Polizei-Bataillon 302

Polizei-Bataillon 302
(danach II./Pol.-Geb.Jg.-Rgt. 18)

Aktiv 1940 bis 1942
Staat Deutsches Reich NS Deutsches Reich
Streitkräfte Schutzstaffel
Typ Ordnungspolizei
Standort Heimatstandort: München
Führung
Kommandeur Major der Schutzpolizei Hans Hösl

Das Polizei-Bataillon 302 war eine militärische Einheit der Ordnungspolizei im nationalsozialistischen Deutschland und wurde im Zweiten Weltkrieg in Norwegen, Slowenien, Finnland und auf dem Balkan eingesetzt. Angehörige des Bataillons waren am Holocaust und weiteren Kriegsverbrechen beteiligt.

Hintergrund

Die deutsche Ordnungspolizei war ein zentrales Instrument des Sicherheitsapparats des nationalsozialistischen Deutschlands. In der Vorkriegszeit arbeiteten der Reichsführer SS Heinrich Himmler und der Chef der Ordnungspolizei Kurt Daluege zusammen, um Polizeieinheiten der Weimarer Republik in militarisierte Formationen umzuwandeln. Diese sollten bereit sein, den Eroberungs- und Vernichtungszielen des NS-Regimes zu dienen. Für die Besetzung Polens im September 1939 wurden die Polizeitruppen zunächst in Bataillone der Ordnungspolizei formiert, wo sie zu Sicherheits- und Polizeizwecken eingesetzt wurden und auch an Hinrichtungen und Massendeportationen teilnahmen. Im weiteren Kriegsverlauf dienten die Polizei-Bataillone dazu in besetzten Gebieten mittels deutscher Sicherheitskräfte die Kontrolle zu erhalten und die Politik und die Interessen des nationalsozialistischen Systems durchzusetzen.

Aufstellung

Das Bataillon wurde Ende Sommer 1940 aus einer Ausbildungseinheit aufgestellt, welche im Frühjahr 1940 mobilisiert worden war. Die Aufstellung erfolgte mit Freiwilligen, die sich nach einer Verfügung vom 11. Oktober 1939 zum Polizeidienst gemeldet hatten. Die Führung des Ausbildungsbataillon wurde in der Schutzpolizeischule Fürstenfeldbruck, westlich von München, eingerichtet. Hier wurden Anfang 1940 einundzwanzig Polizeikompanien ausgebildet. Vier der Kompanien wurden zum Polizei-Ausbildungs-Bataillon München zusammengefasst und unter dem Befehl von Major Hans Hösl als Wachtmeister-Bataillon eingestuft. Nach 28 Wochen Ausbildungsbetrieb wurde Ende September 1940 das Polizei-Bataillon 302 gebildet. Da die Masse der Polizisten aus Bayern stammte wurde die Stadt München im Wehrkreis VII als Heimatstandort bestimmt.[1]

Einsatz

Nach der Aufstellung als Polizei-Bataillon 302 wurde der Verband nach Norwegen verlegt. Hintergrund war eine Verstärkung der Polizeikräfte in Norwegen, wo bis zu diesem Zeitpunkt seit Mai 1940 nur zwei deutsche Polizeibataillone im Einsatz waren. Es wurde im Raum der Hafenstadt Trondheim eingesetzt um von Süden an das Polizei-Bataillon 312 anzuschließen, welches ca. 200 km weiter nördlich im Raum Namsos eingesetzt war.[1] Dort wurde es ab September 1940 auch im Hochgebirge auch als Polizei-Ski-Bataillon ausgebildet und eingesetzt.[2]
Für den Einsatz erhielten die vier Kompanien und der Stab Feldpostnummern. Der Stab hatte im Frühjahr die Nummer 46393, die 2. Kompanie die 40795 und die 3. Kompanie die Nummer 47946. Im Herbst 1941 erfolgte eine Umgliederung und Neuvergabe von Feldpostnummern, wobei die nun drei Kompanien eine einheitliche FPN, die 46393, erhielten. Da keine Neuvergabe an die 4. Kompanie dokumentiert ist, ist anzunehmen, dass diese, wie bei anderen Einheiten, während des Sommers 1941 aufgelöst wurde. Mit einem Stand vom 1. Mai 1941 wird das Polizei-Bataillon 302 in der Truppengliederung AOK Norwegen als Teil des Polizei-Regiments Norwegen aufgeführt, dass am 16. Februar 1941 vom Befehlshaber der Ordnungspolizei (BdO) "Norwegen" aufgestellt worden war.[1]
Es gibt keine detaillierten Beschreibungen der Operationen und Aufgaben des Verbands in Norwegen, doch man kann davon ausgehen, dass vergleichbare Aufgaben wahrgenommen wurden, wie vom zuvor in diesem Raum eingesetzten Polizei-Bataillon 3. Dies waren Grenzsicherung nach Schweden hin, Sicherung der Merakerbanen-Eisenbahnlinie, Kontrolle der Straßenkreuzungen Stjordal und Storen. Möglicherweise waren Männer des Bataillons bei den Wachdiensten im Strafgefangenenlager "Falstad" eingesetzt, der vom Kommandeur der Schutzpolizei "Drontheim" organisiert wurde.[1] Das Bataillon erhielt am 21. April 1941 den Verlegungsbefehl nach Garmisch in Bayern. Ersetzt wurde der Verband durch das Polizei-Bataillon 251. Hier endete kurz darauf die Einsatzgeschichte als Polizei-Bataillon 302 durch die Umbenennung des Verbands.[3]

