Pisse (Band)

Pisse
Pisse im SO36 mit Sänger Kruscha (rechts, 2018)

Pisse im SO36 mit Sänger Kruscha (rechts, 2018)

Allgemeine Informationen
Herkunft Hoyerswerda, Deutschland
Genre(s) Post-Punk, Electropunk
Aktive Jahre
Gründung 2012
Auflösung
Website pisse.home.blog
Aktuelle Besetzung
Ronny (Hanni Kruscha)
Ronny
Ronny
Ronny

Pisse ist eine deutschsprachige Post-Punk-Band, die im Jahr 2012 in Hoyerswerda gegründet wurde.

Geschichte

Die Band wurde 2012 in Hoyerswerda gegründet. Sänger ist Hanni (Johannes) Kruscha.[1] Alle vier Mitglieder nutzen das Pseudonym Ronny, ein in der DDR populärer Vorname.[2] Ein Mitglied stammt aus Mücka. Kruschas Cousin, dessen Name wie bei den anderen Bandmitgliedern unbekannt ist, spielt ebenfalls in der Band. Zuvor spielten die beiden in der Band DIN A4, die in der Kulturfabrik Hoyerswerda probte. Dort absolvierte Kruscha seinen Zivildienst.

Sänger Kruscha wuchs in einer sorbischen Familie auf und besuchte eine sorbische Grundschule. Seine Kinder haben sorbische Vornamen.[3] Zusammen mit dem Nebelschützer Sänger Jacke Schwarz (Jacob Zschornak) gewann Kruscha 2009 als Duo Schwarze Birne (später sorbisch: Čorna Krušwa) den Liedermacherpreis Hoyschrecke.[4] Die Band tourte durch verschiedene europäische Länder und veröffentlichte zwei EPs mit deutschsprachigen Stücken.[5] Kruscha und Zschornak hatten zuvor in den Bands Dr. Robotnic und Plattenbauromantik gespielt.[6] Die Band Čorna Krušwa ist Teil der Ausstellung im Sorbischen Museum in Bautzen.

Einige der seit 2013 erschienenen Pisse-Veröffentlichungen sind vergriffen.[7] Das von Brezel Göring aufgenommene und produzierte Album Mit Schinken durch die Menopause (2015) wurde vom Musikexpress 2023 unter die 50 besten Punkalben aller Zeiten gewählt.[8] Internationale Bekanntheit erlangte ihr Song Fahrradsattel 2021 über das soziale Netzwerk Tiktok.[9] Der Song wurde bis 2025 100 Millionen Mal auf Spotify abgespielt.[10]

Zum zehnjährigen Bandjubiläum traten Pisse in der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz auf, das Konzert wurde mit Plakaten mit der Aufschrift „Pisse – bestuhlt“ (Wortspiel mit Bestuhlung und Stuhlgang) angekündigt.[2] Mit dem Vertrieb eines Soli-T-Shirts warb die Band 2025 für Spenden an das Hamburger Hafenklang und die Hilfsorganisation Cadus.[11]

Stil

Theremin bei Livekonzert (2018)

Charakteristisch sind ein rauer Gesang sowie der Einsatz des Synthesizers und des Theremins.[12] Außerdem gibt es Samples aus Filmen, etwa aus Nicht löschbares Feuer (1969) von Harun Farocki auf Mit Schinken durch die Menopause oder aus Kuhle Wampe auf Kohlrübenwinter.

Jens Uthoff von der taz rechnet die Band zur Post-Punk-Renaissance in Deutschland, die diese Musikrichtung der 1980er Jahre aufgreift. Zusammen mit Puff! wird Pisse als „rotziger“ und „sarkastischer“ als andere derartige Bands bewertet und mit der Band Die Goldenen Zitronen verglichen.[13] Konstantin Nowotny bezeichnete den Stil in der Jungle World als „Ostpunk“.[14]

Diskografie

  • 2013: Kairo / Pisse / Dikloud (Split-10"-EP, Mamma Leone, Mamma Leone Records 001)
  • 2014: Praktikum in der Karibik (7"-EP, Mamma Leone, MLR003 / Neuauflage: Phantom Records, PHNTM09, 2014/15/16)
  • 2014: Kassette (MC Compilation, Phantom Records, PHNTM07)
  • 2015: Mit Schinken durch die Menopause (LP, Phantom Records, PHNTM10 / Beau Travail BT-09)
  • 2016: Kohlrübenwinter #1 (7"-EP, Phantom Records, PHNTM15 / Beau Travail, BT-12)
  • 2016: Kohlrübenwinter #2 (7"-EP, Harbinger Sound, Harbinger162 / In A Car, In A Car 004)
  • 2018: Pisse / Perky Tits (Split-10"-EP, Phantom Records, PHNTM24)
  • 2018: Hornhaut ist der beste Handschuh (7"-EP, Phantom Records, PHNTM29)
  • 2020: Pisse s/t (LP, Phantom Records, PHNTM46 / Harbinger Sound, Harbinger191)
  • 2022: Lambada (7"-EP, Phantom Records, PHNTM76)
  • 2024: Jammertal / Vetschau (7"-EP, Phantom Records)
  • 2024: Dubai (Album)

Literatur

  • Jonas Engelmann (Hg.): Damaged Goods. 150 Einträge in die Punk-Geschichte. Ventil Verlag, Mainz 2016, ISBN 978-3-95575-061-9.
Commons: Pisse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Johannes Kruscha (Hanni). Abgerufen am 8. April 2025.
  2. a b Ulrich Gutmair: Punkband Pisse ist zehn geworden: Fliegerbombe, späte Rache. In: Die Tageszeitung: taz. 12. April 2023, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 27. Oktober 2023]).
  3. Grit Lemke: Hoyerswerda: »Ein besonders schräger Vogel von Stadt«. In: nd-aktuell.de. 10. Januar 2025, abgerufen am 8. April 2025.
  4. Hoyschrecke 2009. In: Hoyschrecke Liederfest Hoyerswerda. 13. April 2012, abgerufen am 6. September 2025.
  5. https://cornakruswa.bandcamp.com/album/orna-kru-wa-2
  6. „Schwarze Birne“ plant CD-Veröffentlichung - hoyte24 - Nachrichtenportal für Hoyerswerda. 19. Juli 2011, abgerufen am 6. September 2025.
  7. Pisse. In: Discogs. Abgerufen am 27. November 2016.
  8. Das sind die 50 besten Punk-Alben aller Zeiten. In: Musikexpress. 2. Juni 2023, abgerufen am 27. Oktober 2023 (deutsch).
  9. Wie die Punk-Band Pisse mit „Fahrradsattel“ einen TikTok-Welthit landete. In: Testspiel.de. 7. Juli 2022, abgerufen am 13. August 2022.
  10. Joachim Hentschel: Punk als Widerstand gegen AfD und Rechtsruck: „Dieses Land sucht den Notausgang“. 7. April 2025, abgerufen am 6. September 2025.
  11. Pisse T-Shirt. Abgerufen am 22. Mai 2025.
  12. Kristoffer Cornils: Alles scheiße (außer Pisse) – Schnipo Schranke vs. Pisse. In: Spex. 28. Dezember 2015, abgerufen am 13. Januar 2022.
  13. Jens Uthoff: Post-Punk-Renaissance in Deutschland: Mit Karies und Pisse gegen Stillstand. In: taz.de. 17. Juli 2016, abgerufen am 13. Januar 2022.
  14. Konstantin Nowotny: Feinsinniger Hass. Abgerufen am 29. Oktober 2023.