 | 0,13 % | |||
| Gegen alle | 477.019 | 1,89 | 970.181 | 3,53 | ||
| Summe | 25.266.414 | 100,00 | 27.506.323 | 100,00 | ||
| Gültige Stimmen | 25.266.414 | 96,05 | 27.506.323 | 97,50 | ||
| Leere oder ungültige Stimmzettel | 1.038.749 | 3,95 | 706.161 | 2,50 | ||
| Stimmen insgesamt | 26.305.163 | 100,00 | 28.212.484 | 100,00 | ||
| Registrierte Wähler/Wahlbeteiligung | 37.498.630 | 70,15 | 37.680.581 | 74,87 | ||
| Quelle: Nohlen & Stöver | ||||||
Einzelnachweise
- ↑ Dieter Nohlen & Philip Stöver (2010) Elections in Europe: A data handbook, p. 1976. ISBN 978-3-8329-5609-7
- ↑ Nohlen & Stöver, p1994
- ↑ The Conflict in Ukraine: What Everyone Needs to Know by Serhy Yekelchyk, Oxford University Press, 2015, ISBN 0190237287 (Seite 87)
- ↑ Offizielle Website der Einen Familie. Archiviert vom am 19. Dezember 2014; abgerufen am 29. Januar 2014.

