Plaza de Armas (Santiago de Chile)
Die Plaza de Armas von Santiago (span. Plaza de Armas de Santiago) ist das urbane Zentrum der historischen Innenstadt von Santiago, Chile. Der Hauptplatz markiert den Ausgangspunkt der Gründung der Stadt und konzentriert historisch bedeutende Verwaltungs-, Kirchen- und Kulturgebäude. Er gilt als das symbolische und geografische Herz Santiagos.[1]
Geschichte
Über Jahrhunderte hinweg lautete die offizielle Version über die Entstehung der Plaza de Armas von Santiago, dass der Konquistador Pedro de Valdivia ihre Anlage auf einem unbebauten Gelände angeordnet habe.[2] Studien des Archäologen Rubén Stehberg und des Historikers Gonzalo Sotomayor, veröffentlicht im Bulletin des Nationalmuseums für Naturgeschichte Chiles, legen jedoch nahe, der Platz sei auf einer Siedlung des Inkareichs errichtet worden.[3]

Der spanische Alarife (Baumeister oder Architekt) Pedro de Gamboa entwarf nach der Stadtgründung am 12. Februar 1541 den Stadtplan von Santiago nach dem Modell des hippodamischen Schemas.[4] Dieses folgte vermutlich dem Muster eines Kancha, auch Gran Tambo genannt,[5] eines grundlegenden Inka-Bausystems rund um einen rechteckigen Innenhof. Während der Kolonialzeit war der Platz der wichtigste gesellschaftliche Treffpunkt der Gesellschaft von Santiago. Die zentralen Verwaltungs- und Religionsinstitutionen errichteten ihre Sitze rund um den Platz: die Kathedrale von Santiago, die Residenz des Gouverneurs von Chile (wo sich heute das Hauptpostamt Correos de Chile befindet), die Real Audiencia und das koloniale Rathaus (cabildo, heute Kommune- bzw. Stadtrat). In der Mitte des Platzes befand sich der Galgen für öffentliche Hinrichtungen, eine Möglichkeit für die Real Audiencia, Macht und Einfluss zu demonstrieren.[6] In der Umgebung ließen sich kreolische Familien und peninsulares nieder, die zur Aristokratie und zum Adel der Generalkapitanat von Chile gehörten. Später entstand in der Nähe der zentrale Markt, der für den Handel der Stadt zunehmend an Bedeutung gewann.[7]
1779 wurde der Bau der Casa Colorada abgeschlossen, der Residenz des damaligen Gouverneurs von Chile, Mateo de Toro y Zambrano, nur wenige Meter vom Platz entfernt. Das Projekt wird dem portugiesischen Architekten Joseph de la Vega zugeschrieben. Heute ist das Gebäude als Museo de Santiago erhalten.[8]
Nach der Unabhängigkeit Chiles wurde der Platz von Plaza Mayor in Plaza de la Independencia (Unabhängigkeitsplatz) umbenannt, doch dieser Name setzte sich nicht durch. Stattdessen blieb die historische Bezeichnung Plaza de Armas in Gebrauch.[9]
Gestaltung und Ausstattung

Die Plaza de Armas von Santiago vereint historische und moderne Elemente, die ihren urbanen und kulturellen Charakter prägen. Über einen längeren Zeitraum hinweg war sie als offene, schmucklose Fläche konzipiert, die eine multifunktionale Nutzung des Raumes erlaubte. Später kamen typische Bestandteile städtischer Parks hinzu, darunter Vegetation, ein Springbrunnen,[10] Skulpturen und Sitzbänke. Heute ist die Plaza durch bedeutende historische Denkmäler gekennzeichnet, insbesondere durch das Reiterstandbild des Stadtgründers Pedro de Valdivia im Zentrum sowie durch zahlreiche Gedenkplastiken, die historische Persönlichkeiten Chiles und wichtige Ereignisse der Stadtgeschichte darstellen. An einer Seite des Platzes befindet sich ein Denkmal für die indigenen Völker Chiles, geschaffen von dem Bildhauer Enrique Villalobos.[11]
Die Bepflanzung besteht überwiegend aus Schattenbäumen wie Platanen und Akazien, die entlang von Fußgängerwegen angeordnet sind, ergänzt durch Ziersträucher und Pflanzgefäße, welche Ruhezonen und Orte der Kontemplation schaffen. Die Pflasterung folgt dem historischen Raster des ursprünglichen Stadtplans, wobei die Wege verschiedene Bereiche für Freizeit, Handel und Erholung gliedern. Eine Tafel mit den Buchstaben STGO (Abkürzung für Santiago) befindet sich vor dem Rathaus, wo Touristen Fotos mit den wichtigsten architektonischen Wahrzeichen im Hintergrund aufnehmen.[12] Zudem verfügt die Plaza über einen Musikpavillon für kulturelle Darbietungen.
