Pavlov u Loštic

Pavlov
Wappen von Pavlov
Pavlov u Loštic (Tschechien)
Pavlov u Loštic (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Olomoucký kraj
Bezirk: Šumperk
Fläche: 2406[1] ha
Geographische Lage: 49° 45′ N, 16° 53′ O
Höhe: 347 m n.m.
Einwohner: 661 (1. Jan. 2023)[2]
Postleitzahl: 789 85
Kfz-Kennzeichen: M
Verkehr
Straße: VranováLoštice
Struktur
Status: Gemeinde
Ortsteile: 3
Verwaltung
Bürgermeister: Alois Švec (Stand: 2019)
Adresse: Pavlov 42
789 85 Mohelnice
Gemeindenummer: 540609
Website: www.pavlovulostic.cz
Dorfanger von Pavlov

Pavlov (deutsch Pawlow) ist eine Gemeinde in Tschechien. Sie liegt fünf Kilometer südwestlich von Mohelnice und gehört zum Okres Šumperk.

Geographie

Pavlov befindet sich in der Bouzovská vrchovina (Busauer Bergland) auf einem Sattel über den Tälern der Třebůvka, Radnička und des Podhrádek. Nordöstlich erhebt sich die Horka (374 m) und im Südwesten die Skalka (371 m).

Nachbarorte sind Svinov und Líšnice im Norden, Újezd und Horní Krčmy im Nordosten, Žádlovice, Bradlec und Vlčice im Osten, Lechovice und Markrabka im Südosten, Jeřmaň, Radnický Mlýn und Radnice im Süden, Vranová Lhota und Veselí im Südwesten, Vacetín, Střítež und Malá Střítež im Westen sowie Zavadilka im Nordwesten.

Geschichte

Pavlov (Pawlow)

Die erste schriftliche Erwähnung des zum Freigut Líšnice gehörigen Dorfes Pavlov erfolgte im Jahre 1355. Lechovice gehörte ebenfalls zu Líšnice, es wurde erstmals 1490 im Zuge des Verkaufs der Herrschaft an Hans Haugwitz von Biskupitz auf Burg Bouzov als wüstes Dorf genannt. Wahrscheinlich war es 1468 beim Einfall der ungarischen Truppen erloschen. Im 16. Jahrhundert wurde Lechovice wieder besiedelt und zu einem selbstständigen Gut mit Feste, Hof und Brauerei ausgebaut, dem die Dörfer Pavlov, Radnice und Lhotka untertänig waren. Später entstand in Lechovice noch eine Brennerei und Schäferei. Während des Dreißigjährigen Krieges verödete die Gegend. 1667 sind im Hufenregister für Lechovice 49 Anwesen ausgewiesen, von denen 25 wüst lagen. Ähnlich verhielt es sich in Pavlov, hier lagen von 33 Wirtschaften 13 brach. Nach zahlreichen Besitzerwechseln erwarben 1717 die Olmütz Kartäuser das Gut Lechovice und schlugen es ihrer Herrschaft Doubravice zu. Der Hof Lechovice wurde nach der Aufhebung des Ordens im Zuge der Josephinischen Reformen parzelliert. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde in Pavlov eine utraquistische Dorfschule eingerichtet. 1834 lebten in den 36 Häusern von Lechovice 227 Menschen. Pavlov bestand aus 41 Häusern, die von 369 Menschen bewohnt wurden. Die Bewohner lebten von der Landwirtschaft.

Nach der Aufhebung der Patrimonialherrschaften bildete Pavlov/Pawlow mit dem Ortsteil Lechovice / Lechowitz ab 1850 eine Gemeinde im Bezirk Hohenstadt. 1889 erfolgte eine Teilung Dorfschule in eine tschechische und eine deutsche Schule. Die deutsche Schule wurde 1918 geschlossen.

