Präsidentschaftswahl in Polen 1990

Polen • 1995
Präsidentschaftswahl in Polen 1990
1. Wahlgang: 25. November 1990
2. Wahlgang (Stichwahl): 9. Dezember 1990

Parteiloser
Lech Wałęsa
Stimmen 10.622.696
  
74,3 %
Parteiloser
Stanisław Tymiński
Stimmen 3.683.098
  
25,7 %

Präsident der Republik Polen
Vor der Wahl
Wojciech Jaruzelski
PZPR
Nach der Wahl
Lech Wałęsa
parteilos

Die Präsidentschaftswahl in Polen 1990 fand am 25. November und 9. Dezember 1990 statt und war die erste Volkswahl des polnischen Staatsoberhaupts. In der Stichwahl wurde der Gewerkschaftsführer und Friedensnobelpreisträger Lech Wałęsa für eine fünfjährige Amtszeit zum Präsidenten der Republik Polen gewählt.

Hintergrund

Durch eine Verfassungsänderung vom 27. September 1990 wurde die Einführung einer Volkswahl für das Amt des Präsidenten und gleichzeitig die Verkürzung der Amtszeit des amtierenden Präsidenten Wojciech Jaruzelski beschlossen.[1] Mit dem aktiven Wahlrecht wurden alle bei den Parlamentswahlen wahlberechtigten Bürger ausgestattet und mit dem passiven Wahlrecht diejenigen, die außerdem bis zum Tag der Wahl 35 Lebensjahre vollendet haben. Die Wahlvorschläge mussten eine schriftliche Unterstützung von mindestens einhunderttausend wahlberechtigten Bürgern vorweisen. Sollte am ersten Wahltag kein Kandidat über die notwendige Mehrheit von über 50 % der abgegebenen Stimmen verfügen, wird eine zweite Wahlrunde ausgerufen, die zwei Wochen nach dem ersten Wahltag stattfindet. Zu dieser sind die beiden Kandidaten zugelassen, die in der ersten Wahlrunde die meisten Stimmen erhalten haben (Stichwahl). Die Feststellung der Gültigkeit der Wahl und die Vereidigung des Präsidenten oblag der Nationalversammlung.

Kandidaten

Folgende Kandidaten konnten in der angesetzten Frist 100.000 Unterschriften der Wahlberechtigten vorweisen und durften nach der Verifizierung dieser durch den Wahlausschuss an der ersten Wahlrunde teilnehmen:

Ein weiterer Kandidat reichte die Unterschriften fristgerecht ein, wurde jedoch nach der Prüfung von der Wahl ausgeschlossen, da die Unterlagen formale Mängel aufwiesen:

  • Kornel Morawiecki (1941–2019) – promovierter Physiker, Hochschullehrer, ehemaliger Führer der konspirativen „Kämpfenden Solidarität“ (1982–1985)

Ergebnis

Stimmmehrheiten nach Woiwodschaften im ersten Wahlgang
Stimmmehrheiten nach Woiwodschaften im zweiten Wahlgang
KandidatenParteien1. Wahlgang2. Wahlgang
Stimmen%Stimmen%
Lech WałęsaSolidarność6.569.88940,010.622.69674,3
Stanisław TymińskiParteilos3.797.60523,13.683.09825,7
Tadeusz MazowieckiParteilos2.973.36418,1
Włodzimierz CimoszewiczSocjaldemokracja Rzeczypospolitej Polskiej1.514.0259,2
Roman BartoszczePolskie Stronnictwo Ludowe1.176.1757,2
Leszek MoczulskiKonfederacja Polski Niepodległej411.5162,5
Gesamt16.442.57410014.305.794100
Ungültige Stimmen259.4261,6344.2432,3
Wähler16.702.00060,614.650.03753,4
Wahlberechtigte27.545.62527.436.078
Quellen: Dziennik Ustaw, 1. Wahlgang2. Wahlgang

Nach der Wahl

Am 22. Dezember 1990 stellte die Nationalversammlung die Gültigkeit der Wahl fest.[2] Wałęsa legte seinen Amtseid ab und ergänzte ihn mit einer religiösen Bekräftigung, die eigentlich in der Eidesformel nicht vorgesehen war.

Fußnoten

  1. Ustawa z dnia 27 września 1990 r. o zmianie Konstytucji Rzeczypospolitej Polskiej. In: Dziennik Ustaw auf der Website des ISAP. Kanzlei des Sejm, 2. Oktober 1990, abgerufen am 19. Dezember 2012 (polnisch, PDF-Datei s. Tekst ogłoszony).
  2. Uchwała Zgromadzenia Narodowego z dnia 22 grudnia 1990 r. w sprawie stwierdzenia ważności wyboru Prezydenta Rzeczypospolitej Polskiej. In: Monitor Polski auf der Website des ISAP. Kanzlei des Sejm, 22. Dezember 1990, abgerufen am 19. Dezember 2012 (polnisch, PDF-Datei s. Tekst ogłoszony).