Pierre Bouquin

Porträt Pierre Bouquins von Jacques Granthomme d. J. (Kupferstich um 1650)

Pierre Bouquin (* 1510 in Bordeaux; † 1582 in Lausanne) war ein französischer Karmelitermönch, Prior, Prediger und reformierter Theologe.[1]

Leben

Pierre Bouquin wurde 1510[2] oder spätestens 1515 in Bordeaux, Westfrankreich, geboren.[3] Am 23. April 1539 verlieh ihm die Universität Bourges nach dortigem Studium die theologische Doktorwürde. Er war kurz darauf zunächst Mönch, dann Prior des Karmeliterordens geworden, verließ diesen 1541 allerdings, weil er sich der Reformation zuwand, und floh über Basel, wo er sich am 17. Oktober 1541 an der Universität einschrieb, und Leipzig nach Wittenberg. Im September 1542 berief man ihn als Lehrer für Neues Testament zur Universität Straßburg. Gegen Ende des Jahres jedoch zog er zurück nach Bourges, um an der dortigen Universität zu unterrichten.

Bouquin wurde dort zudem Domprediger, aber kurz darauf entzog man ihm dieses Amt wegen seiner evangelischen Gesinnung. Deswegen wurde er vor dem Erzbischof von Paris angeklagt, entging dem ganzen allerdings, als er im Jahr 1555 nach Straßburg fliehend zurückkehrte. Dort setzte man ihn 1555 für zwei Jahre als Prediger einer französischen Gemeinde ein.

Zum Professor der Theologie an der Universität Heidelberg berief man ihn 1558; bereits seit dem vorherigen Jahr hielt er sich in der Stadt auf und hatte sich am 17. Februar immatrikuliert, um die dortige Doktorwürde zu erlangen. Dekan der theologischen Fakultät wurde im September 1559[4] und Kirchenratsmitglied 1560; es ernannte ihn Kurfürst Friedrich III., gerade wegen Bouquins reformatorischer Gesinnung. Mit Caspar Olevian sowie Zacharias Ursinus veröffentlichte er den Heidelberger Katechismus. Im Juni 1560 nahm er an einer Disputation mit Lutherischen teil, bei der es um das Abendmahl ging; ebenfalls beteiligte er sich am Maulbronner Religionsgespräch im April 1564.

Als Friedrich III. am 26. Oktober 1576 starb, wurde sein Sohn Ludwig VI. sein Nachfolger und bemühte sich, in der Pfalz das Luthertum gegen die Reformierte Kirche wieder durchzusetzen. Dazu entmachtete er 1577 unter anderem reformierte Hochschullehrer und auch Prediger; somit verlor Bouquin seine Ämter zwischen August und Dezember 1577.[5] Daher ging er nach Lausanne, um an der dortigen Universität im Jahr 1578 Professor und auch Prediger zu werden. Vier Jahre danach verstarb er.

Schriften (Auswahl)

  • Ad calumnias doctoris cuiusdam avii in evangelii professores Defensio, Kohl, Heidelberg 1558.
  • Examen libri, quem D. Til. Heshusius nuper scripsit de praesentia corporis Christi in coena Domini, Oporinus, Basel 1561.
  • Exegesis divinae atque humanae koinonías, Ludwig Lucius, Heidelberg 1561.
  • Ivdicii Philippi Melancthonis De Coena Domini Ivsta Defensio, Adversvs Inivstam Vim T. Heshusij. N. Villagangnonis, Genf 1562.
  • Canones Qvibvs Defenditvr Dianoia In Verbis Christi, Hoc Est Corpvs Mevm: et Controversiae De Coena Domini atque similium dijudicandae certissima ratio demonstratur, Michael Schirat, Heidelberg 1563.
  • De Vna Et Ea Perpetva Totivs Christi praesentia in sua Ecclesia peregre agente Thesium sectiones XXV, Michael Schirat, Heidelberg 1565.
  • Adsertio veteris et veri christianismi adversus novum et fictum jesuitismum, Heidelberg 1576 und 1579.
    • A defence of the olde, and true profession of Christianitie against the new, and counterfaite secte of Jesuites, or fellowship of Jesus, John Wolf und Henry Kirkham, London 1581.
  • Brevis Notatio Praecipuarum Causarum Diuturnitatis controversiae de Coena Domini, Harnisch & Maier, Heidelberg 1576, Neapel 1582.
  • mit Johannes Brenz: Joannis Brentii vetus sententia de Coena Domini, Johannes Maier, Heidelberg 1576.
  • Oratio De Vita Et Morte Illustrissimi Principis Ac Domini Friderici III. Comitis Palatini ad Rhenum, Ducis Bauariae, Mareschal, Lyon und Heidelberg, 1577.
  • Apodeixis antichristianismi, qua christianismum veram religionem, pharisaismum christianismo contrarium, papismum pharisaismo simillimum esse ostenditur, Eustache Vignon, Genf 1583.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Bouquin, Pierre; geb. 1510; gest. 1582. Brief von Pierre Bouquin, Emanuel Tremellius und Girolamo Zanchi an Unbekannt, 17.02.1574, Website brema.suub.uni-bremen.de (abgerufen am 6. September 2025)
  2. Pierre Bouquin}, Website deutsche-digitale-bibliothek.de (abgerufen am 6. September 2025)
  3. Pierre Bouquin (1510/15-1582), Theologe, Philologe; Prior des Karmeliterklosters Bourges bis 1541, Prof. in Heidelberg, Website bavarikon.de (abgerufen am 6. September 2025)
  4. Peter Bouquin Bosquinus, Website database.rag-online.org (abgerufen am 6. September 2025)
  5. Brief-ID 11294: 4. Oktober [1577&rvrack;, Heidelberg. Pierre Bouquin an [Ludwig I., Graf von Sayn zu Wittgenstein] in [Berleburg], Theologenbriefwechsel im Südwesten des Reichs in der Frühen Neuzeit (1550–1620), Website thbw.hadw-bw.de (abgerufen am 6. September 2025)