Peter Kirchberg

Peter Kirchberg bei einem Vortrag im Horchmuseum Zwickau

Peter Kirchberg (* 25. Juni 1934 in Dresden; † 14. Oktober 2023 in Dresden) war ein deutscher Automobilhistoriker und Hochschullehrer.[1]

Biografie

Kirchberg war das erste Kind von Hellmuth und Johanna (geb. Bluth) Kirchberg. Nach dem Abitur von 1953 an der Kreuzschule in Dresden studierte er an der Universität Leipzig Geschichte: 1957 schrieb er seine Diplomarbeit zum Thema Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Spätmittelalters (Hanse). Im Anschluss schrieb er Artikel für die Sportredaktion des Sächsisches Tageblattes. Dadurch wurde er mit der Fahrschule Melkus in Dresden bekannt und er wirkte für achtzehn Monate als Fahrlehrer.

Im Jahr 1960 wurde er Assistent am Institut für Geschichte der Technik und Naturwissenschaften an der damaligen Technischen Hochschule Dresden. Erste größere Arbeit war das Exposé für die Gestaltung des Motorradmuseums auf der Augustusburg. Des Weiteren ergab sich eine Mitarbeit an der Restauration technischer Denkmale im Erzgebirge z. B. dem Technischen Museum Frohnauer Hammer in Annaberg-Buchholz. Weiterhin begannen Archivstudien am Staatsarchiv Leipzig und dem Hauptstaatsarchiv Dresden zur DKW-Renngeschichte sowie dem Aktenbestand der Auto Union AG. Damit entstanden erste Kontakte zur Geschichte der Automobilindustrie. Nach Auflösung des Instituts für Geschichte der Technik an der Technische Universität Dresden ab Februar 1963 begann er nochmal als Nachrichtenredakteur beim Sächsischen Tageblatt.

Die umfangreichen Literaturstudien in den Archiven führten zu ersten kleinen Veröffentlichungen über Vor- und Anfangsgeschichte des Kraftfahrzeugs und als externer Doktorand 1964 zur Promotion über die Geschichte der Auto Union AG Chemnitz. Betreut wurde diese Arbeit von Elfriede Rehbein, Direktorin des Verkehrsmuseum Dresden und Leiterin des Instituts für Verkehrsgeschichte an der Hochschule für Verkehrswesen Friedrich List (HfV). Dort bekam er im gleichen Jahr eine Tätigkeit als Oberassistent auf dem Gebiet des Kraft- und Luftverkehrs. 1978 hat er die Habilitation mit dem Thema Entwicklung von Technik und Technologie in der deutschen Kraftfahrzeugindustrie von den Anfängen bis 1929 erfolgreich beendet. Er wurde 1980 zum Dozent für Wirtschafts- und Verkehrsgeschichte an der gleichen Hochschule berufen. Veranlasst durch seine Veröffentlichungen zur Geschichte der Auto Union AG und ihrer Vorgängerunternehmen erhielt er über die Hochschule Aufträge der Volkswagen AG Wolfsburg über technisch-historische Studien zu den Wurzeln des Konzerns. Es waren drei große Studien zur Entwicklung der DKW-Kraftfahrzeuge, der Entwicklung der Audi-Kraftfahrzeuge und des Motorsports der Auto Union AG. Diese erfolgreiche Zusammenarbeit ebnete ihm später den Weg zur Audi AG nach Ingolstadt.

Kirchberg wurde 1990 zum Professor für Technik- und Verkehrsgeschichte an der Hochschule für Verkehrswesen in Dresden berufen. Dort war er Prorektor für Lehre und Studierende bis zur Schließung der Hochschule im Jahr 1992. Er gründete nun ein eigenes Forschungsbüro für Technik- und Verkehrsgeschichte. Durch die engen Kontakte zur Audi AG wurde er Berater für Traditionspflege und Unternehmensgeschichte in Ingolstadt. Daraus resultierten zahlreiche Forschungsprojekte, Mitarbeit am Entstehen des Audi museum mobile in Ingolstadt, verantwortliche Mitarbeit am Entstehen und am Museumsexposé des August Horch Museums in Zwickau, Initiator und Leiter der Automobilhistorischen Colloquien an der Westsächsische Hochschule Zwickau und am August Horch Museum. 1997 wurde er Mitbegründer der Automobilhistorische Gesellschaft (AHG), 2002 bis 2015 Präsident des Horch Clubs und bis zu seinem Tode 2023 Ehrenpräsident.

Peter Kirchberg war seit 1965 mit Juliane Kirchberg verheiratet. Das Ehepaar hatte drei Kinder.