Bevölkerungsentwicklung von 1880 bis 1921 (mit Lechovice / Lechowitz)
Jahr Einwohnerzahl Bemerkungen
1880 537 175 Deutsche, 362 Tschechen
1890 530 115 Deutsche, 415 Tschechen
1900 504 72 Deutsche, 432 Tschechen
1910 473 19 Deutsche, 473 Tschechen
1921 488 25 Deutsche, 458 Tschechen

1930 lebten in der Gemeinde Pavlov 420 Tschechen und 30 Deutsche. Die überwiegend tschechischsprachige Gemeinde verblieb 1938 nach dem Münchner Abkommen bei der Tschechoslowakei. Sie wurde dem Okres Litovel zugeordnet und lag direkt südlich der Grenze zum Deutschen Reich.

Svinov (Schweine)

Die Ursprünge des Dorfes Schweine sind ungeklärt. Bei Schweine erfolgte ab 1831 durch das Unternehmen Gessner&Pohl aus Müglitz Bergbau auf Graphit. Außerdem betrieb die Eisenhütte Marienthal eine Eisenerzgrube. Aus den bescheidenen Anfängen des Graphikwerkes entstanden im Laufe der Jahre die Josephienhütte und der Amalienschacht mit etlichen Nebenschächten und Gebäuden. Die ca. 100 Mann große Belegschaft förderte aus vier Lagern jährlich ca. 15.000 bis 20.000 Zentner Graphit, der meistens nach England und in die Vereinigten Staaten ausgeführt wurde. Im Jahr 1915 wurde das Bergwerk stillgelegt. Oft ärgerten sich Ortsansässige über den Namen der Gemeinde, daher gab es um 1910 den Versuch der Gemeindevertreter, den Namen in Josephiental zu ändern. In den 1930ern gab es ein Ansuchen auf Umbenennung in Hochfeld. Amtliche Durchführungen erfolgten jedoch in keinem der Fälle. Im Jahr 1938 kam Schweine im Rahmen des Münchner Abkommens zum Deutschen Reich und gehörte bis Frühjahr 1945 zum Landkreis Hohenstadt.

Bevölkerungsentwicklung von 1880 bis 1921
Jahr Einwohnerzahl Bemerkungen
1880 134 113 Deutsche, 6 Tschechen
1890 124 120 Deutsche, 4 Tschechen
1900 122 122 Deutsche, 0 Tschechen
1910 133 133 Deutsche, 0 Tschechen
1921 122 108 Deutsche, 12 Tschechen

Zavadilka (Vierhöfen)

Die Ortschaft Vierhöfen wurde um das Jahr 1360 angelegt und war ursprünglich von vier Bauern besiedelt, vorauf die deutsche Bezeichnung zurückgeht. Die Höfe wurden im Dreißigjährigen Krieg zerstört und erst Ende des 17. Jahrhunderts wieder aufgebaut. Vierhöfen gehörte um 1900 zu Schweine und hatte sich zu einer Ortschaft mit 20 Häusern entwickelt.

Bevölkerungsentwicklung von 1791 bis 1921
Jahr Einwohnerzahl Bemerkungen
1880 97 89 Deutsche, 8 Tschechen
1890 101 101 Deutsche, 0 Tschechen
1900 107 94 Deutsche, 13 Tschechen
1910 118 97 Deutsche, 21 Tschechen
1921 119 98 Deutsche, 18 Tschechen

Vacetín (Dwatzetin)

Dwatzetin verödete 1503 und wurde 1573 wieder aufgebaut. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde es zu einer deutschsprachigen Ortschaft. Dwatzetin gehörte um 1900 ebenfalls zu Schweine und hatte auch 20 Häuser.