Seit ihrer Gründung hat die Plaza de Armas zahlreiche Umgestaltungen erfahren, um den urbanen Anforderungen der chilenischen Hauptstadt gerecht zu werden. Zu den jüngsten und bedeutendsten Eingriffen zählen die zwischen 1998 und 2000 durchgeführten Arbeiten, in deren Rahmen die Metro-Station Plaza de Armas eröffnet und der Platz in das städtische Nahverkehrssystem integriert wurde. Eine weitere Modernisierung erfolgte 2014 und umfasste die Installation von Sicherheits- und Überwachungssystemen, LED-Beleuchtung sowie öffentlichen Zugang zu drahtlosem Internet.[13]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Conoce la historia de la Plaza de Armas de Santiago en City Tour. 28. November 2022, abgerufen am 1. September 2025 (spanisch).
- ↑ El desaparecido asentamiento inca sobre el que se fundó Santiago de Chile. In: BBC News Mundo. (bbc.com [abgerufen am 1. September 2025]).
- ↑ Rubén Stehberg, Gonzalo Sotomayor: Mapocho Incaico. In: Bulletin des Nationalmuseums für Naturgeschichte von Chile. 2012, abgerufen am 1. September 2025 (spanisch).
- ↑ El damero original. In: Memoria Chilena. Chilenische Nationalbibliothek, abgerufen am 1. September 2025 (spanisch).
- ↑ La investigación que derrumba la historia oficial sobre la fundación de Santiago. In: Diario y Radio Universidad Chile. Archiviert vom am 28. Dezember 2024; abgerufen am 2. September 2025 (spanisch).
- ↑ La horca en la Plaza de Armas. In: El Pensador. 18. Oktober 2020, abgerufen am 1. September 2025 (spanisch).
- ↑ Plaza de Armas de Santiago – Red Cultural. Abgerufen am 1. September 2025 (es-CL).
- ↑ Casa Colorada. In: www.monumentos.gob.cl. Nationaler Denkmalrat von Chile, abgerufen am 1. September 2025 (spanisch).
- ↑ Thomas Thayer Ojeda: Santiago durante el siglo XVI : constitución de la propiedad urbana i noticias biográficas de sus primeros pobladores. 1905, abgerufen am 1. September 2025 (spanisch).
- ↑ Marcela Cerda y Diego Villegas: El desconocido funcionamiento de las fuentes de agua en Santiago. In: La Tercera. 9. Februar 2013, abgerufen am 1. September 2025 (spanisch).
- ↑ Enrique Villalobos. In: Artistas Visuales Chilenos. Nationalmuseum der Schönen Künste von Chile, abgerufen am 1. September 2025.
- ↑ Cooperativa.cl: [Fotos] Municipio giró letrero STGO ubicado en Plaza de Armas. Abgerufen am 1. September 2025 (spanisch).
- ↑ Inauguración Plaza de Armas. Abgerufen am 1. September 2025 (spanisch).
Koordinaten: 33° 26′ 16,7″ S, 70° 39′ 1,4″ W