Ehrungen

  • 2009: Goldener Kolben (bisher einzige Auszeichnung für einen Automobilhistoriker)
  • 2022: August Horch Ehrenpreis der IHK Chemnitz, das Netzwerk Automobilzulieferer Sachsen (AMZ), das August Horch Museum Zwickau und der DRH Vermögensverwaltung GmbH für Verdienste und Innovationen rund um den sächsischen Automobilbau
  • 2022: Metternich-Büste der Automobilhistorischen Gesellschaft für sein literarisches Lebenswerk
  • 2023: Martin-Römer-Ehrenmedaille der Stadt Zwickau

Autor

Peter Kirchberg begann in den 1970er Jahren Bücher zu schreiben. Dem vorausgegangen war 1961 Jahren die Gründung einer Arbeitsgemeinschaft Automobilgeschichte. Mitglieder wurden neben Kirchberg auch Paul Gränz, mit dem er bis zu dessen Tode 1982 drei Bücher schrieb. Außerdem gehörten dazu Rudolf Seidel, Reichsbahnoberrat und technischer Leiter des Verkehrsmuseums Dresden, Rudi Hiller, Gründer des Motorradmuseums auf der Augustusburg und Erich Rulf aus Nordhausen. Ihr Aufgabengebiet war die Erforschung des Fahrzeugbaus auf ostdeutschem Gebiet von den Anfängen bis 1945. So erschien 1975 Ahnen unserer Autos; 1974 Oldtimer von einst, 1978 Klassiker auf vier Rädern.

Veröffentlichungen

  • Zusammen mit Hans-Joachim Lehne: Kraftfahrzeug und Kraftverkehr. Vom Pferdewagen zum Schwerlastzug. PGH Hawege, Schönbrunn (Thüringen) 1968.
  • Zusammen mit Paul Gränz: Ahnen unserer Autos. Eine technikhistorische Dokumentation. Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1975, 2. Auflage 1977, 3. Auflage 1980, 4. Auflage 1981.
  • Oldtimer von einst. Berlin 1974.
  • Zusammen mit Paul Gränz: Klassiker auf vier Rädern. Urania Verlag, Berlin 1978.
  • Oldtimer – Autos von einst. Urania Verlag, Leipzig 1981.
  • Grand Prix Report Auto Union 1934 - 1939. Berlin und Stuttgart 1982.
  • Autos aus Zwickau. Berlin 1985
  • Bildatlas Auto Union. Eine technik-historische Fotodokumentation. Berlin 1987.
  • Dixi, Horch, Trabant & Co. Suderburg 1990
  • Horch – Prestige und Perfektion. Suderburg 1994, zweite Auflage 2001
  • AUDI AG Ingolstadt. In: Westsächsischer Bezirksverein Chemnitz des VDI (Hrsg.): Festschrift 130 Jahre VDI in Chemnitz. Selbstverlag VDI, Chemnitz 1996, S. 116–124.
  • Plaste, Blech und Planwirtschaft. Die Geschichte des Automobilbaus in der DDR. Berlin 2000, dritte Auflage 2004, 4. Auflage 2020
  • August Horch. Ich baute Autos. Vorwort und Herausgabe der Autobiografie im Auftrag des August Horch Museums Zwickau. Zwickau 2003
  • Als Mitautor: Das Rad der Zeit. Die Geschichte der AUDI AG. Delius Klasing Verlag, Bielefeld 1996, ISBN 978-3-7688-1011-1.
  • Zusammen mit Jürgen Pönisch: Horch Typen – Technik – Modelle. Delius Klasing, Bielefeld 2006.
  • Als Herausgeber und Mitautor: Bernd Rosemeyer. Die Schicksalsfahrt. Delius Klasing, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-7688-2505-4.
  • Zusammen mit Ralf Hornung: Audi Automobile 1909–1940. Das Unternehmen – Die Marke – Die Autos. Delius Klasing, Bielefeld 2009, ISBN 978-3-7688-2577-1.
  • Zusammen mit Thomas Erdmann, Ralf Friese, Ralph Plagmann: Vier Ringe. Die Audi-Geschichte. Delius Klasing, Bielefeld 2009, ISBN 978-3-7688-2578-8.
  • Zusammen mit Siegfried Bunke: Vom Horch zum Munga. Militärfahrzeuge der Auto Union. Delius Klasing, Bielefeld 2010, ISBN 978-3-7688-3143-7.
  • Der Typ 650. Bielefeld 2014.
  • Zusammen mit Carl-Horst Hahn: DKW Hahn. Chemnitz 2016.
  • Plaste, Blech und Planwirtschaft. Die Geschichte des Automobilbaus in der DDR. Zettlitz 2020, ISBN 978-3-00-065425-1.
  • Automobilgeschichte in Deutschland. Die Motorisierungswellen bis 1939. Hildesheim 2021, ISBN 3-487-08642-5.
  • Automobilgeschichte in Deutschland. Hildesheim 2021.
  • Als Mitautor: Gläser Karosserie Dresden. Reichenbach 2022.

Einzelnachweise

  1. Nachruf auf Peter Kirchberg