Bevölkerungsentwicklung von 1791 bis 1921
Jahr Einwohnerzahl Bemerkungen
1880 120 113 Deutsche, 6 Tschechen
1890 121 121 Deutsche, 0 Tschechen
1900 116 109 Deutsche, 7 Tschechen
1910 94 85 Deutsche, 9 Tschechen
1921 114 85 Deutsche, 28 Tschechen

Geschichte der Gesamtgemeinde nach 1945

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Deutschen vertrieben und die Gemeinde Pavlov in den Okres Zábřeh zurückgegliedert. 1961 wurde die Gemeinde dem Okres Šumperk zugeordnet und zugleich Svinov und Zavadilka als neue Ortsteile angeschlossen. 1976 wurden Radnice und Veselí (mit Vacetín) eingemeindet. Svinov und Zavadilka verloren 1980 ihren Status als Ortsteile. Im Jahre 2001 hatte Pavlov (54 Wohnhäuser) 206 Einwohner, Lechovice (26 Häuser) 86 Einwohner, Radnice (27 Häuser) 86 Einwohner, Svinov (16 Häuser) 59 Einwohner, Zavadilka (16 Häuser) 50 Einwohner, Veselí (18 Häuser) 75 Einwohner und Vacetín (10 Häuser) 23 Einwohner.

Ortsgliederung

Die Gemeinde Pavlov besteht aus den Ortsteilen Pavlov (Pawlow), Radnice (Radnitz) und Veselí (Wesseln)[3] sowie den Ansiedlungen Lechovice (Lechowitz), Svinov (Schweine), Vacetín (Dwatzetin), Zavadilka (Vierhöfen) und den Einschichten Malá Střítež (Klein Trzitisch), Markrabka (Markrafka), Radnický Mlýn (Radnitzer Mühle) und Střítež (Trzitisch). Grundsiedlungseinheiten sind Lechovice, Pavlov, Radnice, Svinov, Vacetín, Veselí und Zavadilka.[4]

Das Gemeindegebiet gliedert sich in die Katastralbezirke Lechovice u Pavlova, Pavlov u Loštic, Radnice, Svinov u Pavlova, Vacetín, Veselí u Mohelnice und Zavadilka.[5]

Sehenswürdigkeiten

  • Burgstätte Obersko aus der Zeit der Lausitzer Kultur, über dem Třebůvkatal bei Markrabka
  • Naturschutzgebiet Rodlen mit außergewöhnlicher Ameisenkolonie, östlich von Lechovice an der Třebůvka
  • barockes Sandsteinkreuz an der Kirche, errichtet zum Ende des 18. Jahrhunderts
  • Kirche des hl. Cyrill und Method, aus dem Jahre 1918
  • Wassermühle Radnický mlýn

Füchsin Bystrouška

1899 arbeitete der junge Stanislav Lolek in der Střítežer Försterei. Später verarbeitete der Maler seine Jugenderlebnisse in einem Bilderzyklus über die Füchsin Bystrouška. Die Wälder um Veselí und Vacetín sind ebenfalls der Schauplatz von Rudolf Těsnohlídeks Kunstmärchen Liška Bystrouška. Die Füchsin Bystrouška bildete die Grundlage für Leoš Janáčeks Oper Das schlaue Füchslein.

Literatur

  • Walter Wollmann (Hrsg.): 2. Auflage. Heimatkreis Hohenstadt-Müglitz, Göppingen 1982, S. 90 f.
  • k.k. Statistische Zentralkommission (Hrsg.): Spezialortsrepertorium von Mähren. Wien 1885
  • k.k. Statistische Zentralkommission (Hrsg.): Spezialortsrepertorium von Mähren. Neubearbeitung auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1890. Wien 1893
  • k.k. Statistische Zentralkommission (Hrsg.): Gemeindelexikon der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder, Band X: Mähren, Bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1900, Wien 1906
  • k.k. Statistische Zentralkommission (Hrsg.): Spezialortsrepertorium von Mähren. Bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910. Wien 1918
  • Statistisches Gemeindelexikon von Mähren und Schlesien, im Verlage des Statistischen Staatsamtes, Prag 1925

Einzelnachweise

  1. http://www.uir.cz/obec/540609/Pavlov
  2. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
  3. http://www.uir.cz/casti-obce-obec/540609/Obec-Pavlov
  4. http://www.uir.cz/zsj-obec/540609/Obec-Pavlov
  5. http://www.uir.cz/katastralni-uzemi-obec/540609/Obec-Pavlov