Polizei-Gebirgsjäger-Bataillon 302

In Garmisch erfolgte im April 1941 die Umgliederung zum Gebirgsjäger-Bataillon. Erster Kommandeur des "neuen" Verbands blieb Hans Hösl.[1] Die Ausbildung und Neuausrüstung des Verbands erweiterte das Einsatzspektrum des Verbands, der entsprechend verwendet wurde.

Im Juli 1942 wurde der Verband im Rahmen der großen Reorganisation Strukturen der Ordnungspolizei zum I. Bataillon / Polizei-Gebirgsjäger-Regiment 18. Als solches wurde es im Anschluss nach Šentvid (St.Vid), damals am Rand von Ljubljana, aber heute der 13. Stadtbezirk der Großstadt, verlegt.[3] Nachdem das Regiment bei der Aktion Enzian in der Oberkrain die Partisanen geschwächt und die Bevölkerung durch Terror eingeschüchtert hatte, wurden ihre Bataillone Ende des Jahres über Danzig nach Finnland an die karelische Front verlegt. Dort unterstand das Regiment taktisch der 6. SS-Gebirgs-Division.[4] Im Juli 1943 wurde das Regiment nach Griechenland verlegt, wo man sich auf einen möglichen Bündnisaustritt Italiens (Fall Achse) vorbereitete. Das I. Bataillon und der Stab wurden in Athen stationiert.[5] Ab März 1944 führte das I. Bataillon in den Arbeitervierteln von Athen und Piräus Razzien zur Widerstandsbekämpfung (zuerst wegen des Streiks vom 3. bis 6. März 1944) durch. Mit griechischen Sicherheitskräften verstärkt, wurden Bewohner von Stadtvierteln zusammengetrieben. Maskierte griechische Kollaborateure denunzierten angebliche und tatsächliche Kommunisten, die sofort erschossen oder ins KZ Chaidari gebracht wurden. Die Verhafteten wurden teils zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert oder dienten als Geiseln, die bei Vergeltungsmaßnahmen liquidiert werden konnten. Die Angehörigen der dritten und vierten Kompanie waren 1944 an der Verhaftung der Athener Juden beteiligt. Am 2. April wurden diese vom KZ Chaidari nach Auschwitz deportiert, wo sie am 11. April eintrafen. Angehörige der beiden Kompanien sowie der Polizei-Gebirgs-Artillerie-Abteilung begleiteten den Deportationszug.[6]

Als Teil des Polizei-Gebirgsjäger-Regiment 18 war der Verband gesichert in Kriegsverbrechen in Slowenien und Griechenland verwickelt. Die Veteranen organisierten Kameradschaftstreffen, bei denen u. a. Belange von juristischen Ermittlungen abgesprochen wurden. Sämtliche staatsanwaltlichen Ermittlungen nach dem Krieg wurden eingestellt.[7]

Literatur

  • Massimo Arico: Ordnungspolizei Vol. 1 – Encyclopedia of the German Police Battalions September 1939/July 1942. Leandor&Ekholm Publishing, Stockholm 2011, ISBN 978-91-85657-99-5.
  • Ralph Klein: Das SS-Polizei-Gebirgsjäger-Regiment 18. In: Wolfgang Schulte (Hrsg.): Die Polizei im NS-Staat. Verlag für Polizeiwissenschaft, Frankfurt 2009, ISBN 978-3-86676-093-6, S. 201–218.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Arico: Ordnungspolizei Vol. 1 2004, S. 389
  2. Ralph Klein: Das SS-Polizei-Gebirgsjäger-Regiment 18. S. 203.
  3. a b Arico: Ordnungspolizei Vol. 1 2004, S. 390
  4. Ralph Klein: Das SS-Polizei-Gebirgsjäger-Regiment 18. S. 209.
  5. Ralph Klein: Das SS-Polizei-Gebirgsjäger-Regiment 18. S. 211.
  6. Ralph Klein: Das SS-Polizei-Gebirgsjäger-Regiment 18. S. 214 f.
  7. Ralph Klein: Das SS-Polizei-Gebirgsjäger-Regiment 18. S. 217 f.