Philokalie

Titelblatt einer russischen Übersetzung von 1905.

Die Philokalie (griechisch Φιλοκαλία) ist eine Anthologie von Auszügen aus Werken, Sprüchen (Apophthegma), Belehrungen von ursprünglich 26, später 38 asketischen christlich-orthodoxen Schriftstellern (Altvätern, Wüstenvätern) aus dem 4. bis 15. Jahrhundert. In der Philokalie wird das Ziel der östlichen Spiritualität und Askese beschrieben, durch das rein geistige Gebet oder die Gottversenkung (Hesychia) zur Vereinigung mit Gott (Theosis) zu gelangen. Die Philokalie gehört zu den verbreitetsten Büchern der Ostkirche, besonders in Russland.[1]

Name

Das griechische Wort Philokalia (Φιλοκαλία) bedeutet Liebe zur Schönheit, d. h. zur Tugend oder geistigen Schönheit, und wird auch mit Tugendliebe übersetzt. Nach Walter Nigg müsste der Titel wiederzugeben sein mit: „Die Liebe der heilig Nüchternen zur geistigen Schönheit.“

Entstehung

Die erste Sammlung erfolgte auf dem Berg Athos durch den Mönch Nikodemos Hagioreites, der von 1775 bis 1809 dort lebte. Anlass für die Anthologie war in erster Linie ein mystisch-asketisches Handbuch für Mönche.[1] Sie erschien erstmals auf Griechisch mit 1207 doppelspaltig bedruckten Seiten im Jahr 1782 in Venedig, finanziell unterstützt von Johann Maurogordatus aus einer damals einflussreichen griechischen Dynastenfamilie in der Moldau und Walachei. Diese Ausgabe wurde 1982 in fünf Bänden nachgedruckt.[2]

Inhalt

Die Philokalie enthält Auszüge, Lehr- und Weisheitssprüche und Belehrungen, die von den Asketen und Theologen aus dem 4. bis 15. Jahrhundert stammen. Diese wurden ursprünglich von ihnen selbst oder von ihren Schülern und Zeitgenossen mündlich und schriftlich festgehalten und überliefert.[1]

Bedeutende Autoren der Philokalie sind Gregor Sinaites, Symeon der Neue Theologe, Johannes von Damaskus, Makarios der Ägypter, Isaak von Ninive und Ephraem der Syrer, Euagrios Pontikos, Johannes Klimakos, Gregorios Palamas.

Kirchenslawische Übersetzung

Der Archimandrit und Starez Paissij Welitschowski (1722–1794) übersetzte die Sammlung des Nikodemos Hagioreites ins Kirchenslawische. Dieses Werk wurde 1793 in zwei Foliobänden in Sankt Petersburg als Dobrotoljubie („Liebe zur Tugendschönheit“) gedruckt. 1877 gab das russische Panteleimonkloster auf dem Athos eine erweiterte 5-bändige Philokalie in modernem Russisch heraus. Die Übersetzung stammte vom Einsiedler Theophan Goworow (auch Feofan der Klausner genannt), dem früheren Bischof von Tambow und Wladimir.

Einzelnachweise

  1. a b c Igor Smolitsch, in Matthias Dietz, Kleine Philokalie, S. 1
  2. Φιλοκαλία τῶν νηπτικῶν συνερανισθεῖσα παρὰ τῶν ἁγίων καὶ θεοφόρων πατέρων ἡμῶν („Philokalia der Asketen, gesammelt von unseren heiligen und Gott–tragenden Vätern“). 5 Bände. Athen, Verlag Astir (Ἀστήρ), 1982.

Literatur

  • Manfred Baumotte (Hrsg.). Einleitung von Igor Smolitsch. Kleine Philokalie. Betrachtungen der Mönchsväter über das Herzensgebet. Benziger, Zürich 1997, ISBN 3-545-20309-3
  • Matthias Dietz (Hrsg.). Kleine Philokalie. Betrachtungen der Mönchsväter über das Herzensgebet. Benziger, Zürich 1996, ISBN 3-545-20503-7
  • G. E. H. Palmer, Philip Sherrard, Kallistos Ware: The Philokalia, The Complete Text. Compiled by St Nikodimos of the Holy Mountain and St Makarios of Corinth, Vol. 1-4 ISBN 0-571-11377-X, ISBN 0-571-13013-5, ISBN 0-571-15466-2, ISBN 0-571-17525-2, ISBN 0-571-19382-X
  • Philokalie der heiligen Väter der Nüchternheit. 5 Bände. Verlag Der Christliche Osten, 2. Aufl. Würzburg 2007. ISBN 3-927894-37-0